Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Lepanto, welches eine herrliche Lage am Berg hinan hat. Zur Rechten hatten
wir immer die schroffen Gebirge, die sich hinter Ebenen, wie bei Vostiza, dem
alten Aegina, enger thürmen, besonders nach Sycion hin ganz äußerst pitto¬
resk werden. Zur Linken wechselten die schroffen Formen des sich zum Himmel
erstreckenden Parnassus ab, und bald sahen wir den Helikon links über das
mahlerische Vorgebirge von Olmiae sich herziehen. Mit Tages Anbruch
hatten wir Corinth vor uns liegen, über welchem auf dem mahlerischen
Felsberg das alte Acro-Corinth thront. Corinth hat mich durch seine schöne
Lage so überrascht und angezogen, daß ich sogleich entschlossen war, meine
Reisegefährten, die leider oft zu viel über das Schöne wegeilten, voraus zu
lassen. Meinem Entschluß traten Links und Stackelberg bei, und so brachten
wir 8 Tage im schönsten Genuß mit der Beschäftigung im Aufzeichnen und
nachspüren, in dem herrlich. Corinth und seinen nächsten Umgebungen hin.
Wir giengen über den Isthmus und schifften von dem alten Porto von
Conchrae in einer ki. Barke in den Saronischen Meerbusen, Athen zu. Wir
waren genöthiget, in Aegina anzulanden und bis zum andern Morgen liegen
zu bleiben. --

Die Ruinen des Tempels des Jupiters Panhellentus liegen zu entfernt
von dem Porte, so daß ich sie dießmal noch nicht besuchen konnte. Indessen
zeichnete ich die ganz nahe gelegenen Ruinen des Venus Tempels, von dem
nur noch 2 sehr schöne dorische Säulen stehen. Von Aegina aus mußten wir
den ganzen Tag laviren, und am Abend noch an einer großen Höhle auf
Salamis vor Anker liegen bleiben. Schon konnte ich die Acropolis von
Athen so deutlich sehen, daß meine Phantasie noch Spielraum hatte, sich die
Formen seiner Herrlichkeit auszubilden.

Mit Tages Anbruch schifften wir dem Pyreus zu, wo wir bald darauf
einliefen, und sogleich mit unseren Effekten auf Eseln Athen zueilten. Du
kannst Dir selbst denken, wie das immer Näherrücken des Göttlichsten der
B. K. auf mich wirkte. Hoch über die Stadt ragten die Ruinen des Parthe¬
nons aus den Mauern der Acropolis von der Morgen Sonne beleuchtet,
hervor und fesselten meine Blicke. Der Anblick des ganz unbeschreiblich
schönen Theseus Tempels, der in seinen Hauptthetlen ganz erhalten dasteht,
überraschte mich bei dem Eintritt in die Stadt. --

Hier suchten wir unsere vorangegangenen 2 Gefährten auf, und so
lebten wir hier im schönen Verein bis hierher im Genuß des Schönsten und
Erhabensten zusammen. Links hat sich entschlossen von Konstantinopel zu¬
rück, hier zu bleiben, da er kurz erst dem nahen Tod auf einem sehr harten
Krankenlager entrissen worden ist, und nun seine Gesundheit sehr schonen
muß. --


Lepanto, welches eine herrliche Lage am Berg hinan hat. Zur Rechten hatten
wir immer die schroffen Gebirge, die sich hinter Ebenen, wie bei Vostiza, dem
alten Aegina, enger thürmen, besonders nach Sycion hin ganz äußerst pitto¬
resk werden. Zur Linken wechselten die schroffen Formen des sich zum Himmel
erstreckenden Parnassus ab, und bald sahen wir den Helikon links über das
mahlerische Vorgebirge von Olmiae sich herziehen. Mit Tages Anbruch
hatten wir Corinth vor uns liegen, über welchem auf dem mahlerischen
Felsberg das alte Acro-Corinth thront. Corinth hat mich durch seine schöne
Lage so überrascht und angezogen, daß ich sogleich entschlossen war, meine
Reisegefährten, die leider oft zu viel über das Schöne wegeilten, voraus zu
lassen. Meinem Entschluß traten Links und Stackelberg bei, und so brachten
wir 8 Tage im schönsten Genuß mit der Beschäftigung im Aufzeichnen und
nachspüren, in dem herrlich. Corinth und seinen nächsten Umgebungen hin.
Wir giengen über den Isthmus und schifften von dem alten Porto von
Conchrae in einer ki. Barke in den Saronischen Meerbusen, Athen zu. Wir
waren genöthiget, in Aegina anzulanden und bis zum andern Morgen liegen
zu bleiben. —

