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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

fahren, sie aufnehmen, nach Tapnicken bringen und unbemerkt landen sollte. Da
aber der Wind während der Fahrt abflaute, hatte es bis nach Sonnenuntergang
gedauert, ehe man Tapnicken erreichte. Um ungesehen ans Land zu kommen, war
das Fischerboot am Schilfstege vorgefahren.

Herr von Bodenpois und Frau Staatsrat Wedenbaum begaben sich ins Kur¬
haus, und Frau Mary suchte noch an demselben Abend ihr Schlößchen auf. Sie
mußte lange vergeblich an der Haustür klingeln. Endlich kam Tauenden mit Licht
die Treppe herab und schloß auf. -- Um Gottes Jesu willen, rief Tauenden ganz
entsetzt, die Mary!

Still, wo ist Wolf?

Wolf lag in seinem Bette. Mary beugte sich über das Bett und küßte ihr
Kind in tiefer Bewegung. Wolf erwachte, schlang seine Arme um der Mutter Hals
und rief noch halb im Schlafe: Mama, ich habe dich seit neun Tagen erwartet.
Mama, nun darfst du aber nicht wieder fortlaufen, nnn mußt du immer, immer
hier bleiben.

Nein, mein Kind, sagte Frau Mary, nie wieder, ohne dich mitzunehmen.

Mary, siehst du aber gut aus, sagte Tauenden, indem sie den Arm um ihre
Schulter schlug und sie zum Sofa führte. Nun erzähle.

Nein, Dora, heute kein Wort mehr; aber morgen sollt ihr alles erfahren.

Am andern Morgen war Doktor Ramborn damit beschäftigt, sich anzukleiden,
als er hörte, wie Wolf die Treppe heraufgestampft kam, und wie er sich dabei
bemühte, einen mehrstimmigen Festmarsch anzustimmen und ihn auch noch mit
Trommel und Pauke zu verzieren. Als er bei Onkel Heinz eintrat, ging er zum
Trio seines Marsches über, das er nach dem Texte: Die Mama, die Mama, die
ist schon wieder da, sang.

Onkel Heinz, rief er, seinen Marsch unterbrechend, die Mama ist wieder da
und sitzt unten und trinkt Kaffee.

Der Doktor war nicht wenig überrascht und schüttelte den Kopf, indem er im
stillen Betrachtungen über die Unberechenbarkeiten gewisser sensibler Frauennaturen
anstellte. Wolf sah es; er faßte seinen Onkel Heinz bei der Hand und sagte
bittend: Du mußt auf Mama nicht böse sein, Onkel Heinz. Mama hat dir auch
etwas Schönes mitgebracht. Und Mama ist auch sehr glücklich. Ich weiß nur
nicht recht, fügte er nachdenklich hinzu, worüber. -- Und weißt du noch was, Onkel
Heinz? den Kerl hat der Schlag gerührt. Die eine Seite ist schon ganz tot geschlagen.

Bald darauf trat der Doktor Frau Mary im Frühstückszimmer entgegen.

Mary reichte ihm bewegt ihre beiden Hände und sagte: Sie armer Heinz,
ich habe Ihnen schweres Unrecht abzubitten. Ich dachte ja, es gäbe auf der ganzen
Welt nur das eine Opfer, das ich brachte, indem ich floh, aber ich habe Ihnen
das größere Opfer aufgelegt, indem ich Sie zwang, an meiner Stelle zu bleiben.

Wußten Sie denn, Mary, fragte Ramborn, daß ich bleiben würde?

Ja, ich wußte es. Ich vertraute darauf. Aber ich wußte nicht, wie Schweres
ich von Ihnen forderte. Vergeben Sie mir.

Mary, antwortete der Doktor, ich habe Ihnen nichts zu vergeben, ich habe
Ihnen zu danken. Es klingt etwas unmodern, wenn man von "Fügungen" redet,
aber ich bin fast so weit, daran zu glauben.

Mama, sagte Wolf, Onkel Heinz hat sich mit der Eva verlobt. Und ich habe
jetzt auch nichts mehr dagegen.

Man lachte, und Mary gratulierte, und da kamen auch schon Herr von Boden¬
pois und Frau Staatsrat Wedenbaum an, Herr von Bodenpois steif und vornehm,
wohinter er seine Befangenheit versteckte, und Frau Wedenbaum bereit, gerührt zu
werden und jedermann zu umarmen.

Und nunmehr stellte Frau Mary mit graziöser Verlegenheit Herrn von
Bodenpois als ihren Bräutigam vor, worauf sie Tauenden in aller Form und
Onkel Heinz beinahe umarmte. Seid mir nicht böse, rief sie, aber man hat mich
mit List und Gewalt gefangen genommen, und ich konnte nicht anders.


