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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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4,330,000 Tonnen nicht übersteigt, und daß der zur Befriedigung des Ver¬
langens nach diesem narkotischen Kraute hergestellte Tabak so viel wiegt als
das zur Ernährung von zehn Millionen Engländern erforderliche Getreide
Wenn man aber den Preis des Tabaks nur doppelt so hoch veranschlagt als
den Werth des Kornes auf dem Markte, so kostet er so viel als alles
Getreide, das zur Versorgung der Bevölkerung Großbritanniens noth¬
wendig ist.

"Im Jahre 1869", sagt Riant, "wurde die jährlich in England einge¬
führte Quantität Tabak auf fünfzig Millionen Pfund geschätzt, sodaß auf
den Kopf ungefähr zwei Pfund fielen. Ziehen wir davon die Frauen, die
Kinder und den zehnten Theil der männlichen Bevölkerung als nicht rauchend
ab, so könnte der jährliche Verbrauch der Uebrigen zu zehn Pfund per Kopf
angenommen werden (d. h. wenn keine Ausfuhr von verarbeiteten Tabak
stattfände).

Die jährliche Tabaksconsumption von Paris ist 18K6 auf 1,604,601
Kilogramme veranschlagt worden, was auf den Kopf Z,"-," Kilogramm er¬
geben würde."

Im Verhältniß zur Einwohnerzahl beläuft sich der Tabaksverbrauch
nach den neuesten statistischen Erhebungen in England durchschnittlich auf l^,
in Frankreich auf l^,, in Oesterreich auf 2, in Deutschland auf 2^, in
Nordamerika auf 4, in Belgien auf 4^, in Dänemark auf 4^ und in
Neusüdwales, wo der Tabak zollfrei eingeführt wird, angeblich auf 14 Pfund
Per Kopf. Nach Chevallier käme in Frankreich auf den Einzelnen ein Consum
an Tabak von 511 Grammen, die sich so vertheilten, daß 198 Gramm auf
Schnupftabak und 313 Gramm auf Rauchtabak fielen. "Ein Franzose",
behauptet derselbe Schriftsteller, "verbraucht so viel Tabak als ein Russe,
doppelt so viel als ein Italiener, dreimal weniger als ein Deutscher oder
ein Holländer und viermal weniger als ein Belgier." Die Statistik zeigt
ferner, daß in Frankreich von Is Rauchern 8 sich der Pfeife bedienen, wäh¬
rend 5 Cigarren und 2 Eigaretten rauchen. Im Jahre 1869 war Frank-
reich -- nach Riants Quellen -- bei einem Tabaksconsum von 31,245.396
Kilogrammen angelangt. Neuere Berechnungen kommen zu folgenden Ziffern
für den Verbrauch von Tabak in seinen verschiedenen Gestalten. Man con-
sumirt in Frankreich das Jahr hindurch zwischen 18 und 19 Millionen Kilo-
Kramme Rauchtabak (Seaferlati oder Caporal), 3^/z Millionen Kilogramme
Cigarren (wobei 250 Stück auf das Kilogramm gerechnet werden), 7^ Milli¬
onen Kilogramme Schnupftabak, 630,000 Kilogramme Kautabak und 450,000
Kilogramme Carotte, eine Tabakssorte, die in Paris wenig bekannt und fast
nur in der Bretagne geraucht und zugleich geschnupft und gekaut wird. Seit
dem Wegfall von Straßburg und Metz besitzt der französische Staat 16 große


4,330,000 Tonnen nicht übersteigt, und daß der zur Befriedigung des Ver¬
langens nach diesem narkotischen Kraute hergestellte Tabak so viel wiegt als
das zur Ernährung von zehn Millionen Engländern erforderliche Getreide
Wenn man aber den Preis des Tabaks nur doppelt so hoch veranschlagt als
den Werth des Kornes auf dem Markte, so kostet er so viel als alles
Getreide, das zur Versorgung der Bevölkerung Großbritanniens noth¬
wendig ist.

»Im Jahre 1869", sagt Riant, „wurde die jährlich in England einge¬
führte Quantität Tabak auf fünfzig Millionen Pfund geschätzt, sodaß auf
den Kopf ungefähr zwei Pfund fielen. Ziehen wir davon die Frauen, die
Kinder und den zehnten Theil der männlichen Bevölkerung als nicht rauchend
ab, so könnte der jährliche Verbrauch der Uebrigen zu zehn Pfund per Kopf
angenommen werden (d. h. wenn keine Ausfuhr von verarbeiteten Tabak
stattfände).

Die jährliche Tabaksconsumption von Paris ist 18K6 auf 1,604,601
Kilogramme veranschlagt worden, was auf den Kopf Z,«-,» Kilogramm er¬
geben würde."

