Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.Energie in die Hand nahm und damit die hoffnungsvollen Keime freien Mit Johann Hoffmann beginnt die letzte Periode der Stiftsgeschichte: ") Er hieß eigentlich Hochberg und malte die Fresken der Bibliothek 1776.
Energie in die Hand nahm und damit die hoffnungsvollen Keime freien Mit Johann Hoffmann beginnt die letzte Periode der Stiftsgeschichte: ") Er hieß eigentlich Hochberg und malte die Fresken der Bibliothek 1776.
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Energie in die Hand nahm und damit die hoffnungsvollen Keime freien
Geisteslebens zertrat. Auch die Familie Hoffmann auf Strechau vermochte
sich ihm gegenüber nicht zu behaupten; sie sah ihre Pflanzung verwüstet,
mußte es erleben, daß überall die „seelischen" Bücher verbrannt, die Unter¬
thanen zum Religionseide gezwungen oder verjagt, die neue Kirche bei Rotten¬
mann in die Luft gesprengt wurde. Da verließen beide Brüder die geschändete
Heimath. Ihr Schloß Strechau selbst fiel nach mehrfachem Besttzwechsel 1629
durch Kauf an Admont, dem es noch jetzt gehört.
Mit Johann Hoffmann beginnt die letzte Periode der Stiftsgeschichte:
die Zeit des restaurirten Katholicismus. Fast alle Aebte verfolgen dieselben
Tendenzen: sie sichern und vermehren das Vermögen des Stifts, verwenden
es auch wohl zu großartigen Bauten, verschaffen ganz im Geiste der restau¬
rirten alten Kirche, ihrem Kloster hervorragenden Einfluß auf die Jugend¬
bildung und die Pflege der Wissenschaften von kirchlichem Gesichtspunkte aus,
pflegen die Verbindung mit dem Habsburgischen Hose, der in schwerer Zeit
die Existenz des Ordenshauses gerettet hatte, und thun sich hervor durch ihren
Antheil an der Landesverwaltung, so den wiederhergestellten Einfluß des
Clerus auch auf staatliche Dinge wirksam behauptend. Unter dem Abte
Matthias Preininger (1616—1621) erhielt die Stiftskirche die Gestalt, welche
sie bis zum großen Brande von 1868 zeigte. Urban Textor (1628—1659),
der sich den Namen des „dritten Gründers" verdiente, vergrößerte das Stifts¬
gebäude, erwarb Schloß Strechau, erbaute am südlichen Thalrande von
Admont auf steiler Höhe Schloß Röthelstein in guter Renaissance. Das 18.
Jahrhundert sah dann einen gänzlichen Neubau der gesammten Abtei ent¬
stehen, und vor allem jenen herrlichen Bibliotheksaal, das Werk des Abtes
Matthäus Ofner (1761—1719), der gegenwärtig den einzigen, mühsam ge¬
retteten Rest früheren Glanzes darstellt. Es war die glänzende Zeit des
Stifts, in welcher das Schnitzmesser des genialen Bildhauers Joseph stammet,
den das Kloster in Italien hatte ausbilden lassen (-j- 1769), seine wunder¬
baren symbolischen Gestalten schuf und der Pinsel Altomonte's*) die Kirche
und die Gewölbe des Bibliotheksaales schmückte. Auch sonst nahm Admont
am geistigen Leben seiner Zeit eifrigen Antheil. Eben jener Urban Textor,
den es als seinen dritten Gründer rühmte, entwickelte die Klosterschule zu
einem Gymnasium, das mit einem Convict verbunden war; 1711 kam dazu
eine philosophische und theologische Lehranstalt. Ja Gotthard Kugelmayr
(1787—1818) fügte zu den sonstigen Bildungsmitteln, über welche Admont
gebot, noch ein Theater. Die glänzendsten Zeiten des Mittelalters schienen
damals überboten zu sein, zumal da niemals vorher die Stellung der Aebte
") Er hieß eigentlich Hochberg und malte die Fresken der Bibliothek 1776.
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