Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

die "Grille" auf wenige Schüsse gegen die dänische Fregatte "Tordenskiold"
beschränkten. Sollte es sich dann sogar als wünschenswert!) herausstellen, mehr
von diesen modificirten Kanonenbooten zu besitzen, so würde es sich empfehlen,
bei den neuen Fahrzeugen die Maschinen noch niedriger und länger zu con-
struiren, damit diese trotz des verminderten Tiefgangs stets tief genug unter
Wasser liegen: bei den jetzigen Kanonenbooten aber ließe sich, wenn durch die
Verminderung der Belastung die Maschine über Wasser zu liegen kommen sollte,
diesem Uebelstand recht gut durch eine Vorrichtung zum Einnehmen von Wasser¬
ballast abhelfen, der blos für die Gesechtszeit zu berechnen wäre, für Reisen
aber entweder gänzlich oder, wenn man die' Schraube tiefer arbeiten lassen will,
blos vorn ausgepumpt würde. Diese Schraubenschooner, die jetzigen Schrauben-
canonenboote erster Classe, würden dann die Armirung und den Tiefgang der
jetzigen Schraubentanoncnboote zweiter Classe haben und bei der Küstenverthei¬
digung die Rolle übernehmen, weiche den letzteren zugedacht war.

Selbst die alleikleinsten Fahrzeuge, die jetzigen als dreimostige Lugqer ge¬
takelten Schraubenkanonenboole zweiter Classe, wird man durch eine ähnliche
Erleichterung noch wesentlich verbessern können. Man nehme ihnen eins ihrer
beiden Geschütze, sodaß sie blos einen gezogenen 24vfünder behalten, oder er¬
setze auch diesen durch einen gezogenen 12vfünder. Dann Postire man dieses
Geschütz nicht am Bug. sondern dicht vor dem Schornstein, hinter dem Fockmast,
sodaß es mehr in die Mitte des Schiffs gerückt wird und die Schraube tiefer
im Wasser liegen läßt, endlich richte man. damit dieses Geschütz nach vorn
vollen Spielraum hat und das Fahrzeug beim Angriff dem Gegner stets ganz
den Bug zuwenden kann, den Fockmast zum Niederlegen nach vorn ein, rücke
ihn etwas weiter vor und schaffe dafür das Bugspriet gänzlich ab, indem eine
Stagfock den Klüver ersetzt. -- überhaupt wird ja die Takelage dieser Fahrzeuge
nur selten benutzt. Durch eine solche Aenderung würde das Fahrzeug bedeutend
handlicher werden und auch der Tiefgang sich infolge der Entfernung des Ge¬
schützes, seiner Munition und der dafür nöthigen Mannschaft wahrscheinlich bis
auf 6 Fuß vermindern, was um so wichtiger ist, als diese Fahrzeuge eben nur
an der Küste zu brauchen sind.

Was die Stationirung unserer Kanonenboote angeht, so sollen dieselben
nunmehr bei Kappeln an der Schlei ihren dauernden Aufenthaltsort bekommen;
doch vermuthen wir, daß sie auch theils in den nordfriesischen (schleswigschen),
theils in den ostfriesischen (hannöverschen) Inseln disponirt werden, in deren
engem Fahrwasser ihre Kürze und ihr geringer Tiefgang mehr nützt als irgend
wo anders. So viel über die Umwandlung der jetzt vorhandenen Kano¬
nenboote. --

Ueber die neu zu erbauenden Schiffe dieser Art, deren drei Clclssert wir
oben beschrieben haben, läßt sich erwarten, daß sie den englischen Kanonenboö-


die „Grille" auf wenige Schüsse gegen die dänische Fregatte „Tordenskiold"
beschränkten. Sollte es sich dann sogar als wünschenswert!) herausstellen, mehr
von diesen modificirten Kanonenbooten zu besitzen, so würde es sich empfehlen,
bei den neuen Fahrzeugen die Maschinen noch niedriger und länger zu con-
struiren, damit diese trotz des verminderten Tiefgangs stets tief genug unter
Wasser liegen: bei den jetzigen Kanonenbooten aber ließe sich, wenn durch die
Verminderung der Belastung die Maschine über Wasser zu liegen kommen sollte,
diesem Uebelstand recht gut durch eine Vorrichtung zum Einnehmen von Wasser¬
ballast abhelfen, der blos für die Gesechtszeit zu berechnen wäre, für Reisen
aber entweder gänzlich oder, wenn man die' Schraube tiefer arbeiten lassen will,
blos vorn ausgepumpt würde. Diese Schraubenschooner, die jetzigen Schrauben-
canonenboote erster Classe, würden dann die Armirung und den Tiefgang der
jetzigen Schraubentanoncnboote zweiter Classe haben und bei der Küstenverthei¬
digung die Rolle übernehmen, weiche den letzteren zugedacht war.

