Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.werden -- nur das Dunkel gibt mir Muth. -- Ein schönes Auge, es wird Der Mond ist an Schweigen gewöhnt, das Meer plappere zwar beständig, Das Leben hier ist ziemlich lebhaft. Der Hannöversche Adel spielt hier Leb wohl, so wohl man es in dieser Welt vermag. Dein Freund H. Heine. Norderney, vielleicht d. 16. Aug. 1826. Lieber Freund! Eben bringt mir die Post Deinen Brief vom 11. August, und j,da ein Das lichte Ereigniß am Strande ist nicht so bedeutend wie Du glaubst, Ich bleibe jetzt noch zehn bis vierzehn Tage hier und gehe dann nach Grenzboten II, 1863.
werden — nur das Dunkel gibt mir Muth. — Ein schönes Auge, es wird Der Mond ist an Schweigen gewöhnt, das Meer plappere zwar beständig, Das Leben hier ist ziemlich lebhaft. Der Hannöversche Adel spielt hier Leb wohl, so wohl man es in dieser Welt vermag. Dein Freund H. Heine. Norderney, vielleicht d. 16. Aug. 1826. Lieber Freund! Eben bringt mir die Post Deinen Brief vom 11. August, und j,da ein Das lichte Ereigniß am Strande ist nicht so bedeutend wie Du glaubst, Ich bleibe jetzt noch zehn bis vierzehn Tage hier und gehe dann nach Grenzboten II, 1863.
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werden — nur das Dunkel gibt mir Muth. — Ein schönes Auge, es wird
noch lang in meiner Brust leben, und dann verbleichen und in Nichts zerrinnen
^ wie ich selbst.
Der Mond ist an Schweigen gewöhnt, das Meer plappere zwar beständig,
über man kann seine Worte selten verstehen, und Du, der Dritte, der jetzt das
Geheimniß weiß, wirst reinen Mund halten, und so bleibt es verborgen in der
eignen Nacht.
Das Leben hier ist ziemlich lebhaft. Der Hannöversche Adel spielt hier
die Hauptrolle. Eine Menge fürstlicher Personen. Die Fürstin Solms ist eben¬
falls wieder hergekommen; wir verkehren nicht mehr so viel wie vorig Jahr,
sie scheint mir nicht mehr so innig gewogen zu sein, und wenn wir uns be¬
gegne» droht oder warnt sie immer mit dem ausgehobenen Zeigefinger und will
nicht sagen was das eigentlich bedeuten soll. — An der schönen Eellenserin
bewundre ich jetzt nur noch die Stimme. Ich sauge ein ihre ^ Worte, Ich
glaube gewiß nicht, daß sie mir gewogen ist, obschon sie letzthin zu mir sagte:
..Sie kenne ich in und aus dem Sack".
Leb wohl, so wohl man es in dieser Welt vermag.
Dein Freund
H. Heine.
Norderney, vielleicht d. 16. Aug. 1826.
Lieber Freund!
Eben bringt mir die Post Deinen Brief vom 11. August, und j,da ein
junger Freund im Begriff ist mit günstigem Winde nach Bremen zu.schiffen,
so kann ich Deine lieben Zeilen auf der Stelle mit einigen Grüßen erwiedern.
Das lichte Ereigniß am Strande ist nicht so bedeutend wie Du glaubst,
und wie meine leicht erregbare Sentimentalität es anschlug; es war ein Stern,
der durch die Nacht herabschoß, in grausamer Schnelligkeit und keine Spur zu¬
rückläßt — denn ich bin trift und niedergedrückt wie zuvor. Aber es war doch
ein Stern! Für den überschickten Homer danke ich Dir. Ich lese ihn einsam
am Strande wandelnd; und da kommen mir allerlei Gedanken. Ueberhaupt
gehe ich viel am Strand spazieren, besonders Nachts bei Mondschein. Ich
lebe ganz isolirt, und nicht mahl, wie vorig Jahr mache ich den schönen Wei¬
bern die Cour. Ich glaube meine Betrübniß ist eine unseelige Nachwirkung —
sie wird vorübergehn.
Ich bleibe jetzt noch zehn bis vierzehn Tage hier und gehe dann nach
Holland. Ich erwarte vorher noch einen Geldzuschuß von zwölf Louisd'or, denn
unter meinen Pistolen ist eine verwünschte Sterblichkeit eingerissen. Ich bitte
Dich aber bei allen Göttern mache mir keine Vorwürfe in Betreff des Spie-
Grenzboten II, 1863.
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