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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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480.000 Thalern, welche der Bau des Schiffsköipers kostete, wurden 458,000
Thlr. durch die deutschen Flvttcngelder gedeckt. Wir dürfen behaupten, daß der
Arminius den stolzen Namen des ersten Befreiers der Deutschen vom Joche der
Fremdherrschaft mit Ehren trägt. Nach der Stärke seines Panzers ist er fast
allen europäischen Genossen ebenbürtig, und die amerikanischen Monitors über¬
trifft er in dieser Beziehung so^ar um das Doppelte. Seine Schnelligkeit ist
für ein Schiff von so mäßigen Dimensionen und folglich von so schwacher
Maschine wahrhaft erstaunlich, großer als bei allen unseren Holzschiffen (mit
Ausnahme der Glattdcckcvrvetten "Augusta" und "Victoria",)*) und bei den
meisten englischen und französischen Panzerschiffen. Seine Armirung, die im
Verein mit der Schnelligkeit die Offcnsivkraft bedingt, und die Unterbringung
.der Geschütze sind zweckmäßiger als bei den meisten Panzerschiffen der anderen
Seemächte.

Der "Arminius'" 4 Kanonen. 300 Pfeidekraft, 1230 Tons (englisch),
ist nach dem modificirten Colcs'schen Kuppelprincip gebaut, und zwar ganz
von Eisen; auch das eiserne Gerippe des Schiffs ist ganz mit "/"Migen Plat¬
ten überkleidet, auf welchen dann im obern Theil des Schiffs außen noch
eine 9zottige Theta-Holzschicht und darüber wieder die Panzerplatten ausgebolzt
sind. Seine Verhältnisse sind sehr glücklich gewählt; bei 194 Fuß Länge in
der Wasserlinie (200 Fuß zwischen den Perpendikeln) hat er nur 35 Fuß Breite
in der Wasserlinie (sonst 36 Fuß größte Breite), sodaß die Länge sogar das
SVi-fache der Breite beträgt, wodurch eine weit größere Schnelligkeit ermög¬
licht wird, als sie bei den gewöhnlichen Kriegsschiffen erreichbar gewesen ist, deren
Länge nur 4--4'/- mal größer ist als ihre Breite. Trotzdem ist übrigens das
Schlingern (die seitlichen Schwankungen des Schiffs) nicht allzustark. Selbst
als er im vorigen Jahre bei ziemlich schwerer See durch das Skagerrack dampfte,
schlingerte es, solange die Seen gerade von vorn kamen, zum Erstaunen Aller fast
gar nicht, und als es später mehr von der Flanke gefaßt wurde, betrugen die
Schwankungen auch nicht über 7 Grad, während sie bei englischen und fran¬
zösischen Panzerschiffen oft über 30 Grad betrugen. Auch der mittlere Tiefgang
von 13'/- Fuß ist außerordentlich gering zu nennen. Der Arminius vermag --
was ihn vor den meisten größeren Kriegsschiffen und namentlich vor den meisten
Panzerfahrzeugen auszeichnet -- in alle preußischen Haupthafen einzulaufen. Zur
Zeit seines Baues, als Kiel noch nicht preußisch war, hatte besonders diese
Eigenschaft den größten Werth.

Von außen betrachtet macht nun der "Arminius" einen sehr eleganten
Eindruck, geschmeidige Glätte charakterisier seine Gestalt. Nur in mäßiger



Diese leichte" Schnelläufer vertreten vollständig die "Alabama" - Classe, deren ver¬
meintlicher Mangel der Abg. Harkott in der letzten Neichstagsscssion tadelte.

480.000 Thalern, welche der Bau des Schiffsköipers kostete, wurden 458,000
Thlr. durch die deutschen Flvttcngelder gedeckt. Wir dürfen behaupten, daß der
Arminius den stolzen Namen des ersten Befreiers der Deutschen vom Joche der
Fremdherrschaft mit Ehren trägt. Nach der Stärke seines Panzers ist er fast
allen europäischen Genossen ebenbürtig, und die amerikanischen Monitors über¬
trifft er in dieser Beziehung so^ar um das Doppelte. Seine Schnelligkeit ist
für ein Schiff von so mäßigen Dimensionen und folglich von so schwacher
Maschine wahrhaft erstaunlich, großer als bei allen unseren Holzschiffen (mit
Ausnahme der Glattdcckcvrvetten „Augusta" und „Victoria",)*) und bei den
meisten englischen und französischen Panzerschiffen. Seine Armirung, die im
Verein mit der Schnelligkeit die Offcnsivkraft bedingt, und die Unterbringung
.der Geschütze sind zweckmäßiger als bei den meisten Panzerschiffen der anderen
Seemächte.