Selbst die alleikleinsten Fahrzeuge, die jetzigen als dreimostige Lugqer ge¬
takelten Schraubenkanonenboole zweiter Classe, wird man durch eine ähnliche
Erleichterung noch wesentlich verbessern können. Man nehme ihnen eins ihrer
beiden Geschütze, sodaß sie blos einen gezogenen 24vfünder behalten, oder er¬
setze auch diesen durch einen gezogenen 12vfünder. Dann Postire man dieses
Geschütz nicht am Bug. sondern dicht vor dem Schornstein, hinter dem Fockmast,
sodaß es mehr in die Mitte des Schiffs gerückt wird und die Schraube tiefer
im Wasser liegen läßt, endlich richte man. damit dieses Geschütz nach vorn
vollen Spielraum hat und das Fahrzeug beim Angriff dem Gegner stets ganz
den Bug zuwenden kann, den Fockmast zum Niederlegen nach vorn ein, rücke
ihn etwas weiter vor und schaffe dafür das Bugspriet gänzlich ab, indem eine
Stagfock den Klüver ersetzt. — überhaupt wird ja die Takelage dieser Fahrzeuge
nur selten benutzt. Durch eine solche Aenderung würde das Fahrzeug bedeutend
handlicher werden und auch der Tiefgang sich infolge der Entfernung des Ge¬
schützes, seiner Munition und der dafür nöthigen Mannschaft wahrscheinlich bis
auf 6 Fuß vermindern, was um so wichtiger ist, als diese Fahrzeuge eben nur
an der Küste zu brauchen sind.

Was die Stationirung unserer Kanonenboote angeht, so sollen dieselben
nunmehr bei Kappeln an der Schlei ihren dauernden Aufenthaltsort bekommen;
doch vermuthen wir, daß sie auch theils in den nordfriesischen (schleswigschen),
theils in den ostfriesischen (hannöverschen) Inseln disponirt werden, in deren
engem Fahrwasser ihre Kürze und ihr geringer Tiefgang mehr nützt als irgend
wo anders. So viel über die Umwandlung der jetzt vorhandenen Kano¬
nenboote. —

