Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ist zu verhüten. Die durch Abfuhr .dieses Mssigen Unrathes entstehenden
enormen Kosten zwingen sich seiner durch Berieselung von Land zu entledigen.
Diese wird jedoch, außer wo magere, trockene Sandfelder zu Gebote stehen,
nur dann lohnend sein, wenn durch ein vollständiges Wasscrclosettsystem auch
die menschlichen Ausleerungsstoffe, jenem flüssigen Unrathe zugemischt, ihm
eine hinreichend düngende Kraft gewähren.

Die Frage der Wafserclosette kann getrost späterer Entscheidung vorbehal¬
ten bleiben, zunächst handelt es sich im Interesse der Gesundheit für alle Städte
nur um Austrocknung des Bodens (in den meisten Fällen Tieferlegung des
Grundwasserspiegels) und um Reinerhaltung desselben. Dies wird erzielt einer¬
seits durch absolute Verbannung aller Arten von Gruben ohne Ausnahme,
sowie durch Verbot jeder Aufspeicherung von Unrath und andererseits durch
Anlegung eines tiefen Entwässcrungssystemcs.

Dr. Varrentrapp hob motivirenb hervor, daß unsere Häuser und Städte
durch Quantität und Qualität des Wassers des Erdreichs leiden können,
quantitativ namentlich durch den wechselnden Stand des Grundwassers, durch
welchen die Zersetzung der im Boden befindlichen organischen Substanzen we¬
sentlich befördert werde. Sodann schildert er alle die vielen Quellen der Ver¬
unreinigung des Bodens durch Verbrauchswasser und Abfälle, welche direct
oder durch Versitzgruben u. tgi. in den Boden gelangen; er fuhrt verschiedene
Städte als Beispiel an. Man habe fast allerwärts nur die Entfernung der
unreinen Flüssigkeiten und nicht die Entwässerung im Auge gehabt, daher die
oberflächlichen Canäle, statt Canäle tiefer gelegen als alle Kellerboden. Unsere
Aufgabe heiße aber: Correction des Grundwassers und zwar müssen
wir es 1) wo erforderlich niedriger legen als die Kellervoden, 2) diesen niedern
Stand dauernd erhalten und 3) es rein erhalten vor jeder Verunreinigung.
Er geht sodann in die Details der Canalanlagen ein (wie sie auch jetzt in
Frankfurt durch Lindley und Gordon meisterhaft ausgeführt werden). Er bittet
die Frage der Abfuhr der unreinen Stoffe, namentlich der Excremente nicht mit
in die Berathung zu ziehen, um Verwirrung zu vermeiden und zur Annahme
bestimmter Beschlüsse in betreff der Entwässerung zu gelangen; denn diese letztere
sei unter allen Umständen nothwendig, die anderen Fragen möchten erledigt
werden, wie sie wollten.

or. Wasserfuhr, Delbrück und Hobrecht (sämmtlich aus Stettin) sind mit
den Anträgen des Dr. Varrentrapp im ganzen einverstanden, halten aber die
Entfernung der unreinen Stoffe für wichtiger als die des überflüssigen Grund¬
wassers, wünschen Weglassung der technischen Details, zumal die Betonung der
Durchlässigkeit der Canäle, ob diese nur geduldet werden dürfe, wo, wie in
Frankfurt die Kanäle allerwärts in das Grundwasser zu liegen kämen. Das
System der Schwemmcanäle habe sich seit zum Theil 30 Jahren in England und


25"

ist zu verhüten. Die durch Abfuhr .dieses Mssigen Unrathes entstehenden
enormen Kosten zwingen sich seiner durch Berieselung von Land zu entledigen.
Diese wird jedoch, außer wo magere, trockene Sandfelder zu Gebote stehen,
nur dann lohnend sein, wenn durch ein vollständiges Wasscrclosettsystem auch
die menschlichen Ausleerungsstoffe, jenem flüssigen Unrathe zugemischt, ihm
eine hinreichend düngende Kraft gewähren.

Die Frage der Wafserclosette kann getrost späterer Entscheidung vorbehal¬
ten bleiben, zunächst handelt es sich im Interesse der Gesundheit für alle Städte
nur um Austrocknung des Bodens (in den meisten Fällen Tieferlegung des
Grundwasserspiegels) und um Reinerhaltung desselben. Dies wird erzielt einer¬
seits durch absolute Verbannung aller Arten von Gruben ohne Ausnahme,
sowie durch Verbot jeder Aufspeicherung von Unrath und andererseits durch
Anlegung eines tiefen Entwässcrungssystemcs.

