Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.Kosten -- der Anschlag war "auf etlich viel Tausend Gülden gemacht" -- Den archivalischen Forschungen Julius Schmidt's*) verdanken wir nun -) Im Archiv für die sächsische Geschichte XI, S. 121 fg. - ) Sie ist von I. Schmidt vollständig zusammengestellt und kritistrt worden in den Mit¬
theilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das Jahr 18V9 S. 75" -- 7"4. Kosten — der Anschlag war „auf etlich viel Tausend Gülden gemacht" — Den archivalischen Forschungen Julius Schmidt's*) verdanken wir nun -) Im Archiv für die sächsische Geschichte XI, S. 121 fg. - ) Sie ist von I. Schmidt vollständig zusammengestellt und kritistrt worden in den Mit¬
theilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das Jahr 18V9 S. 75» — 7«4. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137109"/> <p xml:id="ID_1472" prev="#ID_1471"> Kosten — der Anschlag war „auf etlich viel Tausend Gülden gemacht" —<lb/> bald wieder aufgegeben. Man wandte sich an die beiden Steinmetzen Melchior<lb/> Barthel und Hans Walther mit der Anfrage, wie hoch das Denkmal zu<lb/> stehen kommen würde, wenn die „Visirung" oder „Schampfelun" (Chablone)<lb/> in pirnaischcm Sandstein ausgeführt werden sollte. Sie forderten 6000<lb/> Thaler, und auch diese Summe erschien dem Kurfürsten zu hoch. Da erbot<lb/> sich der Lübecker Goldschmied Hans Wessel, der damals in Dresden weilte,<lb/> das Denkmal in Antwerpen aus niederländischen Marmor für 2800 Thaler<lb/> herstellen zu lassen. Er bekam das Modell überantwortet, im Juli 1559<lb/> wurde der Contract abgeschlossen, worin die Lieferungszeit auf 1^/z Jahr<lb/> festgesetzt war, und nun beauftragte Wessel den Antwerpener Bildhauer An-<lb/> thoniesen van Zerun (Szerunn. Szerroen) mit der Ausführung. Als<lb/> Vorlage für die Portraitstatue des Kurfürsten Moritz, welche an dem Grab¬<lb/> mal angebracht werden sollte, wurde bei dem „Fürstenmaler" Hans Kreil<lb/> in Leipzig ein Portrait des Kurfürsten bestellt und Wesseln im Frühjahr<lb/> 1560 nachgeschickt. Inzwischen wurde durch einen Umbau des Domchores<lb/> im Freiberger Dome für das zu erwartende Denkmal Raum und Licht ge¬<lb/> schafft. Aber erst im September 1661 waren die Bestandtheile des Unterbaues<lb/> vollendet und wurden nach Hamburg gebracht. Da stellte sich heraus, daß<lb/> die zehn Greisen, welche die obere Plattform tragen sollten, aus Marmor ge¬<lb/> macht, nicht die nöthige Festigkeit haben würden, und Wessel mußte sie daher in<lb/> Lübeck aus Messing gießen lassen. Endlich wurde das Denkmal im Juli 1562,<lb/> begleitet von zwei Gesellen Meister Zerun's, die dann auch in Freiberg den<lb/> Aufbau besorgten, Hans Florian aus Antwerpen und Hans Hausmann aus<lb/> Bremen, nach Sachsen verschifft. Im November 1562 waren alle Bestand¬<lb/> theile in Dresden angelangt, und Anfang 1563 wurde das Denkmal in<lb/> Freiberg errichtet. Das Crucifix, vor welchem Kurfürst Moritz knieend dar¬<lb/> gestellt ist, hatte Meister Anthoniesen nicht für räthlich gehalten, so hoch<lb/> und dünn aus Marmor herzustellen. Es wurde daher nach dem vom Hof¬<lb/> schreiner Georg Fleischer in Holz geschnitzten Modell von dem Freiberger<lb/> Glocken- und Stückgießer Wolf Hilliger aus Messing gegossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1473" next="#ID_1474"> Den archivalischen Forschungen Julius Schmidt's*) verdanken wir nun<lb/> aber auch zugleich eine genaue Baugeschichte der kurfürstlichen Begräbnißkapelle<lb/> im Freiberger Dom, durch welche die reiche ältere Literatur über dieses Bau¬<lb/> werk**) gänzlich antiquirt worden ist. und wenn Andreas sich um diese For¬<lb/> schungen gekümmert hätte — er weiß von der älteren Literatur freilich eben<lb/> so wenig — so würde er auch als Erläuterung zu den Tafeln 7 bis 1t)</p><lb/> <note xml:id="FID_36" place="foot"> -) Im Archiv für die sächsische Geschichte XI, S. 121 fg.