Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.stimmten wohl auch die Matrosen in die Weise des Meisters ein. So läßt Das Einexerciren der Ruderer erforderte so uicht weni-g Zeit, und wenn eine stimmten wohl auch die Matrosen in die Weise des Meisters ein. So läßt Das Einexerciren der Ruderer erforderte so uicht weni-g Zeit, und wenn eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188052"/> <p xml:id="ID_57" prev="#ID_56"> stimmten wohl auch die Matrosen in die Weise des Meisters ein. So läßt<lb/> Aristophanes in den Fröschen den Charon auf die Frage des zum Rudern ge-<lb/> Preßten Dionysos: „Wie soll ich Unkundiger rudern?" antworten : „Das macht<lb/> sich leicht: pank einmal an. so hörst Du bald die schönsten Lieder!" woraus<lb/> das Froschchor dem rudernden Gotte zu accompagniren beginnt. Am deut¬<lb/> lichsten aber beweisen es die Worte des Lexikographen Pollux: „Ein Ruder-<lb/> meister sang ihnen Schiffcrwcisen; die Uebrigen aber schrieen einstimmig, wie ein<lb/> Chor, nach dem Zeitmaß seiner Stimme." Auf den Kriegsschiffen wurde aber<lb/> der Nudermeister noch durch einen Flötenspieler unterstützt. Als Alcibiades im<lb/> Triumphe nach Athen zurückkehrte, blies Chrysogvnos. ein Sieger in den<lb/> PYthischen Spielen, das Scdifferlicd im langen pythischen Prachtgewande der<lb/> Musiker. Diogenes Laertius erwähnt, daß der Flötenspieler Dionysodorus<lb/> sich stolz gerühmt habe, daß seine Kompositionen nie auf Kriegsschiffen gehört<lb/> worden wären. Und so heißt es auch in den Acharncrn des Aristophanes bei<lb/> Schilderung der Seerüstung: „Die Werft erdröhnte von des Rudcrholzes Schlag,<lb/> von Nägelhämmern, cingeriemtem Ruderwerk. Schalmeien und Flöten. Rudcr-<lb/> taktruf, Pfeifenklang" und in der taurischen Iphigenie des Euripides singt<lb/> der Chor: „Doch Dich, erhabene Herrin, trägt ein argivisches Schiff zur Hei¬<lb/> math. Laut ertönt das mit Wachs gefügte Rohr des bergclicbenden Pan und<lb/> treibt mit seinem Schalle die Ruder."</p><lb/> <p xml:id="ID_58" next="#ID_59"> Das Einexerciren der Ruderer erforderte so uicht weni-g Zeit, und wenn eine<lb/> Flotte in großer Eile gebaut wurde, hinderte immer die Untüchtigkeit der Be¬<lb/> mannung geraume Zeit das Auslaufen. Daher liest man bei Polyän über den<lb/> Feldherrn Chabrias: „Als der Perserkönig mit einer Land- und Seemacht vorrückte,<lb/> hatte der König von Acgypten zwar viele Schiffe, aber keine geübten Seeleute.<lb/> Chavrias hob die rüstigsten jungen Männer von den Aegyptern in hinreichender<lb/> ^'Mhl aus, um 200 Schiffe zu bemannen, nahm die Ruder aus den Ga¬<lb/> reren, legte langes Gebälk dem Strande entlang, so daß sie in einer Reihe<lb/> hinter einander darauf saßen, gab ihnen die Ruder, stellte von denen, die des<lb/> Griechischen und Aegyptischen kundig waren. Leute zum Angeben des Ruder-<lb/> t"kees an, brachte jenen so das Rudern bei und besetzte endlich die Schiffe mit<lb/> eingeübten Matrosen." Dasselbe thaten die Römer während des ersten put¬<lb/> schen Kriegs, als sie in sechzig Tagen eine Flotte von 130 Schiffen bauten.<lb/> »Während die Einen mit dem Schiffsbau beschäftigt waren," sagt Polybius,<lb/> "suchten die Anderen Matrosen auf und lehrten sie auf dem Lande rudern.<lb/> Sie setzten sie in derselben Ordnung, wie auf dem Meere an das Ufer mit<lb/> Lutern in den Händen. Mitten unter ihnen war ein Aufseher, und man ge¬<lb/> wöhnte sie, sich rückwärts und vorwärts zu beugen und auf den Befehl<lb/> des Steuermanns anzufangen und aufzuhören." Zuweilen kam es übrigens<lb/> auch vor, daß bei zu schwacher Bemannung nur eine oder zwei Ruderreihen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
