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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gestellten Zarger, eine Verbreiterung der Brust, eine Änderung der Wölbung oder
der Dicke der Decke um ^ bis 1 Millimeter sowie eine Verbreiterung oder ver¬
änderte Lage der ^-Löcher dem Instrument schon ganz andre Eigenschaften. Daß
übrigens auch die jetzt gebauten Geigen (ich scheide natürlich die fabrikmäßig ge¬
bauten billigen Instrumente aus) nicht so sehr zurückstehn, beweist schon der Um¬
stand, daß sich manche namhafte Musiker mit Vorliebe den neuen Instrumenten
zuwenden; ich erinnere nur an unsern frühern. Konzertmeister am Gewandhause
Schradick, der sogar zum Konzertspiel häufig neue Geigen benutzte, ferner, daß die
Geiger im großen Konzerthause jetzt zum großen Teil neue Instrumente spielen,
während der noch unvergeßliche David immer darauf achtete, daß die Geiger ihre
eignen besten Instrumente mitbrachten.

Der Gedanke, daß die Geigen durch fleißiges Spielen einen bessern Ton er¬
langten, ist nicht neu, jedoch mit Vorbehalt aufzunehmen. In dieser Beziehung
hat vor etwa fünfzig Jahren Villaume in Paris großartige Versuche gemacht,
indem er durch einen Motor Geigen in reiner aber wechselnder Stimmung monate¬
lang anspielen ließ, ohne jedoch wesentliche Vorteile damit zu erreichen, und infolge-
dessen von seinen Experimenten Abstand nahm. Dagegen gibt es verschiedne ein¬
fache Mittel, den Ton neuer Instrumente zu verbessern, zum Beispiel Verwendung
eines Steges von weicheren Ahornholze, Versetzen der "Stimme," dünnere Be-
faitnng, kurz alles Mittel, die die Spannungsverhältnisse und die Resonanzfähigkeit
des Holzes herabsetzen. Das letzte kann man durch ein einfaches Experiment be¬
weisen, wodurch man die Sprödigkeit und Rauheit des Tones neuer Instrumente
wesentlich verbessern kann, indem man unter die zwei Füßchen des Steges je zwei
bis drei Streifchen von wenig geleimtem Papier, zum Beispiel Zeitungspapier,
legt, jedoch so, daß an keiner Stelle eine direkte Berührung der Stegfüße mit der
Decke stattfindet.

Das Fichtenholz, noch mehr aber das Ahoruholz enthalten gewisse Mengen Kalk-
und Kalisalze (Pottasche), von denen jene gewiß für die Tonbildung ohne Belang
find, diese dagegen einen entschieden nachteiligen Einfluß haben müssen, da sie im
hohen Grade hygroskopisch sind und demnach bei feuchter Luft andre Spannnngs-
verhältnisse herbeiführen. Diese Stoffe können vor der Znsammensetzung der einzelnen
Teile durch ein einfaches Verfahren, das die Holzfasern nicht im geringsten an¬
greift, ausgezogen werden."') Alle sonstigen chemisch stärker einwirkenden Mani¬
pulationen sind zu verwerfen, das einzige, von dem man vielleicht Erfolg erwarten
könnte, das jedoch noch nicht genügend durchprobiert worden ist, dürfte die längere
Einwirkung von stark ozonhaltiger Luft auf das Holz der Decke sein.

Auf jeden Fall muß man daran festhalten, daß es physikalische und chemische
Vorgänge sind, die es mit sich bringen, daß sich der Ton der Geigen mit der Zeit
Zu höherer Klangschönheit entwickeln kann. Die Physik hat Mittel, den Ton jedes
Instruments auf seiue Qualität zu prüfen. So findet mau bei jedem einzelnen
Ton der Geige noch andre anklingende Töne, zum Beispiel die Oktave, die Quinte
und die Terz in der nächsten Oktave, die dem Ton des Instruments den eignen
Charakter geben. Außer diesen "harmonischen Obertönen" finden sich aber noch
andre mit sehr hohen Schwingungszahlen, die in die Harmonie nicht passen, die
sogenannten "unharmonischen Obertöne." Diese sind es, die bei neuen Instrumenten
vorherrschen und das Rauhe, Kratzige des Tones verursachen, bei alten dagegen
sehr zurücktreten. Das ist so zu erklären, daß diese außerordentlich hohen Töne
von dem frischen, also am elastischsten und resonanzfähigsten Holze leicht aufgenommen
werden köunen, dagegen dann, wenn die Elastizität in einem gewissen Grade ab¬
genommen hat, nicht mehr zur Geltung kommen. Wie jeder organische Körper, so
ist anch das Holz in einer fortwährenden, wenn auch sehr langsamen chemischen
Umwandlung begriffen, die nach hundert bis zweihundert Jahren einen Zustand



