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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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Cushing, sich retten; im Schilf an der Mündung des Roanoke verborgen,
hört er Vorüberfahrende das Schicksal des Albemarle erzählen. Sehr
romantische Situation, besonders wenn man erwägt, daß der Roanoke ein
gewaltiger Strom, dessen Mündung ein Haff von ungefähr 120 deutschen
Quadratmeilen bildet! Ebenso romantisch schildert der Verfasser die Offen¬
sivtorpedos, um mit einem grimmigen Ausfall gegen den General Stosch zu
schließen. Diesen erheiternden Sprung soll er uns in Person vormachen:
"Ein besonders merkwürdiger Characterzug dieses unterseeischen Krieges war
der entsetzliche Schrecken, den so kleine Schiffchen den größten Panzerschiffen,
mit starker Besatzung und furchtbarer Artillerie versehen, einflößten. Mit
aller Schnelligkeit, deren diese Riesen fähig waren, sah man sie fliehen vor
diesen Zwergen, die sie, meist vergeblich, mit ihren Geschossen überschütteten.
Die Torpedoboote kamen selten mit heiler Haut davon, den Scorpionen ver¬
gleichbar starben sie, indem sie tödteten. Die einen versanken in den Ver¬
senkungsstrudel des dem Untergang geweihten Schiffes, die anderen kenterten
oder wurden zerdrückt durch die Wasserberge, welche die Gasentwickelung des
Pulvers aufwarf. Die Menschen waren hingeopfert, aber "das macht Nichts",
hat später der General von Stosch gesagt, als er dem Reichstag dieses Ge¬
setz vorschlug, das Herr von Bismarck entworfen hatte. "Das macht Nichts. Es
ist ein kleiner Einsatz um ein großes Ziel zu erreichen!"*) Nachdem Merruau
auf zwei weiteren enggedruckten Seiten erzählt hat, wie die preußischen Tor¬
pedoboote nicht aussehen, tritt er am Ende der zweiten Seite der Sache
bedeutend näher, indem er seine Behauptung aus dem vorigen Abschnitt
wieder aufwärmt: Es seien statt sechs -- seit 1873 nunmehr 28 Torpedoboote
auf den Etat gesetzt.

Drei davon seien sofort in Danzig begonnen und zur Stunde vermuth¬
lich bereits beendet. -- Für die viele Freude, die der brave Merruau uns
bereitet, wollen wir ihm auch eine machen und ihm mittheilen, es sind längst
mehr fertig, als drei, er kann ohne Sorgen sein! -- Ferner theilt er seinen
Lesern nach einem deutschen Journal mit, daß diese neuesten preußischen Tor¬
pedoboote folgendermaßen beschaffen seien: Sie sind dazu bestimmt, feindliche
Schiffe zu verfolgen, daher sind sie auch mit sehr schneller Fahrt aus¬
gerüstet. (Diese Einrichtung der deutschen Marine erscheint eben so neu als



*) Unsere Leser wissen, daß in diesem Sinne jene Worte nicht gesprochen, daß sie erlogen,
respective entstellt find. Im Hinblick auf die Zukunft aber wissen wir: Wenn wieder einmal
freches, großmäuliges Gesinde! vor einem Kriege in Tausenden von Flugblättern sich im Vor¬
aus rühmen wird, mit seiner Flotte unsere Städte anzuzünden, mit deren Bemannung unsere
Frauen und Töchter zu mißhandeln, daß da auch in Deutschland Männer genug sich find^
werden, um als Führer von To'pedobooten zu sagen, in Bezug auf ihr eignes Leben:
imports I II t"ut kairs virevsr ostts osusillsl und das feindliche Schiff in die Luft ZU
sprengen.

Cushing, sich retten; im Schilf an der Mündung des Roanoke verborgen,
hört er Vorüberfahrende das Schicksal des Albemarle erzählen. Sehr
romantische Situation, besonders wenn man erwägt, daß der Roanoke ein
gewaltiger Strom, dessen Mündung ein Haff von ungefähr 120 deutschen
Quadratmeilen bildet! Ebenso romantisch schildert der Verfasser die Offen¬
sivtorpedos, um mit einem grimmigen Ausfall gegen den General Stosch zu
schließen. Diesen erheiternden Sprung soll er uns in Person vormachen:
„Ein besonders merkwürdiger Characterzug dieses unterseeischen Krieges war
der entsetzliche Schrecken, den so kleine Schiffchen den größten Panzerschiffen,
mit starker Besatzung und furchtbarer Artillerie versehen, einflößten. Mit
aller Schnelligkeit, deren diese Riesen fähig waren, sah man sie fliehen vor
diesen Zwergen, die sie, meist vergeblich, mit ihren Geschossen überschütteten.
Die Torpedoboote kamen selten mit heiler Haut davon, den Scorpionen ver¬
gleichbar starben sie, indem sie tödteten. Die einen versanken in den Ver¬
senkungsstrudel des dem Untergang geweihten Schiffes, die anderen kenterten
oder wurden zerdrückt durch die Wasserberge, welche die Gasentwickelung des
Pulvers aufwarf. Die Menschen waren hingeopfert, aber „das macht Nichts",
hat später der General von Stosch gesagt, als er dem Reichstag dieses Ge¬
setz vorschlug, das Herr von Bismarck entworfen hatte. „Das macht Nichts. Es
ist ein kleiner Einsatz um ein großes Ziel zu erreichen!"*) Nachdem Merruau
auf zwei weiteren enggedruckten Seiten erzählt hat, wie die preußischen Tor¬
pedoboote nicht aussehen, tritt er am Ende der zweiten Seite der Sache
bedeutend näher, indem er seine Behauptung aus dem vorigen Abschnitt
wieder aufwärmt: Es seien statt sechs — seit 1873 nunmehr 28 Torpedoboote
auf den Etat gesetzt.

