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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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zoologischer Gärten ausgefüllt. Vortrefflich sind nach jenen eignen Erfahrungen im
zweiten Hefte Art und Charakter der Meerkatzen am blauen Nil und die Mantel¬
paviane des Bogoslandes geschildert. Indem wir noch bemerken, daß das Ganze
(es soll vorläufig nur die Säugethiere und die Vögel umfassen) auf zwei Bände,
jeder zu ungefähr 40 Bogen, mit fast 600 Illustrationen berechnet, und daß der
Preis im Vergleich mit der sehr eleganten Ausstattung ein wohlfeiler ist, wollen wir
das Unternehmen den Lesern d. Bl. bestens empfohlen haben.


Geschichte des L'Hombre. Von or. Gustav Schwetschke. Halle,
G. Schwctschkeseher Verlag. 1863.

Wie unter den Bretspielcn das Schach, so nimmt unter den Kartenspielen das
L'Hombre die erste Stelle ein. Aus dem vornehmen Spanien gebürtig, in Frank¬
reich mit dem Prädicat eines königlichen Spieles geehrt, von Lessing leidenschaftlich
geliebt, hat es sich in Deutschland bis auf die neueste Zeit, wo Whist und Seal
ihm in manchen Kreisen' Concurrenz machen, die Gunst hochgestellter Herren und
Damen erhalten, die es sich durch seine Natur, in der sich Berechenbares mit Un¬
berechenbarem in glücklichster Mischung vereinigt, erwerben mußte. Immerhin aber
kam nur die Praxis in Betracht. Den besten und eifrigsten Spielern mangelte die
Kenntniß der historischen Verhältnisse. Sie genossen die Frucht, ohne nach dem
Baum aufzublicken, der sie ihnen spendete. Ein solcher Zustand war bei dem deut¬
schen Zuge ucich Gründlichkeit nicht länger statthaft, und wenn man auch meinen
kann, daß der Verfasser in jetziger schwerer Zeit sich mit Wichtigerem hätte beschäf¬
tigen sollen, als mit Versenkung in diesen Stoff, so werden doch Manche ihm dan¬
ken für die Mühe, mit der er ihrem Bedürfniß abzuhelfen bestrebt war, und für die
gute Laune, mit der er seinen Gegenstand behandelt.


Ludwig Uhland. Sein Leben und seine Dichtungen mit zahlreichen un-
gedruckten Poesien aus dessen Nachlaß und einer Auswahl von Briefen. Von
Fr. Roller. Stuttgart, Metzler. 1863.

Die Charakteristik Uhlands ist nicht besonders gelungen, die Urtheile über seine
Dichtungen sind meist ziemlich oberflächlich. Dagen werden die vielen kleinen Züge
aus dem Leben und Schaffen des Dichters, welche das Buch mittheilt, sehr will¬
kommen sein, da sie das Bild, welches der nun Verewigte uns von sich zurück¬
gelassen, vielfach vervollständigen.






Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

zoologischer Gärten ausgefüllt. Vortrefflich sind nach jenen eignen Erfahrungen im
zweiten Hefte Art und Charakter der Meerkatzen am blauen Nil und die Mantel¬
paviane des Bogoslandes geschildert. Indem wir noch bemerken, daß das Ganze
(es soll vorläufig nur die Säugethiere und die Vögel umfassen) auf zwei Bände,
jeder zu ungefähr 40 Bogen, mit fast 600 Illustrationen berechnet, und daß der
Preis im Vergleich mit der sehr eleganten Ausstattung ein wohlfeiler ist, wollen wir
das Unternehmen den Lesern d. Bl. bestens empfohlen haben.


Geschichte des L'Hombre. Von or. Gustav Schwetschke. Halle,
G. Schwctschkeseher Verlag. 1863.

