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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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gründet wurden. Im Jahr darauf entstand der Mainzer Verein, der dann eine
Zeit lang schlummerte und 1842 erneuert wurde. An Alter der vierte ist der
1831 zusammengetretene Männerturnverein in Hannover, als fünften führt die
Tabelle die 1833 gestiftete Turngesellschast Frankfurt, als sechsten den 1835 ge¬
gründeten pforzheimer Turnverein an. Das Jahr 1841 sah 1, das folgende 2,
das nächste wieder 2, das Jahr 1844 schon 8 Vereine entstehen.

1845 wurden 14 Turnvereine gegründet. 1854 wurden 6 Turnvereine gegründ.
18461618564
184711185614
184830V185713
184913"185833
18506185949
185111860253"
185221861474
185331862b.z. I.Juli 323

Am 1. Januar 1863 zählte man in Deutschland 1424 Turnvereine, somit
140 mehr als zu Anfang des vorhergehenden Halbjahres.

Ebenfalls von Bedeutung für die Beurtheilung des Turnwesens sind die
Nachweise unserer Schrift über die Vertretung der bürgerlichen Berufsarten in
den Turnvereinen. Es ergibt sich daraus, daß von den 134,507 Mitgliedern
derselben mehr als 42 Procent Handwerker, fast 23 Procent Kaufleute und
Buchhändler, über 6 Procent Landwirthe und über 5 Procent Beamte sind.
Die Gelehrten sind mit etwas mehr als 2 Procent, die Künstler mit fast
2'/- Procent vertreten. Aus einer ferneren Tabelle geht hervor, daß die von
ihrer Hände Arbeit lebenden Classen verhältnißmäßig am stärksten sich in den
thüringischen, mittelrhcinischcn, schwäbischen und sächsischen Vereinen und am
schwächsten in den östreichischen, nordöstlichen und niederrheinischen beteiligen.
Dagegen sind die Vereine Oestreichs, Schlesiens und des Nordostcns verhält¬
nißmäßig reich an Mitgliedern, die von der .Kopfarbeit leben, während die
schwäbischen, mittelrheinischen und hannöverschen deren auffallend wenige auf¬
weisen. Der Kaufmannsstand und verwandte Berufsarten sind am stärksten
vertreten im Nordosten, am Niederrhein und in Oestreich, am schwächsten in
Sachsen, Thüringen, Schwaben, am Mittelrhein, an der Oberweser und in
Bayern.

Die Frage, ob diese Vertretung der Berufsarten eine der volksthümlichen
Aufgabe des Turnvereinswesens entsprechende sei, läßt sich nicht leicht beant¬
worten. Auf der einen Seite behauptet man, der Stand der Gelehrten und
Beamten sei viel zu schwach vertreten; auf der andern meint man, viel zu stark.
Für jene Ansicht spricht der Umstand, daß die geistig beschäftigten Berufsclassen
der körperlichen Uebung in der That bedürftiger sind als die Handwerker und


gründet wurden. Im Jahr darauf entstand der Mainzer Verein, der dann eine
Zeit lang schlummerte und 1842 erneuert wurde. An Alter der vierte ist der
1831 zusammengetretene Männerturnverein in Hannover, als fünften führt die
Tabelle die 1833 gestiftete Turngesellschast Frankfurt, als sechsten den 1835 ge¬
gründeten pforzheimer Turnverein an. Das Jahr 1841 sah 1, das folgende 2,
das nächste wieder 2, das Jahr 1844 schon 8 Vereine entstehen.

1845 wurden 14 Turnvereine gegründet. 1854 wurden 6 Turnvereine gegründ.
18461618564
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185331862b.z. I.Juli 323

Am 1. Januar 1863 zählte man in Deutschland 1424 Turnvereine, somit
140 mehr als zu Anfang des vorhergehenden Halbjahres.

