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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Boden des alten Spritzenhauses und von da hinab in den untern Raum gelangen
konnte. Vater, rief er, der Weg ist frei, komm!

Mein Sohn, was tust du? antwortete Kondrot, Soll ich mich schuldig be¬
kennen, indem ich fliehe?

Schuldig oder nicht. Du mußt fliehn, Gerechtigkeit gibt es hier nicht.

Es gibt eine Gerechtigkeit auf Erden, und wenn da nicht, so gibt es eine
Gerechtigkeit im Himmel.

Vater! Vater! drängte Jurgis ungeduldig. Ich habe unser Geld bei mir,
wir fliehn und wandern ans. Überall ist es besser als hier.

Er ließ ein Seil hinab, in das, um den Füßen Halt zu geben, Knoten ge¬
knüpft waren. Und sogleich begann einer daran empor zu klettern und sich durch
den Spalt in der Decke durchzudrängen. Jurgis erkannte, daß es nicht sein Vater
war, und versuchte den Mann zurückzuschieben. Für Sie, sagte er, habe ich das
Seil nicht hinabgelassen.

Aber ich habe es benutzt, antwortete der andre. Und nun halten Sie das
Maul, sonst gibt es was. Damit kletterte er durch die offne Dachluke ins Freie,
und dabei machte er soviel Gerttusch, daß Jurgis erschrak und seine Leine einzog.

Siehst du, mein Sohn, sagte Kondrot, was dein Fürwitz angerichtet hat? Den
Unschuldigen hast du vor ungerechter Strafe bewahren wollen, und den Schuldigen
hast du der gerechten Strafe entzogen. Und ich werde morgen deinetwegen kein
reines Gewissen haben



Es war in der Tat Mary gewesen, die Groppoff gesehen hatte, als sie, ge¬
folgt von einem Herrn, der wahrlich nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit Van Term
hatte, und einer ältern Dame aus dem Schilfe hervortrat. Sie waren eben auf
dem Schifferboote angekommen, dessen Segel Groppoff eine Stunde vorher beobachtet
hatte. Die Dame war Frau Staatsrat Wedenbaum, und der Herr war ihr Bruder,
Herr von Bodenpois.

Als Frau Staatsrat Wedenbaum und Mary an die Riviera gereist waren, hatten
sie Herrn von Bodenpois als hilflosen Menschen in einem Hotel in Nizza getroffen.
Dieser arme Herr litt damals an hochgradigen Rheumatismus und konnte kein
Glied rühren. Frau Staatsrat hatte allerdings gewußt, daß sie ihren Bruder in
Nizza treffen würde, hatte aber Mary nichts davon gesagt. Für den Kranken
war nun das Klima an der Riviera nicht beständig und warm genug gewesen,
und so hatte man sich entschlossen, den Winteraufenthalt in Ägypten zu nehmen,
was denn auch geschah, und allen Beteiligten überaus wohl tat. Frau Mary und
Frau Staatsrat Wedenbaum hatten ein inniges Freundschaftsbündnis geschlossen,
das Herr von Bodenpois sprengte, indem er sich -- mit Frau Mary Verlobte.
Frau Mary hatte den Gedanken einer Verlobung zuerst weit von sich gewiesen, sie
hatte alles vorgebracht, was als Hindernis gelten konnte. Da aber darunter nicht
das geheiligte Andenken an ihren verstorbnen Mann war, so hielten auch die übrigen
Gegengründe nicht Stich, das tägliche Beisammensein zu Medinet el Fayum, wo
Man Wohnung genommen hatte, tat sein Teil, Ägypten tat seine Wunder, und zuletzt
sagte Mary verschämt und glücklich: Ja. Hatte sie zuerst ihre Krankheit und die
Furcht, ihre Briefe möchten in die Hand Groppoffs fallen, vom Briefschreiben zurück¬
gehalten, so war es jetzt ihre Verlobung, die das Briefschreiben nach Hause hinderte.
Man konnte ja das alles mündlich viel besser erörtern. Und so reiste man über
Brindisi heim, blieb einige Zeit zur Nachkur in Montreux und kehrte in den Osten
zurück -- natürlich über Tapnicken, wo die Trauung in aller Stille stattfinden sollte.

Aber Frau Mary, die Tapnicken bei Nacht und Nebel verlassen hatte, scheute
sich bei Tage über den Landungssteg und betrachtet und beredet von den verehrten
Badegästen zurückzukehren. Auch den beiden Kurländer Herrschaften war es nicht
angenehm, als Gegenstände der allgemeinen Aufmerksamkeit einzuziehn, und so hatte
Man telegraphisch einen Fischer in Raster Ort bestellt, der an den Dampfer heran-


Grenzboten III 1905 41
Herrenmenschen

Boden des alten Spritzenhauses und von da hinab in den untern Raum gelangen
konnte. Vater, rief er, der Weg ist frei, komm!

