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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Frage für die Kavallerie und die Artillerie und schließt: "In keiner europäischen
Armee ist so wenig experimentiert worden wie in der deutschen, in keiner andern
ist auf diesen Gebieten der Fortschritt so stetig, so bedachtsam und so gesund ge¬
wesen." In einem Punkte freilich gibt diese militärische Erwiderung dem Zentrums¬
blatt recht: in der Sorge um die wachsende Nervosität der Armee, die mit
Fug und Recht als eine der schlimmsten Folgen des öffentlichen Gerichts¬
verfahrens, durch den Mißbrauch der publizistischen und der parlamentarischen
Kritik, bezeichnet wird. Es wird sich vielleicht ein andrer Anlaß bieten, auf diesen
Punkt in den Grenzboten näher einzugehn. Für heute mag hier nur der Satz
hervorgehoben werden, daß in Zukunft weniger die Gehaltsfrage als die Sicherung
der moralischen Position und der Überzeugungstreue für die Wahl des Offizier¬
berufs maßgebend sein werden. In diesem Punkte stimmt die kriegsministerielle
Erwiderung mit dem Gewährsmann der Kölnischen Volkszeitung und wohl mit
jedem deutenden Freunde des Heeres überein. So wie bisher kann es nicht
weiter gehn.

Der Besuch der englischen Kanalflotte in der Ostsee, oder wenn man es beim
richtigen Namen nennen will: die Übungsfahrt -- hat in der 1?rs,ne,<z Nilitg,iro
ein seltsames Echo geweckt in Gestalt einer militärischen Studie, die sich wie eine
praktische Anwendung der Delcasseschen französisch-englischen Bündnispläne liest.
Das interessanteste daran ist der Vorschlag an den englischen Verbündeten, an der
Westküste von Schleswig-Holstein ein Heer zu landen, damit auf Kiel zu marschieren,
das von der Landseite nicht befestigt sei, und die dort von der englischen Flotte
blockierten deutschen Schiffe wegzunehmen. Dann freilich gibt dieser Zeitungsstratege
dem Verbündeten den Rat, ja zuzusehen, daß das ausgeschiffte Heer schleunigst
wieder auf seine Transportschiffe komme und nicht etwa der heranrückenden deutschen
Übermacht in die Hände falle. Da von der Landung an der Westküste bis zur
Wegnahme von Kiel doch immerhin einige, von Unterbrechungen des Vormarsches
nicht ganz freie Zeit vergangen sein dürfte, so ist es für den deutschen Leser be¬
ruhigend, daß der Verfasser die Leistungen der französischen Armeen, die doch auch
irgendwo in Tätigkeit sein müssen, so gering anschlägt, daß Deutschland getrost eine
Übermacht bei Hamburg versammeln und von dort gegen die Engländer vorgehn
lassen kann, deren Hilfsmacht er selbst auf 100000 bis 200000 Mann bemißt.
Die "Erdrückung des herrlichen Deutschland" soll sich auf diese Weise wie die
"eines gewöhnlichen madagassischen Stammes" vollzieh". Der Erfinder dieses
Kriegsplcms verfügt jedenfalls über eine recht lebhafte Phantasie, hoffentlich nimmt
sich keine deutsche militärische Feder die Mühe, das um Illusionen so reiche Feld¬
herrngemüt über die Tatsachen aufzuklären. Das bleibt besser den Ereignissen selbst
vorbehalten.

Wir wollen dabei die Frage, ob die europäischen Mächte in den nächsten
Jahren keine dringendere Aufgaben haben werden, als sich untereinander zu be¬
kriegen, nur kurz streifen. Der Friede von Portsmouth und das englisch-japanische
Bündnis haben den Schwerpunkt der Politik wohl auf lange Zeit hinaus nach
Ostasien verlegt, auch ist nicht mehr anzunehmen, daß die Vereinigten Staaten von
Nordamerika irgendeinem Ereignisse, das ihre Interessen berührt, fremd bleiben
werden. Bei einem Kriege, der die deutschen Häfen sperren, Deutschlands Handel
und Schiffahrt schwer zu treffen bestimmt sein würde, sähe Amerika von dritter
Hand die vielfachen Berührungen zerschnitten, die es mit Deutschland und den
deutschen Häfen hat. Es mag dahingestellt bleiben, ob "die Großmacht der west¬
lichen Hemisphäre" das ohne weiteres zulassen würde. Hält England allein um
seiner kommerziellen Interessen willen einen Angriffskrieg für gerechtfertigt, so wird
es sich nicht wundern dürfen, wenn andre Mächte denselben Standpunkt einnehmen.
Der Verlust Kanadas ist für Großbritannien ohnehin nnr eine Frage der Zeit,
die Vereinigten Staaten werden es sich einverleiben, sobald sie den Zeitpunkt für
gekommen erachten. Darüber hat sich Präsident Roosevelt wiederholt mit hinläng-


