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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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beim Hofe und in der Landesverwaltung eine so hervorragende gewesen war.
wie damals. So war Adalbert Heussler von Nasen und Hohenbüchel (1673
--1696) k. k. Kriegscommissar bei der Eintreibung der Türkensteuer, Arien
Landelmayer (1702--1707) Landescommissar der steirischen Stände in Wien;
Gotthard Kugelmayr wurde der Gründer der steirischen Landwirthschaftsge¬
sellschaft und der steirischen Sparkasse in Graz; hohe Orden zierten die meisten
der Prälaten.

Aber eben der letztgenannte Abt brachte durch schlechte Wirthschaft
Admont in große Bedrängniß, mußte selbst 1818 abdanken. Die Nöthe der
französischen Kriege kamen hinzu; auch in dies abgeschlossene Hochthal drangen
viermal, 1797, 1800, 1805, 1809, die Franzosen vor, und bei der großen Er¬
hebung von 1809, in der schönsten Epoche der modernen österreichischen Ge¬
schichte, opferte das Kloster patriotisch seine Ktrchengeräthe zum guten Theile.
Erst der rastlosen und hingebenden Thätigkeit des Benno Kreil, der seit 1823
als Administrator, seit 1839 als Abt die Angelegenheiten des Ordenshauses
leitete, gelang es trotz der durch die Umgestaltung von 1848 neu erwachsenen
Schwierigkeiten, geordnete Verhältnisse herzustellen, wenngleich die frühere
Blüthe dahin war. Seinen Nachfolgern (er selbst resignirte hochbetagt 1861)
schienen ruhigere Zeiten beschieden; da legte der furchtbare Brand vom 27.
April 1865 fast das ganze Stift in Asche. Zwar ist ein Theil neu aus
seinen Trümmern entstanden, aber noch zeugen ausgedehnte Ruinen, und der
hochgethürmte Brandschutt in den Höfen von der schrecklichen Zerstörung, und
langsam nur arbeitet sich das Kloster wieder empor.

So fehlt ihm jetzt fast ganz der Reiz des Alterthümlichen, der andere
Klöster anziehend macht. Die alte bauliche Anlage ist auch bei der Wieder¬
herstellung beibehalten worden. Mächtige Fronten von drei Stock Höhe
umschließen drei Seiten eines großen Vierecks, die ziemlich genau nach den
Himmelsgegenden orientirt sind. Die Westseite wird durch einen niedrigeren,
im Winkel gebrochenen Flügel gebildet, und auf ihr ist die Kirche eingebaut,
s° daß ihr schönes Portal und ihre prächtigen Thürme sich nach Westen
richten. Reste früherer Befestigungen, Mauern mit Zinnen und Schieß,
harten schließen hier den Eingang. Bon der alten Kirche freilich existirt
^um mehr als das Erdgeschoß der beiden Thürme. Nach einander haben
h'er Gebäude verschiedenster Stile gestanden; an Stelle des 1121 geweihten
romanischen Baues trat seit 1286 ein gothischer, den das 17. Jahrhundert
Natürlich in seiner Weise umformte uns bis zur Unkenntlichkeit entstellte,
^r Brand von 1865 zerstörte auch diese Kirche bis auf die Grundmauern
"ud schuf Raum für ein schönes Gebäude rein gothischen Stils, welches nach
°°in Plane des Wiener Architekten Bücher ausgeführt ward. Durch ein
stattliches Portal, über dem drei hohe Bogenfenster, von der gothischen Ro-


Grenzboten III. 1876. 28

beim Hofe und in der Landesverwaltung eine so hervorragende gewesen war.
wie damals. So war Adalbert Heussler von Nasen und Hohenbüchel (1673
—1696) k. k. Kriegscommissar bei der Eintreibung der Türkensteuer, Arien
Landelmayer (1702—1707) Landescommissar der steirischen Stände in Wien;
Gotthard Kugelmayr wurde der Gründer der steirischen Landwirthschaftsge¬
sellschaft und der steirischen Sparkasse in Graz; hohe Orden zierten die meisten
der Prälaten.

Aber eben der letztgenannte Abt brachte durch schlechte Wirthschaft
Admont in große Bedrängniß, mußte selbst 1818 abdanken. Die Nöthe der
französischen Kriege kamen hinzu; auch in dies abgeschlossene Hochthal drangen
viermal, 1797, 1800, 1805, 1809, die Franzosen vor, und bei der großen Er¬
hebung von 1809, in der schönsten Epoche der modernen österreichischen Ge¬
schichte, opferte das Kloster patriotisch seine Ktrchengeräthe zum guten Theile.
Erst der rastlosen und hingebenden Thätigkeit des Benno Kreil, der seit 1823
als Administrator, seit 1839 als Abt die Angelegenheiten des Ordenshauses
leitete, gelang es trotz der durch die Umgestaltung von 1848 neu erwachsenen
Schwierigkeiten, geordnete Verhältnisse herzustellen, wenngleich die frühere
Blüthe dahin war. Seinen Nachfolgern (er selbst resignirte hochbetagt 1861)
schienen ruhigere Zeiten beschieden; da legte der furchtbare Brand vom 27.
April 1865 fast das ganze Stift in Asche. Zwar ist ein Theil neu aus
seinen Trümmern entstanden, aber noch zeugen ausgedehnte Ruinen, und der
hochgethürmte Brandschutt in den Höfen von der schrecklichen Zerstörung, und
langsam nur arbeitet sich das Kloster wieder empor.