Mein Sohn, was tust du? antwortete Kondrot, Soll ich mich schuldig be¬
kennen, indem ich fliehe?

Schuldig oder nicht. Du mußt fliehn, Gerechtigkeit gibt es hier nicht.

Es gibt eine Gerechtigkeit auf Erden, und wenn da nicht, so gibt es eine
Gerechtigkeit im Himmel.

Vater! Vater! drängte Jurgis ungeduldig. Ich habe unser Geld bei mir,
wir fliehn und wandern ans. Überall ist es besser als hier.

Er ließ ein Seil hinab, in das, um den Füßen Halt zu geben, Knoten ge¬
knüpft waren. Und sogleich begann einer daran empor zu klettern und sich durch
den Spalt in der Decke durchzudrängen. Jurgis erkannte, daß es nicht sein Vater
war, und versuchte den Mann zurückzuschieben. Für Sie, sagte er, habe ich das
Seil nicht hinabgelassen.

Aber ich habe es benutzt, antwortete der andre. Und nun halten Sie das
Maul, sonst gibt es was. Damit kletterte er durch die offne Dachluke ins Freie,
und dabei machte er soviel Gerttusch, daß Jurgis erschrak und seine Leine einzog.

Siehst du, mein Sohn, sagte Kondrot, was dein Fürwitz angerichtet hat? Den
Unschuldigen hast du vor ungerechter Strafe bewahren wollen, und den Schuldigen
hast du der gerechten Strafe entzogen. Und ich werde morgen deinetwegen kein
reines Gewissen haben



Es war in der Tat Mary gewesen, die Groppoff gesehen hatte, als sie, ge¬
folgt von einem Herrn, der wahrlich nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit Van Term
hatte, und einer ältern Dame aus dem Schilfe hervortrat. Sie waren eben auf
dem Schifferboote angekommen, dessen Segel Groppoff eine Stunde vorher beobachtet
hatte. Die Dame war Frau Staatsrat Wedenbaum, und der Herr war ihr Bruder,
Herr von Bodenpois.

Als Frau Staatsrat Wedenbaum und Mary an die Riviera gereist waren, hatten
sie Herrn von Bodenpois als hilflosen Menschen in einem Hotel in Nizza getroffen.
Dieser arme Herr litt damals an hochgradigen Rheumatismus und konnte kein
Glied rühren. Frau Staatsrat hatte allerdings gewußt, daß sie ihren Bruder in
Nizza treffen würde, hatte aber Mary nichts davon gesagt. Für den Kranken
war nun das Klima an der Riviera nicht beständig und warm genug gewesen,
und so hatte man sich entschlossen, den Winteraufenthalt in Ägypten zu nehmen,
was denn auch geschah, und allen Beteiligten überaus wohl tat. Frau Mary und
Frau Staatsrat Wedenbaum hatten ein inniges Freundschaftsbündnis geschlossen,
das Herr von Bodenpois sprengte, indem er sich — mit Frau Mary Verlobte.
Frau Mary hatte den Gedanken einer Verlobung zuerst weit von sich gewiesen, sie
hatte alles vorgebracht, was als Hindernis gelten konnte. Da aber darunter nicht
das geheiligte Andenken an ihren verstorbnen Mann war, so hielten auch die übrigen
Gegengründe nicht Stich, das tägliche Beisammensein zu Medinet el Fayum, wo
Man Wohnung genommen hatte, tat sein Teil, Ägypten tat seine Wunder, und zuletzt
sagte Mary verschämt und glücklich: Ja. Hatte sie zuerst ihre Krankheit und die
Furcht, ihre Briefe möchten in die Hand Groppoffs fallen, vom Briefschreiben zurück¬
gehalten, so war es jetzt ihre Verlobung, die das Briefschreiben nach Hause hinderte.
Man konnte ja das alles mündlich viel besser erörtern. Und so reiste man über
Brindisi heim, blieb einige Zeit zur Nachkur in Montreux und kehrte in den Osten
zurück — natürlich über Tapnicken, wo die Trauung in aller Stille stattfinden sollte.

