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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und
31 Querstraßen, alle von 14 Fuß Breite*). Aus diesen Gängen und Stollen
wurden im Ganzen über 7S000 Cubikyards (circa 70000 Cubikmeter) Gestein zu
Tage gefördert. Die Felsen-Pfeiler waren, je nach der Härte des Gesteins,
wieder in kleinere Abtheilungen getheilt worden, welche in diese Pfeiler thon- .
ähnliche Oeffnungen schufen, während der obere Theil der Pfeiler massiv
blieb. So entstanden mit der Zeit im Ganzen 1730 Felsenpfeiler, welche die
310 Hauptpfeiler der großen unterseeischen Mine und mit ihnen das ganze
Riff Hell Gale trugen. -- Die Hauptgänge hatten, von dem Querstollen
aus gemessen, eine Länge von 185 bis 300 Fuß; die Nebengänge hatten eine
durchschnittliche Länge von 160 Fuß. Vor dem Beginne der Bohrungen
wurde von der ganzen Ausdehnung des Riffs eine genaue Aufnahme gemacht, so
daß man dann im Stande war, die Gänge so anzulegen, daß sie die sämmt¬
lichen gefahrdrohenden Felsen und Klippen über sich hatten. Durch Spreng¬
ung der 1730 Felsenpfeiler, welche das Riff in dem unterhöhlten Raume
trugen, sank natürlich das Felsenband über denselben zusammen, riß die
sämmtlichen Felsen und Klippen mit hinab in die Tiefe und machte so die
Wasserenge für die Schifffahrt frei. -- Zu diesem Zwecke wurden in die
1730 Pfeiler zusammen etwas über 7000 Bohrlöcher gebohrt, welche 3^/z
Zoll im Durchmesser und 9 bis 24 Zoll tief waren. Sie wurden mit
Sprengpatronen geladen, zu welchen Nitro-Glycerin, Dynamik und Ntesen-
pulver verwandt wurde. Es wurden hierbei etwa 40000 Pfund Dynamik,
10000 Pfund Pulver und 8000 Pfund Nitro-Glycerin verbraucht. In jedes
Bohrloch setzte man hierauf einen Zünder in der Gestalt eines mit Dynamik ge¬
füllten kupfernen Zündhütchens größerer Dimension. Dieses wieder wurde
mit einem, mit Quecksilberpräparat überzogenen Kupferdraht verbunden,
welcher über die Oeffnung des Bohrloches herausragte. Die Oeffnung wurde
dann mit Guttapercha wasserdicht geschlossen. Die sämmtlichen Kupferdrähte
wurden endlich gruppenweise verbunden und mittels eben solcher Kupfer¬
drahtleitungen mit der electrischen Batterie vereinigt, welche zuletzt die sämmt¬
lichen Ladungen gleichzeitig entlud.

Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das
Ereignis? der Sprengung, auf welches hin sieben Jahre unermüdlich gearbeitet
worden war, angekündigt. Einladungen von Seiten der Regierung und der
Handelskammer von New-Uork an hervorragende Persönlichkeiten, Ingenieure
wie Laien, hatten Hunderten bevorzugte Plätze zur Anschauung des großar¬
tigen Experiments verschafft. Tausende und aber Tausende, (die amerikanischen



') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬
führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt.

trugen. Das Ganze sah aus, wie eine unterirdische Stadt mit 10 Haupt- und
31 Querstraßen, alle von 14 Fuß Breite*). Aus diesen Gängen und Stollen
wurden im Ganzen über 7S000 Cubikyards (circa 70000 Cubikmeter) Gestein zu
Tage gefördert. Die Felsen-Pfeiler waren, je nach der Härte des Gesteins,
wieder in kleinere Abtheilungen getheilt worden, welche in diese Pfeiler thon- .
ähnliche Oeffnungen schufen, während der obere Theil der Pfeiler massiv
blieb. So entstanden mit der Zeit im Ganzen 1730 Felsenpfeiler, welche die
310 Hauptpfeiler der großen unterseeischen Mine und mit ihnen das ganze
Riff Hell Gale trugen. — Die Hauptgänge hatten, von dem Querstollen
aus gemessen, eine Länge von 185 bis 300 Fuß; die Nebengänge hatten eine
durchschnittliche Länge von 160 Fuß. Vor dem Beginne der Bohrungen
wurde von der ganzen Ausdehnung des Riffs eine genaue Aufnahme gemacht, so
daß man dann im Stande war, die Gänge so anzulegen, daß sie die sämmt¬
lichen gefahrdrohenden Felsen und Klippen über sich hatten. Durch Spreng¬
ung der 1730 Felsenpfeiler, welche das Riff in dem unterhöhlten Raume
trugen, sank natürlich das Felsenband über denselben zusammen, riß die
sämmtlichen Felsen und Klippen mit hinab in die Tiefe und machte so die
Wasserenge für die Schifffahrt frei. — Zu diesem Zwecke wurden in die
1730 Pfeiler zusammen etwas über 7000 Bohrlöcher gebohrt, welche 3^/z
Zoll im Durchmesser und 9 bis 24 Zoll tief waren. Sie wurden mit
Sprengpatronen geladen, zu welchen Nitro-Glycerin, Dynamik und Ntesen-
pulver verwandt wurde. Es wurden hierbei etwa 40000 Pfund Dynamik,
10000 Pfund Pulver und 8000 Pfund Nitro-Glycerin verbraucht. In jedes
Bohrloch setzte man hierauf einen Zünder in der Gestalt eines mit Dynamik ge¬
füllten kupfernen Zündhütchens größerer Dimension. Dieses wieder wurde
mit einem, mit Quecksilberpräparat überzogenen Kupferdraht verbunden,
welcher über die Oeffnung des Bohrloches herausragte. Die Oeffnung wurde
dann mit Guttapercha wasserdicht geschlossen. Die sämmtlichen Kupferdrähte
wurden endlich gruppenweise verbunden und mittels eben solcher Kupfer¬
drahtleitungen mit der electrischen Batterie vereinigt, welche zuletzt die sämmt¬
lichen Ladungen gleichzeitig entlud.

Auf Sonntag den 24. September d. I. 2,jz Nachmittags war das
Ereignis? der Sprengung, auf welches hin sieben Jahre unermüdlich gearbeitet
worden war, angekündigt. Einladungen von Seiten der Regierung und der
Handelskammer von New-Uork an hervorragende Persönlichkeiten, Ingenieure
wie Laien, hatten Hunderten bevorzugte Plätze zur Anschauung des großar¬
tigen Experiments verschafft. Tausende und aber Tausende, (die amerikanischen



') Schreiber dieses hat im Jahre 1874 diese unterseeische Felsen-Stadt, mit dem bau¬
führenden Ingenieur als Führer, besucht und damals alle diese technischen Notizen gesammelt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/240>, abgerufen am 27.09.2024.