*) Ich bin gern bereit, sich dafür Interessierende mit dein Verfahren bekannt zu machen.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

gestellten Zarger, eine Verbreiterung der Brust, eine Änderung der Wölbung oder
der Dicke der Decke um ^ bis 1 Millimeter sowie eine Verbreiterung oder ver¬
änderte Lage der ^-Löcher dem Instrument schon ganz andre Eigenschaften. Daß
übrigens auch die jetzt gebauten Geigen (ich scheide natürlich die fabrikmäßig ge¬
bauten billigen Instrumente aus) nicht so sehr zurückstehn, beweist schon der Um¬
stand, daß sich manche namhafte Musiker mit Vorliebe den neuen Instrumenten
zuwenden; ich erinnere nur an unsern frühern. Konzertmeister am Gewandhause
Schradick, der sogar zum Konzertspiel häufig neue Geigen benutzte, ferner, daß die
Geiger im großen Konzerthause jetzt zum großen Teil neue Instrumente spielen,
während der noch unvergeßliche David immer darauf achtete, daß die Geiger ihre
eignen besten Instrumente mitbrachten.

Der Gedanke, daß die Geigen durch fleißiges Spielen einen bessern Ton er¬
langten, ist nicht neu, jedoch mit Vorbehalt aufzunehmen. In dieser Beziehung
hat vor etwa fünfzig Jahren Villaume in Paris großartige Versuche gemacht,
indem er durch einen Motor Geigen in reiner aber wechselnder Stimmung monate¬
lang anspielen ließ, ohne jedoch wesentliche Vorteile damit zu erreichen, und infolge-
dessen von seinen Experimenten Abstand nahm. Dagegen gibt es verschiedne ein¬
fache Mittel, den Ton neuer Instrumente zu verbessern, zum Beispiel Verwendung
eines Steges von weicheren Ahornholze, Versetzen der „Stimme," dünnere Be-
faitnng, kurz alles Mittel, die die Spannungsverhältnisse und die Resonanzfähigkeit
des Holzes herabsetzen. Das letzte kann man durch ein einfaches Experiment be¬
weisen, wodurch man die Sprödigkeit und Rauheit des Tones neuer Instrumente
wesentlich verbessern kann, indem man unter die zwei Füßchen des Steges je zwei
bis drei Streifchen von wenig geleimtem Papier, zum Beispiel Zeitungspapier,
legt, jedoch so, daß an keiner Stelle eine direkte Berührung der Stegfüße mit der
Decke stattfindet.

Das Fichtenholz, noch mehr aber das Ahoruholz enthalten gewisse Mengen Kalk-
und Kalisalze (Pottasche), von denen jene gewiß für die Tonbildung ohne Belang
find, diese dagegen einen entschieden nachteiligen Einfluß haben müssen, da sie im
hohen Grade hygroskopisch sind und demnach bei feuchter Luft andre Spannnngs-
verhältnisse herbeiführen. Diese Stoffe können vor der Znsammensetzung der einzelnen
Teile durch ein einfaches Verfahren, das die Holzfasern nicht im geringsten an¬
greift, ausgezogen werden."') Alle sonstigen chemisch stärker einwirkenden Mani¬
pulationen sind zu verwerfen, das einzige, von dem man vielleicht Erfolg erwarten
könnte, das jedoch noch nicht genügend durchprobiert worden ist, dürfte die längere
Einwirkung von stark ozonhaltiger Luft auf das Holz der Decke sein.

Auf jeden Fall muß man daran festhalten, daß es physikalische und chemische
Vorgänge sind, die es mit sich bringen, daß sich der Ton der Geigen mit der Zeit
Zu höherer Klangschönheit entwickeln kann. Die Physik hat Mittel, den Ton jedes
Instruments auf seiue Qualität zu prüfen. So findet mau bei jedem einzelnen
Ton der Geige noch andre anklingende Töne, zum Beispiel die Oktave, die Quinte
und die Terz in der nächsten Oktave, die dem Ton des Instruments den eignen
Charakter geben. Außer diesen „harmonischen Obertönen" finden sich aber noch
andre mit sehr hohen Schwingungszahlen, die in die Harmonie nicht passen, die
sogenannten „unharmonischen Obertöne." Diese sind es, die bei neuen Instrumenten
vorherrschen und das Rauhe, Kratzige des Tones verursachen, bei alten dagegen
sehr zurücktreten. Das ist so zu erklären, daß diese außerordentlich hohen Töne
von dem frischen, also am elastischsten und resonanzfähigsten Holze leicht aufgenommen
werden köunen, dagegen dann, wenn die Elastizität in einem gewissen Grade ab¬
genommen hat, nicht mehr zur Geltung kommen. Wie jeder organische Körper, so
ist anch das Holz in einer fortwährenden, wenn auch sehr langsamen chemischen
Umwandlung begriffen, die nach hundert bis zweihundert Jahren einen Zustand



