Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.Die beiden Männer hatten ein von der Straße etwas zurückstehendes Den eintretenden Männern nachblickend, konnte ich einen Theil des Innern Ein großes Zimmer, dem Eingange schräg gegenüber gelegen, zeigte sich Die Männer traten in dieses Gemach ein, in welchem schon einige Die beiden Männer hatten ein von der Straße etwas zurückstehendes Den eintretenden Männern nachblickend, konnte ich einen Theil des Innern Ein großes Zimmer, dem Eingange schräg gegenüber gelegen, zeigte sich Die Männer traten in dieses Gemach ein, in welchem schon einige <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0268" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136907"/> <p xml:id="ID_816"> Die beiden Männer hatten ein von der Straße etwas zurückstehendes<lb/> Haus erreicht und traten in dasselbe ein. Den Zugang bildete ein schmales<lb/> langes Vestibulum, dessen Fußboden nach innen sanft anstieg und mit schwarz¬<lb/> weißer Mosaik belegt war, in der sich ein Löwenkampf dargestellt fand. Am<lb/> Eingang waren zwei hohe Steinpfeiler mit reich ornamentirter Kapitalen,<lb/> über denen ein Architravbalken und ein reicher Karnies, mit Amorköpfen<lb/> und Blumen geschmückt, hervortrat, und oberhalb desselben befand sich ein<lb/> zierlicher Balken mit einer Einfassungswand und großen Fensteröffnungen,<lb/> hinter denen sich jugendliche Mädchengesichter zeigten.</p><lb/> <p xml:id="ID_817"> Den eintretenden Männern nachblickend, konnte ich einen Theil des Innern<lb/> übersehen, das den Eindruck großer Pracht machte. Das Prothyron, dessen<lb/> Wände mit lebhaften Farben bemalt waren, mündete auf einen großen offenen<lb/> Hof oder vielmehr einen Saal, dessen Decke von vier sich kreuzenden Balken<lb/> getragen wurde und in der Mitte eine große viereckige Oeffnung hatte. Unter¬<lb/> halb derselben befand sich im Boden ein viereckiges mit Marmor ausgelegtes<lb/> Bassin, in welches aus acht Löwenköpfen das Regenwasser vom Dache ein¬<lb/> strömen konnte. An dem Bassin stand auf der Hinteren Seite ein Piedestal<lb/> von ägyptischem Granit und auf demselben die vergoldete Bronzestatue eines<lb/> Knaben, der einen Schwan umfaßt hielt. Aus dem Munde des letzteren<lb/> strömte ein Wasserstrahl, der über kleine Marmorstufen plätschernd in das<lb/> Jmpluvium fiel. — Der Boden des Atriums war mit Mosaik belegt, die<lb/> Decke mit ausgeschnitzten Kassetten versehen und die Wände mit Malereien<lb/> geschmückt, von denen aber in dem Halbdunkel nur einige nackte Einzel¬<lb/> gestalten von Göttern und Nymphen zu erkennen waren. Leichte Vorhänge<lb/> verschlossen die Gemächer, welche auf beiden Seiten des Hofes lagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_818"> Ein großes Zimmer, dem Eingange schräg gegenüber gelegen, zeigte sich<lb/> hell erleuchtet. Von der Decke hing eine Lampe hernieder, aus einer mit<lb/> Ranken- und Blätterwerk verzierten Schale bestehend, von deren Rande fünf<lb/> Lotosblumen hervorsprangen, deren Kelche die Flammen wie feurige Blüthen¬<lb/> fäden hervorsandten. Jeden der Blumenstengel hielt eine schöngearbeitete<lb/> eherne Kette; auf dem Deckel der Schale aber erhob sich eine silberglänzende<lb/> Sphinx.