Herrenmenschen

fahren, sie aufnehmen, nach Tapnicken bringen und unbemerkt landen sollte. Da
aber der Wind während der Fahrt abflaute, hatte es bis nach Sonnenuntergang
gedauert, ehe man Tapnicken erreichte. Um ungesehen ans Land zu kommen, war
das Fischerboot am Schilfstege vorgefahren.

Herr von Bodenpois und Frau Staatsrat Wedenbaum begaben sich ins Kur¬
haus, und Frau Mary suchte noch an demselben Abend ihr Schlößchen auf. Sie
mußte lange vergeblich an der Haustür klingeln. Endlich kam Tauenden mit Licht
die Treppe herab und schloß auf. — Um Gottes Jesu willen, rief Tauenden ganz
entsetzt, die Mary!

Still, wo ist Wolf?

Wolf lag in seinem Bette. Mary beugte sich über das Bett und küßte ihr
Kind in tiefer Bewegung. Wolf erwachte, schlang seine Arme um der Mutter Hals
und rief noch halb im Schlafe: Mama, ich habe dich seit neun Tagen erwartet.
Mama, nun darfst du aber nicht wieder fortlaufen, nnn mußt du immer, immer
hier bleiben.

Nein, mein Kind, sagte Frau Mary, nie wieder, ohne dich mitzunehmen.

Mary, siehst du aber gut aus, sagte Tauenden, indem sie den Arm um ihre
Schulter schlug und sie zum Sofa führte. Nun erzähle.

Nein, Dora, heute kein Wort mehr; aber morgen sollt ihr alles erfahren.

Am andern Morgen war Doktor Ramborn damit beschäftigt, sich anzukleiden,
als er hörte, wie Wolf die Treppe heraufgestampft kam, und wie er sich dabei
bemühte, einen mehrstimmigen Festmarsch anzustimmen und ihn auch noch mit
Trommel und Pauke zu verzieren. Als er bei Onkel Heinz eintrat, ging er zum
Trio seines Marsches über, das er nach dem Texte: Die Mama, die Mama, die
ist schon wieder da, sang.

Onkel Heinz, rief er, seinen Marsch unterbrechend, die Mama ist wieder da
und sitzt unten und trinkt Kaffee.

Der Doktor war nicht wenig überrascht und schüttelte den Kopf, indem er im
stillen Betrachtungen über die Unberechenbarkeiten gewisser sensibler Frauennaturen
anstellte. Wolf sah es; er faßte seinen Onkel Heinz bei der Hand und sagte
bittend: Du mußt auf Mama nicht böse sein, Onkel Heinz. Mama hat dir auch
etwas Schönes mitgebracht. Und Mama ist auch sehr glücklich. Ich weiß nur
nicht recht, fügte er nachdenklich hinzu, worüber. — Und weißt du noch was, Onkel
Heinz? den Kerl hat der Schlag gerührt. Die eine Seite ist schon ganz tot geschlagen.

Bald darauf trat der Doktor Frau Mary im Frühstückszimmer entgegen.

Mary reichte ihm bewegt ihre beiden Hände und sagte: Sie armer Heinz,
ich habe Ihnen schweres Unrecht abzubitten. Ich dachte ja, es gäbe auf der ganzen
Welt nur das eine Opfer, das ich brachte, indem ich floh, aber ich habe Ihnen
das größere Opfer aufgelegt, indem ich Sie zwang, an meiner Stelle zu bleiben.

Wußten Sie denn, Mary, fragte Ramborn, daß ich bleiben würde?

Ja, ich wußte es. Ich vertraute darauf. Aber ich wußte nicht, wie Schweres
ich von Ihnen forderte. Vergeben Sie mir.

Mary, antwortete der Doktor, ich habe Ihnen nichts zu vergeben, ich habe
Ihnen zu danken. Es klingt etwas unmodern, wenn man von „Fügungen" redet,
aber ich bin fast so weit, daran zu glauben.

Mama, sagte Wolf, Onkel Heinz hat sich mit der Eva verlobt. Und ich habe
jetzt auch nichts mehr dagegen.

Man lachte, und Mary gratulierte, und da kamen auch schon Herr von Boden¬
pois und Frau Staatsrat Wedenbaum an, Herr von Bodenpois steif und vornehm,
wohinter er seine Befangenheit versteckte, und Frau Wedenbaum bereit, gerührt zu
werden und jedermann zu umarmen.

Und nunmehr stellte Frau Mary mit graziöser Verlegenheit Herrn von
Bodenpois als ihren Bräutigam vor, worauf sie Tauenden in aller Form und
Onkel Heinz beinahe umarmte. Seid mir nicht böse, rief sie, aber man hat mich
mit List und Gewalt gefangen genommen, und ich konnte nicht anders.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/330>, abgerufen am 27.09.2024.