Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Weise mit 210 Pfund schweren Verschossen im Anfang vorigen Jahres
5Mige Platten auf 1500 Schritt durchschossen, aber auch das wird noch über¬
boten; schon sind, wie wir oben bemerkten, gezogene 90Pfiurder (Nominal¬
kaliber) in Construction, und noch schwerere Kaliber werten sicher folgen. Jene
bronzenen 72Psünder sind natürlich Geschütze von ganz ge'valtigen Dimensionen,
und macheu auf ihren mannshohen Lafetten einen imposanten Eindruck, wenn
man sich innerhalb des Thurmes befindet. Man steht in einem hohen, ziemlich
20 Fuß im Durchmesser haltenden Cylinder, wie in einem großen oben ge¬
schlossenen Bottich, rings umgiebt den Beschauer die geschlossene Wand des
obern Thurmtheils, deren Dicke den Eindruck enormer Massivität macht. Die
beiden Geschütze jedes Thurmes stehen hart nebeneinander und völlig parallel
nach derselben Seite hin gerichtet, sodaß auch die beiden Geschützvfortcn ziem¬
lich dicht nebeneinander liegen. Man hofft durch das Einschlagen von je 2
Kugeln unmittelbar bei einander die feindlichen Panzer viel wirksamer zu zer¬
stören als durch einzelne Geschosse. Innen im Thurm wird nur die Höhenrichtung
(Elevation) genommen, behufs deren die Geschützpforten (von aufrecht ovaler
Form) etwas höher sind als der Umfang der Gcschützmündung; die Seiten-
richtung dagegen läßt sich, da die Gcschützpfvrten so schmal sind, daß gerade eben
nur die Geschützmündung hindurchgesteckt werden kann, sodaß ein Eindringen
feindlicher Geschosse völlig unmöglich ist. -- nur durch Drehung des ganzen
Thurmes bewirten und gilt dann für beide Geschütze des Thurms gleichzeitig,
da sie stets parallel feuern müssen. In der Decke jedes Thurms befinden sich
drei Oeffnungen theils zur Ventilation, theils zum Nichte". Der Geschützcom¬
mandeur lugt während des Gefechts mit dem Kopfe aus einer dieser Oeffnungen
heraus und übersieht den ganzen Horizont, vor ihm auf der Thurmdecke sind
Korn und Visir für die unmittelbar darunter befindlichen Geschützrohre ange¬
bracht, die eben nie eine andere Seitenrichtung haben können als der mitten
zwischen ihnen liegende Radius des Thurms.

Die Drehung der Thürme selbst erfolgt durch Menschenkraft, was wir für
einen der allergrößten Vorzüge des "Arminius" gegenüber den amerikanischen
Monitors halten, bei denen die Thürme durch besondere Dampfmaschinen be¬
wegt sind. Dampfmaschinen nämlich gerathen, besonders während des Ge¬
fechts, durch Springen eines Rohrs, Beschädigung eines Ventils sehr
leicht außer Thätigkeit, und ist der DrchungsmechanU'MUs lädirt, so kann das
Geschütz auch nicht die geringste Seitenbewegung mehr machen. Beim "Ar¬
minius" dagegen sind die Geschütze stets zu gebrauchen; selbst angenommen
den Fall, daß von der Bemannung des Thurms einige Leute durch den
Anprall feindlicher Geschosse außer Gefecht gesetzt sind, so werden aus den
r"deren Schiffsräumen einfach Ersatzmannschaften in den Thurm commandirt,
und der letztere fungirt mit seinen Kanonen ruhig weiter. Die Thürme,


Weise mit 210 Pfund schweren Verschossen im Anfang vorigen Jahres
5Mige Platten auf 1500 Schritt durchschossen, aber auch das wird noch über¬
boten; schon sind, wie wir oben bemerkten, gezogene 90Pfiurder (Nominal¬
kaliber) in Construction, und noch schwerere Kaliber werten sicher folgen. Jene
bronzenen 72Psünder sind natürlich Geschütze von ganz ge'valtigen Dimensionen,
und macheu auf ihren mannshohen Lafetten einen imposanten Eindruck, wenn
man sich innerhalb des Thurmes befindet. Man steht in einem hohen, ziemlich
20 Fuß im Durchmesser haltenden Cylinder, wie in einem großen oben ge¬
schlossenen Bottich, rings umgiebt den Beschauer die geschlossene Wand des
obern Thurmtheils, deren Dicke den Eindruck enormer Massivität macht. Die
beiden Geschütze jedes Thurmes stehen hart nebeneinander und völlig parallel
nach derselben Seite hin gerichtet, sodaß auch die beiden Geschützvfortcn ziem¬
lich dicht nebeneinander liegen. Man hofft durch das Einschlagen von je 2
Kugeln unmittelbar bei einander die feindlichen Panzer viel wirksamer zu zer¬
stören als durch einzelne Geschosse. Innen im Thurm wird nur die Höhenrichtung
(Elevation) genommen, behufs deren die Geschützpforten (von aufrecht ovaler
Form) etwas höher sind als der Umfang der Gcschützmündung; die Seiten-
richtung dagegen läßt sich, da die Gcschützpfvrten so schmal sind, daß gerade eben
nur die Geschützmündung hindurchgesteckt werden kann, sodaß ein Eindringen
feindlicher Geschosse völlig unmöglich ist. — nur durch Drehung des ganzen
Thurmes bewirten und gilt dann für beide Geschütze des Thurms gleichzeitig,
da sie stets parallel feuern müssen. In der Decke jedes Thurms befinden sich
drei Oeffnungen theils zur Ventilation, theils zum Nichte». Der Geschützcom¬
mandeur lugt während des Gefechts mit dem Kopfe aus einer dieser Oeffnungen
heraus und übersieht den ganzen Horizont, vor ihm auf der Thurmdecke sind
Korn und Visir für die unmittelbar darunter befindlichen Geschützrohre ange¬
bracht, die eben nie eine andere Seitenrichtung haben können als der mitten
zwischen ihnen liegende Radius des Thurms.

