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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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trat und daß dadurch aller Verlegenheit, wegen artilleristischer Ausbildung der
Besatzung abgeholfen wurde.

In dem zuletzt erwähnten Schreiben der Kanzlei-Berordneten wird aber
noch eine weitere und sehr wichtige Angelegenheit, mit der wir uns jetzt be¬
schäftigen müssen, in Erwägung gezogen, nämlich das Kommandoverhältniß
über die Bnrgbescitzung. Die Berichterstatter waren davon überzeugt, daß die
Millne bei ihrer ungewöhnlichen Vermehrung und bei dem Abgang des
Lieutenants Martens, eines erfahrenen höheren Führers bedürfe. Das Schreiben
läßt sich folgendermaßen darüber aus: "Zur Unterhaltung guter Ordnung und
Zucht bei den hiesigen Soldaten, auch Aufsicht, daß die Ordres stritte befolget
werden, wäre es allerdings sehr gilt, wenn ein Officier darüber allhier bestellet
würde, der auf Alles genau Acht haben und die Leute im Exercieren unter¬
halten könnte. Ja es wird solches bei dein dereinstigen gänzlichen Abgang des
dänischen Kommandos ganz unentbehrlich sein. Unseres ohmnaßgeblicheu Tr¬
achtens würde aber ein alter versuchter Unteroffizier unter dem Titel eines
Wachtmeisters, vielleicht bei weniger Gehalt, eben die Dienste thun können, als
ein Oberofficier. Jedoch müssen wir solches höherer Verordnung überlassen."
Darauf erfolgte der wörtliche und in feinen Konsequenzen höchst bedeutungs¬
volle Bescheid: "Die Aufsicht über die Millne muß vorläufig so gut möglich
vom Herren Schloßverwalter Erdmann geführet werden bis Seiner Hochgräf¬
licher Exellenz gnädigst resolviren, entweder einen pensionirten Officier herzu¬
senden oder einen Wachtmeister zu bestellen."

Wir haben oben schon gesehen, daß es in der Absicht lag, einen verab¬
schiedeten holländischen Offizier zu engagiren, der das Kommando über die
Festung und deren Besatzung gegen ein jährliches Entgelt von 50 Thalern
übernehmen sollte. Welche Einleitungen in dieser Beziehung bereits getroffen
waren und aus welchen Gründen sich das Vorhaben zerschlug, ist aus den
Archivakten nicht zu ersehen. Nach unserer unvorgreiflichen Ansicht dürsten
jedoch, selbst nach dem damaligen Preiscourant, die pekuniären Aussichten
schwerlich jemanden verlockt haben, die angebotene Stellung zu übernehmen.
Es traf sonach kein neuer Kommandant, weder ein Offizier noch ein Wacht¬
meister, auf Kniphausen ein, vielmehr wurde die Führung der Millne, die
Vertheidigung der Burg und der ganzen Herrlichkeit schließlich dem Schlo߬
verwalter Erdmann definitiv übertragen. Derselbe hat eine Reihe von Jahren
diesem wichtigen Posten, "so gut oder auch so schlecht möglich," je nachdem
man nämlich sein Wirken vom kanzleiräthlichen oder vom militärischen Stand-
Punkt beurtheilt, vorgestanden.

Die nachfolgende höchsten Orts sanctionirte "Instruktion für den Schlo߬
verwalter Erdmann wegen der Kniphausenschen Burg-Millne Ä. Ä. Oldenburg


trat und daß dadurch aller Verlegenheit, wegen artilleristischer Ausbildung der
Besatzung abgeholfen wurde.

In dem zuletzt erwähnten Schreiben der Kanzlei-Berordneten wird aber
noch eine weitere und sehr wichtige Angelegenheit, mit der wir uns jetzt be¬
schäftigen müssen, in Erwägung gezogen, nämlich das Kommandoverhältniß
über die Bnrgbescitzung. Die Berichterstatter waren davon überzeugt, daß die
Millne bei ihrer ungewöhnlichen Vermehrung und bei dem Abgang des
Lieutenants Martens, eines erfahrenen höheren Führers bedürfe. Das Schreiben
läßt sich folgendermaßen darüber aus: „Zur Unterhaltung guter Ordnung und
Zucht bei den hiesigen Soldaten, auch Aufsicht, daß die Ordres stritte befolget
werden, wäre es allerdings sehr gilt, wenn ein Officier darüber allhier bestellet
würde, der auf Alles genau Acht haben und die Leute im Exercieren unter¬
halten könnte. Ja es wird solches bei dein dereinstigen gänzlichen Abgang des
dänischen Kommandos ganz unentbehrlich sein. Unseres ohmnaßgeblicheu Tr¬
achtens würde aber ein alter versuchter Unteroffizier unter dem Titel eines
Wachtmeisters, vielleicht bei weniger Gehalt, eben die Dienste thun können, als
ein Oberofficier. Jedoch müssen wir solches höherer Verordnung überlassen."
Darauf erfolgte der wörtliche und in feinen Konsequenzen höchst bedeutungs¬
volle Bescheid: „Die Aufsicht über die Millne muß vorläufig so gut möglich
vom Herren Schloßverwalter Erdmann geführet werden bis Seiner Hochgräf¬
licher Exellenz gnädigst resolviren, entweder einen pensionirten Officier herzu¬
senden oder einen Wachtmeister zu bestellen."

