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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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3, nach Großbritannien ebenfalls 3, nach Spanien 2^2, nach Deutschland 2
Millionen, nach dem spanischen Amerika ebenso viel und nach Frankreich 1
Million gingen. Manuel Carvajal ist der Schwiegersohn von Cabannas
und war früher dessen Geschäftsführer, seine Frau war in den fünfziger Jahren
mit Kennerschaft bei der Anfertigung der Cigarren und bei dem Vertrieb
thätig. Der größere Theil der von dieser Fabrik gelieferten Cigarren geht
für deren eigne Rechnung nach England und wird dort kommissionsweise
verkauft. Nicht ohne Nutzen für Raucher von Havanna-Cigarren wird es
sein, wenn wir bemerken, daß die meisten kleineren Fabriken ihren Cigarren
zweiter und dritter Klasse häufig selbst andere Firmen geben, als denen von
erster Güte (Primeras). Auch sonst kommen bisweilen unfeine Manöver
vor. So begab sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren Carvajal mit seiner
Familie nach Spanien, um dort für längerer Zeit seinen Aufenthalt zu nehmen.
Um sich seines blühenden Geschäftes nicht entäußern zu müssen, verpachtete er
die Fabrik sammt der Benutzung ihres Marktes für eine beträchtliche Summe
an Cabargas. Dieser benutzte den guten Ruf des Geschäftes, um durch
weniger sorgfältig behandelte, aber ausgedehntere Lieferungen in kurzer Zeit
einen höheren Ertrag zu erzielen. Carvajal erfuhr dieß, kehrte daraufhin so¬
fort zurück und löste den Pachtvertrag auf. Cabargas errichtete dann eine
eigne Fabrik, imitirte, die Aehnlichkeit seines Namens mit dem seines früheren
VerPächters benutzend, die Stempel und die Eticketten des letzteren so täuschend
als möglich, kaufte alte geschickte Arbeiter desselben frei und nahm sie darauf
gegen Lohn in seine Dienste, kurz, that, was er konnte, um sich in den Ruf
Herrn Manuels einzudrängen und diesem zu schaden. Ungefähr um dieselbe
Zeit begründete Partagäs die Flor de Tabanvs, eine Marke, der er, besonders
durch ausgezeichnete Tabakskenntniß, rasch einen guten Namen zu machen
verstand.

Am einzelnen Blatte werden bei der Verarbeitung verschiedene Quali¬
täten beachtet, die äußeren Theile gelten für seiner, als die am Stiele. Die
sortirten Cigarren werden in Bündeln von 25 Stück in Kistchen gepackt.
Daß die Vegueros oder Pflanzercigarren die feinsten seien, ist unrichtig, man
kann dieß annähernd nur von denen der Vega de la Lemna sagen, die als
der Johannisberg her Vuelta d' Abajo anzusehen ist, und deren Product
schon vor dreißig Jahren, wo die Preise lange noch nicht halb so hoch waren
als jetzt, mit 31 Dollars pro Mille bezahlt wurden. Die größte Havanna-
Cigarre ist die Regatta Jmpertal, sie kostet an Ort und Stelle 200 bis 400
Dollars das Tausend. Die Regatta (der Name kommt nicht von rez? König
"der rk^al^ Staatsmonopol, sondern von regulär --regaliren, schenken, bedeutet
also eine zu Geschenken geeignete Cigarre) ist nicht ganz so lang, aber eben
so fein. Die Cazadores sind schlanker. Die Trabuquillos, kurze und sehr


3, nach Großbritannien ebenfalls 3, nach Spanien 2^2, nach Deutschland 2
Millionen, nach dem spanischen Amerika ebenso viel und nach Frankreich 1
Million gingen. Manuel Carvajal ist der Schwiegersohn von Cabannas
und war früher dessen Geschäftsführer, seine Frau war in den fünfziger Jahren
mit Kennerschaft bei der Anfertigung der Cigarren und bei dem Vertrieb
thätig. Der größere Theil der von dieser Fabrik gelieferten Cigarren geht
für deren eigne Rechnung nach England und wird dort kommissionsweise
verkauft. Nicht ohne Nutzen für Raucher von Havanna-Cigarren wird es
sein, wenn wir bemerken, daß die meisten kleineren Fabriken ihren Cigarren
zweiter und dritter Klasse häufig selbst andere Firmen geben, als denen von
erster Güte (Primeras). Auch sonst kommen bisweilen unfeine Manöver
vor. So begab sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren Carvajal mit seiner
Familie nach Spanien, um dort für längerer Zeit seinen Aufenthalt zu nehmen.
Um sich seines blühenden Geschäftes nicht entäußern zu müssen, verpachtete er
die Fabrik sammt der Benutzung ihres Marktes für eine beträchtliche Summe
an Cabargas. Dieser benutzte den guten Ruf des Geschäftes, um durch
weniger sorgfältig behandelte, aber ausgedehntere Lieferungen in kurzer Zeit
einen höheren Ertrag zu erzielen. Carvajal erfuhr dieß, kehrte daraufhin so¬
fort zurück und löste den Pachtvertrag auf. Cabargas errichtete dann eine
eigne Fabrik, imitirte, die Aehnlichkeit seines Namens mit dem seines früheren
VerPächters benutzend, die Stempel und die Eticketten des letzteren so täuschend
als möglich, kaufte alte geschickte Arbeiter desselben frei und nahm sie darauf
gegen Lohn in seine Dienste, kurz, that, was er konnte, um sich in den Ruf
Herrn Manuels einzudrängen und diesem zu schaden. Ungefähr um dieselbe
Zeit begründete Partagäs die Flor de Tabanvs, eine Marke, der er, besonders
durch ausgezeichnete Tabakskenntniß, rasch einen guten Namen zu machen
verstand.

