Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.Führer stets mit schwerer Schärpe und mächtigen stülpen an der Kante des Die bekannte Thatsache, daß in den Kleinstaaten unseres Vaterlandes zuerst Grenzboten IV. 1867. 21
Führer stets mit schwerer Schärpe und mächtigen stülpen an der Kante des Die bekannte Thatsache, daß in den Kleinstaaten unseres Vaterlandes zuerst Grenzboten IV. 1867. 21
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Führer stets mit schwerer Schärpe und mächtigen stülpen an der Kante des
viereckigen Schlachthaufens. So auch die nationailiberalen Rufer im Streit.
Auf den rechten Eckplätzen des linken Centrums sitzen hintereinander Gras
Schwerin. Forkenbeck, Laster, v. Hennig. v. Unruh, v. Bennigsen. Nebelthau,
Weigel; von ihnen durch den Mittelgang getrennt auf den linken Eckplätzen
des rechten Centrums Rcdecker, Miquöl. Planck, Gmmbrecht, Becker (Oldenburg)
und die beiden Puttkammer, während Braun (Wiesbaden) die scharfe Ecke nach
der äußersten Linken der Partei hin hütet, neben sich Dr. Stephani und
Mofig v. Aehrenfeld. — Dringt man ein in die Vergangenheit der Männer,
so ist das Urtheil nicht übertrieben, daß in dieser Fraction alle politischen, frei¬
heitlichen und nationalen Kämpfe der letzten vierzig Jahre Form und Gestalt
finden. Wie sie die Koryphäen, die jene bewegte Vergangenheit über¬
dauert, in sich vereinigt, so kann als ihr Parteiprincip bezeichnet werden: die
große Les>e dieser Zeiten, die Resultate, die sie erarbeitet, im nationalen Staate
zur Wahrheit zu machen.
Die bekannte Thatsache, daß in den Kleinstaaten unseres Vaterlandes zuerst
und schon bald nach den Freiheitskriegen der Kampf um konstitutionelle Frei¬
heiten entbrannte, findet auch in der Fraction ihren Ausdruck. Die ältesten
unter unseren Liberal-nationalen stritten in jenen Tagen zuerst gegen die dyna¬
stischen Interessen ihrer kleinen Tyrannen und die Fremdherrschaft des deutschen
Bundestags. Voran der alte wackre Bernhardt aus Cassel, der die Bur¬
schenschaft als Marburger Student unbegründete und dann als Erzieher in
Belgien an den gewaltigen Gestalten der Wassergeusen und der reinen Größe
Wilhelms des Schweigers, der glühenden Freiheitsliebe und den weitschauenden
Planen niederländischer Staatsmänner sein politisches Urtheil gebildet hat.
Bei ita und seinen kurhessischen Mitstreitern „Oetker und Nebel¬
thau ist die nationale Gesinnung am höchsten zu achten. Denn wenn irgend
ein „Staat" des norddeutschen Bundes das segensreiche Abhandenkommen eines
widerlichen Kleinfürsten theuer bezahlen müssen, und den Verzicht wirklich be¬
rechtigter Stammeseigcnthümlichkeiten, anerkannter und in schwerem Kampfe
behaupteter Freiheiten der norddeutschen Bundesgemeinschaft bringen, dann ist
es Kurhessen. Und diesen drei Braven, und dem reichgebildctcn, in Handels-
fragcn als erste Autorität geachteten Weigel aus Cassel ist es zu danken, daß
die große Mehrheit des kurhcssischcn Volkes sich durch die trügerischen Stimmen
der Traben und Genossen im Unmuth über die preußische Gleichmacherei nicht
ablocken ließ von dem alten kerndentschen Wesen dieses tapfern Stammes.
Während die drei alten Kämpen gegen die Mißregicrung der entarteten Species
Kurfürst selten das Wort ergreifen, soll Weigel namentlich in den Fractions-
versammlungen sich lebhaft und in durchaus selbständiger klarer Weise an den
Debatten betheiligen. Im Reichstag hat auch er erst wenig gesprochen.
Grenzboten IV. 1867. 21
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