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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Des Doktors Mienen verfinsterten sich. Aber er entgegnete nichts, stieg auf
und setzte seine Erörterung fort. Eva war nicht sehr eifrig im Zuhören, sondern
blieb ein wenig hinter dem Doktor zurück. Neben dem Wege in einem niedrigen
Gebüsch stand eine Elchkuh mit ihrem Kalbe, die sich durch die beiden ihr wohl
bekannten Reiter keineswegs beunruhigen ließ. Eva ritt vorsichtig aus die Elchkuh
zu und kam ihr so nahe, daß sie sie mit der Reitgerte erreichen konnte.

Also gestehe, schloß der Doktor, der halten geblieben war und sich umgewandt
hatte, seine Rede, daß wenn du Dienst in Anspruch nimmst, dir also von einem
andern etwas leisten läßt, was du nicht leisten kannst oder magst, du dich dadurch
dem andern gegenüber verpflichtest und damit unfrei machst. Also reiche deine
Hand her, Eva, und sage: Danke schön.

Nein, rief Eva aufjauchzend und schlug im Übermute mit ihrer Reitgerte der
Elchkuh über den Rücken.

Die Elche, so träge sie auch zu sein scheinen, besonders eine Elchkuh, die sich
einbildet, daß ihrem Kalbe etwas geschehen könnte, können sehr bösartig werden,
und die stahlharten Schalen der Vorderfüße sind eine nicht ungefährliche Waffe.

Eva jagte, des Doktors Pferd mit sich reißend, davon, und die Elchkuh
galoppierte schnaubend hinterher. Es wurde Eva nicht schwer, auf ihrem Pferde,
mit dem sie wie verwachsen war, Vorsprung zu gewinnen. Der Doktor folgte,
und auch sein Pferd hielt sich im Anfang gut, und so ging die wilde Jagd über
Stock und Stein bis auf den Weg, der von Tapnicken in die Pempler Heide
führte. Da ermüdete das Pferd Ramborns, weil sein Reiter für seine Kräfte zu
schwer war, fing an zu straucheln, blieb in einer morastigen Stelle stecken und
kam zu Fall. Der Doktor, der das Unglück hatte kommen sehen, war geschickt
aus dem Sattel gesprungen und hatte nur noch Zeit gehabt, eine an der Erde
liegende Stange aufzuraffen, da war auch schon die Elchkuh da, deren Schnauben
und boshafte Augen nichts Gutes weissagten. Die Elchkuh schlug mit den Vorder¬
läufen, und der Doktor mußte mit seiner Stange die Schläge parieren und die
Stange gut festhalten, damit sie ihm nicht aus der Hemd geschlagen wurde. Und
da der Kampf auf nassem Boden ausgefochten wurde, so dauerte es nicht lange,
bis der Doktor von oben bis unten mit schwarzem Schlamme befleckt war. Nicht
weit davon hielt Eva und ließ ihr Helles Lachen erklingen. Es mochte wohl lustig
aussehen, wie sich der Doktor des Elches erwehrte, aber es war doch ein ernster
Kampf, nicht bloß um die gesunden Glieder, sondern auch um die Mannesehre.

Da hörte man das Töff-Töff eines Automobils, und alsbald erschien auf seiner
Maschine Baron Bordeaux.

Die Elchkuh roch das Benzin, hörte die befremdlichen Töne, sah das heran¬
schnaubende Untier, kehrte um und nahm Reißaus.

Donnerwetter, Doktor, rief Baron Bordeaux, wie sehen Sie denn aus? Zwei¬
kampf mit einer Elchknh! Ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorge¬
kommen! Da steckt gewiß das Satansmädel, die Eva, dahinter. Lassen Sie sich
mit der nicht ein. Die führt jeden in den Sumpf, und dann will sie sich tot¬
lachen. Sehen Sie, wie die Göre lacht!

Der Doktor bedankte sich für die rechtzeitige Hilfe.

Danken? sagte Baron Bordeaux -- ich wüßte nicht, wofür. Aber Sie können
mir einen Gefallen tun. Behalten Sie die Eva. Ich mag sie nicht.

Es war vom Baron nicht undiplomatisch gehandelt, das wegzugeben, von dem
er sah, es gehöre ihm nicht mehr. Denn anzunehmen, daß sich der Doktor und
Eva zufällig im Walde getroffen hätten, dazu war er denn doch nicht einfältig
genug. Er schüttelte dem Doktor freundschaftlich die Hand und anleite weiter.

Der Doktor half seinem Pferde auf die Füße und führte es, da es hinkte, am
Zügel. Als er vor Eva vorüberkam, grüßte er höflich und kalt und ließ sie stehn.

An demselben Abend erschien Groppoff in Evas Zimmer mit rotem Kopfe
und sehr erregt. Eva, es ist ein Skandal, was man von dir hört.


