Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Je unbefriedigender die augenblicklichen Zustände unseres engeren Heimathlandes sind, um
so wichtiger ist es, daß die Entwicklung im deutschen Reiche, dem Bayern als einflußreiches
vollberechtigtes Glied angehört, ihren ruhigen, allen Bevölkerungsschichten gleich gerecht werden¬
den Fortgang nimmt. Die Schlußsession des gegenwärtigen Reichstages wird ohne Zweifel in
dem Zustandekommen der großen, die Gerichtsverfassung und das Verfahren einheitlich ordnen¬
den Justizgesetze der Nation das nach der Gestaltung des Reiches selber werthvovste Angebinde
bringen, und mit ihm die Vollendung des weiteren großen Werkes näher rücken, welches in der
einheitlichen bürgerlichen Gesetzgebung für das ganze deutsche Reich besteht. Die unbestreit¬
baren, in ihrer wirthschaftlichen Bedeutung kaum zu überschätzenden segensvollen Wirkungen
einer solchen Reform hat Frankreich seit mehr als einem halben Jahrhundert empfunden; das
Verständniß und der Fleiß des deutschen Volkes wird nicht minder die aus der Gesetzesstcherheit
und dem vereinfachten Rechtsgang entspringenden Vortheile zu einer neuen Quelle nationalen
Wohlstandes zu machen wissen.

Mit dem Ablauf dieses Jahres geht auch das Mandat des gegenwärtigen Reichstages zu
Ende, und wir stehen vor den Neuwahlen zur ersten parlamentarischen Körperschaft der deutschen
Nation. Es bedarf unserer Aufforderung an die deutsch und freiheitlich gesinnten Bewohner
Bayerns nicht, um sie anzuspornen, wie vor sechs und vor drei Jahren, auch dieses Mal fest
und treu zusammenzuhalten und nur das eine Ziel vor Augen zu haben: auch aus Bayern
eine würdige, dem engern Vaterlande und dem Reiche gleich ergebene Vertretung zu entsenden.
Außer der großen geschlossenen Schaar der Ultramontanen, welche auch bei uns nur als ein
Theil jener gewaltigen Glaubensarmee erscheinen, die mit aller und jeder Staatsautorität im
Kampfe steht und in Rom ihren Mittelpunkt hat, sind bisher andere als liberale Volksvertreter
aus Bayern im Reichstage nicht gesehen worden. Wir vertrauen fest darauf, daß die schon
früher jämmerlich mißglückter Versuche, Unfrieden unter die nicht ultramontane Bevölkerung zu
säen und durch die Spekulation auf vermeintliche Klasseninteressen die Kraft der wahren
Reichsfreunde in Bayern zu brechen, auch dieses Mal erfolglos bleiben werden. Das bayerische
Volk ist einsichtsvoll genug, um zu wissen, daß verschiedene unleugbar vorhandene Mißstände des
wnthschaftlichen Lebens nicht, wie man glauben machen möchte, die Wirkungen der bisherigen
Reichsgesetzgebung sind, fondern aus Ursachen entspringen, welche weit über die Grenzen
Deutschlands reichen. Aber so wahr dieses ist, ebenso zuversichtlich darf die Erwartung aus¬
gesprochen werden, daß die neue Neichsvertretung nicht unterlassen wird, bestehende Schäden
mit gesetzgeberischen Mitteln überall da zu bekämpfen, wo dies überhaupt möglich ist. Für
uns in Bayern wird die Arbeit dafür in so ferne eine getheilte sein müssen, als das schon
seit lange anerkannte Bedürfniß einer Steuerreform jetzt seiner Verwirklichung entgegengeführt
werden soll. Mit den nicht zu leugnenden Schwierigkeiten einer gerechten Steucrausgleichung
verstärkt sich die Anforderung an Jeden, zum Gelingen des großen Werkes das Seinige
beizutragen.

