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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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des Hauptwunders im Leben Jesu, seiner Auferstehung und so geben wir
einen Auszug aus dem Paragraphen, der dieselbe bespricht.

Durch das Zeugniß des Apostels Paulus steht fest daß d:e ersten
Fristen überzeugt waren, ihr Herr und Meister sei von den Todten auf stan¬
den. Es fragt sich nur, auf welchem Wege sie in ihrer an eben irre gewor¬
denen Trostlosigkeit zu diesem begeisterten Glauben gelangt sind. Be, Pan-
-us scheint dies klar, die plötzliche Umwandelung. durch welche der R bb:
Saul wider seinen Willen von der Geistesmacht des Chnstenthums ergriffen
und aus einem Verfolger desselben sein größter Apostel wurde ist eben 5"
°Wr Erscheinung Christi selbst, zum Traum eines Machenden' ^ ^er
Vision geworden Die moderne Erklärung hat Aehnliches auch bei den ^un-
sern angenommen. In ihnen sei nach dem ersten Schrecken das alte ^er-
trauen aus ihren Herrn wieder mächtig geworden als Hoffnung, daß few
wessianisches Werk noch unverloren sei und Gott seinen Helgen acht in der
Unterwelt lassen werde. Und so sei der Gedanke riesenhaft e" - daß
Gekreuzigte nicht todt sei. und habe sich in der Aufregung dieses unge
wren Umschwungs der Gefühle in Erscheinungen Jesu dgestellt. d e e
Seit lang durch geistige Ansteckung auch Andere ergriffen ^ten. Daß v.hio-
"Kre Zustände sich unter gleichen Stimmungen erzeugen und a"stecknid er-
^neu. davon fehlt es nicht an Vorgängen, wie geheimmßvoll auch d ches
^übe Gebiet phantastischer Erregungen sei. Der Verfasser s^t emrge ^ei-
spiele aus der Zeit der Camisarden. der Kreuzzüge. Thomas Beckets und
Savanarola's an und ist "erschrocken von ihrer Aehnlichkeit mit den evange -
^en Erscheinungen". Dann aber meint er: "Diese Erscheinungen ^r Cami-
Wden . w.) sind darin doch verschieden, daß sie bei der Geis eserschemung
WM bleiben, ohne an eine Auferstehung zu denken, und daß sie nach ner
bi°s gemüthlichen Befriedigung erfolglos verlaufen, während der Unser ta -
°me von Golgatha die Welt umgestaltet hat.- Weiße hat d^e V.sionsth or
^durch weiter bilden wollen, daß er annahm. Christus habe durch seine
magnetische Kraft, durch die er seine Wunder vollbracht, auch nach seinem
T°de auf magnetisch Disponirte eingewirkt, und diese Berührungen e.en als
Christophanien anzusehen. Allein von der Berührung durch einen Abgeschie¬
denen besteht keine sichere Kunde, ein Geistererscheinung abhängig von ,uc-
Wwer Empfänglichkeit wäre nur das Spuken eines Gespenstes, und dadurchMären die Apostel schwerlich aus einer zerstreuten Heerde die Gründer der
Wrede geworden. Gerade dieses Geisterhafte widerstrebt dem Verstände unsrer
Z^. es ist nur die Erhebung der Visionshypothese ins Supernaturale. vondem wir nichts wissen Das Resultat ist demnach für Hase unsicher: zwei
Dinge sind möglich. entweder nach Paulus. Matthäus und Marcus eme
Geistererscheinung, die sich in visionäre Zustände auflöst, oder nach Lukas


des Hauptwunders im Leben Jesu, seiner Auferstehung und so geben wir
einen Auszug aus dem Paragraphen, der dieselbe bespricht.

