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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Endlich wünschen wir, wie wir schon oben andeuteten, bei allen diesen
neuen Kanonenbooten verschiedener Größe das Zwillingsschraubensystem, auf
das wir sogleich näher eingehen werden, im Interesse größerer Schnellig¬
keit und namentlich größerer Beweglichkeit eingeführt zu sehen. Ebenso
scheint uns behufs Erleichterung des Schiffskörpers und Erzielung der
Möglichkeit, bei gleichem Tiefgang eine stärkere Maschine zu tragen, der
Bau dieser neuen Kanonenboote als eonipositö-slrixs, v. h. der Bau mit
Jnnengerippe aus Eisen und Außenverplantung aus Holz, sehr practisch zu
sein, eine Bauart, die sich ja bei diesen kleinen Fahrzeugen ohne Schwierigkeit
anwenden läßt, etwa nach Maßgabe der Ltoydvorschriften, wie sie gegenwärtig
mit Zeichnungen auf der pariser Ausstellung zu finden sind, und die außerdem
gegenüber ganz eisernen Schiffen den Vortheil bieten, kleine Reparaturen leich¬
ter ausführen und den Boden kupfern zu können, sooaß die Schnelligkeit
wächst. Innerhalb der Grenze des Tiefgangs von etwa 8--12 Fuß hat man
es ja dann immer noch in der Hand, dem einzelnen Fahrzeug nach Belieben
etwas mehr Offensivkraft und Schnelligkeit oder aber die Fähigkeit zu geben,
daß es in etwas flacherm Fahrwass-r operiren kann. Mit Fahrzeugen der
erstem Gattung ist es dann auch möglich, vorkommenden Falls die feindlichen
kleinen Schiffe in die offene See hinein zu verfolgen; auch können sie bei über¬
seeischen Expeditionen zur Begleitung der größeren Schiffe und zum Schutz des
Handels an flachen Küsten wie in China dienen, also Aufgaben lösen, die
sich mit den jetzigen Kanonenbooten durchaus nicht sicher ausführen lassen.
Probeweise Modelle dieser verschiedenen neuen Classen von Kanonenbooten zu
bauen, das ist nach unserer Meinung (abgesehen von der Beschaffung von Pan¬
zerschiffen und Docks), jetzt die nächste, dringendste Aufgabe der preußischen
Marine.

Größe und Ausrüstung dieser neuen leichten Schrauben schiffe
wäre nun nach unserer Ansicht etwa in folgender Weise zu normiren. Die
kleinste Classe derselben bekäme etwa 400 Tons Gehalt, und zwar wäre,
gegenüber den Dimensionen der bisherigen Schraubcnkanonenbvote erster Classe
erstens die Breite etwas zu vermehren (etwa auf 25 Fuß), um die Stabilität
zu heben, und in noch höherm Grade müßte zur Er^ielung größerer Schnellig¬
keit die Länge vermehrt werden, (etwa bis auf 148 Fuß), während der Tief¬
gang ziemlich derselbe wie bei den jetzigen Schraubenkanonenbovten erster Classe
d. h. 8 Fuß bliebe, die Tiefe im Raum aber etwas vermehrt würde, um das
Deck höher über Wasser zu legen und vor dem Ueberspülen der Wellen besser
als bisher zu bewahren. Die Armirung dieser Classe dürfte, damit der fest¬
gesetzte Tiefgang nicht überschritten wird, nicht mehr als 3 schwere Geschütze
(gezogene 24psünder) betragen, die natürlich sämmtlich in der Mittellinie auf
Kreisschienen stehen: die Neilings (Brüstungen) des Decks, sind womöglich 6


Endlich wünschen wir, wie wir schon oben andeuteten, bei allen diesen
neuen Kanonenbooten verschiedener Größe das Zwillingsschraubensystem, auf
das wir sogleich näher eingehen werden, im Interesse größerer Schnellig¬
keit und namentlich größerer Beweglichkeit eingeführt zu sehen. Ebenso
scheint uns behufs Erleichterung des Schiffskörpers und Erzielung der
Möglichkeit, bei gleichem Tiefgang eine stärkere Maschine zu tragen, der
Bau dieser neuen Kanonenboote als eonipositö-slrixs, v. h. der Bau mit
Jnnengerippe aus Eisen und Außenverplantung aus Holz, sehr practisch zu
sein, eine Bauart, die sich ja bei diesen kleinen Fahrzeugen ohne Schwierigkeit
anwenden läßt, etwa nach Maßgabe der Ltoydvorschriften, wie sie gegenwärtig
mit Zeichnungen auf der pariser Ausstellung zu finden sind, und die außerdem
gegenüber ganz eisernen Schiffen den Vortheil bieten, kleine Reparaturen leich¬
ter ausführen und den Boden kupfern zu können, sooaß die Schnelligkeit
wächst. Innerhalb der Grenze des Tiefgangs von etwa 8—12 Fuß hat man
es ja dann immer noch in der Hand, dem einzelnen Fahrzeug nach Belieben
etwas mehr Offensivkraft und Schnelligkeit oder aber die Fähigkeit zu geben,
daß es in etwas flacherm Fahrwass-r operiren kann. Mit Fahrzeugen der
erstem Gattung ist es dann auch möglich, vorkommenden Falls die feindlichen
kleinen Schiffe in die offene See hinein zu verfolgen; auch können sie bei über¬
seeischen Expeditionen zur Begleitung der größeren Schiffe und zum Schutz des
Handels an flachen Küsten wie in China dienen, also Aufgaben lösen, die
sich mit den jetzigen Kanonenbooten durchaus nicht sicher ausführen lassen.
Probeweise Modelle dieser verschiedenen neuen Classen von Kanonenbooten zu
bauen, das ist nach unserer Meinung (abgesehen von der Beschaffung von Pan¬
zerschiffen und Docks), jetzt die nächste, dringendste Aufgabe der preußischen
Marine.

