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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Stachelspitzen versehenen Speer, schwere Keulen von hartem Holze in verschiedenen
Formen, und Schleudern: an ihre Stelle sind neuerdings die Feuerwaffen getreten.

Noch erübrigt es, darauf hinzuweisen, daß nicht nur Staats- und Kriegs-,
sondern auch Zivil- und Strafgesetze, wenn auch ungeschrieben, in Geltung
waren. Auf Mord und Ehebruch stand die höchste Strafe: der Tod. Nur
wenn der Thäter entflohen war oder sich auf andre Weise der rächenden Neme¬
sis entzogen hatte, begnügte man sich mit Einziehung des Vermögens. Dieb¬
stahl dagegen und Beleidigungen wurden mit Geld gebüßt; mitunter verstieg
man sich auch hier zu harten Leibesstrafen, die jedoch durch den Einfluß der
Missionäre außer Wirksamkeit geriethen.


A. Oppel.


Aus dem Iamilienl'even Kapoleon's I.

Vor kurzem hat Graf Paul de Remusat begonnen, die Memoiren seiner
Großmutter, der Frau v. Remusat, herauszugeben, der Mutter des berühmten
Ministers und Schriftstellers dieses Namens, der sich auf Philosophischen,
publizistischen und staatswissenschaftlichem Gebiete einen gleich geachteten Namen
erworben hat. Die Gräfin Mmusat, eine geborene Gravier de Vergennes,
gehörte als Palastdame der Kaiserin Josephine zu den besteingeweihten Personen
des napoleonischen Hofes. Ihr Gemahl bekleidete schon unter dem Konsulat
Napoleon's die Stelle eines Intendanten und war unter dem Kaiserreich
Kammerherr. Schon vor einigen Jahren hat der berühmte Sohn der hoch¬
gebildeten Frau ein nachgelassenes Werk derselben: küssen sur 1'öäueg.ti0n ass
tsrrmKZL (Paris, 1874) veröffentlicht; größeres Aufsehen jedoch versprechen die
jüngsten Publikationen ihrer Memoiren zu machen, die wir dem Sohne des
ebengenannten, dem Grafen Paul v. Remusat, verdanken, demselben, welcher
von 1857 an längere Zeit zu deu verdienstvollsten Mitredakteuren des ^ourugl
Ass vüvats gehörte. Nachdem sein Vater 1870 das Portefeuille des Aeußeren
übernommen hatte, trat auch er in den Staatsdienst und begleitete als Kabinets-
chef Thiers auf seiner bekannten Rundreise an den Höfen Europa's. Die vor¬
liegende Schrift, welche schon wegen des geachteten Namens des Herausgebers
Beachtung verdienen würde, ist geeignet, das höchste Interesse zu erregen, weil
wir darin Aufschlüsse über das Familienleben des großen Korsen finden, wie


Stachelspitzen versehenen Speer, schwere Keulen von hartem Holze in verschiedenen
Formen, und Schleudern: an ihre Stelle sind neuerdings die Feuerwaffen getreten.

Noch erübrigt es, darauf hinzuweisen, daß nicht nur Staats- und Kriegs-,
sondern auch Zivil- und Strafgesetze, wenn auch ungeschrieben, in Geltung
waren. Auf Mord und Ehebruch stand die höchste Strafe: der Tod. Nur
wenn der Thäter entflohen war oder sich auf andre Weise der rächenden Neme¬
sis entzogen hatte, begnügte man sich mit Einziehung des Vermögens. Dieb¬
stahl dagegen und Beleidigungen wurden mit Geld gebüßt; mitunter verstieg
man sich auch hier zu harten Leibesstrafen, die jedoch durch den Einfluß der
Missionäre außer Wirksamkeit geriethen.


A. Oppel.


Aus dem Iamilienl'even Kapoleon's I.