Wir haben oben schon gesehen, daß es in der Absicht lag, einen verab¬
schiedeten holländischen Offizier zu engagiren, der das Kommando über die
Festung und deren Besatzung gegen ein jährliches Entgelt von 50 Thalern
übernehmen sollte. Welche Einleitungen in dieser Beziehung bereits getroffen
waren und aus welchen Gründen sich das Vorhaben zerschlug, ist aus den
Archivakten nicht zu ersehen. Nach unserer unvorgreiflichen Ansicht dürsten
jedoch, selbst nach dem damaligen Preiscourant, die pekuniären Aussichten
schwerlich jemanden verlockt haben, die angebotene Stellung zu übernehmen.
Es traf sonach kein neuer Kommandant, weder ein Offizier noch ein Wacht¬
meister, auf Kniphausen ein, vielmehr wurde die Führung der Millne, die
Vertheidigung der Burg und der ganzen Herrlichkeit schließlich dem Schlo߬
verwalter Erdmann definitiv übertragen. Derselbe hat eine Reihe von Jahren
diesem wichtigen Posten, „so gut oder auch so schlecht möglich," je nachdem
man nämlich sein Wirken vom kanzleiräthlichen oder vom militärischen Stand-
Punkt beurtheilt, vorgestanden.

Die nachfolgende höchsten Orts sanctionirte „Instruktion für den Schlo߬
verwalter Erdmann wegen der Kniphausenschen Burg-Millne Ä. Ä. Oldenburg


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[0267] trat und daß dadurch aller Verlegenheit, wegen artilleristischer Ausbildung der Besatzung abgeholfen wurde. In dem zuletzt erwähnten Schreiben der Kanzlei-Berordneten wird aber noch eine weitere und sehr wichtige Angelegenheit, mit der wir uns jetzt be¬ schäftigen müssen, in Erwägung gezogen, nämlich das Kommandoverhältniß über die Bnrgbescitzung. Die Berichterstatter waren davon überzeugt, daß die Millne bei ihrer ungewöhnlichen Vermehrung und bei dem Abgang des Lieutenants Martens, eines erfahrenen höheren Führers bedürfe. Das Schreiben läßt sich folgendermaßen darüber aus: „Zur Unterhaltung guter Ordnung und Zucht bei den hiesigen Soldaten, auch Aufsicht, daß die Ordres stritte befolget werden, wäre es allerdings sehr gilt, wenn ein Officier darüber allhier bestellet würde, der auf Alles genau Acht haben und die Leute im Exercieren unter¬ halten könnte. Ja es wird solches bei dein dereinstigen gänzlichen Abgang des dänischen Kommandos ganz unentbehrlich sein. Unseres ohmnaßgeblicheu Tr¬ achtens würde aber ein alter versuchter Unteroffizier unter dem Titel eines Wachtmeisters, vielleicht bei weniger Gehalt, eben die Dienste thun können, als ein Oberofficier. Jedoch müssen wir solches höherer Verordnung überlassen." Darauf erfolgte der wörtliche und in feinen Konsequenzen höchst bedeutungs¬ volle Bescheid: „Die Aufsicht über die Millne muß vorläufig so gut möglich vom Herren Schloßverwalter Erdmann geführet werden bis Seiner Hochgräf¬ licher Exellenz gnädigst resolviren, entweder einen pensionirten Officier herzu¬ senden oder einen Wachtmeister zu bestellen." Wir haben oben schon gesehen, daß es in der Absicht lag, einen verab¬ schiedeten holländischen Offizier zu engagiren, der das Kommando über die Festung und deren Besatzung gegen ein jährliches Entgelt von 50 Thalern übernehmen sollte. Welche Einleitungen in dieser Beziehung bereits getroffen waren und aus welchen Gründen sich das Vorhaben zerschlug, ist aus den Archivakten nicht zu ersehen. Nach unserer unvorgreiflichen Ansicht dürsten jedoch, selbst nach dem damaligen Preiscourant, die pekuniären Aussichten schwerlich jemanden verlockt haben, die angebotene Stellung zu übernehmen. Es traf sonach kein neuer Kommandant, weder ein Offizier noch ein Wacht¬ meister, auf Kniphausen ein, vielmehr wurde die Führung der Millne, die Vertheidigung der Burg und der ganzen Herrlichkeit schließlich dem Schlo߬ verwalter Erdmann definitiv übertragen. Derselbe hat eine Reihe von Jahren diesem wichtigen Posten, „so gut oder auch so schlecht möglich," je nachdem man nämlich sein Wirken vom kanzleiräthlichen oder vom militärischen Stand- Punkt beurtheilt, vorgestanden. Die nachfolgende höchsten Orts sanctionirte „Instruktion für den Schlo߬ verwalter Erdmann wegen der Kniphausenschen Burg-Millne Ä. Ä. Oldenburg

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/267>, abgerufen am 29.09.2024.