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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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Keise-Iriefe von Karl Kaffer v. Kasserstein.
Mitgetheilt von R. Berg an. II.

Athen, 26. Xbris 1810.


Theurer, inniggeliebter Bruder;

Mein letzteres Schreiben vom 10. Juni aus Rom wirst Du hoffentlich
empfangen, und unterdessen durch unsern l. Kiefhaber schon einige Nachrichten
v. M. bekommen haben. Vergieb mir, theurer Br., daß ich unterdessen mit
Meiner Correspondenz zurückgeblieben bin. Du kannst dir die Ursachen leicht
selbst erklären, da Du weißt, wie es auf Reisen geht, und dann wollte ich
auch immer Dir einige nähere Nachrichten, von der Fortsetzung meiner Reise,
und dem Erfolge derselben geben. Aus dem hiesigen Lande, ist es außer¬
ordentlich schwer Briefe sicher wegzubringen, und man muß oft lange Zeit
auf eine gute Gelegenheit dazu warten. Diese bietet sich mir aber jetzt dar,
da meine Reisegefährten in ein paar Tagen nach Constantinopel abgehen,
und ich kenne nun keinen innigeren Drang als auf diesem Wege Dir und durch
Dich unsern es. Geschwistern und Freunden einige Nachrichten von mir zugeben.
-- Ich würde mit äußerst schwerem Herzen von der Reise nach Constantinopel
jetzt zurückbleiben, wenn ich nicht die Hoffnung in mir trüge, späterhin diese
Reise auf eine für meine Nachforschungen solidere Weise unternehmen zu
können. Für den gegenwärtigen Zeitpunkt, ist mir ein ungestörter Aufent¬
halt hier zu wichtig, als daß ich ihn abbrechen könnte. Ich beschäftigte mich
mit der genauen Untersuchung der hiesigen vorzüglichsten Monumente, und
werde in meinen Arbeiten durch die Mithülfe eines jungen englischen Archi-
tecten, auf mannigfache Weise begünstigt. Mr. Cockerell. so heißt derselbe,
ist seit kurzem hier, ich machte seine Bekanntschaft durch Gropius aus Berlin,
dessen Freundschaft ich, außer diesem außerordentlich viel verdanke. Ich fand
in jenem einen Kunstgenossen meines Faches, wie ich ihn schon lange suchte,
wie mir von einem Eifer und gleicher Liebe für unsere Kunst beseelt. Außer


Grmzlwten I. 1870. 36
Keise-Iriefe von Karl Kaffer v. Kasserstein.
Mitgetheilt von R. Berg an. II.

Athen, 26. Xbris 1810.


Theurer, inniggeliebter Bruder;

Mein letzteres Schreiben vom 10. Juni aus Rom wirst Du hoffentlich
empfangen, und unterdessen durch unsern l. Kiefhaber schon einige Nachrichten
v. M. bekommen haben. Vergieb mir, theurer Br., daß ich unterdessen mit
Meiner Correspondenz zurückgeblieben bin. Du kannst dir die Ursachen leicht
selbst erklären, da Du weißt, wie es auf Reisen geht, und dann wollte ich
auch immer Dir einige nähere Nachrichten, von der Fortsetzung meiner Reise,
und dem Erfolge derselben geben. Aus dem hiesigen Lande, ist es außer¬
ordentlich schwer Briefe sicher wegzubringen, und man muß oft lange Zeit
auf eine gute Gelegenheit dazu warten. Diese bietet sich mir aber jetzt dar,
da meine Reisegefährten in ein paar Tagen nach Constantinopel abgehen,
und ich kenne nun keinen innigeren Drang als auf diesem Wege Dir und durch
Dich unsern es. Geschwistern und Freunden einige Nachrichten von mir zugeben.
— Ich würde mit äußerst schwerem Herzen von der Reise nach Constantinopel
jetzt zurückbleiben, wenn ich nicht die Hoffnung in mir trüge, späterhin diese
Reise auf eine für meine Nachforschungen solidere Weise unternehmen zu
können. Für den gegenwärtigen Zeitpunkt, ist mir ein ungestörter Aufent¬
halt hier zu wichtig, als daß ich ihn abbrechen könnte. Ich beschäftigte mich
mit der genauen Untersuchung der hiesigen vorzüglichsten Monumente, und
werde in meinen Arbeiten durch die Mithülfe eines jungen englischen Archi-
tecten, auf mannigfache Weise begünstigt. Mr. Cockerell. so heißt derselbe,
ist seit kurzem hier, ich machte seine Bekanntschaft durch Gropius aus Berlin,
dessen Freundschaft ich, außer diesem außerordentlich viel verdanke. Ich fand
in jenem einen Kunstgenossen meines Faches, wie ich ihn schon lange suchte,
wie mir von einem Eifer und gleicher Liebe für unsere Kunst beseelt. Außer


Grmzlwten I. 1870. 36
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[0289] Keise-Iriefe von Karl Kaffer v. Kasserstein. Mitgetheilt von R. Berg an. II. Athen, 26. Xbris 1810. Theurer, inniggeliebter Bruder; Mein letzteres Schreiben vom 10. Juni aus Rom wirst Du hoffentlich empfangen, und unterdessen durch unsern l. Kiefhaber schon einige Nachrichten v. M. bekommen haben. Vergieb mir, theurer Br., daß ich unterdessen mit Meiner Correspondenz zurückgeblieben bin. Du kannst dir die Ursachen leicht selbst erklären, da Du weißt, wie es auf Reisen geht, und dann wollte ich auch immer Dir einige nähere Nachrichten, von der Fortsetzung meiner Reise, und dem Erfolge derselben geben. Aus dem hiesigen Lande, ist es außer¬ ordentlich schwer Briefe sicher wegzubringen, und man muß oft lange Zeit auf eine gute Gelegenheit dazu warten. Diese bietet sich mir aber jetzt dar, da meine Reisegefährten in ein paar Tagen nach Constantinopel abgehen, und ich kenne nun keinen innigeren Drang als auf diesem Wege Dir und durch Dich unsern es. Geschwistern und Freunden einige Nachrichten von mir zugeben. — Ich würde mit äußerst schwerem Herzen von der Reise nach Constantinopel jetzt zurückbleiben, wenn ich nicht die Hoffnung in mir trüge, späterhin diese Reise auf eine für meine Nachforschungen solidere Weise unternehmen zu können. Für den gegenwärtigen Zeitpunkt, ist mir ein ungestörter Aufent¬ halt hier zu wichtig, als daß ich ihn abbrechen könnte. Ich beschäftigte mich mit der genauen Untersuchung der hiesigen vorzüglichsten Monumente, und werde in meinen Arbeiten durch die Mithülfe eines jungen englischen Archi- tecten, auf mannigfache Weise begünstigt. Mr. Cockerell. so heißt derselbe, ist seit kurzem hier, ich machte seine Bekanntschaft durch Gropius aus Berlin, dessen Freundschaft ich, außer diesem außerordentlich viel verdanke. Ich fand in jenem einen Kunstgenossen meines Faches, wie ich ihn schon lange suchte, wie mir von einem Eifer und gleicher Liebe für unsere Kunst beseelt. Außer Grmzlwten I. 1870. 36

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/289>, abgerufen am 27.09.2024.