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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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6000 Mann zu Fuß gewesen sein.*) Sie waren in mattem unmuthigem Zu¬
stands und auch die Ausrüstung scheint mangelhaft, die Munition unzu¬
reichend gewesen zu sein.

Karl erlas sich südlich Nancy eine Stellung zwischen zwei Bächen, welche
der nahen Meurthe zufließen. Der bedeutendere von beiden, der Laxonbach.
floß im Rücken der Stellung, in ziemlich tiefen mit Wald bestandenen Rän-
dern. welche die Schlachtaufstellung für die Besatzung von Nancy verdeckten.
Wenn dies als Vortheil gelten konnte, so war der Nachtheil, ein solches
Terrainhinderniß im Rücken zu haben, doch ungleich größer. Aber trotz Granson
und Murten scheint Karl die Möglichkeit des Rückzugs nicht erwogen zu
haben. Erst wenn jener Bach überschritten war, konnte ein Abmarsch ent¬
weder durch den Wald auf Toul zu oder über die Meurthebrücke bei Bou-
zieres aux Dames genommen werden. Im Nothfall vermochte die Reiterei
auch eine Furth bei Tomblaine zu benutzen. - Westlich der Straße von
Nancy nach Se. Nikolas stand in der Mitte der Schlachtordnung das Fu߬
volk in einem einzigen großen Haufen, der ein längliches dichtgeschlossenes
Viereck bildete."") Die Front und linke Flanke dieses Schlachthaufens waren
durch sehr dichte, schwer passirbare Hecken, erstere auch noch durch den Bach
gedeckt. Rechts und links des Fußvolks hielt die Reiterei in 2 Geschwadern,
und zwar rechts Jost und Lalain mit den Niederländern, links Jacopo Gale-
atto. Im Rücken des letzteren führte die schon erwähnte Furth durch die
Meurthe nach dem Orte Tomblaine.r

Zwischen dem Reitergeschwader Galeatto's und dem gevierten Haufen fuh
auf einer kleinen Anhöhe bei Se. Magdeleine das Geschütz auf: 30 Schlangen¬
büchsen, die mit ihrem Feuer die Straße von Se. Nikolas bestrichen.^) Der
Herzog selbst hielt sich mit seiner persönlichen Garde beim Mittelhaufen.

Zögernd brach der Tag an. Um 8 Uhr Morgens setzte sich Rene von
Se. Nikolas aus in Bewegung; zunächst noch in Marschordnung: erst die
Schützen, dann die Spieße, hierauf die Reiter und endlich die Hellebardiere.
-- Bei der Einsiedelet der heiligen Magdalena hielt man und Rene schlug
einige Elsässer und Lothringer zu Rittern. Das Heer zählte 20,000 M"um,
darunter 12.000 Schweizer und andere Deutsche.-f) Eine Stunde vor der
burgundischen Stellung bei Neuveville wurde die Schlachtordnung hergestellt-

Die Vorhut ward gebildet aus 700 Mann Fußvolk. Schweizern und






") 01. Se I" N-U'lzllg und nach ihm Henker geben kaum 10.000 M. an. wovon gar nur
2000 gesund und gut gerüstet.ob-
") Qollut- "La nil hört bat-ultor ass^Joux." Henker- ,in>opter rsziam ol-to,
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1) Nannne. cle w bibliotl.eyue 6" roi I^nxlot III. 494. Odrouigns cku "<>'
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6000 Mann zu Fuß gewesen sein.*) Sie waren in mattem unmuthigem Zu¬
stands und auch die Ausrüstung scheint mangelhaft, die Munition unzu¬
reichend gewesen zu sein.

Karl erlas sich südlich Nancy eine Stellung zwischen zwei Bächen, welche
der nahen Meurthe zufließen. Der bedeutendere von beiden, der Laxonbach.
floß im Rücken der Stellung, in ziemlich tiefen mit Wald bestandenen Rän-
dern. welche die Schlachtaufstellung für die Besatzung von Nancy verdeckten.
Wenn dies als Vortheil gelten konnte, so war der Nachtheil, ein solches
Terrainhinderniß im Rücken zu haben, doch ungleich größer. Aber trotz Granson
und Murten scheint Karl die Möglichkeit des Rückzugs nicht erwogen zu
haben. Erst wenn jener Bach überschritten war, konnte ein Abmarsch ent¬
weder durch den Wald auf Toul zu oder über die Meurthebrücke bei Bou-
zieres aux Dames genommen werden. Im Nothfall vermochte die Reiterei
auch eine Furth bei Tomblaine zu benutzen. - Westlich der Straße von
Nancy nach Se. Nikolas stand in der Mitte der Schlachtordnung das Fu߬
volk in einem einzigen großen Haufen, der ein längliches dichtgeschlossenes
Viereck bildete.»») Die Front und linke Flanke dieses Schlachthaufens waren
durch sehr dichte, schwer passirbare Hecken, erstere auch noch durch den Bach
gedeckt. Rechts und links des Fußvolks hielt die Reiterei in 2 Geschwadern,
und zwar rechts Jost und Lalain mit den Niederländern, links Jacopo Gale-
atto. Im Rücken des letzteren führte die schon erwähnte Furth durch die
Meurthe nach dem Orte Tomblaine.r

Zwischen dem Reitergeschwader Galeatto's und dem gevierten Haufen fuh
auf einer kleinen Anhöhe bei Se. Magdeleine das Geschütz auf: 30 Schlangen¬
büchsen, die mit ihrem Feuer die Straße von Se. Nikolas bestrichen.^) Der
Herzog selbst hielt sich mit seiner persönlichen Garde beim Mittelhaufen.