Drei davon seien sofort in Danzig begonnen und zur Stunde vermuth¬
lich bereits beendet. — Für die viele Freude, die der brave Merruau uns
bereitet, wollen wir ihm auch eine machen und ihm mittheilen, es sind längst
mehr fertig, als drei, er kann ohne Sorgen sein! — Ferner theilt er seinen
Lesern nach einem deutschen Journal mit, daß diese neuesten preußischen Tor¬
pedoboote folgendermaßen beschaffen seien: Sie sind dazu bestimmt, feindliche
Schiffe zu verfolgen, daher sind sie auch mit sehr schneller Fahrt aus¬
gerüstet. (Diese Einrichtung der deutschen Marine erscheint eben so neu als



*) Unsere Leser wissen, daß in diesem Sinne jene Worte nicht gesprochen, daß sie erlogen,
respective entstellt find. Im Hinblick auf die Zukunft aber wissen wir: Wenn wieder einmal
freches, großmäuliges Gesinde! vor einem Kriege in Tausenden von Flugblättern sich im Vor¬
aus rühmen wird, mit seiner Flotte unsere Städte anzuzünden, mit deren Bemannung unsere
Frauen und Töchter zu mißhandeln, daß da auch in Deutschland Männer genug sich find^
werden, um als Führer von To'pedobooten zu sagen, in Bezug auf ihr eignes Leben:
imports I II t»ut kairs virevsr ostts osusillsl und das feindliche Schiff in die Luft ZU
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[0456] Cushing, sich retten; im Schilf an der Mündung des Roanoke verborgen, hört er Vorüberfahrende das Schicksal des Albemarle erzählen. Sehr romantische Situation, besonders wenn man erwägt, daß der Roanoke ein gewaltiger Strom, dessen Mündung ein Haff von ungefähr 120 deutschen Quadratmeilen bildet! Ebenso romantisch schildert der Verfasser die Offen¬ sivtorpedos, um mit einem grimmigen Ausfall gegen den General Stosch zu schließen. Diesen erheiternden Sprung soll er uns in Person vormachen: „Ein besonders merkwürdiger Characterzug dieses unterseeischen Krieges war der entsetzliche Schrecken, den so kleine Schiffchen den größten Panzerschiffen, mit starker Besatzung und furchtbarer Artillerie versehen, einflößten. Mit aller Schnelligkeit, deren diese Riesen fähig waren, sah man sie fliehen vor diesen Zwergen, die sie, meist vergeblich, mit ihren Geschossen überschütteten. Die Torpedoboote kamen selten mit heiler Haut davon, den Scorpionen ver¬ gleichbar starben sie, indem sie tödteten. Die einen versanken in den Ver¬ senkungsstrudel des dem Untergang geweihten Schiffes, die anderen kenterten oder wurden zerdrückt durch die Wasserberge, welche die Gasentwickelung des Pulvers aufwarf. Die Menschen waren hingeopfert, aber „das macht Nichts", hat später der General von Stosch gesagt, als er dem Reichstag dieses Ge¬ setz vorschlug, das Herr von Bismarck entworfen hatte. „Das macht Nichts. Es ist ein kleiner Einsatz um ein großes Ziel zu erreichen!"*) Nachdem Merruau auf zwei weiteren enggedruckten Seiten erzählt hat, wie die preußischen Tor¬ pedoboote nicht aussehen, tritt er am Ende der zweiten Seite der Sache bedeutend näher, indem er seine Behauptung aus dem vorigen Abschnitt wieder aufwärmt: Es seien statt sechs — seit 1873 nunmehr 28 Torpedoboote auf den Etat gesetzt. Drei davon seien sofort in Danzig begonnen und zur Stunde vermuth¬ lich bereits beendet. — Für die viele Freude, die der brave Merruau uns bereitet, wollen wir ihm auch eine machen und ihm mittheilen, es sind längst mehr fertig, als drei, er kann ohne Sorgen sein! — Ferner theilt er seinen Lesern nach einem deutschen Journal mit, daß diese neuesten preußischen Tor¬ pedoboote folgendermaßen beschaffen seien: Sie sind dazu bestimmt, feindliche Schiffe zu verfolgen, daher sind sie auch mit sehr schneller Fahrt aus¬ gerüstet. (Diese Einrichtung der deutschen Marine erscheint eben so neu als *) Unsere Leser wissen, daß in diesem Sinne jene Worte nicht gesprochen, daß sie erlogen, respective entstellt find. Im Hinblick auf die Zukunft aber wissen wir: Wenn wieder einmal freches, großmäuliges Gesinde! vor einem Kriege in Tausenden von Flugblättern sich im Vor¬ aus rühmen wird, mit seiner Flotte unsere Städte anzuzünden, mit deren Bemannung unsere Frauen und Töchter zu mißhandeln, daß da auch in Deutschland Männer genug sich find^ werden, um als Führer von To'pedobooten zu sagen, in Bezug auf ihr eignes Leben: imports I II t»ut kairs virevsr ostts osusillsl und das feindliche Schiff in die Luft ZU sprengen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/456>, abgerufen am 27.09.2024.