Die Ruinen des Tempels des Jupiters Panhellentus liegen zu entfernt
von dem Porte, so daß ich sie dießmal noch nicht besuchen konnte. Indessen
zeichnete ich die ganz nahe gelegenen Ruinen des Venus Tempels, von dem
nur noch 2 sehr schöne dorische Säulen stehen. Von Aegina aus mußten wir
den ganzen Tag laviren, und am Abend noch an einer großen Höhle auf
Salamis vor Anker liegen bleiben. Schon konnte ich die Acropolis von
Athen so deutlich sehen, daß meine Phantasie noch Spielraum hatte, sich die
Formen seiner Herrlichkeit auszubilden.

Mit Tages Anbruch schifften wir dem Pyreus zu, wo wir bald darauf
einliefen, und sogleich mit unseren Effekten auf Eseln Athen zueilten. Du
kannst Dir selbst denken, wie das immer Näherrücken des Göttlichsten der
B. K. auf mich wirkte. Hoch über die Stadt ragten die Ruinen des Parthe¬
nons aus den Mauern der Acropolis von der Morgen Sonne beleuchtet,
hervor und fesselten meine Blicke. Der Anblick des ganz unbeschreiblich
schönen Theseus Tempels, der in seinen Hauptthetlen ganz erhalten dasteht,
überraschte mich bei dem Eintritt in die Stadt. —

