Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Rcichsspiegel Schließlich ist der Beweis dafür angetreten, daß die Post in Beziehungen Es ist infolgessen nicht möglich gewesen, Zeugnisaussagen unter Eid herbei¬ Dennoch ist erreicht, was ich erreichen wollte, als ich im Sommer Natürlich haben meine Gegner, wie während der ganzen Zeit des Streites, Rcichsspiegel Schließlich ist der Beweis dafür angetreten, daß die Post in Beziehungen Es ist infolgessen nicht möglich gewesen, Zeugnisaussagen unter Eid herbei¬ Dennoch ist erreicht, was ich erreichen wollte, als ich im Sommer Natürlich haben meine Gegner, wie während der ganzen Zeit des Streites, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0206" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320623"/> <fw type="header" place="top"> Rcichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_787"> Schließlich ist der Beweis dafür angetreten, daß die Post in Beziehungen<lb/> zum journalistischen und politischen Dienst der Marokkointeressenten, insonderheit<lb/> der Gebrüder Mannesmann gestanden hat, daß also „Fäden", wie ich sie von<lb/> Anfang an nur meinen konnte und gemeint habe, vorhanden waren. Der Ver¬<lb/> wischung dieser Verbindung, die seitens meiner Gegner durch die Behauptung<lb/> versucht wurde, Herr Pohl habe überhaupt nie mit einem Vertreter der Mannes¬<lb/> mann gesprochen, konnte Herr Dr. Marwitz entgegentreten durch das Zeugnis, daß<lb/> er selbst Herrn Pohl mit dem Leiter des Pressedienstes der Herren Mannesmann<lb/> gelegentlich der Vorbereitung einer „nationalen" Kundgebung habe verhandeln<lb/> gesehen. Das Gericht hat leider meinen schriftlich formulierten Beweisanträgen<lb/> nicht stattgegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_788"> Es ist infolgessen nicht möglich gewesen, Zeugnisaussagen unter Eid herbei¬<lb/> zuführen. Es ist mir infolgedessen auch nicht möglich gewesen, die Tägliche<lb/> Rundschau zu einer eidlichen Aussage zu veranlassen, wie sich ihre Beziehungen<lb/> zu Herrn v. Reibnitz und zu dem in Marokko wirksamen Angestellten der Firma<lb/> Mannesmann, Herrn Dörpinghaus, gestalten. Es ist leider nicht möglich gewesen,<lb/> die Rolle einwandfrei darzustellen, die Herr v. Reibnitz bei der Vorbereitung<lb/> bestimmter nationaler Protestversammlungen gespielt hat. Herr v. Reibnitz hat<lb/> stets die Taktik befolgt, durch seine Vertrauensmänner, die ich in ihren verschiedenen<lb/> Abstufungen als Agenten der Mannesmann bezeichnete, für irgendeine Aktion zu<lb/> interessieren, hat sie in der ihm eigenen vorsichtigen Weise veranlaßt, scharf gegen<lb/> die Regierung Stellung zu nehmen, und ist dann, wenn die Aktion an die Öffent¬<lb/> lichkeit trat, hinter den Kulissen verschwunden, oder aber hat in gemäßigtem Sinne<lb/> auf Resolutionen usw. eingewirkt. Die Nationalliberalen Berlins und der Provinz<lb/> Brandenburg haben gerade mit Rücksicht auf das Auftreten des Herrn v. Reibnitz<lb/> verzichtet, an einer dieser Versammlungen teilzunehmen, da sie auch nicht den<lb/> Anschein erwecken wollten, als gäben sie sich zu einer einseitigen Interessenten-<lb/> Politik her.</p><lb/> <p xml:id="ID_789"> Dennoch ist erreicht, was ich erreichen wollte, als ich im Sommer<lb/> vorigen Jahres meinen Feldzug gegen die Blätter einleitete: ich habe dieÖffent-<lb/> lichkeit darauf hingewiesen, bis zu welchem Grade es Einzelunter¬<lb/> nehmern unter gewissen Umständen möglich geworden ist, auf die<lb/> Stimmung der öffentlichen Meinung und zum Schaden der Gesamt¬<lb/> heit Einfluß zu gewinnen, und ich möchte nur wünschen, daß mein Opfer<lb/> nicht umsonst war. Jetzt ist es Sache des Publikums, sich der gewonnenen Ein¬<lb/> blicke zu seinem Schutz zu bedienen. Sollte ich selbst in Zukunft in eine ähnliche<lb/> Lage geraten, so werde ich trotz der damit verknüpften Unbequemlichkeiten, gestützt<lb/> auf die gemachten Erfahrungen, nicht zögern, genau ebenso vorzugehen, wie ich<lb/> es für die Pflicht eines unabhängigen gut deutschen Publizisten halte. Es bestärken<lb/> mich darin die vielen Sympathieschreiben, die mir aus dem Inland und Ausland<lb/> zugehen und für die ich hierdurch auch öffentlich herzlich danke.</p><lb/> <p xml:id="ID_790" next="#ID_791"> Natürlich haben meine Gegner, wie während der ganzen Zeit des Streites,<lb/> auch während der Verhandlung in Essen und später nicht ohne Erfolg versucht,<lb/> die Aufmerksamkeit von den Hauptpunkten abzulenken. Zu diesen Versuchen gehört<lb/> auch das Dementi des Herrn v. Reibnitz in der Post. Herr v. Reibnitz<lb/> schreibt in der Post: „Nachdem Cleinow die ersten Andeutungen über lichtscheue</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0206]