So fehlt ihm jetzt fast ganz der Reiz des Alterthümlichen, der andere
Klöster anziehend macht. Die alte bauliche Anlage ist auch bei der Wieder¬
herstellung beibehalten worden. Mächtige Fronten von drei Stock Höhe
umschließen drei Seiten eines großen Vierecks, die ziemlich genau nach den
Himmelsgegenden orientirt sind. Die Westseite wird durch einen niedrigeren,
im Winkel gebrochenen Flügel gebildet, und auf ihr ist die Kirche eingebaut,
s° daß ihr schönes Portal und ihre prächtigen Thürme sich nach Westen
richten. Reste früherer Befestigungen, Mauern mit Zinnen und Schieß,
harten schließen hier den Eingang. Bon der alten Kirche freilich existirt
^um mehr als das Erdgeschoß der beiden Thürme. Nach einander haben
h'er Gebäude verschiedenster Stile gestanden; an Stelle des 1121 geweihten
romanischen Baues trat seit 1286 ein gothischer, den das 17. Jahrhundert
Natürlich in seiner Weise umformte uns bis zur Unkenntlichkeit entstellte,
^r Brand von 1865 zerstörte auch diese Kirche bis auf die Grundmauern
"ud schuf Raum für ein schönes Gebäude rein gothischen Stils, welches nach
°°in Plane des Wiener Architekten Bücher ausgeführt ward. Durch ein
stattliches Portal, über dem drei hohe Bogenfenster, von der gothischen Ro-


Grenzboten III. 1876. 28
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[0225] beim Hofe und in der Landesverwaltung eine so hervorragende gewesen war. wie damals. So war Adalbert Heussler von Nasen und Hohenbüchel (1673 —1696) k. k. Kriegscommissar bei der Eintreibung der Türkensteuer, Arien Landelmayer (1702—1707) Landescommissar der steirischen Stände in Wien; Gotthard Kugelmayr wurde der Gründer der steirischen Landwirthschaftsge¬ sellschaft und der steirischen Sparkasse in Graz; hohe Orden zierten die meisten der Prälaten. Aber eben der letztgenannte Abt brachte durch schlechte Wirthschaft Admont in große Bedrängniß, mußte selbst 1818 abdanken. Die Nöthe der französischen Kriege kamen hinzu; auch in dies abgeschlossene Hochthal drangen viermal, 1797, 1800, 1805, 1809, die Franzosen vor, und bei der großen Er¬ hebung von 1809, in der schönsten Epoche der modernen österreichischen Ge¬ schichte, opferte das Kloster patriotisch seine Ktrchengeräthe zum guten Theile. Erst der rastlosen und hingebenden Thätigkeit des Benno Kreil, der seit 1823 als Administrator, seit 1839 als Abt die Angelegenheiten des Ordenshauses leitete, gelang es trotz der durch die Umgestaltung von 1848 neu erwachsenen Schwierigkeiten, geordnete Verhältnisse herzustellen, wenngleich die frühere Blüthe dahin war. Seinen Nachfolgern (er selbst resignirte hochbetagt 1861) schienen ruhigere Zeiten beschieden; da legte der furchtbare Brand vom 27. April 1865 fast das ganze Stift in Asche. Zwar ist ein Theil neu aus seinen Trümmern entstanden, aber noch zeugen ausgedehnte Ruinen, und der hochgethürmte Brandschutt in den Höfen von der schrecklichen Zerstörung, und langsam nur arbeitet sich das Kloster wieder empor. So fehlt ihm jetzt fast ganz der Reiz des Alterthümlichen, der andere Klöster anziehend macht. Die alte bauliche Anlage ist auch bei der Wieder¬ herstellung beibehalten worden. Mächtige Fronten von drei Stock Höhe umschließen drei Seiten eines großen Vierecks, die ziemlich genau nach den Himmelsgegenden orientirt sind. Die Westseite wird durch einen niedrigeren, im Winkel gebrochenen Flügel gebildet, und auf ihr ist die Kirche eingebaut, s° daß ihr schönes Portal und ihre prächtigen Thürme sich nach Westen richten. Reste früherer Befestigungen, Mauern mit Zinnen und Schieß, harten schließen hier den Eingang. Bon der alten Kirche freilich existirt ^um mehr als das Erdgeschoß der beiden Thürme. Nach einander haben h'er Gebäude verschiedenster Stile gestanden; an Stelle des 1121 geweihten romanischen Baues trat seit 1286 ein gothischer, den das 17. Jahrhundert Natürlich in seiner Weise umformte uns bis zur Unkenntlichkeit entstellte, ^r Brand von 1865 zerstörte auch diese Kirche bis auf die Grundmauern "ud schuf Raum für ein schönes Gebäude rein gothischen Stils, welches nach °°in Plane des Wiener Architekten Bücher ausgeführt ward. Durch ein stattliches Portal, über dem drei hohe Bogenfenster, von der gothischen Ro- Grenzboten III. 1876. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/225>, abgerufen am 27.09.2024.