stimmten wohl auch die Matrosen in die Weise des Meisters ein. So läßt
Aristophanes in den Fröschen den Charon auf die Frage des zum Rudern ge-
Preßten Dionysos: „Wie soll ich Unkundiger rudern?" antworten : „Das macht
sich leicht: pank einmal an. so hörst Du bald die schönsten Lieder!" woraus
das Froschchor dem rudernden Gotte zu accompagniren beginnt. Am deut¬
lichsten aber beweisen es die Worte des Lexikographen Pollux: „Ein Ruder-
meister sang ihnen Schiffcrwcisen; die Uebrigen aber schrieen einstimmig, wie ein
Chor, nach dem Zeitmaß seiner Stimme." Auf den Kriegsschiffen wurde aber
der Nudermeister noch durch einen Flötenspieler unterstützt. Als Alcibiades im
Triumphe nach Athen zurückkehrte, blies Chrysogvnos. ein Sieger in den
PYthischen Spielen, das Scdifferlicd im langen pythischen Prachtgewande der
Musiker. Diogenes Laertius erwähnt, daß der Flötenspieler Dionysodorus
sich stolz gerühmt habe, daß seine Kompositionen nie auf Kriegsschiffen gehört
worden wären. Und so heißt es auch in den Acharncrn des Aristophanes bei
Schilderung der Seerüstung: „Die Werft erdröhnte von des Rudcrholzes Schlag,
von Nägelhämmern, cingeriemtem Ruderwerk. Schalmeien und Flöten. Rudcr-
taktruf, Pfeifenklang" und in der taurischen Iphigenie des Euripides singt
der Chor: „Doch Dich, erhabene Herrin, trägt ein argivisches Schiff zur Hei¬
math. Laut ertönt das mit Wachs gefügte Rohr des bergclicbenden Pan und
treibt mit seinem Schalle die Ruder."
Das Einexerciren der Ruderer erforderte so uicht weni-g Zeit, und wenn eine
Flotte in großer Eile gebaut wurde, hinderte immer die Untüchtigkeit der Be¬
mannung geraume Zeit das Auslaufen. Daher liest man bei Polyän über den
Feldherrn Chabrias: „Als der Perserkönig mit einer Land- und Seemacht vorrückte,
hatte der König von Acgypten zwar viele Schiffe, aber keine geübten Seeleute.
Chavrias hob die rüstigsten jungen Männer von den Aegyptern in hinreichender
^'Mhl aus, um 200 Schiffe zu bemannen, nahm die Ruder aus den Ga¬
reren, legte langes Gebälk dem Strande entlang, so daß sie in einer Reihe
hinter einander darauf saßen, gab ihnen die Ruder, stellte von denen, die des
Griechischen und Aegyptischen kundig waren. Leute zum Angeben des Ruder-
t"kees an, brachte jenen so das Rudern bei und besetzte endlich die Schiffe mit
eingeübten Matrosen." Dasselbe thaten die Römer während des ersten put¬
schen Kriegs, als sie in sechzig Tagen eine Flotte von 130 Schiffen bauten.
»Während die Einen mit dem Schiffsbau beschäftigt waren," sagt Polybius,
"suchten die Anderen Matrosen auf und lehrten sie auf dem Lande rudern.
Sie setzten sie in derselben Ordnung, wie auf dem Meere an das Ufer mit
Lutern in den Händen. Mitten unter ihnen war ein Aufseher, und man ge¬
wöhnte sie, sich rückwärts und vorwärts zu beugen und auf den Befehl
des Steuermanns anzufangen und aufzuhören." Zuweilen kam es übrigens
auch vor, daß bei zu schwacher Bemannung nur eine oder zwei Ruderreihen
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |