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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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will, braucht nur l'ollarä's, Loutliein wai^) nachzuschlagen, aber hier genügt
es, wenn wir berichten, daß binnen zwei Jahren die Nordstaaten sieben Monitors,
eilf andere Kriegsfahrzeuge aus Holz ohne Panzer verloren, meist zugleich mit
der Bemannung, während verschiedene andere, namentlich Panzerschiffe, den
damals noch unvollkommenen Torpedos theilweise widerstanden hatten und
mit schweren Beschädigungen davon gekommen waren. Der Erfolg dieser
Torpedos, die meist Defensiv-Torpedos waren, wird noch drastischer, wenn
man sich klar macht, mit wie geringem Aufwand an Kosten und Gefahr die
Konföderation ihrem Gegner diesen beträchtlichen Schaden zufügte. Doch
dies dürfen wir eigentlich nicht laut sagen, denn da wird Herr Merruau
wieder von der unritterlichen preußischen Rcrce sprechen, welche die Gefahr
nicht um ihrer selbst willen liebt. Dabei fallen uns immer die französischen
Patrouillen ein, mit denen man sich vor Paris die langweiligen Wintertage
auf Vorposten vertrieb. Wenn da so eine Gesellschaft feierlich 1000 Meter
hinter ihren Vorposten, der Lieutenant mit gezücktem Schwert an der Tete,
herumzog, dann machte man sich mitunter das Vergnügen und ließ durch
die Wallbüchsen-Unteroffiziere einen Schuß hinüberfeuern. Da hatte man
dann häufig den Genuß, die ganze Gesellschaft glatt auf den Bauch stürzen
zu sehen, wenn sie das wohlbekannte Zischen der eisernen Geschosse hörte.
Die liebten auch die Gefahr um ihrer selbst willen! --

Auf verschiedene Weise versuchte die Konföderation mit den Torpedos
das offensive Element zu verbinden. Man versah anfangs den Sporn der
Panzerschiffe mit schwachem Torpedo, um bei dem "Raumer" eines feindlichen
Schiffes die Sprengwirkung mit dem Stoß zu verbinden, indessen kam man
bald von dieser Einrichtung ab, die sich für das eigne Schiff sehr oft ver¬
derblich erwies. Man ging dann über zu den eigentlichen Offensiv-Torpedos.
Kleine schnellgehende Boote trugen vorn an einem weit hervorragenden Aus¬
leger den Torpedo, Taucherboote gingen unter dem Kiel der feindlichen an¬
kernden Kriegsschiffe hindurch, die tödtliche Maschine an Tauen, die mitunter
die Leitung einer elektrischen Zündbatterie bilden, hinter sich herschleifend.
Alle diese verschiedenen Methoden erwiesen sich vor der Hand noch als zwei¬
schneidige Waffen, deren Schärfe sich häusig gegen den eignen Herrn wendete,
da mangelnde Technik und Erfahrung nicht immer alle Umstände beherrschte.
Selbstverständlich wandte auch der Norden die neue Waffe gegen die Schiffe der
Konföderation, wo nur immer möglich, an. So wurde das conföderirte
^idderschiff "Albemarle", nachdem es aus mehreren Kämpfen mit nördlichen
Panzern siegreich zurückgekehrt, auf der Rhede des Flusses Roanoke vor An-
ker. durch einen Torpedo zerstört. Merruau läßt den Führer des Torpedo,



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eilf andere Kriegsfahrzeuge aus Holz ohne Panzer verloren, meist zugleich mit
der Bemannung, während verschiedene andere, namentlich Panzerschiffe, den
damals noch unvollkommenen Torpedos theilweise widerstanden hatten und
mit schweren Beschädigungen davon gekommen waren. Der Erfolg dieser
Torpedos, die meist Defensiv-Torpedos waren, wird noch drastischer, wenn
man sich klar macht, mit wie geringem Aufwand an Kosten und Gefahr die
Konföderation ihrem Gegner diesen beträchtlichen Schaden zufügte. Doch
dies dürfen wir eigentlich nicht laut sagen, denn da wird Herr Merruau
wieder von der unritterlichen preußischen Rcrce sprechen, welche die Gefahr
nicht um ihrer selbst willen liebt. Dabei fallen uns immer die französischen
Patrouillen ein, mit denen man sich vor Paris die langweiligen Wintertage
auf Vorposten vertrieb. Wenn da so eine Gesellschaft feierlich 1000 Meter
hinter ihren Vorposten, der Lieutenant mit gezücktem Schwert an der Tete,
herumzog, dann machte man sich mitunter das Vergnügen und ließ durch
die Wallbüchsen-Unteroffiziere einen Schuß hinüberfeuern. Da hatte man
dann häufig den Genuß, die ganze Gesellschaft glatt auf den Bauch stürzen
zu sehen, wenn sie das wohlbekannte Zischen der eisernen Geschosse hörte.
Die liebten auch die Gefahr um ihrer selbst willen! —

Auf verschiedene Weise versuchte die Konföderation mit den Torpedos
das offensive Element zu verbinden. Man versah anfangs den Sporn der
Panzerschiffe mit schwachem Torpedo, um bei dem „Raumer" eines feindlichen
Schiffes die Sprengwirkung mit dem Stoß zu verbinden, indessen kam man
bald von dieser Einrichtung ab, die sich für das eigne Schiff sehr oft ver¬
derblich erwies. Man ging dann über zu den eigentlichen Offensiv-Torpedos.
Kleine schnellgehende Boote trugen vorn an einem weit hervorragenden Aus¬
leger den Torpedo, Taucherboote gingen unter dem Kiel der feindlichen an¬
kernden Kriegsschiffe hindurch, die tödtliche Maschine an Tauen, die mitunter
die Leitung einer elektrischen Zündbatterie bilden, hinter sich herschleifend.
Alle diese verschiedenen Methoden erwiesen sich vor der Hand noch als zwei¬
schneidige Waffen, deren Schärfe sich häusig gegen den eignen Herrn wendete,
da mangelnde Technik und Erfahrung nicht immer alle Umstände beherrschte.
Selbstverständlich wandte auch der Norden die neue Waffe gegen die Schiffe der
Konföderation, wo nur immer möglich, an. So wurde das conföderirte
^idderschiff „Albemarle", nachdem es aus mehreren Kämpfen mit nördlichen
Panzern siegreich zurückgekehrt, auf der Rhede des Flusses Roanoke vor An-
ker. durch einen Torpedo zerstört. Merruau läßt den Führer des Torpedo,



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/455>, abgerufen am 27.09.2024.