Ebenfalls von Bedeutung für die Beurtheilung des Turnwesens sind die
Nachweise unserer Schrift über die Vertretung der bürgerlichen Berufsarten in
den Turnvereinen. Es ergibt sich daraus, daß von den 134,507 Mitgliedern
derselben mehr als 42 Procent Handwerker, fast 23 Procent Kaufleute und
Buchhändler, über 6 Procent Landwirthe und über 5 Procent Beamte sind.
Die Gelehrten sind mit etwas mehr als 2 Procent, die Künstler mit fast
2'/- Procent vertreten. Aus einer ferneren Tabelle geht hervor, daß die von
ihrer Hände Arbeit lebenden Classen verhältnißmäßig am stärksten sich in den
thüringischen, mittelrhcinischcn, schwäbischen und sächsischen Vereinen und am
schwächsten in den östreichischen, nordöstlichen und niederrheinischen beteiligen.
Dagegen sind die Vereine Oestreichs, Schlesiens und des Nordostcns verhält¬
nißmäßig reich an Mitgliedern, die von der .Kopfarbeit leben, während die
schwäbischen, mittelrheinischen und hannöverschen deren auffallend wenige auf¬
weisen. Der Kaufmannsstand und verwandte Berufsarten sind am stärksten
vertreten im Nordosten, am Niederrhein und in Oestreich, am schwächsten in
Sachsen, Thüringen, Schwaben, am Mittelrhein, an der Oberweser und in
Bayern.

Die Frage, ob diese Vertretung der Berufsarten eine der volksthümlichen
Aufgabe des Turnvereinswesens entsprechende sei, läßt sich nicht leicht beant¬
worten. Auf der einen Seite behauptet man, der Stand der Gelehrten und
Beamten sei viel zu schwach vertreten; auf der andern meint man, viel zu stark.
Für jene Ansicht spricht der Umstand, daß die geistig beschäftigten Berufsclassen
der körperlichen Uebung in der That bedürftiger sind als die Handwerker und


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[0467] gründet wurden. Im Jahr darauf entstand der Mainzer Verein, der dann eine Zeit lang schlummerte und 1842 erneuert wurde. An Alter der vierte ist der 1831 zusammengetretene Männerturnverein in Hannover, als fünften führt die Tabelle die 1833 gestiftete Turngesellschast Frankfurt, als sechsten den 1835 ge¬ gründeten pforzheimer Turnverein an. Das Jahr 1841 sah 1, das folgende 2, das nächste wieder 2, das Jahr 1844 schon 8 Vereine entstehen. 1845 wurden 14 Turnvereine gegründet. 1854 wurden 6 Turnvereine gegründ. 18461618564 184711185614 184830V185713 184913»185833 18506185949 185111860253» 185221861474 185331862b.z. I.Juli 323 Am 1. Januar 1863 zählte man in Deutschland 1424 Turnvereine, somit 140 mehr als zu Anfang des vorhergehenden Halbjahres. Ebenfalls von Bedeutung für die Beurtheilung des Turnwesens sind die Nachweise unserer Schrift über die Vertretung der bürgerlichen Berufsarten in den Turnvereinen. Es ergibt sich daraus, daß von den 134,507 Mitgliedern derselben mehr als 42 Procent Handwerker, fast 23 Procent Kaufleute und Buchhändler, über 6 Procent Landwirthe und über 5 Procent Beamte sind. Die Gelehrten sind mit etwas mehr als 2 Procent, die Künstler mit fast 2'/- Procent vertreten. Aus einer ferneren Tabelle geht hervor, daß die von ihrer Hände Arbeit lebenden Classen verhältnißmäßig am stärksten sich in den thüringischen, mittelrhcinischcn, schwäbischen und sächsischen Vereinen und am schwächsten in den östreichischen, nordöstlichen und niederrheinischen beteiligen. Dagegen sind die Vereine Oestreichs, Schlesiens und des Nordostcns verhält¬ nißmäßig reich an Mitgliedern, die von der .Kopfarbeit leben, während die schwäbischen, mittelrheinischen und hannöverschen deren auffallend wenige auf¬ weisen. Der Kaufmannsstand und verwandte Berufsarten sind am stärksten vertreten im Nordosten, am Niederrhein und in Oestreich, am schwächsten in Sachsen, Thüringen, Schwaben, am Mittelrhein, an der Oberweser und in Bayern. Die Frage, ob diese Vertretung der Berufsarten eine der volksthümlichen Aufgabe des Turnvereinswesens entsprechende sei, läßt sich nicht leicht beant¬ worten. Auf der einen Seite behauptet man, der Stand der Gelehrten und Beamten sei viel zu schwach vertreten; auf der andern meint man, viel zu stark. Für jene Ansicht spricht der Umstand, daß die geistig beschäftigten Berufsclassen der körperlichen Uebung in der That bedürftiger sind als die Handwerker und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/467>, abgerufen am 27.09.2024.