Die Drehung der Thürme selbst erfolgt durch Menschenkraft, was wir für
einen der allergrößten Vorzüge des „Arminius" gegenüber den amerikanischen
Monitors halten, bei denen die Thürme durch besondere Dampfmaschinen be¬
wegt sind. Dampfmaschinen nämlich gerathen, besonders während des Ge¬
fechts, durch Springen eines Rohrs, Beschädigung eines Ventils sehr
leicht außer Thätigkeit, und ist der DrchungsmechanU'MUs lädirt, so kann das
Geschütz auch nicht die geringste Seitenbewegung mehr machen. Beim „Ar¬
minius" dagegen sind die Geschütze stets zu gebrauchen; selbst angenommen
den Fall, daß von der Bemannung des Thurms einige Leute durch den
Anprall feindlicher Geschosse außer Gefecht gesetzt sind, so werden aus den
r«deren Schiffsräumen einfach Ersatzmannschaften in den Thurm commandirt,
und der letztere fungirt mit seinen Kanonen ruhig weiter. Die Thürme,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192067"/>
            <p xml:id="ID_839" prev="#ID_838"> Weise mit 210 Pfund schweren Verschossen im Anfang vorigen Jahres<lb/>
5Mige Platten auf 1500 Schritt durchschossen, aber auch das wird noch über¬<lb/>
boten; schon sind, wie wir oben bemerkten, gezogene 90Pfiurder (Nominal¬<lb/>
kaliber) in Construction, und noch schwerere Kaliber werten sicher folgen. Jene<lb/>
bronzenen 72Psünder sind natürlich Geschütze von ganz ge'valtigen Dimensionen,<lb/>
und macheu auf ihren mannshohen Lafetten einen imposanten Eindruck, wenn<lb/>
man sich innerhalb des Thurmes befindet. Man steht in einem hohen, ziemlich<lb/>
20 Fuß im Durchmesser haltenden Cylinder, wie in einem großen oben ge¬<lb/>
schlossenen Bottich, rings umgiebt den Beschauer die geschlossene Wand des<lb/>
obern Thurmtheils, deren Dicke den Eindruck enormer Massivität macht. Die<lb/>
beiden Geschütze jedes Thurmes stehen hart nebeneinander und völlig parallel<lb/>
nach derselben Seite hin gerichtet, sodaß auch die beiden Geschützvfortcn ziem¬<lb/>
lich dicht nebeneinander liegen. Man hofft durch das Einschlagen von je 2<lb/>
Kugeln unmittelbar bei einander die feindlichen Panzer viel wirksamer zu zer¬<lb/>
stören als durch einzelne Geschosse. Innen im Thurm wird nur die Höhenrichtung<lb/>
(Elevation) genommen, behufs deren die Geschützpforten (von aufrecht ovaler<lb/>
Form) etwas höher sind als der Umfang der Gcschützmündung; die Seiten-<lb/>
richtung dagegen läßt sich, da die Gcschützpfvrten so schmal sind, daß gerade eben<lb/>
nur die Geschützmündung hindurchgesteckt werden kann, sodaß ein Eindringen<lb/>
feindlicher Geschosse völlig unmöglich ist. &#x2014; nur durch Drehung des ganzen<lb/>
Thurmes bewirten und gilt dann für beide Geschütze des Thurms gleichzeitig,<lb/>
da sie stets parallel feuern müssen. In der Decke jedes Thurms befinden sich<lb/>
drei Oeffnungen theils zur Ventilation, theils zum Nichte». Der Geschützcom¬<lb/>
mandeur lugt während des Gefechts mit dem Kopfe aus einer dieser Oeffnungen<lb/>
heraus und übersieht den ganzen Horizont, vor ihm auf der Thurmdecke sind<lb/>
Korn und Visir für die unmittelbar darunter befindlichen Geschützrohre ange¬<lb/>
bracht, die eben nie eine andere Seitenrichtung haben können als der mitten<lb/>
zwischen ihnen liegende Radius des Thurms.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_840" next="#ID_841"> Die Drehung der Thürme selbst erfolgt durch Menschenkraft, was wir für<lb/>
einen der allergrößten Vorzüge des &#x201E;Arminius" gegenüber den amerikanischen<lb/>
Monitors halten, bei denen die Thürme durch besondere Dampfmaschinen be¬<lb/>
wegt sind. Dampfmaschinen nämlich gerathen, besonders während des Ge¬<lb/>
fechts, durch Springen eines Rohrs, Beschädigung eines Ventils sehr<lb/>