Es ist hier nicht der Ort, in die Würdigung der einzelnen Klagen und Beschwerden ein¬
zutreten, welche in neuester Zeit als Wahlagitationsmittel gegen die gesammte liberale Partei
in Deutschland verwendet werden. Es genügt der Hinweis darauf, daß alle großen, segens¬
reichen Reformen, welche das deutsche Volk und in ihm namentlich auch Bayern von den
Fesseln des Feudalismus und der Privilegienhcrrschaft frei gemacht haben, auf das Andringen
und unter der Mitwirkung der Liberalen zu Stande gekommen sind.

Auf dieser Bahn gesunder Fortentwicklung weiter zu schreiten, erkannte Schäden offen zu
bekennen und zu verbessern, aber jedem Lug und Trug, von woher er auch komme und unter
welcher Maske er erscheine, mannhaft entgegen zu treten, ist Aufgabe und Pflicht eines jeden
deutschen und bayerischen Wählers und Abgeordneten. Stehen wir dafür einig zusammen, fest
und treu zu König und Land, fest und treu zu Kaiser und Reich!




Grenzboten III. 187<i.43

Je unbefriedigender die augenblicklichen Zustände unseres engeren Heimathlandes sind, um
so wichtiger ist es, daß die Entwicklung im deutschen Reiche, dem Bayern als einflußreiches
vollberechtigtes Glied angehört, ihren ruhigen, allen Bevölkerungsschichten gleich gerecht werden¬
den Fortgang nimmt. Die Schlußsession des gegenwärtigen Reichstages wird ohne Zweifel in
dem Zustandekommen der großen, die Gerichtsverfassung und das Verfahren einheitlich ordnen¬
den Justizgesetze der Nation das nach der Gestaltung des Reiches selber werthvovste Angebinde
bringen, und mit ihm die Vollendung des weiteren großen Werkes näher rücken, welches in der
einheitlichen bürgerlichen Gesetzgebung für das ganze deutsche Reich besteht. Die unbestreit¬
baren, in ihrer wirthschaftlichen Bedeutung kaum zu überschätzenden segensvollen Wirkungen
einer solchen Reform hat Frankreich seit mehr als einem halben Jahrhundert empfunden; das
Verständniß und der Fleiß des deutschen Volkes wird nicht minder die aus der Gesetzesstcherheit
und dem vereinfachten Rechtsgang entspringenden Vortheile zu einer neuen Quelle nationalen
Wohlstandes zu machen wissen.

Mit dem Ablauf dieses Jahres geht auch das Mandat des gegenwärtigen Reichstages zu
Ende, und wir stehen vor den Neuwahlen zur ersten parlamentarischen Körperschaft der deutschen
Nation. Es bedarf unserer Aufforderung an die deutsch und freiheitlich gesinnten Bewohner
Bayerns nicht, um sie anzuspornen, wie vor sechs und vor drei Jahren, auch dieses Mal fest
und treu zusammenzuhalten und nur das eine Ziel vor Augen zu haben: auch aus Bayern
eine würdige, dem engern Vaterlande und dem Reiche gleich ergebene Vertretung zu entsenden.
Außer der großen geschlossenen Schaar der Ultramontanen, welche auch bei uns nur als ein
Theil jener gewaltigen Glaubensarmee erscheinen, die mit aller und jeder Staatsautorität im
Kampfe steht und in Rom ihren Mittelpunkt hat, sind bisher andere als liberale Volksvertreter
aus Bayern im Reichstage nicht gesehen worden. Wir vertrauen fest darauf, daß die schon
früher jämmerlich mißglückter Versuche, Unfrieden unter die nicht ultramontane Bevölkerung zu
säen und durch die Spekulation auf vermeintliche Klasseninteressen die Kraft der wahren
Reichsfreunde in Bayern zu brechen, auch dieses Mal erfolglos bleiben werden. Das bayerische
Volk ist einsichtsvoll genug, um zu wissen, daß verschiedene unleugbar vorhandene Mißstände des
wnthschaftlichen Lebens nicht, wie man glauben machen möchte, die Wirkungen der bisherigen
Reichsgesetzgebung sind, fondern aus Ursachen entspringen, welche weit über die Grenzen
Deutschlands reichen. Aber so wahr dieses ist, ebenso zuversichtlich darf die Erwartung aus¬
gesprochen werden, daß die neue Neichsvertretung nicht unterlassen wird, bestehende Schäden
mit gesetzgeberischen Mitteln überall da zu bekämpfen, wo dies überhaupt möglich ist. Für
uns in Bayern wird die Arbeit dafür in so ferne eine getheilte sein müssen, als das schon
seit lange anerkannte Bedürfniß einer Steuerreform jetzt seiner Verwirklichung entgegengeführt
werden soll. Mit den nicht zu leugnenden Schwierigkeiten einer gerechten Steucrausgleichung
verstärkt sich die Anforderung an Jeden, zum Gelingen des großen Werkes das Seinige
beizutragen.