Größe und Ausrüstung dieser neuen leichten Schrauben schiffe
wäre nun nach unserer Ansicht etwa in folgender Weise zu normiren. Die
kleinste Classe derselben bekäme etwa 400 Tons Gehalt, und zwar wäre,
gegenüber den Dimensionen der bisherigen Schraubcnkanonenbvote erster Classe
erstens die Breite etwas zu vermehren (etwa auf 25 Fuß), um die Stabilität
zu heben, und in noch höherm Grade müßte zur Er^ielung größerer Schnellig¬
keit die Länge vermehrt werden, (etwa bis auf 148 Fuß), während der Tief¬
gang ziemlich derselbe wie bei den jetzigen Schraubenkanonenbovten erster Classe
d. h. 8 Fuß bliebe, die Tiefe im Raum aber etwas vermehrt würde, um das
Deck höher über Wasser zu legen und vor dem Ueberspülen der Wellen besser
als bisher zu bewahren. Die Armirung dieser Classe dürfte, damit der fest¬
gesetzte Tiefgang nicht überschritten wird, nicht mehr als 3 schwere Geschütze
(gezogene 24psünder) betragen, die natürlich sämmtlich in der Mittellinie auf
Kreisschienen stehen: die Neilings (Brüstungen) des Decks, sind womöglich 6


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[0072] Endlich wünschen wir, wie wir schon oben andeuteten, bei allen diesen neuen Kanonenbooten verschiedener Größe das Zwillingsschraubensystem, auf das wir sogleich näher eingehen werden, im Interesse größerer Schnellig¬ keit und namentlich größerer Beweglichkeit eingeführt zu sehen. Ebenso scheint uns behufs Erleichterung des Schiffskörpers und Erzielung der Möglichkeit, bei gleichem Tiefgang eine stärkere Maschine zu tragen, der Bau dieser neuen Kanonenboote als eonipositö-slrixs, v. h. der Bau mit Jnnengerippe aus Eisen und Außenverplantung aus Holz, sehr practisch zu sein, eine Bauart, die sich ja bei diesen kleinen Fahrzeugen ohne Schwierigkeit anwenden läßt, etwa nach Maßgabe der Ltoydvorschriften, wie sie gegenwärtig mit Zeichnungen auf der pariser Ausstellung zu finden sind, und die außerdem gegenüber ganz eisernen Schiffen den Vortheil bieten, kleine Reparaturen leich¬ ter ausführen und den Boden kupfern zu können, sooaß die Schnelligkeit wächst. Innerhalb der Grenze des Tiefgangs von etwa 8—12 Fuß hat man es ja dann immer noch in der Hand, dem einzelnen Fahrzeug nach Belieben etwas mehr Offensivkraft und Schnelligkeit oder aber die Fähigkeit zu geben, daß es in etwas flacherm Fahrwass-r operiren kann. Mit Fahrzeugen der erstem Gattung ist es dann auch möglich, vorkommenden Falls die feindlichen kleinen Schiffe in die offene See hinein zu verfolgen; auch können sie bei über¬ seeischen Expeditionen zur Begleitung der größeren Schiffe und zum Schutz des Handels an flachen Küsten wie in China dienen, also Aufgaben lösen, die sich mit den jetzigen Kanonenbooten durchaus nicht sicher ausführen lassen. Probeweise Modelle dieser verschiedenen neuen Classen von Kanonenbooten zu bauen, das ist nach unserer Meinung (abgesehen von der Beschaffung von Pan¬ zerschiffen und Docks), jetzt die nächste, dringendste Aufgabe der preußischen Marine. Größe und Ausrüstung dieser neuen leichten Schrauben schiffe wäre nun nach unserer Ansicht etwa in folgender Weise zu normiren. Die kleinste Classe derselben bekäme etwa 400 Tons Gehalt, und zwar wäre, gegenüber den Dimensionen der bisherigen Schraubcnkanonenbvote erster Classe erstens die Breite etwas zu vermehren (etwa auf 25 Fuß), um die Stabilität zu heben, und in noch höherm Grade müßte zur Er^ielung größerer Schnellig¬ keit die Länge vermehrt werden, (etwa bis auf 148 Fuß), während der Tief¬ gang ziemlich derselbe wie bei den jetzigen Schraubenkanonenbovten erster Classe d. h. 8 Fuß bliebe, die Tiefe im Raum aber etwas vermehrt würde, um das Deck höher über Wasser zu legen und vor dem Ueberspülen der Wellen besser als bisher zu bewahren. Die Armirung dieser Classe dürfte, damit der fest¬ gesetzte Tiefgang nicht überschritten wird, nicht mehr als 3 schwere Geschütze (gezogene 24psünder) betragen, die natürlich sämmtlich in der Mittellinie auf Kreisschienen stehen: die Neilings (Brüstungen) des Decks, sind womöglich 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/72>, abgerufen am 27.09.2024.