Im Verhältniß zur Einwohnerzahl beläuft sich der Tabaksverbrauch
nach den neuesten statistischen Erhebungen in England durchschnittlich auf l^,
in Frankreich auf l^,, in Oesterreich auf 2, in Deutschland auf 2^, in
Nordamerika auf 4, in Belgien auf 4^, in Dänemark auf 4^ und in
Neusüdwales, wo der Tabak zollfrei eingeführt wird, angeblich auf 14 Pfund
Per Kopf. Nach Chevallier käme in Frankreich auf den Einzelnen ein Consum
an Tabak von 511 Grammen, die sich so vertheilten, daß 198 Gramm auf
Schnupftabak und 313 Gramm auf Rauchtabak fielen. „Ein Franzose",
behauptet derselbe Schriftsteller, „verbraucht so viel Tabak als ein Russe,
doppelt so viel als ein Italiener, dreimal weniger als ein Deutscher oder
ein Holländer und viermal weniger als ein Belgier." Die Statistik zeigt
ferner, daß in Frankreich von Is Rauchern 8 sich der Pfeife bedienen, wäh¬
rend 5 Cigarren und 2 Eigaretten rauchen. Im Jahre 1869 war Frank-
reich — nach Riants Quellen — bei einem Tabaksconsum von 31,245.396
Kilogrammen angelangt. Neuere Berechnungen kommen zu folgenden Ziffern
für den Verbrauch von Tabak in seinen verschiedenen Gestalten. Man con-
sumirt in Frankreich das Jahr hindurch zwischen 18 und 19 Millionen Kilo-
Kramme Rauchtabak (Seaferlati oder Caporal), 3^/z Millionen Kilogramme
Cigarren (wobei 250 Stück auf das Kilogramm gerechnet werden), 7^ Milli¬
onen Kilogramme Schnupftabak, 630,000 Kilogramme Kautabak und 450,000
Kilogramme Carotte, eine Tabakssorte, die in Paris wenig bekannt und fast
nur in der Bretagne geraucht und zugleich geschnupft und gekaut wird. Seit
dem Wegfall von Straßburg und Metz besitzt der französische Staat 16 große


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[0385] 4,330,000 Tonnen nicht übersteigt, und daß der zur Befriedigung des Ver¬ langens nach diesem narkotischen Kraute hergestellte Tabak so viel wiegt als das zur Ernährung von zehn Millionen Engländern erforderliche Getreide Wenn man aber den Preis des Tabaks nur doppelt so hoch veranschlagt als den Werth des Kornes auf dem Markte, so kostet er so viel als alles Getreide, das zur Versorgung der Bevölkerung Großbritanniens noth¬ wendig ist. »Im Jahre 1869", sagt Riant, „wurde die jährlich in England einge¬ führte Quantität Tabak auf fünfzig Millionen Pfund geschätzt, sodaß auf den Kopf ungefähr zwei Pfund fielen. Ziehen wir davon die Frauen, die Kinder und den zehnten Theil der männlichen Bevölkerung als nicht rauchend ab, so könnte der jährliche Verbrauch der Uebrigen zu zehn Pfund per Kopf angenommen werden (d. h. wenn keine Ausfuhr von verarbeiteten Tabak stattfände). Die jährliche Tabaksconsumption von Paris ist 18K6 auf 1,604,601 Kilogramme veranschlagt worden, was auf den Kopf Z,«-,» Kilogramm er¬ geben würde." Im Verhältniß zur Einwohnerzahl beläuft sich der Tabaksverbrauch nach den neuesten statistischen Erhebungen in England durchschnittlich auf l^, in Frankreich auf l^,, in Oesterreich auf 2, in Deutschland auf 2^, in Nordamerika auf 4, in Belgien auf 4^, in Dänemark auf 4^ und in Neusüdwales, wo der Tabak zollfrei eingeführt wird, angeblich auf 14 Pfund Per Kopf. Nach Chevallier käme in Frankreich auf den Einzelnen ein Consum an Tabak von 511 Grammen, die sich so vertheilten, daß 198 Gramm auf Schnupftabak und 313 Gramm auf Rauchtabak fielen. „Ein Franzose", behauptet derselbe Schriftsteller, „verbraucht so viel Tabak als ein Russe, doppelt so viel als ein Italiener, dreimal weniger als ein Deutscher oder ein Holländer und viermal weniger als ein Belgier." Die Statistik zeigt ferner, daß in Frankreich von Is Rauchern 8 sich der Pfeife bedienen, wäh¬ rend 5 Cigarren und 2 Eigaretten rauchen. Im Jahre 1869 war Frank- reich — nach Riants Quellen — bei einem Tabaksconsum von 31,245.396 Kilogrammen angelangt. Neuere Berechnungen kommen zu folgenden Ziffern für den Verbrauch von Tabak in seinen verschiedenen Gestalten. Man con- sumirt in Frankreich das Jahr hindurch zwischen 18 und 19 Millionen Kilo- Kramme Rauchtabak (Seaferlati oder Caporal), 3^/z Millionen Kilogramme Cigarren (wobei 250 Stück auf das Kilogramm gerechnet werden), 7^ Milli¬ onen Kilogramme Schnupftabak, 630,000 Kilogramme Kautabak und 450,000 Kilogramme Carotte, eine Tabakssorte, die in Paris wenig bekannt und fast nur in der Bretagne geraucht und zugleich geschnupft und gekaut wird. Seit dem Wegfall von Straßburg und Metz besitzt der französische Staat 16 große

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/385>, abgerufen am 27.09.2024.