Es ist hier nicht der Ort, in die Würdigung der einzelnen Klagen und Beschwerden ein¬
zutreten, welche in neuester Zeit als Wahlagitationsmittel gegen die gesammte liberale Partei
in Deutschland verwendet werden. Es genügt der Hinweis darauf, daß alle großen, segens¬
reichen Reformen, welche das deutsche Volk und in ihm namentlich auch Bayern von den
Fesseln des Feudalismus und der Privilegienhcrrschaft frei gemacht haben, auf das Andringen
und unter der Mitwirkung der Liberalen zu Stande gekommen sind.

Auf dieser Bahn gesunder Fortentwicklung weiter zu schreiten, erkannte Schäden offen zu
bekennen und zu verbessern, aber jedem Lug und Trug, von woher er auch komme und unter
welcher Maske er erscheine, mannhaft entgegen zu treten, ist Aufgabe und Pflicht eines jeden
deutschen und bayerischen Wählers und Abgeordneten. Stehen wir dafür einig zusammen, fest
und treu zu König und Land, fest und treu zu Kaiser und Reich!




Grenzboten III. 187<i.43
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0345" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136456"/>
          <p xml:id="ID_881"> Je unbefriedigender die augenblicklichen Zustände unseres engeren Heimathlandes sind, um<lb/>
so wichtiger ist es, daß die Entwicklung im deutschen Reiche, dem Bayern als einflußreiches<lb/>
vollberechtigtes Glied angehört, ihren ruhigen, allen Bevölkerungsschichten gleich gerecht werden¬<lb/>
den Fortgang nimmt. Die Schlußsession des gegenwärtigen Reichstages wird ohne Zweifel in<lb/>
dem Zustandekommen der großen, die Gerichtsverfassung und das Verfahren einheitlich ordnen¬<lb/>
den Justizgesetze der Nation das nach der Gestaltung des Reiches selber werthvovste Angebinde<lb/>
bringen, und mit ihm die Vollendung des weiteren großen Werkes näher rücken, welches in der<lb/>
einheitlichen bürgerlichen Gesetzgebung für das ganze deutsche Reich besteht. Die unbestreit¬<lb/>
baren, in ihrer wirthschaftlichen Bedeutung kaum zu überschätzenden segensvollen Wirkungen<lb/>
einer solchen Reform hat Frankreich seit mehr als einem halben Jahrhundert empfunden; das<lb/>
Verständniß und der Fleiß des deutschen Volkes wird nicht minder die aus der Gesetzesstcherheit<lb/>
und dem vereinfachten Rechtsgang entspringenden Vortheile zu einer neuen Quelle nationalen<lb/>
Wohlstandes zu machen wissen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_882"> Mit dem Ablauf dieses Jahres geht auch das Mandat des gegenwärtigen Reichstages zu<lb/>
Ende, und wir stehen vor den Neuwahlen zur ersten parlamentarischen Körperschaft der deutschen<lb/>
Nation. Es bedarf unserer Aufforderung an die deutsch und freiheitlich gesinnten Bewohner<lb/>
Bayerns nicht, um sie anzuspornen, wie vor sechs und vor drei Jahren, auch dieses Mal fest<lb/>
und treu zusammenzuhalten und nur das eine Ziel vor Augen zu haben: auch aus Bayern<lb/>
eine würdige, dem engern Vaterlande und dem Reiche gleich ergebene Vertretung zu entsenden.<lb/>
Außer der großen geschlossenen Schaar der Ultramontanen, welche auch bei uns nur als ein<lb/>
Theil jener gewaltigen Glaubensarmee erscheinen, die mit aller und jeder Staatsautorität im<lb/>
Kampfe steht und in Rom ihren Mittelpunkt hat, sind bisher andere als liberale Volksvertreter<lb/>
aus Bayern im Reichstage nicht gesehen worden. Wir vertrauen fest darauf, daß die schon<lb/>
früher jämmerlich mißglückter Versuche, Unfrieden unter die nicht ultramontane Bevölkerung zu<lb/>