Frage für die Kavallerie und die Artillerie und schließt: „In keiner europäischen
Armee ist so wenig experimentiert worden wie in der deutschen, in keiner andern
ist auf diesen Gebieten der Fortschritt so stetig, so bedachtsam und so gesund ge¬
wesen." In einem Punkte freilich gibt diese militärische Erwiderung dem Zentrums¬
blatt recht: in der Sorge um die wachsende Nervosität der Armee, die mit
Fug und Recht als eine der schlimmsten Folgen des öffentlichen Gerichts¬
verfahrens, durch den Mißbrauch der publizistischen und der parlamentarischen
Kritik, bezeichnet wird. Es wird sich vielleicht ein andrer Anlaß bieten, auf diesen
Punkt in den Grenzboten näher einzugehn. Für heute mag hier nur der Satz
hervorgehoben werden, daß in Zukunft weniger die Gehaltsfrage als die Sicherung
der moralischen Position und der Überzeugungstreue für die Wahl des Offizier¬
berufs maßgebend sein werden. In diesem Punkte stimmt die kriegsministerielle
Erwiderung mit dem Gewährsmann der Kölnischen Volkszeitung und wohl mit
jedem deutenden Freunde des Heeres überein. So wie bisher kann es nicht
weiter gehn.

Der Besuch der englischen Kanalflotte in der Ostsee, oder wenn man es beim
richtigen Namen nennen will: die Übungsfahrt — hat in der 1?rs,ne,<z Nilitg,iro
ein seltsames Echo geweckt in Gestalt einer militärischen Studie, die sich wie eine
praktische Anwendung der Delcasseschen französisch-englischen Bündnispläne liest.
Das interessanteste daran ist der Vorschlag an den englischen Verbündeten, an der
Westküste von Schleswig-Holstein ein Heer zu landen, damit auf Kiel zu marschieren,
das von der Landseite nicht befestigt sei, und die dort von der englischen Flotte
blockierten deutschen Schiffe wegzunehmen. Dann freilich gibt dieser Zeitungsstratege
dem Verbündeten den Rat, ja zuzusehen, daß das ausgeschiffte Heer schleunigst
wieder auf seine Transportschiffe komme und nicht etwa der heranrückenden deutschen
Übermacht in die Hände falle. Da von der Landung an der Westküste bis zur
Wegnahme von Kiel doch immerhin einige, von Unterbrechungen des Vormarsches
nicht ganz freie Zeit vergangen sein dürfte, so ist es für den deutschen Leser be¬
ruhigend, daß der Verfasser die Leistungen der französischen Armeen, die doch auch
irgendwo in Tätigkeit sein müssen, so gering anschlägt, daß Deutschland getrost eine
Übermacht bei Hamburg versammeln und von dort gegen die Engländer vorgehn
lassen kann, deren Hilfsmacht er selbst auf 100000 bis 200000 Mann bemißt.
Die „Erdrückung des herrlichen Deutschland" soll sich auf diese Weise wie die
„eines gewöhnlichen madagassischen Stammes" vollzieh». Der Erfinder dieses
Kriegsplcms verfügt jedenfalls über eine recht lebhafte Phantasie, hoffentlich nimmt
sich keine deutsche militärische Feder die Mühe, das um Illusionen so reiche Feld¬
herrngemüt über die Tatsachen aufzuklären. Das bleibt besser den Ereignissen selbst
vorbehalten.

Wir wollen dabei die Frage, ob die europäischen Mächte in den nächsten
Jahren keine dringendere Aufgaben haben werden, als sich untereinander zu be¬
kriegen, nur kurz streifen. Der Friede von Portsmouth und das englisch-japanische
Bündnis haben den Schwerpunkt der Politik wohl auf lange Zeit hinaus nach
Ostasien verlegt, auch ist nicht mehr anzunehmen, daß die Vereinigten Staaten von
Nordamerika irgendeinem Ereignisse, das ihre Interessen berührt, fremd bleiben
werden. Bei einem Kriege, der die deutschen Häfen sperren, Deutschlands Handel
und Schiffahrt schwer zu treffen bestimmt sein würde, sähe Amerika von dritter
Hand die vielfachen Berührungen zerschnitten, die es mit Deutschland und den
deutschen Häfen hat. Es mag dahingestellt bleiben, ob „die Großmacht der west¬
lichen Hemisphäre" das ohne weiteres zulassen würde. Hält England allein um
seiner kommerziellen Interessen willen einen Angriffskrieg für gerechtfertigt, so wird
es sich nicht wundern dürfen, wenn andre Mächte denselben Standpunkt einnehmen.
Der Verlust Kanadas ist für Großbritannien ohnehin nnr eine Frage der Zeit,
die Vereinigten Staaten werden es sich einverleiben, sobald sie den Zeitpunkt für
gekommen erachten. Darüber hat sich Präsident Roosevelt wiederholt mit hinläng-