leicht außer Thätigkeit, und ist der DrchungsmechanU'MUs lädirt, so kann das<lb/>
Geschütz auch nicht die geringste Seitenbewegung mehr machen. Beim &#x201E;Ar¬<lb/>
minius" dagegen sind die Geschütze stets zu gebrauchen; selbst angenommen<lb/>
den Fall, daß von der Bemannung des Thurms einige Leute durch den<lb/>
Anprall feindlicher Geschosse außer Gefecht gesetzt sind, so werden aus den<lb/>
r«deren Schiffsräumen einfach Ersatzmannschaften in den Thurm commandirt,<lb/>
und der letztere fungirt mit seinen Kanonen ruhig weiter. Die Thürme,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0306] Weise mit 210 Pfund schweren Verschossen im Anfang vorigen Jahres 5Mige Platten auf 1500 Schritt durchschossen, aber auch das wird noch über¬ boten; schon sind, wie wir oben bemerkten, gezogene 90Pfiurder (Nominal¬ kaliber) in Construction, und noch schwerere Kaliber werten sicher folgen. Jene bronzenen 72Psünder sind natürlich Geschütze von ganz ge'valtigen Dimensionen, und macheu auf ihren mannshohen Lafetten einen imposanten Eindruck, wenn man sich innerhalb des Thurmes befindet. Man steht in einem hohen, ziemlich 20 Fuß im Durchmesser haltenden Cylinder, wie in einem großen oben ge¬ schlossenen Bottich, rings umgiebt den Beschauer die geschlossene Wand des obern Thurmtheils, deren Dicke den Eindruck enormer Massivität macht. Die beiden Geschütze jedes Thurmes stehen hart nebeneinander und völlig parallel nach derselben Seite hin gerichtet, sodaß auch die beiden Geschützvfortcn ziem¬ lich dicht nebeneinander liegen. Man hofft durch das Einschlagen von je 2 Kugeln unmittelbar bei einander die feindlichen Panzer viel wirksamer zu zer¬ stören als durch einzelne Geschosse. Innen im Thurm wird nur die Höhenrichtung (Elevation) genommen, behufs deren die Geschützpforten (von aufrecht ovaler Form) etwas höher sind als der Umfang der Gcschützmündung; die Seiten- richtung dagegen läßt sich, da die Gcschützpfvrten so schmal sind, daß gerade eben nur die Geschützmündung hindurchgesteckt werden kann, sodaß ein Eindringen feindlicher Geschosse völlig unmöglich ist. — nur durch Drehung des ganzen Thurmes bewirten und gilt dann für beide Geschütze des Thurms gleichzeitig, da sie stets parallel feuern müssen. In der Decke jedes Thurms befinden sich drei Oeffnungen theils zur Ventilation, theils zum Nichte». Der Geschützcom¬ mandeur lugt während des Gefechts mit dem Kopfe aus einer dieser Oeffnungen heraus und übersieht den ganzen Horizont, vor ihm auf der Thurmdecke sind Korn und Visir für die unmittelbar darunter befindlichen Geschützrohre ange¬ bracht, die eben nie eine andere Seitenrichtung haben können als der mitten zwischen ihnen liegende Radius des Thurms. Die Drehung der Thürme selbst erfolgt durch Menschenkraft, was wir für einen der allergrößten Vorzüge des „Arminius" gegenüber den amerikanischen Monitors halten, bei denen die Thürme durch besondere Dampfmaschinen be¬ wegt sind. Dampfmaschinen nämlich gerathen, besonders während des Ge¬ fechts, durch Springen eines Rohrs, Beschädigung eines Ventils sehr leicht außer Thätigkeit, und ist der DrchungsmechanU'MUs lädirt, so kann das Geschütz auch nicht die geringste Seitenbewegung mehr machen. Beim „Ar¬ minius" dagegen sind die Geschütze stets zu gebrauchen; selbst angenommen den Fall, daß von der Bemannung des Thurms einige Leute durch den Anprall feindlicher Geschosse außer Gefecht gesetzt sind, so werden aus den r«deren Schiffsräumen einfach Ersatzmannschaften in den Thurm commandirt, und der letztere fungirt mit seinen Kanonen ruhig weiter. Die Thürme,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/306
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/306>, abgerufen am 27.09.2024.