Aber Frau Mary, die Tapnicken bei Nacht und Nebel verlassen hatte, scheute
sich bei Tage über den Landungssteg und betrachtet und beredet von den verehrten
Badegästen zurückzukehren. Auch den beiden Kurländer Herrschaften war es nicht
angenehm, als Gegenstände der allgemeinen Aufmerksamkeit einzuziehn, und so hatte
Man telegraphisch einen Fischer in Raster Ort bestellt, der an den Dampfer heran-


Grenzboten III 1905 41
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[0329] Herrenmenschen Boden des alten Spritzenhauses und von da hinab in den untern Raum gelangen konnte. Vater, rief er, der Weg ist frei, komm! Mein Sohn, was tust du? antwortete Kondrot, Soll ich mich schuldig be¬ kennen, indem ich fliehe? Schuldig oder nicht. Du mußt fliehn, Gerechtigkeit gibt es hier nicht. Es gibt eine Gerechtigkeit auf Erden, und wenn da nicht, so gibt es eine Gerechtigkeit im Himmel. Vater! Vater! drängte Jurgis ungeduldig. Ich habe unser Geld bei mir, wir fliehn und wandern ans. Überall ist es besser als hier. Er ließ ein Seil hinab, in das, um den Füßen Halt zu geben, Knoten ge¬ knüpft waren. Und sogleich begann einer daran empor zu klettern und sich durch den Spalt in der Decke durchzudrängen. Jurgis erkannte, daß es nicht sein Vater war, und versuchte den Mann zurückzuschieben. Für Sie, sagte er, habe ich das Seil nicht hinabgelassen. Aber ich habe es benutzt, antwortete der andre. Und nun halten Sie das Maul, sonst gibt es was. Damit kletterte er durch die offne Dachluke ins Freie, und dabei machte er soviel Gerttusch, daß Jurgis erschrak und seine Leine einzog. Siehst du, mein Sohn, sagte Kondrot, was dein Fürwitz angerichtet hat? Den Unschuldigen hast du vor ungerechter Strafe bewahren wollen, und den Schuldigen hast du der gerechten Strafe entzogen. Und ich werde morgen deinetwegen kein reines Gewissen haben Es war in der Tat Mary gewesen, die Groppoff gesehen hatte, als sie, ge¬ folgt von einem Herrn, der wahrlich nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit Van Term hatte, und einer ältern Dame aus dem Schilfe hervortrat. Sie waren eben auf dem Schifferboote angekommen, dessen Segel Groppoff eine Stunde vorher beobachtet hatte. Die Dame war Frau Staatsrat Wedenbaum, und der Herr war ihr Bruder, Herr von Bodenpois. Als Frau Staatsrat Wedenbaum und Mary an die Riviera gereist waren, hatten sie Herrn von Bodenpois als hilflosen Menschen in einem Hotel in Nizza getroffen. Dieser arme Herr litt damals an hochgradigen Rheumatismus und konnte kein Glied rühren. Frau Staatsrat hatte allerdings gewußt, daß sie ihren Bruder in Nizza treffen würde, hatte aber Mary nichts davon gesagt. Für den Kranken war nun das Klima an der Riviera nicht beständig und warm genug gewesen, und so hatte man sich entschlossen, den Winteraufenthalt in Ägypten zu nehmen, was denn auch geschah, und allen Beteiligten überaus wohl tat. Frau Mary und Frau Staatsrat Wedenbaum hatten ein inniges Freundschaftsbündnis geschlossen, das Herr von Bodenpois sprengte, indem er sich — mit Frau Mary Verlobte. Frau Mary hatte den Gedanken einer Verlobung zuerst weit von sich gewiesen, sie hatte alles vorgebracht, was als Hindernis gelten konnte. Da aber darunter nicht das geheiligte Andenken an ihren verstorbnen Mann war, so hielten auch die übrigen Gegengründe nicht Stich, das tägliche Beisammensein zu Medinet el Fayum, wo Man Wohnung genommen hatte, tat sein Teil, Ägypten tat seine Wunder, und zuletzt sagte Mary verschämt und glücklich: Ja. Hatte sie zuerst ihre Krankheit und die Furcht, ihre Briefe möchten in die Hand Groppoffs fallen, vom Briefschreiben zurück¬ gehalten, so war es jetzt ihre Verlobung, die das Briefschreiben nach Hause hinderte. Man konnte ja das alles mündlich viel besser erörtern. Und so reiste man über Brindisi heim, blieb einige Zeit zur Nachkur in Montreux und kehrte in den Osten zurück — natürlich über Tapnicken, wo die Trauung in aller Stille stattfinden sollte. Aber Frau Mary, die Tapnicken bei Nacht und Nebel verlassen hatte, scheute sich bei Tage über den Landungssteg und betrachtet und beredet von den verehrten Badegästen zurückzukehren. Auch den beiden Kurländer Herrschaften war es nicht angenehm, als Gegenstände der allgemeinen Aufmerksamkeit einzuziehn, und so hatte Man telegraphisch einen Fischer in Raster Ort bestellt, der an den Dampfer heran- Grenzboten III 1905 41

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/329>, abgerufen am 27.09.2024.