Ueber die neu zu erbauenden Schiffe dieser Art, deren drei Clclssert wir
oben beschrieben haben, läßt sich erwarten, daß sie den englischen Kanonenboö-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0076" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191837"/>
            <p xml:id="ID_162" prev="#ID_161"> die &#x201E;Grille" auf wenige Schüsse gegen die dänische Fregatte &#x201E;Tordenskiold"<lb/>
beschränkten. Sollte es sich dann sogar als wünschenswert!) herausstellen, mehr<lb/>
von diesen modificirten Kanonenbooten zu besitzen, so würde es sich empfehlen,<lb/>
bei den neuen Fahrzeugen die Maschinen noch niedriger und länger zu con-<lb/>
struiren, damit diese trotz des verminderten Tiefgangs stets tief genug unter<lb/>
Wasser liegen: bei den jetzigen Kanonenbooten aber ließe sich, wenn durch die<lb/>
Verminderung der Belastung die Maschine über Wasser zu liegen kommen sollte,<lb/>
diesem Uebelstand recht gut durch eine Vorrichtung zum Einnehmen von Wasser¬<lb/>
ballast abhelfen, der blos für die Gesechtszeit zu berechnen wäre, für Reisen<lb/>
aber entweder gänzlich oder, wenn man die' Schraube tiefer arbeiten lassen will,<lb/>
blos vorn ausgepumpt würde. Diese Schraubenschooner, die jetzigen Schrauben-<lb/>
canonenboote erster Classe, würden dann die Armirung und den Tiefgang der<lb/>
jetzigen Schraubentanoncnboote zweiter Classe haben und bei der Küstenverthei¬<lb/>
digung die Rolle übernehmen, weiche den letzteren zugedacht war.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_163"> Selbst die alleikleinsten Fahrzeuge, die jetzigen als dreimostige Lugqer ge¬<lb/>
takelten Schraubenkanonenboole zweiter Classe, wird man durch eine ähnliche<lb/>
Erleichterung noch wesentlich verbessern können. Man nehme ihnen eins ihrer<lb/>
beiden Geschütze, sodaß sie blos einen gezogenen 24vfünder behalten, oder er¬<lb/>
setze auch diesen durch einen gezogenen 12vfünder. Dann Postire man dieses<lb/>
Geschütz nicht am Bug. sondern dicht vor dem Schornstein, hinter dem Fockmast,<lb/>
sodaß es mehr in die Mitte des Schiffs gerückt wird und die Schraube tiefer<lb/>
im Wasser liegen läßt, endlich richte man. damit dieses Geschütz nach vorn<lb/>
vollen Spielraum hat und das Fahrzeug beim Angriff dem Gegner stets ganz<lb/>
den Bug zuwenden kann, den Fockmast zum Niederlegen nach vorn ein, rücke<lb/>
ihn etwas weiter vor und schaffe dafür das Bugspriet gänzlich ab, indem eine<lb/>
Stagfock den Klüver ersetzt. &#x2014; überhaupt wird ja die Takelage dieser Fahrzeuge<lb/>
nur selten benutzt. Durch eine solche Aenderung würde das Fahrzeug bedeutend<lb/>
handlicher werden und auch der Tiefgang sich infolge der Entfernung des Ge¬<lb/>
schützes, seiner Munition und der dafür nöthigen Mannschaft wahrscheinlich bis<lb/>
auf 6 Fuß vermindern, was um so wichtiger ist, als diese Fahrzeuge eben nur<lb/>
an der Küste zu brauchen sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_164"> Was die Stationirung unserer Kanonenboote angeht, so sollen dieselben<lb/>
nunmehr bei Kappeln an der Schlei ihren dauernden Aufenthaltsort bekommen;<lb/>
doch vermuthen wir, daß sie auch theils in den nordfriesischen (schleswigschen),<lb/>
theils in den ostfriesischen (hannöverschen) Inseln disponirt werden, in deren<lb/>
engem Fahrwasser ihre Kürze und ihr geringer Tiefgang mehr nützt als irgend<lb/>
wo anders. So viel über die Umwandlung der jetzt vorhandenen Kano¬<lb/>
nenboote. &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_165" next="#ID_166"> Ueber die neu zu erbauenden Schiffe dieser Art, deren drei Clclssert wir<lb/>
oben beschrieben haben, läßt sich erwarten, daß sie den englischen Kanonenboö-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0076] die „Grille" auf wenige Schüsse gegen die dänische Fregatte „Tordenskiold" beschränkten. Sollte es sich dann sogar als wünschenswert!) herausstellen, mehr von diesen modificirten Kanonenbooten zu besitzen, so würde es sich empfehlen, bei den neuen Fahrzeugen die Maschinen noch niedriger und länger zu con- struiren, damit diese trotz des verminderten Tiefgangs stets tief genug unter Wasser liegen: bei den jetzigen Kanonenbooten aber ließe sich, wenn durch die Verminderung der Belastung die Maschine über Wasser zu liegen kommen sollte, diesem Uebelstand recht gut durch eine Vorrichtung zum Einnehmen von Wasser¬ ballast abhelfen, der blos für die Gesechtszeit zu berechnen wäre, für Reisen aber entweder gänzlich oder, wenn man die' Schraube tiefer arbeiten lassen will, blos vorn ausgepumpt würde. Diese Schraubenschooner, die jetzigen Schrauben- canonenboote erster Classe, würden dann die Armirung und den Tiefgang der jetzigen Schraubentanoncnboote zweiter Classe haben und bei der Küstenverthei¬ digung die Rolle übernehmen, weiche den letzteren zugedacht war. Selbst die alleikleinsten Fahrzeuge, die jetzigen als dreimostige Lugqer ge¬ takelten Schraubenkanonenboole zweiter Classe, wird man durch eine ähnliche Erleichterung noch wesentlich verbessern können. Man nehme ihnen eins ihrer beiden Geschütze, sodaß sie blos einen gezogenen 24vfünder behalten, oder er¬ setze auch diesen durch einen gezogenen 12vfünder. Dann Postire man dieses Geschütz nicht am Bug. sondern dicht vor dem Schornstein, hinter dem Fockmast, sodaß es mehr in die Mitte des Schiffs gerückt wird und die Schraube tiefer im Wasser liegen läßt, endlich richte man. damit dieses Geschütz nach vorn vollen Spielraum hat und das Fahrzeug beim Angriff dem Gegner stets ganz den Bug zuwenden kann, den Fockmast zum Niederlegen nach vorn ein, rücke ihn etwas weiter vor und schaffe dafür das Bugspriet gänzlich ab, indem eine Stagfock den Klüver ersetzt. — überhaupt wird ja die Takelage dieser Fahrzeuge nur selten benutzt. Durch eine solche Aenderung würde das Fahrzeug bedeutend handlicher werden und auch der Tiefgang sich infolge der Entfernung des Ge¬ schützes, seiner Munition und der dafür nöthigen Mannschaft wahrscheinlich bis auf 6 Fuß vermindern, was um so wichtiger ist, als diese Fahrzeuge eben nur an der Küste zu brauchen sind. Was die Stationirung unserer Kanonenboote angeht, so sollen dieselben nunmehr bei Kappeln an der Schlei ihren dauernden Aufenthaltsort bekommen; doch vermuthen wir, daß sie auch theils in den nordfriesischen (schleswigschen), theils in den ostfriesischen (hannöverschen) Inseln disponirt werden, in deren engem Fahrwasser ihre Kürze und ihr geringer Tiefgang mehr nützt als irgend wo anders. So viel über die Umwandlung der jetzt vorhandenen Kano¬ nenboote. — Ueber die neu zu erbauenden Schiffe dieser Art, deren drei Clclssert wir oben beschrieben haben, läßt sich erwarten, daß sie den englischen Kanonenboö-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/76
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/76>, abgerufen am 27.09.2024.