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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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Hier haben wir wieder eine Msion vor uns, wo die Erscheinung des
-Lorspuks Mehreren zugleich wurde. Häufiger wurden in der Gegend von
Schleswig in den Jahren vor 1860 Beispiele erzählt, wo nur ein Einzelner
der Seher war. Vielfach wurde in dieser Zeit die Hoffnung, daß die Schlacht
bei Jdstedt nicht die letzte im Streite Deutschlands mit Dänemark gewesen
>e>' auf prophetische Gesichte zurückgeführt. Eine Sammlung solcher Visionen,
Ulir vom Obergerichtsadvocaten Heiberg übergeben, wurde damals von mir
den "Schleswig-Holsteinischen Briefen" veröffentlicht, und ich will hier an
paar davon erinnern.

Ein Bauer aus einem der Dörfer südlich vom Dannewerk behauptete, die
^künftige Schlacht werde zwischen Kropp und Bennebeck geliefert werden.
S'e war ihm im Sommer 1852 in einem Gesicht offenbart worden. Das
Gemetzel war "schauderhaft anzusehen." Civilpersonen trugen die Munition
herzu. Das Militär hatte rothe Hosen an. die Reiterei bestand aus Husaren
^ grünen, schwarz ausgeschlagnen Pelzen, und sie ritt Pferde, deren Zäume
"U't Schlangenköpfchen verziert waren. In Kropp brannte Alles bis auf ein
^"ziges Haus nieder. Auch in Kurburg, weiter nördlich, war eine große
^euersbrunst. Hiervon ist nur das Eine eingetroffen, daß 1864 bei Kropp
Treffen zwischen Oesterreichern und Dänen stattfand -- das Gefecht am
^nigshügel. Von rothen Hosen, grünen Husaren, brennenden Dörfern war
Nichts dabei zu bemerken.

Ein anderer Spökenkieker sah im Herbst bei Hellem Tage die Vorposten-
^ete von Jagel nach Ellingstedt wieder aufgestellt, ganz wie einst Willisens
kuppen, die Gesichter nach Norden gekehrt.

Ein kleines Mädchen in Wedelspang, eine Meile nördlich von der Stadt
Schleswig, war gewohnt, Abends dem von der Arbeit heimkehrenden Vater
^tgegenzugehen. Eines Tages, im Sommer 1883, ging sie auch, kam indeß
^ bald ganz verstört und ohne den Vater wieder. Die Mutter fragte nach
Ursache, aber das Kind wollte lange nicht mit der Sprache heraus, bis
^ endlich gestand, es sei draußen am Berge ein so grausames Schießen, und
^ ganze Feld stehe so voller Soldaten in weißen Röcken, daß es sich nicht
^iter getraut habe. Weißröckige Soldaten sind allerdings elf Jahre später
^er vorbeigezogen, und geschossen haben sie zwar am Berge nicht, wohl aber
^ne Meile von Wedelspang. bet Oeversee.

Ein Bauer aus Angeln erzählte Dr. Heiberg, er sei acht Tage nach
Johanni 1853 von Hollingstedt an der Treene nach Kurburg gegangen.
^ seien ihm gegen Abend am Dannewerk eine Menge Reiter in grünen
^formen begegnet, die nach Flensburg zu geritten wären. Sie hätten eine
unverständliche Sprache geredet; und er habe sich an den Wall drücken
Müssen, um nicht niedergeritten zu werden. Leute, die an die Svökenkiekeret


Hier haben wir wieder eine Msion vor uns, wo die Erscheinung des
-Lorspuks Mehreren zugleich wurde. Häufiger wurden in der Gegend von
Schleswig in den Jahren vor 1860 Beispiele erzählt, wo nur ein Einzelner
der Seher war. Vielfach wurde in dieser Zeit die Hoffnung, daß die Schlacht
bei Jdstedt nicht die letzte im Streite Deutschlands mit Dänemark gewesen
>e>' auf prophetische Gesichte zurückgeführt. Eine Sammlung solcher Visionen,
Ulir vom Obergerichtsadvocaten Heiberg übergeben, wurde damals von mir
den „Schleswig-Holsteinischen Briefen" veröffentlicht, und ich will hier an
paar davon erinnern.

Ein Bauer aus einem der Dörfer südlich vom Dannewerk behauptete, die
^künftige Schlacht werde zwischen Kropp und Bennebeck geliefert werden.
S'e war ihm im Sommer 1852 in einem Gesicht offenbart worden. Das
Gemetzel war „schauderhaft anzusehen." Civilpersonen trugen die Munition
herzu. Das Militär hatte rothe Hosen an. die Reiterei bestand aus Husaren
^ grünen, schwarz ausgeschlagnen Pelzen, und sie ritt Pferde, deren Zäume
"U't Schlangenköpfchen verziert waren. In Kropp brannte Alles bis auf ein
^"ziges Haus nieder. Auch in Kurburg, weiter nördlich, war eine große
^euersbrunst. Hiervon ist nur das Eine eingetroffen, daß 1864 bei Kropp
Treffen zwischen Oesterreichern und Dänen stattfand — das Gefecht am
^nigshügel. Von rothen Hosen, grünen Husaren, brennenden Dörfern war
Nichts dabei zu bemerken.