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[0686] Frage für die Kavallerie und die Artillerie und schließt: „In keiner europäischen Armee ist so wenig experimentiert worden wie in der deutschen, in keiner andern ist auf diesen Gebieten der Fortschritt so stetig, so bedachtsam und so gesund ge¬ wesen." In einem Punkte freilich gibt diese militärische Erwiderung dem Zentrums¬ blatt recht: in der Sorge um die wachsende Nervosität der Armee, die mit Fug und Recht als eine der schlimmsten Folgen des öffentlichen Gerichts¬ verfahrens, durch den Mißbrauch der publizistischen und der parlamentarischen Kritik, bezeichnet wird. Es wird sich vielleicht ein andrer Anlaß bieten, auf diesen Punkt in den Grenzboten näher einzugehn. Für heute mag hier nur der Satz hervorgehoben werden, daß in Zukunft weniger die Gehaltsfrage als die Sicherung der moralischen Position und der Überzeugungstreue für die Wahl des Offizier¬ berufs maßgebend sein werden. In diesem Punkte stimmt die kriegsministerielle Erwiderung mit dem Gewährsmann der Kölnischen Volkszeitung und wohl mit jedem deutenden Freunde des Heeres überein. So wie bisher kann es nicht weiter gehn. Der Besuch der englischen Kanalflotte in der Ostsee, oder wenn man es beim richtigen Namen nennen will: die Übungsfahrt — hat in der 1?rs,ne,<z Nilitg,iro ein seltsames Echo geweckt in Gestalt einer militärischen Studie, die sich wie eine praktische Anwendung der Delcasseschen französisch-englischen Bündnispläne liest. Das interessanteste daran ist der Vorschlag an den englischen Verbündeten, an der Westküste von Schleswig-Holstein ein Heer zu landen, damit auf Kiel zu marschieren, das von der Landseite nicht befestigt sei, und die dort von der englischen Flotte blockierten deutschen Schiffe wegzunehmen. Dann freilich gibt dieser Zeitungsstratege dem Verbündeten den Rat, ja zuzusehen, daß das ausgeschiffte Heer schleunigst wieder auf seine Transportschiffe komme und nicht etwa der heranrückenden deutschen Übermacht in die Hände falle. Da von der Landung an der Westküste bis zur Wegnahme von Kiel doch immerhin einige, von Unterbrechungen des Vormarsches nicht ganz freie Zeit vergangen sein dürfte, so ist es für den deutschen Leser be¬ ruhigend, daß der Verfasser die Leistungen der französischen Armeen, die doch auch irgendwo in Tätigkeit sein müssen, so gering anschlägt, daß Deutschland getrost eine Übermacht bei Hamburg versammeln und von dort gegen die Engländer vorgehn lassen kann, deren Hilfsmacht er selbst auf 100000 bis 200000 Mann bemißt. Die „Erdrückung des herrlichen Deutschland" soll sich auf diese Weise wie die „eines gewöhnlichen madagassischen Stammes" vollzieh». Der Erfinder dieses Kriegsplcms verfügt jedenfalls über eine recht lebhafte Phantasie, hoffentlich nimmt sich keine deutsche militärische Feder die Mühe, das um Illusionen so reiche Feld¬ herrngemüt über die Tatsachen aufzuklären. Das bleibt besser den Ereignissen selbst vorbehalten. Wir wollen dabei die Frage, ob die europäischen Mächte in den nächsten Jahren keine dringendere Aufgaben haben werden, als sich untereinander zu be¬ kriegen, nur kurz streifen. Der Friede von Portsmouth und das englisch-japanische Bündnis haben den Schwerpunkt der Politik wohl auf lange Zeit hinaus nach Ostasien verlegt, auch ist nicht mehr anzunehmen, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika irgendeinem Ereignisse, das ihre Interessen berührt, fremd bleiben werden. Bei einem Kriege, der die deutschen Häfen sperren, Deutschlands Handel und Schiffahrt schwer zu treffen bestimmt sein würde, sähe Amerika von dritter Hand die vielfachen Berührungen zerschnitten, die es mit Deutschland und den deutschen Häfen hat. Es mag dahingestellt bleiben, ob „die Großmacht der west¬ lichen Hemisphäre" das ohne weiteres zulassen würde. Hält England allein um seiner kommerziellen Interessen willen einen Angriffskrieg für gerechtfertigt, so wird es sich nicht wundern dürfen, wenn andre Mächte denselben Standpunkt einnehmen. Der Verlust Kanadas ist für Großbritannien ohnehin nnr eine Frage der Zeit, die Vereinigten Staaten werden es sich einverleiben, sobald sie den Zeitpunkt für gekommen erachten. Darüber hat sich Präsident Roosevelt wiederholt mit hinläng-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/686>, abgerufen am 27.09.2024.