Herrenmenschen

Des Doktors Mienen verfinsterten sich. Aber er entgegnete nichts, stieg auf
und setzte seine Erörterung fort. Eva war nicht sehr eifrig im Zuhören, sondern
blieb ein wenig hinter dem Doktor zurück. Neben dem Wege in einem niedrigen
Gebüsch stand eine Elchkuh mit ihrem Kalbe, die sich durch die beiden ihr wohl
bekannten Reiter keineswegs beunruhigen ließ. Eva ritt vorsichtig aus die Elchkuh
zu und kam ihr so nahe, daß sie sie mit der Reitgerte erreichen konnte.

Also gestehe, schloß der Doktor, der halten geblieben war und sich umgewandt
hatte, seine Rede, daß wenn du Dienst in Anspruch nimmst, dir also von einem
andern etwas leisten läßt, was du nicht leisten kannst oder magst, du dich dadurch
dem andern gegenüber verpflichtest und damit unfrei machst. Also reiche deine
Hand her, Eva, und sage: Danke schön.

Nein, rief Eva aufjauchzend und schlug im Übermute mit ihrer Reitgerte der
Elchkuh über den Rücken.

Die Elche, so träge sie auch zu sein scheinen, besonders eine Elchkuh, die sich
einbildet, daß ihrem Kalbe etwas geschehen könnte, können sehr bösartig werden,
und die stahlharten Schalen der Vorderfüße sind eine nicht ungefährliche Waffe.

Eva jagte, des Doktors Pferd mit sich reißend, davon, und die Elchkuh
galoppierte schnaubend hinterher. Es wurde Eva nicht schwer, auf ihrem Pferde,
mit dem sie wie verwachsen war, Vorsprung zu gewinnen. Der Doktor folgte,
und auch sein Pferd hielt sich im Anfang gut, und so ging die wilde Jagd über
Stock und Stein bis auf den Weg, der von Tapnicken in die Pempler Heide
führte. Da ermüdete das Pferd Ramborns, weil sein Reiter für seine Kräfte zu
schwer war, fing an zu straucheln, blieb in einer morastigen Stelle stecken und
kam zu Fall. Der Doktor, der das Unglück hatte kommen sehen, war geschickt
aus dem Sattel gesprungen und hatte nur noch Zeit gehabt, eine an der Erde
liegende Stange aufzuraffen, da war auch schon die Elchkuh da, deren Schnauben
und boshafte Augen nichts Gutes weissagten. Die Elchkuh schlug mit den Vorder¬
läufen, und der Doktor mußte mit seiner Stange die Schläge parieren und die
Stange gut festhalten, damit sie ihm nicht aus der Hemd geschlagen wurde. Und
da der Kampf auf nassem Boden ausgefochten wurde, so dauerte es nicht lange,
bis der Doktor von oben bis unten mit schwarzem Schlamme befleckt war. Nicht
weit davon hielt Eva und ließ ihr Helles Lachen erklingen. Es mochte wohl lustig
aussehen, wie sich der Doktor des Elches erwehrte, aber es war doch ein ernster
Kampf, nicht bloß um die gesunden Glieder, sondern auch um die Mannesehre.

Da hörte man das Töff-Töff eines Automobils, und alsbald erschien auf seiner
Maschine Baron Bordeaux.

Die Elchkuh roch das Benzin, hörte die befremdlichen Töne, sah das heran¬
schnaubende Untier, kehrte um und nahm Reißaus.

Donnerwetter, Doktor, rief Baron Bordeaux, wie sehen Sie denn aus? Zwei¬
kampf mit einer Elchknh! Ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorge¬
kommen! Da steckt gewiß das Satansmädel, die Eva, dahinter. Lassen Sie sich
mit der nicht ein. Die führt jeden in den Sumpf, und dann will sie sich tot¬
lachen. Sehen Sie, wie die Göre lacht!

Der Doktor bedankte sich für die rechtzeitige Hilfe.

Danken? sagte Baron Bordeaux — ich wüßte nicht, wofür. Aber Sie können
mir einen Gefallen tun. Behalten Sie die Eva. Ich mag sie nicht.

Es war vom Baron nicht undiplomatisch gehandelt, das wegzugeben, von dem
er sah, es gehöre ihm nicht mehr. Denn anzunehmen, daß sich der Doktor und
Eva zufällig im Walde getroffen hätten, dazu war er denn doch nicht einfältig
genug. Er schüttelte dem Doktor freundschaftlich die Hand und anleite weiter.

Der Doktor half seinem Pferde auf die Füße und führte es, da es hinkte, am
Zügel. Als er vor Eva vorüberkam, grüßte er höflich und kalt und ließ sie stehn.

An demselben Abend erschien Groppoff in Evas Zimmer mit rotem Kopfe
und sehr erregt. Eva, es ist ein Skandal, was man von dir hört.