Ein anderer Spökenkieker sah im Herbst bei Hellem Tage die Vorposten-
^ete von Jagel nach Ellingstedt wieder aufgestellt, ganz wie einst Willisens
kuppen, die Gesichter nach Norden gekehrt.

Ein kleines Mädchen in Wedelspang, eine Meile nördlich von der Stadt
Schleswig, war gewohnt, Abends dem von der Arbeit heimkehrenden Vater
^tgegenzugehen. Eines Tages, im Sommer 1883, ging sie auch, kam indeß
^ bald ganz verstört und ohne den Vater wieder. Die Mutter fragte nach
Ursache, aber das Kind wollte lange nicht mit der Sprache heraus, bis
^ endlich gestand, es sei draußen am Berge ein so grausames Schießen, und
^ ganze Feld stehe so voller Soldaten in weißen Röcken, daß es sich nicht
^iter getraut habe. Weißröckige Soldaten sind allerdings elf Jahre später
^er vorbeigezogen, und geschossen haben sie zwar am Berge nicht, wohl aber
^ne Meile von Wedelspang. bet Oeversee.

Ein Bauer aus Angeln erzählte Dr. Heiberg, er sei acht Tage nach
Johanni 1853 von Hollingstedt an der Treene nach Kurburg gegangen.
^ seien ihm gegen Abend am Dannewerk eine Menge Reiter in grünen
^formen begegnet, die nach Flensburg zu geritten wären. Sie hätten eine
unverständliche Sprache geredet; und er habe sich an den Wall drücken
Müssen, um nicht niedergeritten zu werden. Leute, die an die Svökenkiekeret


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[0375] Hier haben wir wieder eine Msion vor uns, wo die Erscheinung des -Lorspuks Mehreren zugleich wurde. Häufiger wurden in der Gegend von Schleswig in den Jahren vor 1860 Beispiele erzählt, wo nur ein Einzelner der Seher war. Vielfach wurde in dieser Zeit die Hoffnung, daß die Schlacht bei Jdstedt nicht die letzte im Streite Deutschlands mit Dänemark gewesen >e>' auf prophetische Gesichte zurückgeführt. Eine Sammlung solcher Visionen, Ulir vom Obergerichtsadvocaten Heiberg übergeben, wurde damals von mir den „Schleswig-Holsteinischen Briefen" veröffentlicht, und ich will hier an paar davon erinnern. Ein Bauer aus einem der Dörfer südlich vom Dannewerk behauptete, die ^künftige Schlacht werde zwischen Kropp und Bennebeck geliefert werden. S'e war ihm im Sommer 1852 in einem Gesicht offenbart worden. Das Gemetzel war „schauderhaft anzusehen." Civilpersonen trugen die Munition herzu. Das Militär hatte rothe Hosen an. die Reiterei bestand aus Husaren ^ grünen, schwarz ausgeschlagnen Pelzen, und sie ritt Pferde, deren Zäume "U't Schlangenköpfchen verziert waren. In Kropp brannte Alles bis auf ein ^"ziges Haus nieder. Auch in Kurburg, weiter nördlich, war eine große ^euersbrunst. Hiervon ist nur das Eine eingetroffen, daß 1864 bei Kropp Treffen zwischen Oesterreichern und Dänen stattfand — das Gefecht am ^nigshügel. Von rothen Hosen, grünen Husaren, brennenden Dörfern war Nichts dabei zu bemerken. Ein anderer Spökenkieker sah im Herbst bei Hellem Tage die Vorposten- ^ete von Jagel nach Ellingstedt wieder aufgestellt, ganz wie einst Willisens kuppen, die Gesichter nach Norden gekehrt. Ein kleines Mädchen in Wedelspang, eine Meile nördlich von der Stadt Schleswig, war gewohnt, Abends dem von der Arbeit heimkehrenden Vater ^tgegenzugehen. Eines Tages, im Sommer 1883, ging sie auch, kam indeß ^ bald ganz verstört und ohne den Vater wieder. Die Mutter fragte nach Ursache, aber das Kind wollte lange nicht mit der Sprache heraus, bis ^ endlich gestand, es sei draußen am Berge ein so grausames Schießen, und ^ ganze Feld stehe so voller Soldaten in weißen Röcken, daß es sich nicht ^iter getraut habe. Weißröckige Soldaten sind allerdings elf Jahre später ^er vorbeigezogen, und geschossen haben sie zwar am Berge nicht, wohl aber ^ne Meile von Wedelspang. bet Oeversee. Ein Bauer aus Angeln erzählte Dr. Heiberg, er sei acht Tage nach Johanni 1853 von Hollingstedt an der Treene nach Kurburg gegangen. ^ seien ihm gegen Abend am Dannewerk eine Menge Reiter in grünen ^formen begegnet, die nach Flensburg zu geritten wären. Sie hätten eine unverständliche Sprache geredet; und er habe sich an den Wall drücken Müssen, um nicht niedergeritten zu werden. Leute, die an die Svökenkiekeret

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/375>, abgerufen am 27.09.2024.