</p><lb/> <p xml:id="ID_819" next="#ID_820"> Die Männer traten in dieses Gemach ein, in welchem schon einige<lb/> andere Personen versammelt waren und zwei Sklaven soeben die letzte Hand<lb/> anlegten, um die Tafel herzurichten. In der Mitte befand sich ein langer<lb/> steinerner Tisch, dessen Platte eine einzige schwarze Marmortafel mit einge¬<lb/> legten weißen Verzierungen bildete. Drei divanartige Gestelle umgaben den¬<lb/> selben in Hufeisenform, die vordere Seite freilassend, wo die Sklaven heran¬<lb/> traten und die Gefäße aufsetzten. Die Speisedivans, jeder für drei Personen<lb/> Raum bietend, waren von Holz, mit bronzenen Füßen und getriebenen Me-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
Die beiden Männer hatten ein von der Straße etwas zurückstehendes
Haus erreicht und traten in dasselbe ein. Den Zugang bildete ein schmales
langes Vestibulum, dessen Fußboden nach innen sanft anstieg und mit schwarz¬
weißer Mosaik belegt war, in der sich ein Löwenkampf dargestellt fand. Am
Eingang waren zwei hohe Steinpfeiler mit reich ornamentirter Kapitalen,
über denen ein Architravbalken und ein reicher Karnies, mit Amorköpfen
und Blumen geschmückt, hervortrat, und oberhalb desselben befand sich ein
zierlicher Balken mit einer Einfassungswand und großen Fensteröffnungen,
hinter denen sich jugendliche Mädchengesichter zeigten.
Den eintretenden Männern nachblickend, konnte ich einen Theil des Innern
übersehen, das den Eindruck großer Pracht machte. Das Prothyron, dessen
Wände mit lebhaften Farben bemalt waren, mündete auf einen großen offenen
Hof oder vielmehr einen Saal, dessen Decke von vier sich kreuzenden Balken
getragen wurde und in der Mitte eine große viereckige Oeffnung hatte. Unter¬
halb derselben befand sich im Boden ein viereckiges mit Marmor ausgelegtes
Bassin, in welches aus acht Löwenköpfen das Regenwasser vom Dache ein¬
strömen konnte. An dem Bassin stand auf der Hinteren Seite ein Piedestal
von ägyptischem Granit und auf demselben die vergoldete Bronzestatue eines
Knaben, der einen Schwan umfaßt hielt. Aus dem Munde des letzteren
strömte ein Wasserstrahl, der über kleine Marmorstufen plätschernd in das
Jmpluvium fiel. — Der Boden des Atriums war mit Mosaik belegt, die
Decke mit ausgeschnitzten Kassetten versehen und die Wände mit Malereien
geschmückt, von denen aber in dem Halbdunkel nur einige nackte Einzel¬
gestalten von Göttern und Nymphen zu erkennen waren. Leichte Vorhänge
verschlossen die Gemächer, welche auf beiden Seiten des Hofes lagen.
Ein großes Zimmer, dem Eingange schräg gegenüber gelegen, zeigte sich
hell erleuchtet. Von der Decke hing eine Lampe hernieder, aus einer mit
Ranken- und Blätterwerk verzierten Schale bestehend, von deren Rande fünf
Lotosblumen hervorsprangen, deren Kelche die Flammen wie feurige Blüthen¬
fäden hervorsandten. Jeden der Blumenstengel hielt eine schöngearbeitete
eherne Kette; auf dem Deckel der Schale aber erhob sich eine silberglänzende
Sphinx.
Die Männer traten in dieses Gemach ein, in welchem schon einige
andere Personen versammelt waren und zwei Sklaven soeben die letzte Hand
anlegten, um die Tafel herzurichten. In der Mitte befand sich ein langer
steinerner Tisch, dessen Platte eine einzige schwarze Marmortafel mit einge¬
legten weißen Verzierungen bildete. Drei divanartige Gestelle umgaben den¬
selben in Hufeisenform, die vordere Seite freilassend, wo die Sklaven heran¬
traten und die Gefäße aufsetzten. Die Speisedivans, jeder für drei Personen
Raum bietend, waren von Holz, mit bronzenen Füßen und getriebenen Me-
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