Der „Arminius'" 4 Kanonen. 300 Pfeidekraft, 1230 Tons (englisch),
ist nach dem modificirten Colcs'schen Kuppelprincip gebaut, und zwar ganz
von Eisen; auch das eiserne Gerippe des Schiffs ist ganz mit "/«Migen Plat¬
ten überkleidet, auf welchen dann im obern Theil des Schiffs außen noch
eine 9zottige Theta-Holzschicht und darüber wieder die Panzerplatten ausgebolzt
sind. Seine Verhältnisse sind sehr glücklich gewählt; bei 194 Fuß Länge in
der Wasserlinie (200 Fuß zwischen den Perpendikeln) hat er nur 35 Fuß Breite
in der Wasserlinie (sonst 36 Fuß größte Breite), sodaß die Länge sogar das
SVi-fache der Breite beträgt, wodurch eine weit größere Schnelligkeit ermög¬
licht wird, als sie bei den gewöhnlichen Kriegsschiffen erreichbar gewesen ist, deren
Länge nur 4—4'/- mal größer ist als ihre Breite. Trotzdem ist übrigens das
Schlingern (die seitlichen Schwankungen des Schiffs) nicht allzustark. Selbst
als er im vorigen Jahre bei ziemlich schwerer See durch das Skagerrack dampfte,
schlingerte es, solange die Seen gerade von vorn kamen, zum Erstaunen Aller fast
gar nicht, und als es später mehr von der Flanke gefaßt wurde, betrugen die
Schwankungen auch nicht über 7 Grad, während sie bei englischen und fran¬
zösischen Panzerschiffen oft über 30 Grad betrugen. Auch der mittlere Tiefgang
von 13'/- Fuß ist außerordentlich gering zu nennen. Der Arminius vermag —
was ihn vor den meisten größeren Kriegsschiffen und namentlich vor den meisten
Panzerfahrzeugen auszeichnet — in alle preußischen Haupthafen einzulaufen. Zur
Zeit seines Baues, als Kiel noch nicht preußisch war, hatte besonders diese
Eigenschaft den größten Werth.

Von außen betrachtet macht nun der „Arminius" einen sehr eleganten
Eindruck, geschmeidige Glätte charakterisier seine Gestalt. Nur in mäßiger



Diese leichte» Schnelläufer vertreten vollständig die „Alabama" - Classe, deren ver¬
meintlicher Mangel der Abg. Harkott in der letzten Neichstagsscssion tadelte.
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[0298] 480.000 Thalern, welche der Bau des Schiffsköipers kostete, wurden 458,000 Thlr. durch die deutschen Flvttcngelder gedeckt. Wir dürfen behaupten, daß der Arminius den stolzen Namen des ersten Befreiers der Deutschen vom Joche der Fremdherrschaft mit Ehren trägt. Nach der Stärke seines Panzers ist er fast allen europäischen Genossen ebenbürtig, und die amerikanischen Monitors über¬ trifft er in dieser Beziehung so^ar um das Doppelte. Seine Schnelligkeit ist für ein Schiff von so mäßigen Dimensionen und folglich von so schwacher Maschine wahrhaft erstaunlich, großer als bei allen unseren Holzschiffen (mit Ausnahme der Glattdcckcvrvetten „Augusta" und „Victoria",)*) und bei den meisten englischen und französischen Panzerschiffen. Seine Armirung, die im Verein mit der Schnelligkeit die Offcnsivkraft bedingt, und die Unterbringung .der Geschütze sind zweckmäßiger als bei den meisten Panzerschiffen der anderen Seemächte. Der „Arminius'" 4 Kanonen. 300 Pfeidekraft, 1230 Tons (englisch), ist nach dem modificirten Colcs'schen Kuppelprincip gebaut, und zwar ganz von Eisen; auch das eiserne Gerippe des Schiffs ist ganz mit "/«Migen Plat¬ ten überkleidet, auf welchen dann im obern Theil des Schiffs außen noch eine 9zottige Theta-Holzschicht und darüber wieder die Panzerplatten ausgebolzt sind. Seine Verhältnisse sind sehr glücklich gewählt; bei 194 Fuß Länge in der Wasserlinie (200 Fuß zwischen den Perpendikeln) hat er nur 35 Fuß Breite in der Wasserlinie (sonst 36 Fuß größte Breite), sodaß die Länge sogar das SVi-fache der Breite beträgt, wodurch eine weit größere Schnelligkeit ermög¬ licht wird, als sie bei den gewöhnlichen Kriegsschiffen erreichbar gewesen ist, deren Länge nur 4—4'/- mal größer ist als ihre Breite. Trotzdem ist übrigens das Schlingern (die seitlichen Schwankungen des Schiffs) nicht allzustark. Selbst als er im vorigen Jahre bei ziemlich schwerer See durch das Skagerrack dampfte, schlingerte es, solange die Seen gerade von vorn kamen, zum Erstaunen Aller fast gar nicht, und als es später mehr von der Flanke gefaßt wurde, betrugen die Schwankungen auch nicht über 7 Grad, während sie bei englischen und fran¬ zösischen Panzerschiffen oft über 30 Grad betrugen. Auch der mittlere Tiefgang von 13'/- Fuß ist außerordentlich gering zu nennen. Der Arminius vermag — was ihn vor den meisten größeren Kriegsschiffen und namentlich vor den meisten Panzerfahrzeugen auszeichnet — in alle preußischen Haupthafen einzulaufen. Zur Zeit seines Baues, als Kiel noch nicht preußisch war, hatte besonders diese Eigenschaft den größten Werth. Von außen betrachtet macht nun der „Arminius" einen sehr eleganten Eindruck, geschmeidige Glätte charakterisier seine Gestalt. Nur in mäßiger Diese leichte» Schnelläufer vertreten vollständig die „Alabama" - Classe, deren ver¬ meintlicher Mangel der Abg. Harkott in der letzten Neichstagsscssion tadelte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/298>, abgerufen am 27.09.2024.