Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.und am besten eingerichteten dieser Stiftungen. Das Gebäude ist ein mar¬ Die größte Büchersammlung Konstantinopels, im Jahre 1767 vom Sul¬ Nicht die reichste, wohl aber eine von den interessantesten Bibliotheken und am besten eingerichteten dieser Stiftungen. Das Gebäude ist ein mar¬ Die größte Büchersammlung Konstantinopels, im Jahre 1767 vom Sul¬ Nicht die reichste, wohl aber eine von den interessantesten Bibliotheken <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0479" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136590"/> <p xml:id="ID_1260" prev="#ID_1259"> und am besten eingerichteten dieser Stiftungen. Das Gebäude ist ein mar¬<lb/> mornes Viereck mit einer von vierzehn Säulen getragenen Kuppel und dreizehn<lb/> Fenstern, zwischen denen sich die Bücher gestellt befinden. Der innere Raum<lb/> ist mit goldenen Inschriften verziert, die von den berühmtesten türkischen<lb/> Kalligraphen des vorigen Jahrhunderts herrühren. Das Ganze, welches vor¬<lb/> trefflich mit den leichten, anmuthigen Verhältnissen der Moschee harmonirt,<lb/> steht in deren innerm Hofe nicht weit von dem Mausoleum, an welches der<lb/> kolossale Prophetensarkophag stößt, der die Asche Konstantin's des Großen<lb/> enthalten haben soll. Die Sammlung umfaßt über 2600 Bände, unter<lb/> denen sich ein Omar und ein Ali zugeschriebenes Koranmanuscript befindet,<lb/> und hat drei Ober- und ebensoviel Unterbibliothekare, die zugleich Imane<lb/> der Moschee sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1261"> Die größte Büchersammlung Konstantinopels, im Jahre 1767 vom Sul¬<lb/> tan Mustapha dem Dritten gegründet, trifft man in einem besonderen Ge¬<lb/> bäude des Hofes des Serails, welcher Bostandschilar Bostani heißt. Nach<lb/> demselben führt eine doppelte Flucht von steinernen Stufen hinauf, es hat<lb/> eine Säulenhalle und einen Vorsaal und ist in Gestalt eines gleichschenkligen<lb/> Kreuzes errichtet. Ein Flügel dient als Vorzimmer, die drei andern bilden<lb/> die Büchersäle. In der Mitte des Kreuzes steht ein viereckiger Bücherschrank,<lb/> über dem sich eine von Marmorsäulen getragene Kuppel erhebt. Die Außen¬<lb/> wände sind mit persischen Porzellanziegeln und einigen Inschriften, weiß auf<lb/> blauem oder grünem Grunde, verziert. Die Zahl der hier aufbewahrten<lb/> Bücher beläuft sich auf 4440, neben denen das Serail noch 3000 hat, die<lb/> sich in einer kleineren Bibliothek befinden. Die größere ist mannigfaltigeren<lb/> Inhalts als irgend eine andere in der Hauptstadt und hat Werke über die<lb/> verschiedensten Gegenstände, unter denen man sehr werthvollen und kostbaren<lb/> begegnet. Dahin gehören eine prachtvoll verzierte und illustrirte Ausgabe<lb/> des arabischen Epos vom Helden Antar auf metallischem Papier, eine herrliche<lb/> Abschrift des Gulistan, mehrere Koraneremplare, andere von Chalifen ge-<lb/> schriebene Werke und eine Sammlung von Porträts der verschiedenen Sultane<lb/> von Osman, dem Gründer der Dynastie, bis auf Avdul Hamiv. Sie ist<lb/> stammbaumartig auf eine breite Leinwandrolle gemalt und nach einer ge¬<lb/> naueren Sammlung großherrlicher Bildnisse angefertigt, die in einen Quart¬<lb/> band gebunden und mit kurzen Vorreden vor den einzelnen Porträts ver¬<lb/> sehen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1262" next="#ID_1263"> Nicht die reichste, wohl aber eine von den interessantesten Bibliotheken<lb/> der türkischen Hauptstadt ist die, welche von Ragib Pascha, dem Großwesir<lb/> Mustapha's des Dritten, 1762 gestiftet worden ist. Sie befindet sich nicht<lb/> weit vom Divan Jolle auf der Straße Kosta, und liegt in einem Hofe,<lb/> dessen Mauern zugleich eine Freischule und die Grabstätten Ragib's und seiner</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0479]