Durch das Zeugniß des Apostels Paulus steht fest daß d:e ersten
Fristen überzeugt waren, ihr Herr und Meister sei von den Todten auf stan¬
den. Es fragt sich nur, auf welchem Wege sie in ihrer an eben irre gewor¬
denen Trostlosigkeit zu diesem begeisterten Glauben gelangt sind. Be, Pan-
-us scheint dies klar, die plötzliche Umwandelung. durch welche der R bb:
Saul wider seinen Willen von der Geistesmacht des Chnstenthums ergriffen
und aus einem Verfolger desselben sein größter Apostel wurde ist eben 5"
°Wr Erscheinung Christi selbst, zum Traum eines Machenden' ^ ^er
Vision geworden Die moderne Erklärung hat Aehnliches auch bei den ^un-
sern angenommen. In ihnen sei nach dem ersten Schrecken das alte ^er-
trauen aus ihren Herrn wieder mächtig geworden als Hoffnung, daß few
wessianisches Werk noch unverloren sei und Gott seinen Helgen acht in der
Unterwelt lassen werde. Und so sei der Gedanke riesenhaft e" - daß
Gekreuzigte nicht todt sei. und habe sich in der Aufregung dieses unge
wren Umschwungs der Gefühle in Erscheinungen Jesu dgestellt. d e e
Seit lang durch geistige Ansteckung auch Andere ergriffen ^ten. Daß v.hio-
"Kre Zustände sich unter gleichen Stimmungen erzeugen und a"stecknid er-
^neu. davon fehlt es nicht an Vorgängen, wie geheimmßvoll auch d ches
^übe Gebiet phantastischer Erregungen sei. Der Verfasser s^t emrge ^ei-
spiele aus der Zeit der Camisarden. der Kreuzzüge. Thomas Beckets und
Savanarola's an und ist „erschrocken von ihrer Aehnlichkeit mit den evange -
^en Erscheinungen". Dann aber meint er: „Diese Erscheinungen ^r Cami-
Wden . w.) sind darin doch verschieden, daß sie bei der Geis eserschemung
WM bleiben, ohne an eine Auferstehung zu denken, und daß sie nach ner
bi°s gemüthlichen Befriedigung erfolglos verlaufen, während der Unser ta -
°me von Golgatha die Welt umgestaltet hat.- Weiße hat d^e V.sionsth or
^durch weiter bilden wollen, daß er annahm. Christus habe durch seine
magnetische Kraft, durch die er seine Wunder vollbracht, auch nach seinem
T°de auf magnetisch Disponirte eingewirkt, und diese Berührungen e.en als
Christophanien anzusehen. Allein von der Berührung durch einen Abgeschie¬
denen besteht keine sichere Kunde, ein Geistererscheinung abhängig von ,uc-
Wwer Empfänglichkeit wäre nur das Spuken eines Gespenstes, und dadurchMären die Apostel schwerlich aus einer zerstreuten Heerde die Gründer der
Wrede geworden. Gerade dieses Geisterhafte widerstrebt dem Verstände unsrer
Z^. es ist nur die Erhebung der Visionshypothese ins Supernaturale. vondem wir nichts wissen Das Resultat ist demnach für Hase unsicher: zwei
Dinge sind möglich. entweder nach Paulus. Matthäus und Marcus eme
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[0127] des Hauptwunders im Leben Jesu, seiner Auferstehung und so geben wir einen Auszug aus dem Paragraphen, der dieselbe bespricht. Durch das Zeugniß des Apostels Paulus steht fest daß d:e ersten Fristen überzeugt waren, ihr Herr und Meister sei von den Todten auf stan¬ den. Es fragt sich nur, auf welchem Wege sie in ihrer an eben irre gewor¬ denen Trostlosigkeit zu diesem begeisterten Glauben gelangt sind. Be, Pan- -us scheint dies klar, die plötzliche Umwandelung. durch welche der R bb: Saul wider seinen Willen von der Geistesmacht des Chnstenthums ergriffen und aus einem Verfolger desselben sein größter Apostel wurde ist eben 5" °Wr Erscheinung Christi selbst, zum Traum eines Machenden' ^ ^er Vision geworden Die moderne Erklärung hat Aehnliches auch bei den ^un- sern angenommen. In ihnen sei nach dem ersten Schrecken das alte ^er- trauen aus ihren Herrn wieder mächtig geworden als Hoffnung, daß few wessianisches Werk noch unverloren sei und Gott seinen Helgen acht in der Unterwelt lassen werde. Und so sei der Gedanke riesenhaft e" - daß Gekreuzigte nicht todt sei. und habe sich in der Aufregung dieses unge wren Umschwungs der Gefühle in Erscheinungen Jesu dgestellt. d e e Seit lang durch geistige Ansteckung auch Andere ergriffen ^ten. Daß v.hio- "Kre Zustände sich unter gleichen Stimmungen erzeugen und a"stecknid er- ^neu. davon fehlt es nicht an Vorgängen, wie geheimmßvoll auch d ches ^übe Gebiet phantastischer Erregungen sei. Der Verfasser s^t emrge ^ei- spiele aus der Zeit der Camisarden. der Kreuzzüge. Thomas Beckets und Savanarola's an und ist „erschrocken von ihrer Aehnlichkeit mit den evange - ^en Erscheinungen". Dann aber meint er: „Diese Erscheinungen ^r Cami- Wden . w.) sind darin doch verschieden, daß sie bei der Geis eserschemung WM bleiben, ohne an eine Auferstehung zu denken, und daß sie nach ner bi°s gemüthlichen Befriedigung erfolglos verlaufen, während der Unser ta - °me von Golgatha die Welt umgestaltet hat.- Weiße hat d^e V.sionsth or ^durch weiter bilden wollen, daß er annahm. Christus habe durch seine magnetische Kraft, durch die er seine Wunder vollbracht, auch nach seinem T°de auf magnetisch Disponirte eingewirkt, und diese Berührungen e.en als Christophanien anzusehen. Allein von der Berührung durch einen Abgeschie¬ denen besteht keine sichere Kunde, ein Geistererscheinung abhängig von ,uc- Wwer Empfänglichkeit wäre nur das Spuken eines Gespenstes, und dadurchMären die Apostel schwerlich aus einer zerstreuten Heerde die Gründer der Wrede geworden. Gerade dieses Geisterhafte widerstrebt dem Verstände unsrer Z^. es ist nur die Erhebung der Visionshypothese ins Supernaturale. vondem wir nichts wissen Das Resultat ist demnach für Hase unsicher: zwei Dinge sind möglich. entweder nach Paulus. Matthäus und Marcus eme Geistererscheinung, die sich in visionäre Zustände auflöst, oder nach Lukas

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/127>, abgerufen am 27.09.2024.