Dr. Varrentrapp hob motivirenb hervor, daß unsere Häuser und Städte
durch Quantität und Qualität des Wassers des Erdreichs leiden können,
quantitativ namentlich durch den wechselnden Stand des Grundwassers, durch
welchen die Zersetzung der im Boden befindlichen organischen Substanzen we¬
sentlich befördert werde. Sodann schildert er alle die vielen Quellen der Ver¬
unreinigung des Bodens durch Verbrauchswasser und Abfälle, welche direct
oder durch Versitzgruben u. tgi. in den Boden gelangen; er fuhrt verschiedene
Städte als Beispiel an. Man habe fast allerwärts nur die Entfernung der
unreinen Flüssigkeiten und nicht die Entwässerung im Auge gehabt, daher die
oberflächlichen Canäle, statt Canäle tiefer gelegen als alle Kellerboden. Unsere
Aufgabe heiße aber: Correction des Grundwassers und zwar müssen
wir es 1) wo erforderlich niedriger legen als die Kellervoden, 2) diesen niedern
Stand dauernd erhalten und 3) es rein erhalten vor jeder Verunreinigung.
Er geht sodann in die Details der Canalanlagen ein (wie sie auch jetzt in
Frankfurt durch Lindley und Gordon meisterhaft ausgeführt werden). Er bittet
die Frage der Abfuhr der unreinen Stoffe, namentlich der Excremente nicht mit
in die Berathung zu ziehen, um Verwirrung zu vermeiden und zur Annahme
bestimmter Beschlüsse in betreff der Entwässerung zu gelangen; denn diese letztere
sei unter allen Umständen nothwendig, die anderen Fragen möchten erledigt
werden, wie sie wollten.

or. Wasserfuhr, Delbrück und Hobrecht (sämmtlich aus Stettin) sind mit
den Anträgen des Dr. Varrentrapp im ganzen einverstanden, halten aber die
Entfernung der unreinen Stoffe für wichtiger als die des überflüssigen Grund¬
wassers, wünschen Weglassung der technischen Details, zumal die Betonung der
Durchlässigkeit der Canäle, ob diese nur geduldet werden dürfe, wo, wie in
Frankfurt die Kanäle allerwärts in das Grundwasser zu liegen kämen. Das
System der Schwemmcanäle habe sich seit zum Theil 30 Jahren in England und


