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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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war froh, niederzusetzen, seine mit Wasser und Erde angefüllten Schuhe zu
leeren und sich wieder zurecht zu machen. Als dann das Schneegestöber auf-
hörte und die Sonne durchbrach, bekamen beide Abtheilungen einander plötz.
Ach zu Gesicht.") -- Der Gewalthaufe Rene's erreichte, und zwar noch vor
Beginn des Schneegestöbers, glücklich den Pachthof Malgrange, der in der
rechten Flanke der burgundischen Stellung lag, rastete hier gleichfalls, und
ein deutscher Geistlicher benutzte den Halt zu einer sehr nachdrücklichen und
wirkungsvollen Anrede. Nachdem er geendet, zeichnete jeder Krieger vor sich
e>n Kreuz in den Boden und erhob sich dann freudig zum Streit. - Jetzt
aber traten nach Verabredung sämmtliche Hauptleute an Rene heran und ihr
Sprecher bat ihn, "daß er es gut finden möge, wenn bei so wichtigem An-
laß. sie ihm zu Wegweisern und Leitern dienten." Etwas betroffen, doch
freundlich willigte der junge Herzog ein. "Nun denn" erwiderte der Wort-
führer. "so beliebet Ihr, gnädiger Herr, jetzt in der Mitte der Berner zu
bleiben und der 100 Mann, die wir Euch zur Behütung Euerer Person zu¬
ordnen wollen. Sodann lasset uns schalten und walten nach unserem Be-
dünken; voranrückend werden wir den Feind angreifen; erfordert es dann die
Noth, so kommt Ihr uns zu Hilfe/' Nun nahmen die Hauptleute alle

Schützen und leichten Reiter an die Spitze und formierten aus den Spießen
und Hellebarden ein Viereck, in welchem jene sämmtlich in den vorderen
Gliedern standen und dessen Flanken die schweren Reiter deckten. Kurze Zeit
nachdem sich der Gewalthaufen in dieser Ordnung gegen die rechte Flanke
der Burgunder in Bewegung gesetzt, begann das Schneegestöber, und diese
Wttterungsverhältnisse trugen nicht wenig dazu bet, daß die Angriffe von
Vorhut und Gewalthaufen fast zu gleicher Zeit erfolgten.n¬

Sobald Karl der Kühne die lothringische Vorhut auf der von ihr ei
genommenen Höhe erblickte, ließ er einen Theil seines Geschützes gegen sie
wenden, besetzte die Hecke, welche die bedrohte Flanke seines Gewalthaufens
deckte, mit Bogenschützen und sandte Befehl an Galleatto zu attackiren. Doch
die Deutschen Wilhelm Herder's gingen ohne zu zaudern im Sturmschritt un¬
mittelbar auf die Batterie los, und bevor die Geschütze auch nur 2 Schuß
abgegeben, waren sie auch schon genommen. Während nun Thierstein's
Reiterei, welche diesen Angriff mitgemacht und dabei natürlich auseinander-
gekommen war, zurückging um sich zu sammeln, blieb das Fußvolk im Avan-
ciren und wandte sich gegen den "selbstgewachsenen Haag", nämlich gegen die
Dornhecke, welche das Centrum Karl's, den Gewalthaufen, in der linken
Flanke deckte. Gerade jetzt attackirte Galeatto die Deutschen' in der rechten




. - in^^Ü" ^ '" diesem Durchbruch der Sonn- "ein groß Wunderz-lebe" Gottes durch
das Verdienst der heiligen drei Könige, damit Jedermann wohl möchte erwarm-n".
valmst a. a. O.

war froh, niederzusetzen, seine mit Wasser und Erde angefüllten Schuhe zu
leeren und sich wieder zurecht zu machen. Als dann das Schneegestöber auf-
hörte und die Sonne durchbrach, bekamen beide Abtheilungen einander plötz.
Ach zu Gesicht.») — Der Gewalthaufe Rene's erreichte, und zwar noch vor
Beginn des Schneegestöbers, glücklich den Pachthof Malgrange, der in der
rechten Flanke der burgundischen Stellung lag, rastete hier gleichfalls, und
ein deutscher Geistlicher benutzte den Halt zu einer sehr nachdrücklichen und
wirkungsvollen Anrede. Nachdem er geendet, zeichnete jeder Krieger vor sich
e>n Kreuz in den Boden und erhob sich dann freudig zum Streit. - Jetzt
aber traten nach Verabredung sämmtliche Hauptleute an Rene heran und ihr
Sprecher bat ihn, „daß er es gut finden möge, wenn bei so wichtigem An-
laß. sie ihm zu Wegweisern und Leitern dienten." Etwas betroffen, doch
freundlich willigte der junge Herzog ein. „Nun denn" erwiderte der Wort-
führer. „so beliebet Ihr, gnädiger Herr, jetzt in der Mitte der Berner zu
bleiben und der 100 Mann, die wir Euch zur Behütung Euerer Person zu¬
ordnen wollen. Sodann lasset uns schalten und walten nach unserem Be-
dünken; voranrückend werden wir den Feind angreifen; erfordert es dann die
Noth, so kommt Ihr uns zu Hilfe/' Nun nahmen die Hauptleute alle

Schützen und leichten Reiter an die Spitze und formierten aus den Spießen
und Hellebarden ein Viereck, in welchem jene sämmtlich in den vorderen
Gliedern standen und dessen Flanken die schweren Reiter deckten. Kurze Zeit
nachdem sich der Gewalthaufen in dieser Ordnung gegen die rechte Flanke
der Burgunder in Bewegung gesetzt, begann das Schneegestöber, und diese
Wttterungsverhältnisse trugen nicht wenig dazu bet, daß die Angriffe von
Vorhut und Gewalthaufen fast zu gleicher Zeit erfolgten.n¬

Sobald Karl der Kühne die lothringische Vorhut auf der von ihr ei
genommenen Höhe erblickte, ließ er einen Theil seines Geschützes gegen sie
wenden, besetzte die Hecke, welche die bedrohte Flanke seines Gewalthaufens
deckte, mit Bogenschützen und sandte Befehl an Galleatto zu attackiren. Doch
die Deutschen Wilhelm Herder's gingen ohne zu zaudern im Sturmschritt un¬
mittelbar auf die Batterie los, und bevor die Geschütze auch nur 2 Schuß
abgegeben, waren sie auch schon genommen. Während nun Thierstein's
Reiterei, welche diesen Angriff mitgemacht und dabei natürlich auseinander-
gekommen war, zurückging um sich zu sammeln, blieb das Fußvolk im Avan-
ciren und wandte sich gegen den „selbstgewachsenen Haag", nämlich gegen die
Dornhecke, welche das Centrum Karl's, den Gewalthaufen, in der linken
Flanke deckte. Gerade jetzt attackirte Galeatto die Deutschen' in der rechten




. - in^^Ü" ^ '" diesem Durchbruch der Sonn- „ein groß Wunderz-lebe» Gottes durch
das Verdienst der heiligen drei Könige, damit Jedermann wohl möchte erwarm-n".
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/140>, abgerufen am 27.09.2024.