Rcichsspiegel
Schließlich ist der Beweis dafür angetreten, daß die Post in Beziehungen
zum journalistischen und politischen Dienst der Marokkointeressenten, insonderheit
der Gebrüder Mannesmann gestanden hat, daß also „Fäden", wie ich sie von
Anfang an nur meinen konnte und gemeint habe, vorhanden waren. Der Ver¬
wischung dieser Verbindung, die seitens meiner Gegner durch die Behauptung
versucht wurde, Herr Pohl habe überhaupt nie mit einem Vertreter der Mannes¬
mann gesprochen, konnte Herr Dr. Marwitz entgegentreten durch das Zeugnis, daß
er selbst Herrn Pohl mit dem Leiter des Pressedienstes der Herren Mannesmann
gelegentlich der Vorbereitung einer „nationalen" Kundgebung habe verhandeln
gesehen. Das Gericht hat leider meinen schriftlich formulierten Beweisanträgen
nicht stattgegeben.
Es ist infolgessen nicht möglich gewesen, Zeugnisaussagen unter Eid herbei¬
zuführen. Es ist mir infolgedessen auch nicht möglich gewesen, die Tägliche
Rundschau zu einer eidlichen Aussage zu veranlassen, wie sich ihre Beziehungen
zu Herrn v. Reibnitz und zu dem in Marokko wirksamen Angestellten der Firma
Mannesmann, Herrn Dörpinghaus, gestalten. Es ist leider nicht möglich gewesen,
die Rolle einwandfrei darzustellen, die Herr v. Reibnitz bei der Vorbereitung
bestimmter nationaler Protestversammlungen gespielt hat. Herr v. Reibnitz hat
stets die Taktik befolgt, durch seine Vertrauensmänner, die ich in ihren verschiedenen
Abstufungen als Agenten der Mannesmann bezeichnete, für irgendeine Aktion zu
interessieren, hat sie in der ihm eigenen vorsichtigen Weise veranlaßt, scharf gegen
die Regierung Stellung zu nehmen, und ist dann, wenn die Aktion an die Öffent¬
lichkeit trat, hinter den Kulissen verschwunden, oder aber hat in gemäßigtem Sinne
auf Resolutionen usw. eingewirkt. Die Nationalliberalen Berlins und der Provinz
Brandenburg haben gerade mit Rücksicht auf das Auftreten des Herrn v. Reibnitz
verzichtet, an einer dieser Versammlungen teilzunehmen, da sie auch nicht den
Anschein erwecken wollten, als gäben sie sich zu einer einseitigen Interessenten-
Politik her.
Dennoch ist erreicht, was ich erreichen wollte, als ich im Sommer
vorigen Jahres meinen Feldzug gegen die Blätter einleitete: ich habe dieÖffent-
lichkeit darauf hingewiesen, bis zu welchem Grade es Einzelunter¬
nehmern unter gewissen Umständen möglich geworden ist, auf die
Stimmung der öffentlichen Meinung und zum Schaden der Gesamt¬
heit Einfluß zu gewinnen, und ich möchte nur wünschen, daß mein Opfer
nicht umsonst war. Jetzt ist es Sache des Publikums, sich der gewonnenen Ein¬
blicke zu seinem Schutz zu bedienen. Sollte ich selbst in Zukunft in eine ähnliche
Lage geraten, so werde ich trotz der damit verknüpften Unbequemlichkeiten, gestützt
auf die gemachten Erfahrungen, nicht zögern, genau ebenso vorzugehen, wie ich
es für die Pflicht eines unabhängigen gut deutschen Publizisten halte. Es bestärken
mich darin die vielen Sympathieschreiben, die mir aus dem Inland und Ausland
zugehen und für die ich hierdurch auch öffentlich herzlich danke.
Natürlich haben meine Gegner, wie während der ganzen Zeit des Streites,
auch während der Verhandlung in Essen und später nicht ohne Erfolg versucht,
die Aufmerksamkeit von den Hauptpunkten abzulenken. Zu diesen Versuchen gehört
auch das Dementi des Herrn v. Reibnitz in der Post. Herr v. Reibnitz
schreibt in der Post: „Nachdem Cleinow die ersten Andeutungen über lichtscheue
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