Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.Artemisia, welche mit der Asche Zur Leichenfeier des Verstorbenen wurde ein Wettkampf von Dichtern und Im Alterthum wird das Mausoleum außerordentlich häufig erwähnt; eine Im Jahr 1402 besetzten die Johanniter-Ritter, die sich in dem Artemisia, welche mit der Asche Zur Leichenfeier des Verstorbenen wurde ein Wettkampf von Dichtern und Im Alterthum wird das Mausoleum außerordentlich häufig erwähnt; eine Im Jahr 1402 besetzten die Johanniter-Ritter, die sich in dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192023"/> <quote> Artemisia, welche mit der Asche<lb/> Des Ehemahls sich ihren Wein verdorben.</quote><lb/> <p xml:id="ID_730"> Zur Leichenfeier des Verstorbenen wurde ein Wettkampf von Dichtern und<lb/> Rednern zu seiner Verherrlichung ausgeschrieben, an welchem sich die berühm¬<lb/> testen Männer Griechenlands betheiligten. Auch zu dem Ban und der Aus¬<lb/> schmückung des Grabmals wurden die ersten Künstler Griechenlands nach Ha-<lb/> likarnaß gezogen. Satyros und Pythios waren die Architecten, Skopas,<lb/> Leochares, welche schon für Maussollos selber das Tcmpelbild des Ares aus¬<lb/> geführt, Bryaxis und Timotheus übernahmen die Bildhauerarbeiten und zwar<lb/> jeder eine Seite des Baus; Pythios, vielleicht derselbe, welcher auch als Archi-<lb/> tect genannt wird, bildete die kolossale Gmppe auf dem Gipfel des Grabes.<lb/> Artemisia erlebte die Vollendung des Wunderbaucs nicht, man erzählt, daß<lb/> nach ihrem Tode die Künstler auch ohne Bezahlung des Ruhmes wegen das<lb/> Werk fortgesetzt hätten. Die Selbständigkeit des karischen Reiches war nicht<lb/> von langem Bestand, es bildete einen Theil des Weltreichs Alexander des<lb/> Großen, ging in der Diadochenzeit aus einer Hand in die andere über, bis<lb/> es im Jahr 129 zu der römischen Provinz Asien geschlagen wurde. Als Theil<lb/> des oströmischen Reichs siel es in die Hände der Osmanen und ist seitdem fast<lb/> gcschichtölos geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_731"> Im Alterthum wird das Mausoleum außerordentlich häufig erwähnt; eine<lb/> Beschreibung desselben giebt Plinius, von der einstweilen so viel erwähnt sein<lb/> mag, daß sich auf dem rechteckigen Grabtempel, der von 36 Säulen umgeben<lb/> war, eine Pyramide von 24 Stufen erhob, die den Maussollos auf einem<lb/> Viergespann trug; die Gesammthöhe war 140 Fuß, der Umfang 411 Fuß.<lb/> Die Pyramide über dem Grabe ist dem orientalischen Brauche entlehnt, die<lb/> Vereinigung derselben mit der griechischen Tempelanlage ist für das halbbar¬<lb/> barische Fürstenhaus charakteristisch. — Noch im 12. Jahrhundert wird das<lb/> Grabmal als unversehrt von Eustathios erwähnt.</p><lb/> <p xml:id="ID_732" next="#ID_733"> Im Jahr 1402 besetzten die Johanniter-Ritter, die sich in dem<lb/> nahen Rhodos angesiedelt hatten, die Stätte des alten Halitarnass, welches<lb/> damals Mesy, späterhin Budrum hieß. Auch für sie war die kleine Insel,<lb/> welche von den ersten griechischen Kolonisten und dann von Maussollos be¬<lb/> festigt worden, der gebotene Platz zur Anlegung eines Castells, welches den<lb/> Namen Se. Peter erhielt. Den Bau leitete ein deutscher Ritter Heinrich<lb/> Schlcgelholt, das Material gab das Mausoleum her. Ob dasselbe kurz<lb/> vorher durch ein Erdbeben bereits einen Theil seines Oberbaus eingebüßt hatte,<lb/> läßt sich nicht mehr feststellen; es ist dies eine Vermuthung, die in der Lage,<lb/> in welcher Newton die Kvlossalgruppe vom Gipfel der Pyramide fand, eine<lb/> Stütze findet. Im Jahre 1472 sah der Venetianer Cepio noch die „vestigi^<lb/> desselben unter den Ruinen der alten Stadt. Wieviel unter diesen „Spuren" ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
Artemisia, welche mit der Asche
Des Ehemahls sich ihren Wein verdorben.