<lb/> -</note><lb/> <note xml:id="FID_37" place="foot"> ) Sie ist von I. Schmidt vollständig zusammengestellt und kritistrt worden in den Mit¬<lb/> theilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das Jahr 18V9 S. 75» — 7«4.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
Kosten — der Anschlag war „auf etlich viel Tausend Gülden gemacht" —
bald wieder aufgegeben. Man wandte sich an die beiden Steinmetzen Melchior
Barthel und Hans Walther mit der Anfrage, wie hoch das Denkmal zu
stehen kommen würde, wenn die „Visirung" oder „Schampfelun" (Chablone)
in pirnaischcm Sandstein ausgeführt werden sollte. Sie forderten 6000
Thaler, und auch diese Summe erschien dem Kurfürsten zu hoch. Da erbot
sich der Lübecker Goldschmied Hans Wessel, der damals in Dresden weilte,
das Denkmal in Antwerpen aus niederländischen Marmor für 2800 Thaler
herstellen zu lassen. Er bekam das Modell überantwortet, im Juli 1559
wurde der Contract abgeschlossen, worin die Lieferungszeit auf 1^/z Jahr
festgesetzt war, und nun beauftragte Wessel den Antwerpener Bildhauer An-
thoniesen van Zerun (Szerunn. Szerroen) mit der Ausführung. Als
Vorlage für die Portraitstatue des Kurfürsten Moritz, welche an dem Grab¬
mal angebracht werden sollte, wurde bei dem „Fürstenmaler" Hans Kreil
in Leipzig ein Portrait des Kurfürsten bestellt und Wesseln im Frühjahr
1560 nachgeschickt. Inzwischen wurde durch einen Umbau des Domchores
im Freiberger Dome für das zu erwartende Denkmal Raum und Licht ge¬
schafft. Aber erst im September 1661 waren die Bestandtheile des Unterbaues
vollendet und wurden nach Hamburg gebracht. Da stellte sich heraus, daß
die zehn Greisen, welche die obere Plattform tragen sollten, aus Marmor ge¬
macht, nicht die nöthige Festigkeit haben würden, und Wessel mußte sie daher in
Lübeck aus Messing gießen lassen. Endlich wurde das Denkmal im Juli 1562,
begleitet von zwei Gesellen Meister Zerun's, die dann auch in Freiberg den
Aufbau besorgten, Hans Florian aus Antwerpen und Hans Hausmann aus
Bremen, nach Sachsen verschifft. Im November 1562 waren alle Bestand¬
theile in Dresden angelangt, und Anfang 1563 wurde das Denkmal in
Freiberg errichtet. Das Crucifix, vor welchem Kurfürst Moritz knieend dar¬
gestellt ist, hatte Meister Anthoniesen nicht für räthlich gehalten, so hoch
und dünn aus Marmor herzustellen. Es wurde daher nach dem vom Hof¬
schreiner Georg Fleischer in Holz geschnitzten Modell von dem Freiberger
Glocken- und Stückgießer Wolf Hilliger aus Messing gegossen.
Den archivalischen Forschungen Julius Schmidt's*) verdanken wir nun
aber auch zugleich eine genaue Baugeschichte der kurfürstlichen Begräbnißkapelle
im Freiberger Dom, durch welche die reiche ältere Literatur über dieses Bau¬
werk**) gänzlich antiquirt worden ist. und wenn Andreas sich um diese For¬
schungen gekümmert hätte — er weiß von der älteren Literatur freilich eben
so wenig — so würde er auch als Erläuterung zu den Tafeln 7 bis 1t)
-) Im Archiv für die sächsische Geschichte XI, S. 121 fg.
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) Sie ist von I. Schmidt vollständig zusammengestellt und kritistrt worden in den Mit¬
theilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das Jahr 18V9 S. 75» — 7«4.
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