Vor kurzem hat Graf Paul de Remusat begonnen, die Memoiren seiner
Großmutter, der Frau v. Remusat, herauszugeben, der Mutter des berühmten
Ministers und Schriftstellers dieses Namens, der sich auf Philosophischen,
publizistischen und staatswissenschaftlichem Gebiete einen gleich geachteten Namen
erworben hat. Die Gräfin Mmusat, eine geborene Gravier de Vergennes,
gehörte als Palastdame der Kaiserin Josephine zu den besteingeweihten Personen
des napoleonischen Hofes. Ihr Gemahl bekleidete schon unter dem Konsulat
Napoleon's die Stelle eines Intendanten und war unter dem Kaiserreich
Kammerherr. Schon vor einigen Jahren hat der berühmte Sohn der hoch¬
gebildeten Frau ein nachgelassenes Werk derselben: küssen sur 1'öäueg.ti0n ass
tsrrmKZL (Paris, 1874) veröffentlicht; größeres Aufsehen jedoch versprechen die
jüngsten Publikationen ihrer Memoiren zu machen, die wir dem Sohne des
ebengenannten, dem Grafen Paul v. Remusat, verdanken, demselben, welcher
von 1857 an längere Zeit zu deu verdienstvollsten Mitredakteuren des ^ourugl
Ass vüvats gehörte. Nachdem sein Vater 1870 das Portefeuille des Aeußeren
übernommen hatte, trat auch er in den Staatsdienst und begleitete als Kabinets-
chef Thiers auf seiner bekannten Rundreise an den Höfen Europa's. Die vor¬
liegende Schrift, welche schon wegen des geachteten Namens des Herausgebers
Beachtung verdienen würde, ist geeignet, das höchste Interesse zu erregen, weil
wir darin Aufschlüsse über das Familienleben des großen Korsen finden, wie


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[0244] Stachelspitzen versehenen Speer, schwere Keulen von hartem Holze in verschiedenen Formen, und Schleudern: an ihre Stelle sind neuerdings die Feuerwaffen getreten. Noch erübrigt es, darauf hinzuweisen, daß nicht nur Staats- und Kriegs-, sondern auch Zivil- und Strafgesetze, wenn auch ungeschrieben, in Geltung waren. Auf Mord und Ehebruch stand die höchste Strafe: der Tod. Nur wenn der Thäter entflohen war oder sich auf andre Weise der rächenden Neme¬ sis entzogen hatte, begnügte man sich mit Einziehung des Vermögens. Dieb¬ stahl dagegen und Beleidigungen wurden mit Geld gebüßt; mitunter verstieg man sich auch hier zu harten Leibesstrafen, die jedoch durch den Einfluß der Missionäre außer Wirksamkeit geriethen. A. Oppel. Aus dem Iamilienl'even Kapoleon's I. Vor kurzem hat Graf Paul de Remusat begonnen, die Memoiren seiner Großmutter, der Frau v. Remusat, herauszugeben, der Mutter des berühmten Ministers und Schriftstellers dieses Namens, der sich auf Philosophischen, publizistischen und staatswissenschaftlichem Gebiete einen gleich geachteten Namen erworben hat. Die Gräfin Mmusat, eine geborene Gravier de Vergennes, gehörte als Palastdame der Kaiserin Josephine zu den besteingeweihten Personen des napoleonischen Hofes. Ihr Gemahl bekleidete schon unter dem Konsulat Napoleon's die Stelle eines Intendanten und war unter dem Kaiserreich Kammerherr. Schon vor einigen Jahren hat der berühmte Sohn der hoch¬ gebildeten Frau ein nachgelassenes Werk derselben: küssen sur 1'öäueg.ti0n ass tsrrmKZL (Paris, 1874) veröffentlicht; größeres Aufsehen jedoch versprechen die jüngsten Publikationen ihrer Memoiren zu machen, die wir dem Sohne des ebengenannten, dem Grafen Paul v. Remusat, verdanken, demselben, welcher von 1857 an längere Zeit zu deu verdienstvollsten Mitredakteuren des ^ourugl Ass vüvats gehörte. Nachdem sein Vater 1870 das Portefeuille des Aeußeren übernommen hatte, trat auch er in den Staatsdienst und begleitete als Kabinets- chef Thiers auf seiner bekannten Rundreise an den Höfen Europa's. Die vor¬ liegende Schrift, welche schon wegen des geachteten Namens des Herausgebers Beachtung verdienen würde, ist geeignet, das höchste Interesse zu erregen, weil wir darin Aufschlüsse über das Familienleben des großen Korsen finden, wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/244>, abgerufen am 23.11.2024.