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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Außerdem hat das dritte Armeekorps noch zwei Bataillone Grenztruppen.
Sodann bestehen in Konstantinopel noch 1 Geniecorps von 2 Regimentern
(Jstikiam Alailari) ä 2 Bataillone zu 2 Compagnien und 2 Regimenter
Verwaltungstruppen (San'at Alailari) zu 4 Bataillonen. Dazu kommen
ferner 7 Regimenter Küsten- und Festungsartillerie (Kat'a Alailari) zu 4
Bataillonen, 5 besondere Bataillone und 7 Commandos localer Kanoniere
(Jerli Toptschu), endlich die Landgendarmerie (Saptije) zu 65 Bataillonen ü,
5 Compagnien. Ueberdieß werden noch stehende irreguläre Truppen, gebildet
aus den vom russischen Gebiet ausgewanderten Tartaren (in der Dobrutscha)
und Tscherkessen (in Bulgarien), unterhalten.

Die stehende Armee der Türkei hat also (auf dem Papier) 43 Jnfanterie-
regimenter, 38 Jäger-, 4 Geniebataillone, 6 Sappeurcompagnien, 7 Artille¬
rieregimenter und 3 besondere Batterien (in Arabien),^ 7 Regimenter Küsten-
und Festungsartillerie, 5 besondere Bataillonen und 17 Commandos localer
Kanoniere, 27 Reiterregimenter nebst 2 Schwadronen (in Arabien), 7 Re¬
gimenter Verwaltungstruppen und 63 Bataillone Gendarmerie. Wie sechs
mit diesem Bestand in den entfernteren Garnisonen verhält, weiß wohl selbst
die Regierung nicht.

Der Kriegsetat der stehenden Armee soll betragen: Infanterie einschlie߬
lich der Jäger (Talije) 120,000 Mann und 6000 Pferde, Feldartillerie 12,000
Mann und 12.000 Pferde, Festungs- und Küstenartillerie 18.000 Mann,
Jngenieurcorps 3000 Mann, Reiterei 30,000 Mann mit 28.000 Pferden,
Handwerkercorps 3000, endlich Gendarmerie 35.000 Mann, in Summa 220,000
Mann mit 46,000 Pferden und 672 Geschützen, inklusive 48 Mitrailleusen.
Der Gefechtsetat beläuft sich auf 190,000 Mann Infanterie, 29.000 Mann
Kavallerie und der genannten Zahl von Geschützen. Da die Friedensetats
im Sinne der Heeresorganisation wegen der steten Geldverlegenheit des
Staates auf das allergeringste Maß herabgedrückt sind, so genügt auch die
Einberufung der beurlaubten Mannschaften nicht, um die Truppenkörper auf
den vorgeschriebenen Kriegsetat zu bringen, und so wird zur Ergänzung der
Armee stets eine erhebliche Quote der Landwehr erforderlich sein. Die Land¬
wehr soll nun so viele Regimenter erster und zweiter Klasse zu vier Ba¬
taillonen formiren, als die stehende Armee Linieninfanterieregimenter zählt,
d. h. es sollen den etatsmäßigen 42 Linieninfanterieregimentern conform 42
Landwehrregimenter erster und 42 zweiter Klasse mit 336 Bataillonen zur
Aufstellung kommen. Statt dieser systemmäßigen 336 Bataillone mit einem
Kriegsetat von circa 300,000 und einem Gefechtsetat von etwa 290,000
Mann verfügt die Türkei aber thatsächlich nur über 138 Bataillone mit
einem Kriegsetat von 115,000 und einem Gefechtsetat von 112,000 Mann.
Aus den Landwehrmannschaften der Kavallerie sollen ferner 60 Landwehr-


Außerdem hat das dritte Armeekorps noch zwei Bataillone Grenztruppen.
Sodann bestehen in Konstantinopel noch 1 Geniecorps von 2 Regimentern
(Jstikiam Alailari) ä 2 Bataillone zu 2 Compagnien und 2 Regimenter
Verwaltungstruppen (San'at Alailari) zu 4 Bataillonen. Dazu kommen
ferner 7 Regimenter Küsten- und Festungsartillerie (Kat'a Alailari) zu 4
Bataillonen, 5 besondere Bataillone und 7 Commandos localer Kanoniere
(Jerli Toptschu), endlich die Landgendarmerie (Saptije) zu 65 Bataillonen ü,
5 Compagnien. Ueberdieß werden noch stehende irreguläre Truppen, gebildet
aus den vom russischen Gebiet ausgewanderten Tartaren (in der Dobrutscha)
und Tscherkessen (in Bulgarien), unterhalten.

Die stehende Armee der Türkei hat also (auf dem Papier) 43 Jnfanterie-
regimenter, 38 Jäger-, 4 Geniebataillone, 6 Sappeurcompagnien, 7 Artille¬
rieregimenter und 3 besondere Batterien (in Arabien),^ 7 Regimenter Küsten-
und Festungsartillerie, 5 besondere Bataillonen und 17 Commandos localer
Kanoniere, 27 Reiterregimenter nebst 2 Schwadronen (in Arabien), 7 Re¬
gimenter Verwaltungstruppen und 63 Bataillone Gendarmerie. Wie sechs
mit diesem Bestand in den entfernteren Garnisonen verhält, weiß wohl selbst
die Regierung nicht.

Der Kriegsetat der stehenden Armee soll betragen: Infanterie einschlie߬
lich der Jäger (Talije) 120,000 Mann und 6000 Pferde, Feldartillerie 12,000
Mann und 12.000 Pferde, Festungs- und Küstenartillerie 18.000 Mann,
Jngenieurcorps 3000 Mann, Reiterei 30,000 Mann mit 28.000 Pferden,
Handwerkercorps 3000, endlich Gendarmerie 35.000 Mann, in Summa 220,000
Mann mit 46,000 Pferden und 672 Geschützen, inklusive 48 Mitrailleusen.
Der Gefechtsetat beläuft sich auf 190,000 Mann Infanterie, 29.000 Mann
Kavallerie und der genannten Zahl von Geschützen. Da die Friedensetats
im Sinne der Heeresorganisation wegen der steten Geldverlegenheit des
Staates auf das allergeringste Maß herabgedrückt sind, so genügt auch die
Einberufung der beurlaubten Mannschaften nicht, um die Truppenkörper auf
den vorgeschriebenen Kriegsetat zu bringen, und so wird zur Ergänzung der
Armee stets eine erhebliche Quote der Landwehr erforderlich sein. Die Land¬
wehr soll nun so viele Regimenter erster und zweiter Klasse zu vier Ba¬
taillonen formiren, als die stehende Armee Linieninfanterieregimenter zählt,
d. h. es sollen den etatsmäßigen 42 Linieninfanterieregimentern conform 42
Landwehrregimenter erster und 42 zweiter Klasse mit 336 Bataillonen zur
Aufstellung kommen. Statt dieser systemmäßigen 336 Bataillone mit einem
Kriegsetat von circa 300,000 und einem Gefechtsetat von etwa 290,000
Mann verfügt die Türkei aber thatsächlich nur über 138 Bataillone mit
einem Kriegsetat von 115,000 und einem Gefechtsetat von 112,000 Mann.
Aus den Landwehrmannschaften der Kavallerie sollen ferner 60 Landwehr-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/349>, abgerufen am 27.09.2024.