Wie unter den Bretspielcn das Schach, so nimmt unter den Kartenspielen das
L'Hombre die erste Stelle ein. Aus dem vornehmen Spanien gebürtig, in Frank¬
reich mit dem Prädicat eines königlichen Spieles geehrt, von Lessing leidenschaftlich
geliebt, hat es sich in Deutschland bis auf die neueste Zeit, wo Whist und Seal
ihm in manchen Kreisen' Concurrenz machen, die Gunst hochgestellter Herren und
Damen erhalten, die es sich durch seine Natur, in der sich Berechenbares mit Un¬
berechenbarem in glücklichster Mischung vereinigt, erwerben mußte. Immerhin aber
kam nur die Praxis in Betracht. Den besten und eifrigsten Spielern mangelte die
Kenntniß der historischen Verhältnisse. Sie genossen die Frucht, ohne nach dem
Baum aufzublicken, der sie ihnen spendete. Ein solcher Zustand war bei dem deut¬
schen Zuge ucich Gründlichkeit nicht länger statthaft, und wenn man auch meinen
kann, daß der Verfasser in jetziger schwerer Zeit sich mit Wichtigerem hätte beschäf¬
tigen sollen, als mit Versenkung in diesen Stoff, so werden doch Manche ihm dan¬
ken für die Mühe, mit der er ihrem Bedürfniß abzuhelfen bestrebt war, und für die
gute Laune, mit der er seinen Gegenstand behandelt.


Ludwig Uhland. Sein Leben und seine Dichtungen mit zahlreichen un-
gedruckten Poesien aus dessen Nachlaß und einer Auswahl von Briefen. Von
Fr. Roller. Stuttgart, Metzler. 1863.

Die Charakteristik Uhlands ist nicht besonders gelungen, die Urtheile über seine
Dichtungen sind meist ziemlich oberflächlich. Dagen werden die vielen kleinen Züge
aus dem Leben und Schaffen des Dichters, welche das Buch mittheilt, sehr will¬
kommen sein, da sie das Bild, welches der nun Verewigte uns von sich zurück¬
gelassen, vielfach vervollständigen.






Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0524] zoologischer Gärten ausgefüllt. Vortrefflich sind nach jenen eignen Erfahrungen im zweiten Hefte Art und Charakter der Meerkatzen am blauen Nil und die Mantel¬ paviane des Bogoslandes geschildert. Indem wir noch bemerken, daß das Ganze (es soll vorläufig nur die Säugethiere und die Vögel umfassen) auf zwei Bände, jeder zu ungefähr 40 Bogen, mit fast 600 Illustrationen berechnet, und daß der Preis im Vergleich mit der sehr eleganten Ausstattung ein wohlfeiler ist, wollen wir das Unternehmen den Lesern d. Bl. bestens empfohlen haben. Geschichte des L'Hombre. Von or. Gustav Schwetschke. Halle, G. Schwctschkeseher Verlag. 1863. Wie unter den Bretspielcn das Schach, so nimmt unter den Kartenspielen das L'Hombre die erste Stelle ein. Aus dem vornehmen Spanien gebürtig, in Frank¬ reich mit dem Prädicat eines königlichen Spieles geehrt, von Lessing leidenschaftlich geliebt, hat es sich in Deutschland bis auf die neueste Zeit, wo Whist und Seal ihm in manchen Kreisen' Concurrenz machen, die Gunst hochgestellter Herren und Damen erhalten, die es sich durch seine Natur, in der sich Berechenbares mit Un¬ berechenbarem in glücklichster Mischung vereinigt, erwerben mußte. Immerhin aber kam nur die Praxis in Betracht. Den besten und eifrigsten Spielern mangelte die Kenntniß der historischen Verhältnisse. Sie genossen die Frucht, ohne nach dem Baum aufzublicken, der sie ihnen spendete. Ein solcher Zustand war bei dem deut¬ schen Zuge ucich Gründlichkeit nicht länger statthaft, und wenn man auch meinen kann, daß der Verfasser in jetziger schwerer Zeit sich mit Wichtigerem hätte beschäf¬ tigen sollen, als mit Versenkung in diesen Stoff, so werden doch Manche ihm dan¬ ken für die Mühe, mit der er ihrem Bedürfniß abzuhelfen bestrebt war, und für die gute Laune, mit der er seinen Gegenstand behandelt. Ludwig Uhland. Sein Leben und seine Dichtungen mit zahlreichen un- gedruckten Poesien aus dessen Nachlaß und einer Auswahl von Briefen. Von Fr. Roller. Stuttgart, Metzler. 1863. Die Charakteristik Uhlands ist nicht besonders gelungen, die Urtheile über seine Dichtungen sind meist ziemlich oberflächlich. Dagen werden die vielen kleinen Züge aus dem Leben und Schaffen des Dichters, welche das Buch mittheilt, sehr will¬ kommen sein, da sie das Bild, welches der nun Verewigte uns von sich zurück¬ gelassen, vielfach vervollständigen. Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/524>, abgerufen am 27.09.2024.