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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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gänzlich isolirt und lohnt sich infolge dessen so wenig, daß schon von Ein¬
stellung des Betriebes die Rede gewesen ist. Die einzige zu jeder Zeit fahr¬
bare Straße ist die auf der Ebene zwischen Banjaluka und Gradiska, die vier
deutsche Meilen lang ist. Die vor zehn Jahren gebaute Straße zwischen
Brood und Serajawo verfällt, da sie nie reparirt wird, mit jedem Jahre
mehr, so daß der Verkehr im Winter oder nach starken Regengüssen durch
Schnee, grundlose Kothlachen und ruinirte Brücken, welche in der Regel aus
Balken ohne Unterlage, ohne Schwellen und ohne Geländer bestehen, mehr
oder weniger unterbrochen wird. Das sind die einzigen beiden Straßen, auf
denen ein Verkehr mit Wagen stattfindet. Die Straße, die von Serajewo
über Mostar nach Metkowitsch führt, wird in ihrer jetzigen schlechten Anlage,
-- sie ist ohne Unterbau, ist an der einen Stelle der Ueberschwemmung, an
der andern der Abrutschung ausgesetzt, an der dritten wegen zu starken An¬
steigens unpassirbar, an ganzen weiten Strecken ohne Durchlässe für Wildbäche --
nie für den Wagenverkehr zu brauchen sein. Die Straße von Trebinje nach
der Grenze Dalmattens entbehrt der Brücke über den Fluß Trebinschitza, die
übrigen Straßen sind bloße Saumpfade oder Feldwege und nur in der
trockensten Jahreszeit und auch dann nur für leichte Wagen passirbar. In¬
folge dessen vollzieht sich die Waarenbewegung größtentheils mit Lastthieren,
gewöhnlich Sauwpferden, und das bildet einen ferneren Hemmschuh für den
Handel, weil die vom Auslande kommenden Waarenballen an der Grenze
aufgemacht und zum weiteren Transport auf dem Rücken der Pferde einge¬
richtet werden müssen.

Die ganze Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn nach Bosnien hatte im Jahre
1874 den Werth von 3.816,700, die ganze Ausfuhr aus dem Vilajet dahin
den Werth von 3,800,000 Gulden, die Durchfuhr vom Auslande durch Oesterreich-
Ungarn nach Bosnien betrug 8,680,768, die Durchfuhr endlich aus diesem Mlajet
durch Oesterreich-Ungarn nur 537,444 Gulden. Am meisten werden Kaffee
Reis, Branntwein von Triest, Oel aus Dalmatien, Zucker, Tuch, rothe Tar¬
busche, rothe Shawls, Goldgespinnste und Goldborten aus Oesterreich, Stein¬
salz aus Ungarn und grobe Baumwollenstoffe aus England eingeführt.
Die Ausfuhr dagegen bilden Zwetschen, Knoppern, Schafwolle, rothes Leder
und Schweine.

Eine türkische PostVerbindung besteht zwischen Serajewo und Konstan-
tinopel (wöchentlich einmal gehen Postsäcke zwischen diesen Städten hin und
her), dann zwischen folgenden Orten des Mlajets: Travnik, Banjaluka,
Bthatsch, Türkisch-Brood, Mostar, Wischegrad, Novivarosch, Sjenitscha, Novi-
bazar, Zwornik und Bjelina. Die türkische Post dient aber vorzüglich zur
Vermittelung der dienstlichen Correspondenz, und Privatleute machen ver¬
hältnißmäßig selten Gebrauch von ihr, zunächst weil der Bosnier wenig


gänzlich isolirt und lohnt sich infolge dessen so wenig, daß schon von Ein¬
stellung des Betriebes die Rede gewesen ist. Die einzige zu jeder Zeit fahr¬
bare Straße ist die auf der Ebene zwischen Banjaluka und Gradiska, die vier
deutsche Meilen lang ist. Die vor zehn Jahren gebaute Straße zwischen
Brood und Serajawo verfällt, da sie nie reparirt wird, mit jedem Jahre
mehr, so daß der Verkehr im Winter oder nach starken Regengüssen durch
Schnee, grundlose Kothlachen und ruinirte Brücken, welche in der Regel aus
Balken ohne Unterlage, ohne Schwellen und ohne Geländer bestehen, mehr
oder weniger unterbrochen wird. Das sind die einzigen beiden Straßen, auf
denen ein Verkehr mit Wagen stattfindet. Die Straße, die von Serajewo
über Mostar nach Metkowitsch führt, wird in ihrer jetzigen schlechten Anlage,
— sie ist ohne Unterbau, ist an der einen Stelle der Ueberschwemmung, an
der andern der Abrutschung ausgesetzt, an der dritten wegen zu starken An¬
steigens unpassirbar, an ganzen weiten Strecken ohne Durchlässe für Wildbäche —
nie für den Wagenverkehr zu brauchen sein. Die Straße von Trebinje nach
der Grenze Dalmattens entbehrt der Brücke über den Fluß Trebinschitza, die
übrigen Straßen sind bloße Saumpfade oder Feldwege und nur in der
trockensten Jahreszeit und auch dann nur für leichte Wagen passirbar. In¬
folge dessen vollzieht sich die Waarenbewegung größtentheils mit Lastthieren,
gewöhnlich Sauwpferden, und das bildet einen ferneren Hemmschuh für den
Handel, weil die vom Auslande kommenden Waarenballen an der Grenze
aufgemacht und zum weiteren Transport auf dem Rücken der Pferde einge¬
richtet werden müssen.

Die ganze Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn nach Bosnien hatte im Jahre
1874 den Werth von 3.816,700, die ganze Ausfuhr aus dem Vilajet dahin
den Werth von 3,800,000 Gulden, die Durchfuhr vom Auslande durch Oesterreich-
Ungarn nach Bosnien betrug 8,680,768, die Durchfuhr endlich aus diesem Mlajet
durch Oesterreich-Ungarn nur 537,444 Gulden. Am meisten werden Kaffee
Reis, Branntwein von Triest, Oel aus Dalmatien, Zucker, Tuch, rothe Tar¬
busche, rothe Shawls, Goldgespinnste und Goldborten aus Oesterreich, Stein¬
salz aus Ungarn und grobe Baumwollenstoffe aus England eingeführt.
Die Ausfuhr dagegen bilden Zwetschen, Knoppern, Schafwolle, rothes Leder
und Schweine.

Eine türkische PostVerbindung besteht zwischen Serajewo und Konstan-
tinopel (wöchentlich einmal gehen Postsäcke zwischen diesen Städten hin und
her), dann zwischen folgenden Orten des Mlajets: Travnik, Banjaluka,
Bthatsch, Türkisch-Brood, Mostar, Wischegrad, Novivarosch, Sjenitscha, Novi-
bazar, Zwornik und Bjelina. Die türkische Post dient aber vorzüglich zur
Vermittelung der dienstlichen Correspondenz, und Privatleute machen ver¬
hältnißmäßig selten Gebrauch von ihr, zunächst weil der Bosnier wenig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/149>, abgerufen am 27.09.2024.