und am besten eingerichteten dieser Stiftungen. Das Gebäude ist ein mar¬
mornes Viereck mit einer von vierzehn Säulen getragenen Kuppel und dreizehn
Fenstern, zwischen denen sich die Bücher gestellt befinden. Der innere Raum
ist mit goldenen Inschriften verziert, die von den berühmtesten türkischen
Kalligraphen des vorigen Jahrhunderts herrühren. Das Ganze, welches vor¬
trefflich mit den leichten, anmuthigen Verhältnissen der Moschee harmonirt,
steht in deren innerm Hofe nicht weit von dem Mausoleum, an welches der
kolossale Prophetensarkophag stößt, der die Asche Konstantin's des Großen
enthalten haben soll. Die Sammlung umfaßt über 2600 Bände, unter
denen sich ein Omar und ein Ali zugeschriebenes Koranmanuscript befindet,
und hat drei Ober- und ebensoviel Unterbibliothekare, die zugleich Imane
der Moschee sind.
Die größte Büchersammlung Konstantinopels, im Jahre 1767 vom Sul¬
tan Mustapha dem Dritten gegründet, trifft man in einem besonderen Ge¬
bäude des Hofes des Serails, welcher Bostandschilar Bostani heißt. Nach
demselben führt eine doppelte Flucht von steinernen Stufen hinauf, es hat
eine Säulenhalle und einen Vorsaal und ist in Gestalt eines gleichschenkligen
Kreuzes errichtet. Ein Flügel dient als Vorzimmer, die drei andern bilden
die Büchersäle. In der Mitte des Kreuzes steht ein viereckiger Bücherschrank,
über dem sich eine von Marmorsäulen getragene Kuppel erhebt. Die Außen¬
wände sind mit persischen Porzellanziegeln und einigen Inschriften, weiß auf
blauem oder grünem Grunde, verziert. Die Zahl der hier aufbewahrten
Bücher beläuft sich auf 4440, neben denen das Serail noch 3000 hat, die
sich in einer kleineren Bibliothek befinden. Die größere ist mannigfaltigeren
Inhalts als irgend eine andere in der Hauptstadt und hat Werke über die
verschiedensten Gegenstände, unter denen man sehr werthvollen und kostbaren
begegnet. Dahin gehören eine prachtvoll verzierte und illustrirte Ausgabe
des arabischen Epos vom Helden Antar auf metallischem Papier, eine herrliche
Abschrift des Gulistan, mehrere Koraneremplare, andere von Chalifen ge-
schriebene Werke und eine Sammlung von Porträts der verschiedenen Sultane
von Osman, dem Gründer der Dynastie, bis auf Avdul Hamiv. Sie ist
stammbaumartig auf eine breite Leinwandrolle gemalt und nach einer ge¬
naueren Sammlung großherrlicher Bildnisse angefertigt, die in einen Quart¬
band gebunden und mit kurzen Vorreden vor den einzelnen Porträts ver¬
sehen ist.
Nicht die reichste, wohl aber eine von den interessantesten Bibliotheken
der türkischen Hauptstadt ist die, welche von Ragib Pascha, dem Großwesir
Mustapha's des Dritten, 1762 gestiftet worden ist. Sie befindet sich nicht
weit vom Divan Jolle auf der Straße Kosta, und liegt in einem Hofe,
dessen Mauern zugleich eine Freischule und die Grabstätten Ragib's und seiner
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