Zögernd brach der Tag an. Um 8 Uhr Morgens setzte sich Rene von
Se. Nikolas aus in Bewegung; zunächst noch in Marschordnung: erst die
Schützen, dann die Spieße, hierauf die Reiter und endlich die Hellebardiere.
— Bei der Einsiedelet der heiligen Magdalena hielt man und Rene schlug
einige Elsässer und Lothringer zu Rittern. Das Heer zählte 20,000 M«um,
darunter 12.000 Schweizer und andere Deutsche.-f) Eine Stunde vor der
burgundischen Stellung bei Neuveville wurde die Schlachtordnung hergestellt-

Die Vorhut ward gebildet aus 700 Mann Fußvolk. Schweizern und






") 01. Se I» N-U'lzllg und nach ihm Henker geben kaum 10.000 M. an. wovon gar nur
2000 gesund und gut gerüstet.ob-
") Qollut- „La nil hört bat-ultor ass^Joux.« Henker- ,in>opter rsziam ol-to,
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1) Nannne. cle w bibliotl.eyue 6„ roi I^nxlot III. 494. Odrouigns cku «<>'
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[0138] 6000 Mann zu Fuß gewesen sein.*) Sie waren in mattem unmuthigem Zu¬ stands und auch die Ausrüstung scheint mangelhaft, die Munition unzu¬ reichend gewesen zu sein. Karl erlas sich südlich Nancy eine Stellung zwischen zwei Bächen, welche der nahen Meurthe zufließen. Der bedeutendere von beiden, der Laxonbach. floß im Rücken der Stellung, in ziemlich tiefen mit Wald bestandenen Rän- dern. welche die Schlachtaufstellung für die Besatzung von Nancy verdeckten. Wenn dies als Vortheil gelten konnte, so war der Nachtheil, ein solches Terrainhinderniß im Rücken zu haben, doch ungleich größer. Aber trotz Granson und Murten scheint Karl die Möglichkeit des Rückzugs nicht erwogen zu haben. Erst wenn jener Bach überschritten war, konnte ein Abmarsch ent¬ weder durch den Wald auf Toul zu oder über die Meurthebrücke bei Bou- zieres aux Dames genommen werden. Im Nothfall vermochte die Reiterei auch eine Furth bei Tomblaine zu benutzen. - Westlich der Straße von Nancy nach Se. Nikolas stand in der Mitte der Schlachtordnung das Fu߬ volk in einem einzigen großen Haufen, der ein längliches dichtgeschlossenes Viereck bildete.»») Die Front und linke Flanke dieses Schlachthaufens waren durch sehr dichte, schwer passirbare Hecken, erstere auch noch durch den Bach gedeckt. Rechts und links des Fußvolks hielt die Reiterei in 2 Geschwadern, und zwar rechts Jost und Lalain mit den Niederländern, links Jacopo Gale- atto. Im Rücken des letzteren führte die schon erwähnte Furth durch die Meurthe nach dem Orte Tomblaine.r Zwischen dem Reitergeschwader Galeatto's und dem gevierten Haufen fuh auf einer kleinen Anhöhe bei Se. Magdeleine das Geschütz auf: 30 Schlangen¬ büchsen, die mit ihrem Feuer die Straße von Se. Nikolas bestrichen.^) Der Herzog selbst hielt sich mit seiner persönlichen Garde beim Mittelhaufen. Zögernd brach der Tag an. Um 8 Uhr Morgens setzte sich Rene von Se. Nikolas aus in Bewegung; zunächst noch in Marschordnung: erst die Schützen, dann die Spieße, hierauf die Reiter und endlich die Hellebardiere. — Bei der Einsiedelet der heiligen Magdalena hielt man und Rene schlug einige Elsässer und Lothringer zu Rittern. Das Heer zählte 20,000 M«um, darunter 12.000 Schweizer und andere Deutsche.-f) Eine Stunde vor der burgundischen Stellung bei Neuveville wurde die Schlachtordnung hergestellt- Die Vorhut ward gebildet aus 700 Mann Fußvolk. Schweizern und ") 01. Se I» N-U'lzllg und nach ihm Henker geben kaum 10.000 M. an. wovon gar nur 2000 gesund und gut gerüstet.ob- ") Qollut- „La nil hört bat-ultor ass^Joux.« Henker- ,in>opter rsziam ol-to, Ittnga co-et-t^us.- »l t- Valmst V. 1) Nannne. cle w bibliotl.eyue 6„ roi I^nxlot III. 494. Odrouigns cku «<>' I^oui» XI.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/138>, abgerufen am 27.09.2024.