25"
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191956"/>
              <p xml:id="ID_529" prev="#ID_528"> ist zu verhüten. Die durch Abfuhr .dieses Mssigen Unrathes entstehenden<lb/>
enormen Kosten zwingen sich seiner durch Berieselung von Land zu entledigen.<lb/>
Diese wird jedoch, außer wo magere, trockene Sandfelder zu Gebote stehen,<lb/>
nur dann lohnend sein, wenn durch ein vollständiges Wasscrclosettsystem auch<lb/>
die menschlichen Ausleerungsstoffe, jenem flüssigen Unrathe zugemischt, ihm<lb/>
eine hinreichend düngende Kraft gewähren.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_530"> Die Frage der Wafserclosette kann getrost späterer Entscheidung vorbehal¬<lb/>
ten bleiben, zunächst handelt es sich im Interesse der Gesundheit für alle Städte<lb/>
nur um Austrocknung des Bodens (in den meisten Fällen Tieferlegung des<lb/>
Grundwasserspiegels) und um Reinerhaltung desselben. Dies wird erzielt einer¬<lb/>
seits durch absolute Verbannung aller Arten von Gruben ohne Ausnahme,<lb/>
sowie durch Verbot jeder Aufspeicherung von Unrath und andererseits durch<lb/>
Anlegung eines tiefen Entwässcrungssystemcs.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_531"> Dr. Varrentrapp hob motivirenb hervor, daß unsere Häuser und Städte<lb/>
durch Quantität und Qualität des Wassers des Erdreichs leiden können,<lb/>
quantitativ namentlich durch den wechselnden Stand des Grundwassers, durch<lb/>
welchen die Zersetzung der im Boden befindlichen organischen Substanzen we¬<lb/>
sentlich befördert werde. Sodann schildert er alle die vielen Quellen der Ver¬<lb/>
unreinigung des Bodens durch Verbrauchswasser und Abfälle, welche direct<lb/>
oder durch Versitzgruben u. tgi. in den Boden gelangen; er fuhrt verschiedene<lb/>
Städte als Beispiel an. Man habe fast allerwärts nur die Entfernung der<lb/>
unreinen Flüssigkeiten und nicht die Entwässerung im Auge gehabt, daher die<lb/>
oberflächlichen Canäle, statt Canäle tiefer gelegen als alle Kellerboden. Unsere<lb/>
Aufgabe heiße aber: Correction des Grundwassers und zwar müssen<lb/>
wir es 1) wo erforderlich niedriger legen als die Kellervoden, 2) diesen niedern<lb/>
Stand dauernd erhalten und 3) es rein erhalten vor jeder Verunreinigung.<lb/>
Er geht sodann in die Details der Canalanlagen ein (wie sie auch jetzt in<lb/>
Frankfurt durch Lindley und Gordon meisterhaft ausgeführt werden).  Er bittet<lb/>
die Frage der Abfuhr der unreinen Stoffe, namentlich der Excremente nicht mit<lb/>
in die Berathung zu ziehen, um Verwirrung zu vermeiden und zur Annahme<lb/>
bestimmter Beschlüsse in betreff der Entwässerung zu gelangen; denn diese letztere<lb/>
sei unter allen Umständen nothwendig, die anderen Fragen möchten erledigt<lb/>
werden, wie sie wollten.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_532" next="#ID_533"> or. Wasserfuhr, Delbrück und Hobrecht (sämmtlich aus Stettin) sind mit<lb/>
den Anträgen des Dr. Varrentrapp im ganzen einverstanden, halten aber die<lb/>
Entfernung der unreinen Stoffe für wichtiger als die des überflüssigen Grund¬<lb/>
wassers, wünschen Weglassung der technischen Details, zumal die Betonung der<lb/>
Durchlässigkeit der Canäle, ob diese nur geduldet werden dürfe, wo, wie in<lb/>
Frankfurt die Kanäle allerwärts in das Grundwasser zu liegen kämen. Das<lb/>
System der Schwemmcanäle habe sich seit zum Theil 30 Jahren in England und</p><lb/>
              <fw type="sig" place="bottom"> 25"</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0195] ist zu verhüten. Die durch Abfuhr .dieses Mssigen Unrathes entstehenden enormen Kosten zwingen sich seiner durch Berieselung von Land zu entledigen. Diese wird jedoch, außer wo magere, trockene Sandfelder zu Gebote stehen, nur dann lohnend sein, wenn durch ein vollständiges Wasscrclosettsystem auch die menschlichen Ausleerungsstoffe, jenem flüssigen Unrathe zugemischt, ihm eine hinreichend düngende Kraft gewähren. Die Frage der Wafserclosette kann getrost späterer Entscheidung vorbehal¬ ten bleiben, zunächst handelt es sich im Interesse der Gesundheit für alle Städte nur um Austrocknung des Bodens (in den meisten Fällen Tieferlegung des Grundwasserspiegels) und um Reinerhaltung desselben. Dies wird erzielt einer¬ seits durch absolute Verbannung aller Arten von Gruben ohne Ausnahme, sowie durch Verbot jeder Aufspeicherung von Unrath und andererseits durch Anlegung eines tiefen Entwässcrungssystemcs. Dr. Varrentrapp hob motivirenb hervor, daß unsere Häuser und Städte durch Quantität und Qualität des Wassers des Erdreichs leiden können, quantitativ namentlich durch den wechselnden Stand des Grundwassers, durch welchen die Zersetzung der im Boden befindlichen organischen Substanzen we¬ sentlich befördert werde. Sodann schildert er alle die vielen Quellen der Ver¬ unreinigung des Bodens durch Verbrauchswasser und Abfälle, welche direct oder durch Versitzgruben u. tgi. in den Boden gelangen; er fuhrt verschiedene Städte als Beispiel an. Man habe fast allerwärts nur die Entfernung der unreinen Flüssigkeiten und nicht die Entwässerung im Auge gehabt, daher die oberflächlichen Canäle, statt Canäle tiefer gelegen als alle Kellerboden. Unsere Aufgabe heiße aber: Correction des Grundwassers und zwar müssen wir es 1) wo erforderlich niedriger legen als die Kellervoden, 2) diesen niedern Stand dauernd erhalten und 3) es rein erhalten vor jeder Verunreinigung. Er geht sodann in die Details der Canalanlagen ein (wie sie auch jetzt in Frankfurt durch Lindley und Gordon meisterhaft ausgeführt werden). Er bittet die Frage der Abfuhr der unreinen Stoffe, namentlich der Excremente nicht mit in die Berathung zu ziehen, um Verwirrung zu vermeiden und zur Annahme bestimmter Beschlüsse in betreff der Entwässerung zu gelangen; denn diese letztere sei unter allen Umständen nothwendig, die anderen Fragen möchten erledigt werden, wie sie wollten. or. Wasserfuhr, Delbrück und Hobrecht (sämmtlich aus Stettin) sind mit den Anträgen des Dr. Varrentrapp im ganzen einverstanden, halten aber die Entfernung der unreinen Stoffe für wichtiger als die des überflüssigen Grund¬ wassers, wünschen Weglassung der technischen Details, zumal die Betonung der Durchlässigkeit der Canäle, ob diese nur geduldet werden dürfe, wo, wie in Frankfurt die Kanäle allerwärts in das Grundwasser zu liegen kämen. Das System der Schwemmcanäle habe sich seit zum Theil 30 Jahren in England und 25"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/195
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/195>, abgerufen am 27.09.2024.