säen und durch die Spekulation auf vermeintliche Klasseninteressen die Kraft der wahren<lb/>
Reichsfreunde in Bayern zu brechen, auch dieses Mal erfolglos bleiben werden. Das bayerische<lb/>
Volk ist einsichtsvoll genug, um zu wissen, daß verschiedene unleugbar vorhandene Mißstände des<lb/>
wnthschaftlichen Lebens nicht, wie man glauben machen möchte, die Wirkungen der bisherigen<lb/>
Reichsgesetzgebung sind, fondern aus Ursachen entspringen, welche weit über die Grenzen<lb/>
Deutschlands reichen. Aber so wahr dieses ist, ebenso zuversichtlich darf die Erwartung aus¬<lb/>
gesprochen werden, daß die neue Neichsvertretung nicht unterlassen wird, bestehende Schäden<lb/>
mit gesetzgeberischen Mitteln überall da zu bekämpfen, wo dies überhaupt möglich ist. Für<lb/>
uns in Bayern wird die Arbeit dafür in so ferne eine getheilte sein müssen, als das schon<lb/>
seit lange anerkannte Bedürfniß einer Steuerreform jetzt seiner Verwirklichung entgegengeführt<lb/>
werden soll. Mit den nicht zu leugnenden Schwierigkeiten einer gerechten Steucrausgleichung<lb/>
verstärkt sich die Anforderung an Jeden, zum Gelingen des großen Werkes das Seinige<lb/>
beizutragen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_883"> Es ist hier nicht der Ort, in die Würdigung der einzelnen Klagen und Beschwerden ein¬<lb/>
zutreten, welche in neuester Zeit als Wahlagitationsmittel gegen die gesammte liberale Partei<lb/>
in Deutschland verwendet werden. Es genügt der Hinweis darauf, daß alle großen, segens¬<lb/>
reichen Reformen, welche das deutsche Volk und in ihm namentlich auch Bayern von den<lb/>
Fesseln des Feudalismus und der Privilegienhcrrschaft frei gemacht haben, auf das Andringen<lb/>
und unter der Mitwirkung der Liberalen zu Stande gekommen sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_884"> Auf dieser Bahn gesunder Fortentwicklung weiter zu schreiten, erkannte Schäden offen zu<lb/>
bekennen und zu verbessern, aber jedem Lug und Trug, von woher er auch komme und unter<lb/>
welcher Maske er erscheine, mannhaft entgegen zu treten, ist Aufgabe und Pflicht eines jeden<lb/>
deutschen und bayerischen Wählers und Abgeordneten. Stehen wir dafür einig zusammen, fest<lb/>
und treu zu König und Land, fest und treu zu Kaiser und Reich!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 187&lt;i.43</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0345] Je unbefriedigender die augenblicklichen Zustände unseres engeren Heimathlandes sind, um so wichtiger ist es, daß die Entwicklung im deutschen Reiche, dem Bayern als einflußreiches vollberechtigtes Glied angehört, ihren ruhigen, allen Bevölkerungsschichten gleich gerecht werden¬ den Fortgang nimmt. Die Schlußsession des gegenwärtigen Reichstages wird ohne Zweifel in dem Zustandekommen der großen, die Gerichtsverfassung und das Verfahren einheitlich ordnen¬ den Justizgesetze der Nation das nach der Gestaltung des Reiches selber werthvovste Angebinde bringen, und mit ihm die Vollendung des weiteren großen Werkes näher rücken, welches in der einheitlichen bürgerlichen Gesetzgebung für das ganze deutsche Reich besteht. Die unbestreit¬ baren, in ihrer wirthschaftlichen Bedeutung kaum zu überschätzenden segensvollen Wirkungen einer solchen Reform hat Frankreich seit mehr als einem halben Jahrhundert empfunden; das Verständniß und der Fleiß des deutschen