Hier suchten wir unsere vorangegangenen 2 Gefährten auf, und so
lebten wir hier im schönen Verein bis hierher im Genuß des Schönsten und
Erhabensten zusammen. Links hat sich entschlossen von Konstantinopel zu¬
rück, hier zu bleiben, da er kurz erst dem nahen Tod auf einem sehr harten
Krankenlager entrissen worden ist, und nun seine Gesundheit sehr schonen
muß. —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135347"/>
          <p xml:id="ID_813" prev="#ID_812"> Lepanto, welches eine herrliche Lage am Berg hinan hat. Zur Rechten hatten<lb/>
wir immer die schroffen Gebirge, die sich hinter Ebenen, wie bei Vostiza, dem<lb/>
alten Aegina, enger thürmen, besonders nach Sycion hin ganz äußerst pitto¬<lb/>
resk werden. Zur Linken wechselten die schroffen Formen des sich zum Himmel<lb/>
erstreckenden Parnassus ab, und bald sahen wir den Helikon links über das<lb/>
mahlerische Vorgebirge von Olmiae sich herziehen. Mit Tages Anbruch<lb/>
hatten wir Corinth vor uns liegen, über welchem auf dem mahlerischen<lb/>
Felsberg das alte Acro-Corinth thront. Corinth hat mich durch seine schöne<lb/>
Lage so überrascht und angezogen, daß ich sogleich entschlossen war, meine<lb/>
Reisegefährten, die leider oft zu viel über das Schöne wegeilten, voraus zu<lb/>
lassen. Meinem Entschluß traten Links und Stackelberg bei, und so brachten<lb/>
wir 8 Tage im schönsten Genuß mit der Beschäftigung im Aufzeichnen und<lb/>
nachspüren, in dem herrlich. Corinth und seinen nächsten Umgebungen hin.<lb/>
Wir giengen über den Isthmus und schifften von dem alten Porto von<lb/>
Conchrae in einer ki. Barke in den Saronischen Meerbusen, Athen zu. Wir<lb/>
waren genöthiget, in Aegina anzulanden und bis zum andern Morgen liegen<lb/>
zu bleiben. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_814"> Die Ruinen des Tempels des Jupiters Panhellentus liegen zu entfernt<lb/>
von dem Porte, so daß ich sie dießmal noch nicht besuchen konnte. Indessen<lb/>
zeichnete ich die ganz nahe gelegenen Ruinen des Venus Tempels, von dem<lb/>
nur noch 2 sehr schöne dorische Säulen stehen. Von Aegina aus mußten wir<lb/>
den ganzen Tag laviren, und am Abend noch an einer großen Höhle auf<lb/>
Salamis vor Anker liegen bleiben. Schon konnte ich die Acropolis von<lb/>
Athen so deutlich sehen, daß meine Phantasie noch Spielraum hatte, sich die<lb/>
Formen seiner Herrlichkeit auszubilden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_815"> Mit Tages Anbruch schifften wir dem Pyreus zu, wo wir bald darauf<lb/>
einliefen, und sogleich mit unseren Effekten auf Eseln Athen zueilten. Du<lb/>
kannst Dir selbst denken, wie das immer Näherrücken des Göttlichsten der<lb/>
B. K. auf mich wirkte. Hoch über die Stadt ragten die Ruinen des Parthe¬<lb/>
nons aus den Mauern der Acropolis von der Morgen Sonne beleuchtet,<lb/>
hervor und fesselten meine Blicke. Der Anblick des ganz unbeschreiblich<lb/>
schönen Theseus Tempels, der in seinen Hauptthetlen ganz erhalten dasteht,<lb/>
überraschte mich bei dem Eintritt in die Stadt. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_816"> Hier suchten wir unsere vorangegangenen 2 Gefährten auf, und so<lb/>
lebten wir hier im schönen Verein bis hierher im Genuß des Schönsten und<lb/>
Erhabensten zusammen. Links hat sich entschlossen von Konstantinopel zu¬<lb/>
rück, hier zu bleiben, da er kurz erst dem nahen Tod auf einem sehr harten<lb/>
Krankenlager entrissen worden ist, und nun seine Gesundheit sehr schonen<lb/>
muß. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] Lepanto, welches eine herrliche Lage am Berg hinan hat. Zur Rechten hatten wir immer die schroffen Gebirge, die sich hinter Ebenen, wie bei Vostiza, dem alten Aegina, enger thürmen, besonders nach Sycion hin ganz äußerst pitto¬ resk werden. Zur Linken wechselten die schroffen Formen des sich zum Himmel erstreckenden Parnassus ab, und bald sahen wir den Helikon links über das mahlerische Vorgebirge von Olmiae sich herziehen. Mit Tages Anbruch hatten wir Corinth vor uns liegen, über welchem auf dem mahlerischen Felsberg das alte Acro-Corinth thront. Corinth hat mich durch seine schöne Lage so überrascht und angezogen, daß ich sogleich entschlossen war, meine Reisegefährten, die leider oft zu viel über das Schöne wegeilten, voraus zu lassen. Meinem Entschluß traten Links und Stackelberg bei, und so brachten wir 8 Tage im schönsten Genuß mit der Beschäftigung im Aufzeichnen und nachspüren, in dem herrlich. Corinth und seinen nächsten Umgebungen hin. Wir giengen über den Isthmus und schifften von dem alten Porto von Conchrae in einer ki. Barke in den Saronischen Meerbusen, Athen zu. Wir waren genöthiget, in Aegina anzulanden und bis zum andern Morgen liegen zu bleiben. — Die Ruinen des Tempels des Jupiters Panhellentus liegen zu entfernt von dem Porte, so daß ich sie dießmal noch nicht besuchen konnte. Indessen zeichnete ich die ganz nahe gelegenen Ruinen des Venus Tempels, von dem nur noch 2 sehr schöne dorische Säulen stehen. Von Aegina aus mußten wir den ganzen Tag laviren, und am Abend noch an einer großen Höhle auf Salamis vor Anker liegen bleiben. Schon konnte ich die Acropolis von Athen so deutlich sehen, daß meine Phantasie noch Spielraum hatte, sich die Formen seiner Herrlichkeit auszubilden. Mit Tages Anbruch schifften wir dem Pyreus zu, wo wir bald darauf einliefen, und sogleich mit unseren Effekten auf Eseln Athen zueilten. Du kannst Dir selbst denken, wie das immer Näherrücken des Göttlichsten der B. K. auf mich wirkte. Hoch über die Stadt ragten die Ruinen des Parthe¬ nons aus den Mauern der Acropolis von der Morgen Sonne beleuchtet, hervor und fesselten meine Blicke. Der Anblick des ganz unbeschreiblich schönen Theseus Tempels, der in seinen Hauptthetlen ganz erhalten dasteht, überraschte mich bei dem Eintritt in die Stadt. — Hier suchten wir unsere vorangegangenen 2 Gefährten auf, und so lebten wir hier im schönen Verein bis hierher im Genuß des Schönsten und Erhabensten zusammen. Links hat sich entschlossen von Konstantinopel zu¬ rück, hier zu bleiben, da er kurz erst dem nahen Tod auf einem sehr harten Krankenlager entrissen worden ist, und nun seine Gesundheit sehr schonen muß. —

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/294>, abgerufen am 27.09.2024.