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[0108] Herrenmenschen Des Doktors Mienen verfinsterten sich. Aber er entgegnete nichts, stieg auf und setzte seine Erörterung fort. Eva war nicht sehr eifrig im Zuhören, sondern blieb ein wenig hinter dem Doktor zurück. Neben dem Wege in einem niedrigen Gebüsch stand eine Elchkuh mit ihrem Kalbe, die sich durch die beiden ihr wohl bekannten Reiter keineswegs beunruhigen ließ. Eva ritt vorsichtig aus die Elchkuh zu und kam ihr so nahe, daß sie sie mit der Reitgerte erreichen konnte. Also gestehe, schloß der Doktor, der halten geblieben war und sich umgewandt hatte, seine Rede, daß wenn du Dienst in Anspruch nimmst, dir also von einem andern etwas leisten läßt, was du nicht leisten kannst oder magst, du dich dadurch dem andern gegenüber verpflichtest und damit unfrei machst. Also reiche deine Hand her, Eva, und sage: Danke schön. Nein, rief Eva aufjauchzend und schlug im Übermute mit ihrer Reitgerte der Elchkuh über den Rücken. Die Elche, so träge sie auch zu sein scheinen, besonders eine Elchkuh, die sich einbildet, daß ihrem Kalbe etwas geschehen könnte, können sehr bösartig werden, und die stahlharten Schalen der Vorderfüße sind eine nicht ungefährliche Waffe. Eva jagte, des Doktors Pferd mit sich reißend, davon, und die Elchkuh galoppierte schnaubend hinterher. Es wurde Eva nicht schwer, auf ihrem Pferde, mit dem sie wie verwachsen war, Vorsprung zu gewinnen. Der Doktor folgte, und auch sein Pferd hielt sich im Anfang gut, und so ging die wilde Jagd über Stock und Stein bis auf den Weg, der von Tapnicken in die Pempler Heide führte. Da ermüdete das Pferd Ramborns, weil sein Reiter für seine Kräfte zu schwer war, fing an zu straucheln, blieb in einer morastigen Stelle stecken und kam zu Fall. Der Doktor, der das Unglück hatte kommen sehen, war geschickt aus dem Sattel gesprungen und hatte nur noch Zeit gehabt, eine an der Erde liegende Stange aufzuraffen, da war auch schon die Elchkuh da, deren Schnauben und boshafte Augen nichts Gutes weissagten. Die Elchkuh schlug mit den Vorder¬ läufen, und der Doktor mußte mit seiner Stange die Schläge parieren und die Stange gut festhalten, damit sie ihm nicht aus der Hemd geschlagen wurde. Und da der Kampf auf nassem Boden ausgefochten wurde, so dauerte es nicht lange, bis der Doktor von oben bis unten mit schwarzem Schlamme befleckt war. Nicht weit davon hielt Eva und ließ ihr Helles Lachen erklingen. Es mochte wohl lustig aussehen, wie sich der Doktor des Elches erwehrte, aber es war doch ein ernster Kampf, nicht bloß um die gesunden Glieder, sondern auch um die Mannesehre. Da hörte man das Töff-Töff eines Automobils, und alsbald erschien auf seiner Maschine Baron Bordeaux. Die Elchkuh roch das Benzin, hörte die befremdlichen Töne, sah das heran¬ schnaubende Untier, kehrte um und nahm Reißaus. Donnerwetter, Doktor, rief Baron Bordeaux, wie sehen Sie denn aus? Zwei¬ kampf mit einer Elchknh! Ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorge¬ kommen! Da steckt gewiß das Satansmädel, die Eva, dahinter. Lassen Sie sich mit der nicht ein. Die führt jeden in den Sumpf, und dann will sie sich tot¬ lachen. Sehen Sie, wie die Göre lacht! Der Doktor bedankte sich für die rechtzeitige Hilfe. Danken? sagte Baron Bordeaux — ich wüßte nicht, wofür. Aber Sie können mir einen Gefallen tun. Behalten Sie die Eva. Ich mag sie nicht. Es war vom Baron nicht undiplomatisch gehandelt, das wegzugeben, von dem er sah, es gehöre ihm nicht mehr. Denn anzunehmen, daß sich der Doktor und Eva zufällig im Walde getroffen hätten, dazu war er denn doch nicht einfältig genug. Er schüttelte dem Doktor freundschaftlich die Hand und anleite weiter. Der Doktor half seinem Pferde auf die Füße und führte es, da es hinkte, am Zügel. Als er vor Eva vorüberkam, grüßte er höflich und kalt und ließ sie stehn. An demselben Abend erschien Groppoff in Evas Zimmer mit rotem Kopfe und sehr erregt. Eva, es ist ein Skandal, was man von dir hört.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/108>, abgerufen am 27.09.2024.