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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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quataya durchfließt, Sie sind meistentheils klein, indem sie oft nicht mehr
als eine Caballerta einnehmen, die sich zum Quadratkilometer wie eins zu
sieben verhält. Die Hälfte dieser Vegas ist mit Platanen bepflanzt, welche
den Tabaksstauden Schatten geben. Im September beginnt mit der trocknen
Jahreszeit die Arbeit der Pflanzer damit, daß die "Semilleros" oder Saat-
beete. die gewöhnlich über dem Gebiete der Flußüberschwemmungen liegen,
besäet werden. Im Oktober versetzt man aus jenen die jungen Pflanzen
auf die tiefer gelegenen feuchteren Felder. Im Januar, Februar und März
ist der Tabak zum Schnitte reif. Die obern Blätter der Pflanze gelten für
die besten, weil sie bei Tage am meisten Licht und in der Nacht den meisten
Thau erhalten. Man nennt sie Disecho. Der Tabak feinster Qualität ist
von gleichmäßiger tiefbrauner Farbe, ohne Streifen und Flecken, brennt frei
und hat eine weiße, nicht leicht abfallende Asche. Eine Caballena liefert in
guten Jahren 9000 Pfund, ein Ballen von 100 Pfund ist durchschnittlich
25 Dollars werth, doch giebt es Vejas, die ihn schon mit 400 Dollars be¬
zahlt bekommen haben. Zwischen der Vuelta d' Abajo und Havanna liegen
auf einer Strecke von etwa zwanzig Meilen die Partidos de San Marco,
San Felice und San Antonio, welche den Partido-Tabak liefern, der als
Havanna- oder Cabannas - Tabak nach Europa geht. Er hat in der Regel
ein größeres und feineres Blatt und ist auch meist von schönerer Färbung
als das Product der Vuelta d' Abajo, seine Qualität ist aber geringer als
dieses. Indeß wird auch er von mehrern Fabriken der Havanna zu Cigarren
verarbeitet. Die Plantagenbesitzer sind nur selten Fabrikanten. In den
Partidos kommt es zwar vor, daß die Eigenthümer von Kaffeeplantagen
etwas Tabak anbauen und diesen in der Zeit des Jahres, wo der Kaffeebau
weniger Hände beschäftigt, durch ihre Neger zu den bekannten Pflanzer-
ctgarren oder Vegueros verarbeiten lassen, doch ist das mehr Haus- als
Fabrikindustrie.

In der Stadt Havanna giebt es über hundert Cigarrenfabriken, die
ihr Product theils mit dem Namen ihrer Besitzer, theils mit einer besondern
Marke bezeichnen. Die feinsten Cigarren gehen aus den Geschäften von I-
Upmann, (der Begründer stammt aus Deutschland und zwar aus Bielefeld)
Jose' Partagäs (Marke: Flor de Tabanvs) und Cabannas y Carvajal her¬
vor. Andere große Fabriken mit geschätzten Marken sind die von Bocky
Comp., (Marke: Aquila de Oro), Diaz Bannes, (Marke: Carolina). Villary
Villar, Cabargas. Julian Alvarez. (Marke: Henry Clah). Luis Corujo.
(Marke: Punch), Balle Suarez y Comp. (Marke: Flor de Cuba) und Me-
nendez y Suarez, (Marken: Boschetti und Todo). Der jährliche Absatz der
Fabrik Cabannas belief sich 1866 schon auf 16 Millionen Stück. Davon
blieben in Cuba selbst ^Millionen, während nach den Vereinigten Staaten


quataya durchfließt, Sie sind meistentheils klein, indem sie oft nicht mehr
als eine Caballerta einnehmen, die sich zum Quadratkilometer wie eins zu
sieben verhält. Die Hälfte dieser Vegas ist mit Platanen bepflanzt, welche
den Tabaksstauden Schatten geben. Im September beginnt mit der trocknen
Jahreszeit die Arbeit der Pflanzer damit, daß die „Semilleros" oder Saat-
beete. die gewöhnlich über dem Gebiete der Flußüberschwemmungen liegen,
besäet werden. Im Oktober versetzt man aus jenen die jungen Pflanzen
auf die tiefer gelegenen feuchteren Felder. Im Januar, Februar und März
ist der Tabak zum Schnitte reif. Die obern Blätter der Pflanze gelten für
die besten, weil sie bei Tage am meisten Licht und in der Nacht den meisten
Thau erhalten. Man nennt sie Disecho. Der Tabak feinster Qualität ist
von gleichmäßiger tiefbrauner Farbe, ohne Streifen und Flecken, brennt frei
und hat eine weiße, nicht leicht abfallende Asche. Eine Caballena liefert in
guten Jahren 9000 Pfund, ein Ballen von 100 Pfund ist durchschnittlich
25 Dollars werth, doch giebt es Vejas, die ihn schon mit 400 Dollars be¬
zahlt bekommen haben. Zwischen der Vuelta d' Abajo und Havanna liegen
auf einer Strecke von etwa zwanzig Meilen die Partidos de San Marco,
San Felice und San Antonio, welche den Partido-Tabak liefern, der als
Havanna- oder Cabannas - Tabak nach Europa geht. Er hat in der Regel
ein größeres und feineres Blatt und ist auch meist von schönerer Färbung
als das Product der Vuelta d' Abajo, seine Qualität ist aber geringer als
dieses. Indeß wird auch er von mehrern Fabriken der Havanna zu Cigarren
verarbeitet. Die Plantagenbesitzer sind nur selten Fabrikanten. In den
Partidos kommt es zwar vor, daß die Eigenthümer von Kaffeeplantagen
etwas Tabak anbauen und diesen in der Zeit des Jahres, wo der Kaffeebau
weniger Hände beschäftigt, durch ihre Neger zu den bekannten Pflanzer-
ctgarren oder Vegueros verarbeiten lassen, doch ist das mehr Haus- als
Fabrikindustrie.

In der Stadt Havanna giebt es über hundert Cigarrenfabriken, die
ihr Product theils mit dem Namen ihrer Besitzer, theils mit einer besondern
Marke bezeichnen. Die feinsten Cigarren gehen aus den Geschäften von I-
Upmann, (der Begründer stammt aus Deutschland und zwar aus Bielefeld)
Jose' Partagäs (Marke: Flor de Tabanvs) und Cabannas y Carvajal her¬
vor. Andere große Fabriken mit geschätzten Marken sind die von Bocky
Comp., (Marke: Aquila de Oro), Diaz Bannes, (Marke: Carolina). Villary
Villar, Cabargas. Julian Alvarez. (Marke: Henry Clah). Luis Corujo.
(Marke: Punch), Balle Suarez y Comp. (Marke: Flor de Cuba) und Me-
nendez y Suarez, (Marken: Boschetti und Todo). Der jährliche Absatz der
Fabrik Cabannas belief sich 1866 schon auf 16 Millionen Stück. Davon
blieben in Cuba selbst ^Millionen, während nach den Vereinigten Staaten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/392>, abgerufen am 27.09.2024.