Volkes wird nicht minder die aus der Gesetzesstcherheit und dem vereinfachten Rechtsgang entspringenden Vortheile zu einer neuen Quelle nationalen Wohlstandes zu machen wissen. Mit dem Ablauf dieses Jahres geht auch das Mandat des gegenwärtigen Reichstages zu Ende, und wir stehen vor den Neuwahlen zur ersten parlamentarischen Körperschaft der deutschen Nation. Es bedarf unserer Aufforderung an die deutsch und freiheitlich gesinnten Bewohner Bayerns nicht, um sie anzuspornen, wie vor sechs und vor drei Jahren, auch dieses Mal fest und treu zusammenzuhalten und nur das eine Ziel vor Augen zu haben: auch aus Bayern eine würdige, dem engern Vaterlande und dem Reiche gleich ergebene Vertretung zu entsenden. Außer der großen geschlossenen Schaar der Ultramontanen, welche auch bei uns nur als ein Theil jener gewaltigen Glaubensarmee erscheinen, die mit aller und jeder Staatsautorität im Kampfe steht und in Rom ihren Mittelpunkt hat, sind bisher andere als liberale Volksvertreter aus Bayern im Reichstage nicht gesehen worden. Wir vertrauen fest darauf, daß die schon früher jämmerlich mißglückter Versuche, Unfrieden unter die nicht ultramontane Bevölkerung zu säen und durch die Spekulation auf vermeintliche Klasseninteressen die Kraft der wahren Reichsfreunde in Bayern zu brechen, auch dieses Mal erfolglos bleiben werden. Das bayerische Volk ist einsichtsvoll genug, um zu wissen, daß verschiedene unleugbar vorhandene Mißstände des wnthschaftlichen Lebens nicht, wie man glauben machen möchte, die Wirkungen der bisherigen Reichsgesetzgebung sind, fondern aus Ursachen entspringen, welche weit über die Grenzen Deutschlands reichen. Aber so wahr dieses ist, ebenso zuversichtlich darf die Erwartung aus¬ gesprochen werden, daß die neue Neichsvertretung nicht unterlassen wird, bestehende Schäden mit gesetzgeberischen Mitteln überall da zu bekämpfen, wo dies überhaupt möglich ist. Für uns in Bayern wird die Arbeit dafür in so ferne eine getheilte sein müssen, als das schon seit lange anerkannte Bedürfniß einer Steuerreform jetzt seiner Verwirklichung entgegengeführt werden soll. Mit den nicht zu leugnenden Schwierigkeiten einer gerechten Steucrausgleichung verstärkt sich die Anforderung an Jeden, zum Gelingen des großen Werkes das Seinige beizutragen. Es ist hier nicht der Ort, in die Würdigung der einzelnen Klagen und Beschwerden ein¬ zutreten, welche in neuester Zeit als Wahlagitationsmittel gegen die gesammte liberale Partei in Deutschland verwendet werden. Es genügt der Hinweis darauf, daß alle großen, segens¬ reichen Reformen, welche das deutsche Volk und in ihm namentlich auch Bayern von den Fesseln des Feudalismus und der Privilegienhcrrschaft frei gemacht haben, auf das Andringen und unter der Mitwirkung der Liberalen zu Stande gekommen sind. Auf dieser Bahn gesunder Fortentwicklung weiter zu schreiten, erkannte Schäden offen zu bekennen und zu verbessern, aber jedem Lug und Trug, von woher er auch komme und unter welcher Maske er erscheine, mannhaft entgegen zu treten, ist Aufgabe und Pflicht eines jeden deutschen und bayerischen Wählers und Abgeordneten. Stehen wir dafür einig zusammen, fest und treu zu König und Land, fest und treu zu Kaiser und Reich! Grenzboten III. 187<i.43

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/345
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/345>, abgerufen am 27.09.2024.