Am einzelnen Blatte werden bei der Verarbeitung verschiedene Quali¬
täten beachtet, die äußeren Theile gelten für seiner, als die am Stiele. Die
sortirten Cigarren werden in Bündeln von 25 Stück in Kistchen gepackt.
Daß die Vegueros oder Pflanzercigarren die feinsten seien, ist unrichtig, man
kann dieß annähernd nur von denen der Vega de la Lemna sagen, die als
der Johannisberg her Vuelta d' Abajo anzusehen ist, und deren Product
schon vor dreißig Jahren, wo die Preise lange noch nicht halb so hoch waren
als jetzt, mit 31 Dollars pro Mille bezahlt wurden. Die größte Havanna-
Cigarre ist die Regatta Jmpertal, sie kostet an Ort und Stelle 200 bis 400
Dollars das Tausend. Die Regatta (der Name kommt nicht von rez? König
"der rk^al^ Staatsmonopol, sondern von regulär —regaliren, schenken, bedeutet
also eine zu Geschenken geeignete Cigarre) ist nicht ganz so lang, aber eben
so fein. Die Cazadores sind schlanker. Die Trabuquillos, kurze und sehr


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[0393] 3, nach Großbritannien ebenfalls 3, nach Spanien 2^2, nach Deutschland 2 Millionen, nach dem spanischen Amerika ebenso viel und nach Frankreich 1 Million gingen. Manuel Carvajal ist der Schwiegersohn von Cabannas und war früher dessen Geschäftsführer, seine Frau war in den fünfziger Jahren mit Kennerschaft bei der Anfertigung der Cigarren und bei dem Vertrieb thätig. Der größere Theil der von dieser Fabrik gelieferten Cigarren geht für deren eigne Rechnung nach England und wird dort kommissionsweise verkauft. Nicht ohne Nutzen für Raucher von Havanna-Cigarren wird es sein, wenn wir bemerken, daß die meisten kleineren Fabriken ihren Cigarren zweiter und dritter Klasse häufig selbst andere Firmen geben, als denen von erster Güte (Primeras). Auch sonst kommen bisweilen unfeine Manöver vor. So begab sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren Carvajal mit seiner Familie nach Spanien, um dort für längerer Zeit seinen Aufenthalt zu nehmen. Um sich seines blühenden Geschäftes nicht entäußern zu müssen, verpachtete er die Fabrik sammt der Benutzung ihres Marktes für eine beträchtliche Summe an Cabargas. Dieser benutzte den guten Ruf des Geschäftes, um durch weniger sorgfältig behandelte, aber ausgedehntere Lieferungen in kurzer Zeit einen höheren Ertrag zu erzielen. Carvajal erfuhr dieß, kehrte daraufhin so¬ fort zurück und löste den Pachtvertrag auf. Cabargas errichtete dann eine eigne Fabrik, imitirte, die Aehnlichkeit seines Namens mit dem seines früheren VerPächters benutzend, die Stempel und die Eticketten des letzteren so täuschend als möglich, kaufte alte geschickte Arbeiter desselben frei und nahm sie darauf gegen Lohn in seine Dienste, kurz, that, was er konnte, um sich in den Ruf Herrn Manuels einzudrängen und diesem zu schaden. Ungefähr um dieselbe Zeit begründete Partagäs die Flor de Tabanvs, eine Marke, der er, besonders durch ausgezeichnete Tabakskenntniß, rasch einen guten Namen zu machen verstand. Am einzelnen Blatte werden bei der Verarbeitung verschiedene Quali¬ täten beachtet, die äußeren Theile gelten für seiner, als die am Stiele. Die sortirten Cigarren werden in Bündeln von 25 Stück in Kistchen gepackt. Daß die Vegueros oder Pflanzercigarren die feinsten seien, ist unrichtig, man kann dieß annähernd nur von denen der Vega de la Lemna sagen, die als der Johannisberg her Vuelta d' Abajo anzusehen ist, und deren Product schon vor dreißig Jahren, wo die Preise lange noch nicht halb so hoch waren als jetzt, mit 31 Dollars pro Mille bezahlt wurden. Die größte Havanna- Cigarre ist die Regatta Jmpertal, sie kostet an Ort und Stelle 200 bis 400 Dollars das Tausend. Die Regatta (der Name kommt nicht von rez? König "der rk^al^ Staatsmonopol, sondern von regulär —regaliren, schenken, bedeutet also eine zu Geschenken geeignete Cigarre) ist nicht ganz so lang, aber eben so fein. Die Cazadores sind schlanker. Die Trabuquillos, kurze und sehr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/393>, abgerufen am 27.09.2024.