Zur Leichenfeier des Verstorbenen wurde ein Wettkampf von Dichtern und
Rednern zu seiner Verherrlichung ausgeschrieben, an welchem sich die berühm¬
testen Männer Griechenlands betheiligten. Auch zu dem Ban und der Aus¬
schmückung des Grabmals wurden die ersten Künstler Griechenlands nach Ha-
likarnaß gezogen. Satyros und Pythios waren die Architecten, Skopas,
Leochares, welche schon für Maussollos selber das Tcmpelbild des Ares aus¬
geführt, Bryaxis und Timotheus übernahmen die Bildhauerarbeiten und zwar
jeder eine Seite des Baus; Pythios, vielleicht derselbe, welcher auch als Archi-
tect genannt wird, bildete die kolossale Gmppe auf dem Gipfel des Grabes.
Artemisia erlebte die Vollendung des Wunderbaucs nicht, man erzählt, daß
nach ihrem Tode die Künstler auch ohne Bezahlung des Ruhmes wegen das
Werk fortgesetzt hätten. Die Selbständigkeit des karischen Reiches war nicht
von langem Bestand, es bildete einen Theil des Weltreichs Alexander des
Großen, ging in der Diadochenzeit aus einer Hand in die andere über, bis
es im Jahr 129 zu der römischen Provinz Asien geschlagen wurde. Als Theil
des oströmischen Reichs siel es in die Hände der Osmanen und ist seitdem fast
gcschichtölos geworden.
Im Alterthum wird das Mausoleum außerordentlich häufig erwähnt; eine
Beschreibung desselben giebt Plinius, von der einstweilen so viel erwähnt sein
mag, daß sich auf dem rechteckigen Grabtempel, der von 36 Säulen umgeben
war, eine Pyramide von 24 Stufen erhob, die den Maussollos auf einem
Viergespann trug; die Gesammthöhe war 140 Fuß, der Umfang 411 Fuß.
Die Pyramide über dem Grabe ist dem orientalischen Brauche entlehnt, die
Vereinigung derselben mit der griechischen Tempelanlage ist für das halbbar¬
barische Fürstenhaus charakteristisch. — Noch im 12. Jahrhundert wird das
Grabmal als unversehrt von Eustathios erwähnt.
Im Jahr 1402 besetzten die Johanniter-Ritter, die sich in dem
nahen Rhodos angesiedelt hatten, die Stätte des alten Halitarnass, welches
damals Mesy, späterhin Budrum hieß. Auch für sie war die kleine Insel,
welche von den ersten griechischen Kolonisten und dann von Maussollos be¬
festigt worden, der gebotene Platz zur Anlegung eines Castells, welches den
Namen Se. Peter erhielt. Den Bau leitete ein deutscher Ritter Heinrich
Schlcgelholt, das Material gab das Mausoleum her. Ob dasselbe kurz
vorher durch ein Erdbeben bereits einen Theil seines Oberbaus eingebüßt hatte,
läßt sich nicht mehr feststellen; es ist dies eine Vermuthung, die in der Lage,
in welcher Newton die Kvlossalgruppe vom Gipfel der Pyramide fand, eine
Stütze findet. Im Jahre 1472 sah der Venetianer Cepio noch die „vestigi^
desselben unter den Ruinen der alten Stadt. Wieviel unter diesen „Spuren" ge-
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