*) Ich bin gern bereit, sich dafür Interessierende mit dein Verfahren bekannt zu machen.
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[0455] Maßgebliches und Unmaßgebliches gestellten Zarger, eine Verbreiterung der Brust, eine Änderung der Wölbung oder der Dicke der Decke um ^ bis 1 Millimeter sowie eine Verbreiterung oder ver¬ änderte Lage der ^-Löcher dem Instrument schon ganz andre Eigenschaften. Daß übrigens auch die jetzt gebauten Geigen (ich scheide natürlich die fabrikmäßig ge¬ bauten billigen Instrumente aus) nicht so sehr zurückstehn, beweist schon der Um¬ stand, daß sich manche namhafte Musiker mit Vorliebe den neuen Instrumenten zuwenden; ich erinnere nur an unsern frühern. Konzertmeister am Gewandhause Schradick, der sogar zum Konzertspiel häufig neue Geigen benutzte, ferner, daß die Geiger im großen Konzerthause jetzt zum großen Teil neue Instrumente spielen, während der noch unvergeßliche David immer darauf achtete, daß die Geiger ihre eignen besten Instrumente mitbrachten. Der Gedanke, daß die Geigen durch fleißiges Spielen einen bessern Ton er¬ langten, ist nicht neu, jedoch mit Vorbehalt aufzunehmen. In dieser Beziehung hat vor etwa fünfzig Jahren Villaume in Paris großartige Versuche gemacht, indem er durch einen Motor Geigen in reiner aber wechselnder Stimmung monate¬ lang anspielen ließ, ohne jedoch wesentliche Vorteile damit zu erreichen, und infolge- dessen von seinen Experimenten Abstand nahm. Dagegen gibt es verschiedne ein¬ fache Mittel, den Ton neuer Instrumente zu verbessern, zum Beispiel Verwendung eines Steges von weicheren Ahornholze, Versetzen der „Stimme," dünnere Be- faitnng, kurz alles Mittel, die die Spannungsverhältnisse und die Resonanzfähigkeit des Holzes herabsetzen. Das letzte kann man durch ein einfaches Experiment be¬ weisen, wodurch man die Sprödigkeit und Rauheit des Tones neuer Instrumente wesentlich verbessern kann, indem man unter die zwei Füßchen des Steges je zwei bis drei Streifchen von wenig geleimtem Papier, zum Beispiel Zeitungspapier, legt, jedoch so, daß an keiner Stelle eine direkte Berührung der Stegfüße mit der Decke stattfindet. Das Fichtenholz, noch mehr aber das Ahoruholz enthalten gewisse Mengen Kalk- und Kalisalze (Pottasche), von denen jene gewiß für die Tonbildung ohne Belang find, diese dagegen einen entschieden nachteiligen Einfluß haben müssen, da sie im hohen Grade hygroskopisch sind und demnach bei feuchter Luft andre Spannnngs- verhältnisse herbeiführen. Diese Stoffe können vor der Znsammensetzung der einzelnen Teile durch ein einfaches Verfahren, das die Holzfasern nicht im geringsten an¬ greift, ausgezogen werden."') Alle sonstigen chemisch stärker einwirkenden Mani¬ pulationen sind zu verwerfen, das einzige, von dem man vielleicht Erfolg erwarten könnte, das jedoch noch nicht genügend durchprobiert worden ist, dürfte die längere Einwirkung von stark ozonhaltiger Luft auf das Holz der Decke sein. Auf jeden Fall muß man daran festhalten, daß es physikalische und chemische Vorgänge sind, die es mit sich bringen, daß sich der Ton der Geigen mit der Zeit Zu höherer Klangschönheit entwickeln kann. Die Physik hat Mittel, den Ton jedes Instruments auf seiue Qualität zu prüfen. So findet mau bei jedem einzelnen Ton der Geige noch andre anklingende Töne, zum Beispiel die Oktave, die Quinte und die Terz in der nächsten Oktave, die dem Ton des Instruments den eignen Charakter geben. Außer diesen „harmonischen Obertönen" finden sich aber noch andre mit sehr hohen Schwingungszahlen, die in die Harmonie nicht passen, die sogenannten „unharmonischen Obertöne." Diese sind es, die bei neuen Instrumenten vorherrschen und das Rauhe, Kratzige des Tones verursachen, bei alten dagegen sehr zurücktreten. Das ist so zu erklären, daß diese außerordentlich hohen Töne von dem frischen, also am elastischsten und resonanzfähigsten Holze leicht aufgenommen werden köunen, dagegen dann, wenn die Elastizität in einem gewissen Grade ab¬ genommen hat, nicht mehr zur Geltung kommen. Wie jeder organische Körper, so ist anch das Holz in einer fortwährenden, wenn auch sehr langsamen chemischen Umwandlung begriffen, die nach hundert bis zweihundert Jahren einen Zustand *) Ich bin gern bereit, sich dafür Interessierende mit dein Verfahren bekannt zu machen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/455>, abgerufen am 27.09.2024.