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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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man sich sofort entschloß, Peru und Bolivia den Krieg zu erklären. Die Landes¬
vertretung ertheilte unverweilt dazu ihre Zustimmung, und der Gesandte Pern's
reiste alsbald nach Hanse. Schon im Februar hatte der Präsident von Chile
die Berechtigung seines Staates zur Wiedervereinigung des erwähnten bolivischen
Küstenstriches mit Chile in einem Aktenstücke nachgewiesen. Jetzt, am 12. April,
richtete er an die Vertreter der fremden Mächte in der Hauptstadt der Republik
ein Manifest, worin er die am 6. erfolgte Kriegserklärung Peru gegenüber
rechtfertigte. Andererseits befahl in Bolivia der Präsident General Daza
den dort wohnenden Chilenen, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen,
welchem Beispiele der peruanische Präsident Prado am 15. April, vom Pöbel
gezwungen, in der Weise folgte, daß er die Räumung des Landes von Seiten
der chilenischen Staatsangehörigen im Laufe von acht Tagen vollendet wissen
wollte. Schon vorher, unteren 26. März, hatte Bolivia die offizielle Erklärung
abgegeben, es werde nach Ausbruch des Krieges sich der Kaperschiffe bedienen,
und dieselben sollten ermächtigt sein, nicht nur Kriegskontrebcmde, sondern auch
alles chilenische Eigenthum an Bord neutraler Schiffe wegzunehmen. Pern
und Chile werden nicht in dieser Weise vorgehen dürfen, da sie sich den Be¬
stimmungen des Pariser Kongresses von 1856 angeschlossen haben, welche die
Ausrüstung von Kaperschiffen und die Wegucchme von nicht als Kriegskontre¬
bcmde zu betrachtenden Eigenthum nicht gestatten. Dagegen hat Chile, indem
es nach Eröffnung der Feindseligkeiten nicht nur einen Theil des feindlichen
Gebietes mit den Städten Antofagasta, Caracoles und Catana vkkupirte, sondern
auch durch seine Kriegsschiffe eine Anzahl offener Orte in Peru bombardiren
ließ, entschieden in anderer Weise sich eine Verletzung der Begriffe von zivili-
sirter Kriegführung zu Schulden kommen lassen. Die Vertreter Deutschland's,
England's, Frankreich's, Italien's und der Vereinigten Staaten haben dagegen
protestirt und die chilenische Regierung für allen hierdurch den Bürgern neu¬
traler Mächte entstandenen Schaden für verantwortlich erklärt.
'

Ein Versuch Englands, zwischen Peru und Chile noch in letzter Stunde
zu vermitteln, schlug fehl. Das peruanische Gouvernement lehnte die mittelst
Note des britischen Geschäftsträgers in Lima angetragenen guten Dienste in
einer Antwort ab, in welcher auf deu barbarischen Charakter der chilenischen
Kriegführung, zufolge dessen nnvertheidigte Küstenstädte wie Hncmillo, Pabellon,
Mollendv, Jquique und Pisagua bombardirt worden seien, hingewiesen wurde,
und in welcher ferner die Besetzung bolivischen Gebiets als widerrechtliche Ma߬
regel bezeichnet war. Am 16. Mai verließ der Präsident Peru's die Stadt
Callao, um sich an die Spitze des Hauptkorps der bolivisch-peruanischen Streit-
kräfte zu stellen, die neben ihm vom General Daza befehligt werden und zu¬
sammen etwa 9 000 Mann stark sein mögen. Dieses Hauptkorps soll in der
Nähe der Küste von Norden nach Süden vordringen, während ein bolivisches
Heer, das dreitausend Mann zählt, von General Pcunpero geführt, dnrch die
große Wüste von Ataccuna auf Catana marschirt. Von einem ernsten Zusam¬
menstoße dieser kleinen Armeen mit der chilenischen ist noch nichts zu berichten
gewesen. Dagegen haben die Flotten Peru's und Chile's sich bereits im Kampfe
gemessen.'

Am 20. Mai dampfte das Geschwader Perus aus dem Hafen von Callao
ab, um die chilenischen Schiffe, die in der Gegend von Jquique kreuzten, an¬
zugreifen. Es bestand aus der Panzerfregatte "Jndepencia" und dem Monitor
"Auascar", die beide mit Sporen zum Raumer feindlicher Fahrzeuge ver¬
sehen waren, und war von drei schnellsegelnden Transportschiffen begleitet,


man sich sofort entschloß, Peru und Bolivia den Krieg zu erklären. Die Landes¬
vertretung ertheilte unverweilt dazu ihre Zustimmung, und der Gesandte Pern's
reiste alsbald nach Hanse. Schon im Februar hatte der Präsident von Chile
die Berechtigung seines Staates zur Wiedervereinigung des erwähnten bolivischen
Küstenstriches mit Chile in einem Aktenstücke nachgewiesen. Jetzt, am 12. April,
richtete er an die Vertreter der fremden Mächte in der Hauptstadt der Republik
ein Manifest, worin er die am 6. erfolgte Kriegserklärung Peru gegenüber
rechtfertigte. Andererseits befahl in Bolivia der Präsident General Daza
den dort wohnenden Chilenen, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen,
welchem Beispiele der peruanische Präsident Prado am 15. April, vom Pöbel
gezwungen, in der Weise folgte, daß er die Räumung des Landes von Seiten
der chilenischen Staatsangehörigen im Laufe von acht Tagen vollendet wissen
wollte. Schon vorher, unteren 26. März, hatte Bolivia die offizielle Erklärung
abgegeben, es werde nach Ausbruch des Krieges sich der Kaperschiffe bedienen,
und dieselben sollten ermächtigt sein, nicht nur Kriegskontrebcmde, sondern auch
alles chilenische Eigenthum an Bord neutraler Schiffe wegzunehmen. Pern
und Chile werden nicht in dieser Weise vorgehen dürfen, da sie sich den Be¬
stimmungen des Pariser Kongresses von 1856 angeschlossen haben, welche die
Ausrüstung von Kaperschiffen und die Wegucchme von nicht als Kriegskontre¬
bcmde zu betrachtenden Eigenthum nicht gestatten. Dagegen hat Chile, indem
es nach Eröffnung der Feindseligkeiten nicht nur einen Theil des feindlichen
Gebietes mit den Städten Antofagasta, Caracoles und Catana vkkupirte, sondern
auch durch seine Kriegsschiffe eine Anzahl offener Orte in Peru bombardiren
ließ, entschieden in anderer Weise sich eine Verletzung der Begriffe von zivili-
sirter Kriegführung zu Schulden kommen lassen. Die Vertreter Deutschland's,
England's, Frankreich's, Italien's und der Vereinigten Staaten haben dagegen
protestirt und die chilenische Regierung für allen hierdurch den Bürgern neu¬
traler Mächte entstandenen Schaden für verantwortlich erklärt.
'

Ein Versuch Englands, zwischen Peru und Chile noch in letzter Stunde
zu vermitteln, schlug fehl. Das peruanische Gouvernement lehnte die mittelst
Note des britischen Geschäftsträgers in Lima angetragenen guten Dienste in
einer Antwort ab, in welcher auf deu barbarischen Charakter der chilenischen
Kriegführung, zufolge dessen nnvertheidigte Küstenstädte wie Hncmillo, Pabellon,
Mollendv, Jquique und Pisagua bombardirt worden seien, hingewiesen wurde,
und in welcher ferner die Besetzung bolivischen Gebiets als widerrechtliche Ma߬
regel bezeichnet war. Am 16. Mai verließ der Präsident Peru's die Stadt
Callao, um sich an die Spitze des Hauptkorps der bolivisch-peruanischen Streit-
kräfte zu stellen, die neben ihm vom General Daza befehligt werden und zu¬
sammen etwa 9 000 Mann stark sein mögen. Dieses Hauptkorps soll in der
Nähe der Küste von Norden nach Süden vordringen, während ein bolivisches
Heer, das dreitausend Mann zählt, von General Pcunpero geführt, dnrch die
große Wüste von Ataccuna auf Catana marschirt. Von einem ernsten Zusam¬
menstoße dieser kleinen Armeen mit der chilenischen ist noch nichts zu berichten
gewesen. Dagegen haben die Flotten Peru's und Chile's sich bereits im Kampfe
gemessen.'

Am 20. Mai dampfte das Geschwader Perus aus dem Hafen von Callao
ab, um die chilenischen Schiffe, die in der Gegend von Jquique kreuzten, an¬
zugreifen. Es bestand aus der Panzerfregatte „Jndepencia" und dem Monitor
„Auascar", die beide mit Sporen zum Raumer feindlicher Fahrzeuge ver¬
sehen waren, und war von drei schnellsegelnden Transportschiffen begleitet,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/93>, abgerufen am 30.11.2024.