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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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und größere Dimension nöthig, als unsere preußischen Kanonenboote haben.
Solche leichte Fahrzeuge des Angreifers mit etwa 8--12 Fuß Tiefgang sind
z. B. die meisten kleineren französischen Avisos. Sie werden dann genügend
schwere Armirung zu tragen und zu gebrauchen im Staude sein, um einige 1000
Schritt von der Küste postirt mit ihren Geschossen den Strand und die Ge¬
schütze des Vertheidigers zu überschütten ohne Gefahr ihrerseits auszulaufen; klei¬
nere, flachergebaute Fahrzeuge aber als diese wird der Angreifer außer den Lan¬
dungsbooten bez. den Ltog,in-Ig,ulletiös aus den angegebenen Gründen gar nicht
verwenden.

Was nun die Mittel anlangt, die wir als Vertheidiger gegen die angege¬
benen Kräfte der Angreifer zu verwenden haben, so sind wir gegen große Kriegs¬
schiffe an den flachen Küstenstellen einer Vertheidigung überhoben. Gegen die
Landungsboote selbst und die ste-M-Iaunelrizs genügt die fahrende Küstenar¬
tillerie, und zwar wird sie weit mehr ausrichten, als etwa armirte Boote von
gleich geringem Tiefgang wie die feindlichen stkalu-lÄUllelres, da sie sicherer
schießt und nie durch Rücksicht auf Untiefen behindert wird. Der einzige TheU
der feindlichen Flotte, gegen den wir mit gleichen Kräften auftreten müssen,
sind die leichten 8--12 Fuß tiefgehenden Fahrzeuge, wie ihre Avisos oder ihre
großen Kanonenboote. Flachere Kanonenboote zu haben als der Feind ist na¬
türlich nicht nöthig; aber es ist auch nicht einmal wünschenswert!), denn der
Vortheil, näher am Strande bez. bei wechselnden Tiefen des Fahrwassers unge-
nirter operiren zu können, würde durch geringere Sicherung der Maschinen er¬
kauft werden müssen, die, wenn sie nicht kleiner sein sollen als die des Gegners, bei
Verminderung des Tiefgangs über die Wasserlinie ragen. Man wäre aber noch
anderweit gegenüber dem Feinde mit flacheren Kanonenbooten im Nachtheil, weil
die Verminderung des Tiefgangs nur auf Kosten der Schnelligkeit, der Seetüch.
tigkeit und der Fähigkeit, die Kanonen bei etwas bewegter See zu gebrauchen,
geschehen könnte. Wir werden also entschieden am besten thun, unserer Küsten-
vertheidigungsflotille, d. h. unseren Kanonenbooten einen Tiefgang von 8--12
Fuß zu geben. Wir meinen hiermit stets nicht den mittlern, sondern den
größten Tiefgang, am Steuer, weil nur dieser für die Manövrirfähigkeit des
Fahrzeugs in flachem Fahrwasser das Bestimmende ist. Doch sollte man we¬
nigstens bei diesen Küstenfahrzeugen von der Steuerlastigkeit. d. h. einer der¬
artigen Gewichtsvertheiiung, wobei das Hinterschiff tiefer im Wasser liegt als
das Vorschiff, gänzlich absehn, weil dadurch der Gesammtlicfgang unVerhältniß,
mäßig gesteigert wird. Man sollte vielmehr den Kiel parallel der Wasserlinie,
horizontal legen und ihm ganz die Tiefe geben, wie jetzt blos seinem hin¬
tern Ende, und die dann entstehende Verminderung der Schnelligkeit durch feinere
Form, die Verminderung der Steuerfähigkeit durch die Zwillingsschraube (vgl.
unten) auszugleichen suchen, wobei noch Volumen gewonnen würde.


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und größere Dimension nöthig, als unsere preußischen Kanonenboote haben.
Solche leichte Fahrzeuge des Angreifers mit etwa 8—12 Fuß Tiefgang sind
z. B. die meisten kleineren französischen Avisos. Sie werden dann genügend
schwere Armirung zu tragen und zu gebrauchen im Staude sein, um einige 1000
Schritt von der Küste postirt mit ihren Geschossen den Strand und die Ge¬
schütze des Vertheidigers zu überschütten ohne Gefahr ihrerseits auszulaufen; klei¬
nere, flachergebaute Fahrzeuge aber als diese wird der Angreifer außer den Lan¬
dungsbooten bez. den Ltog,in-Ig,ulletiös aus den angegebenen Gründen gar nicht
verwenden.

Was nun die Mittel anlangt, die wir als Vertheidiger gegen die angege¬
benen Kräfte der Angreifer zu verwenden haben, so sind wir gegen große Kriegs¬
schiffe an den flachen Küstenstellen einer Vertheidigung überhoben. Gegen die
Landungsboote selbst und die ste-M-Iaunelrizs genügt die fahrende Küstenar¬
tillerie, und zwar wird sie weit mehr ausrichten, als etwa armirte Boote von
gleich geringem Tiefgang wie die feindlichen stkalu-lÄUllelres, da sie sicherer
schießt und nie durch Rücksicht auf Untiefen behindert wird. Der einzige TheU
der feindlichen Flotte, gegen den wir mit gleichen Kräften auftreten müssen,
sind die leichten 8—12 Fuß tiefgehenden Fahrzeuge, wie ihre Avisos oder ihre
großen Kanonenboote. Flachere Kanonenboote zu haben als der Feind ist na¬
türlich nicht nöthig; aber es ist auch nicht einmal wünschenswert!), denn der
Vortheil, näher am Strande bez. bei wechselnden Tiefen des Fahrwassers unge-
nirter operiren zu können, würde durch geringere Sicherung der Maschinen er¬
kauft werden müssen, die, wenn sie nicht kleiner sein sollen als die des Gegners, bei
Verminderung des Tiefgangs über die Wasserlinie ragen. Man wäre aber noch
anderweit gegenüber dem Feinde mit flacheren Kanonenbooten im Nachtheil, weil
die Verminderung des Tiefgangs nur auf Kosten der Schnelligkeit, der Seetüch.
tigkeit und der Fähigkeit, die Kanonen bei etwas bewegter See zu gebrauchen,
geschehen könnte. Wir werden also entschieden am besten thun, unserer Küsten-
vertheidigungsflotille, d. h. unseren Kanonenbooten einen Tiefgang von 8—12
Fuß zu geben. Wir meinen hiermit stets nicht den mittlern, sondern den
größten Tiefgang, am Steuer, weil nur dieser für die Manövrirfähigkeit des
Fahrzeugs in flachem Fahrwasser das Bestimmende ist. Doch sollte man we¬
nigstens bei diesen Küstenfahrzeugen von der Steuerlastigkeit. d. h. einer der¬
artigen Gewichtsvertheiiung, wobei das Hinterschiff tiefer im Wasser liegt als
das Vorschiff, gänzlich absehn, weil dadurch der Gesammtlicfgang unVerhältniß,
mäßig gesteigert wird. Man sollte vielmehr den Kiel parallel der Wasserlinie,
horizontal legen und ihm ganz die Tiefe geben, wie jetzt blos seinem hin¬
tern Ende, und die dann entstehende Verminderung der Schnelligkeit durch feinere
Form, die Verminderung der Steuerfähigkeit durch die Zwillingsschraube (vgl.
unten) auszugleichen suchen, wobei noch Volumen gewonnen würde.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/71>, abgerufen am 27.09.2024.