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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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wieder Von vorn anzufangen. Die Nationalpartei wartet nicht auf eine Gelegen-
heit. auf einen allgemeinen Umsturz. Sie will die Opfer einer Revolution
der Nation ersparen durch Befestigung der öffentlichen Meinung im Sinn der
Reform, Allein würde der Weg der Reform durch die Verblendung der Regie¬
rungen, derjenigen insbesondere, die in diesem Augenblicke die Geduld ihres
Volks auf die äußerste Probe seht, sich zur Befriedigung der nationalen Be¬
dürfnisse als ungenügend erweisen, dann würde erst die Bildung einer liberalen
Union sich in ihrem vollen Werthe, in ihrer Nothwendigkeit erweisen. Denn
nur durch das vereinigte Zusammenwirken der liberalen Parteien würde der
Verwirrung vorgebeugt, die eine hereinbrechende Katastrophe nothwendig wieder
über das gespaltene Vaterland heraufführen würde, sie allein wäre im Stande,
eine chaotische Bewegung, anstatt sie dem Zufall und neuen Versuchen preis¬
/. zugeben, in das Bett einer zielbewußter Entwickelung zu leiten.




Die Kriegsntnrinc der Grieche" und Römer.

Wer auf das Mittelmeer, als den Hauptschauplatz der alten Schifffahrt
seinen Blick richtet, könnte leicht glauben, daß die Entwickelung des Seewesens
dem ältesten Eulturstaat, der einst im Südosten des großen Bassins blühte.
'">t den übrigen Fortschritten desselben in Einklang gestanden habe. Allein,
wenn auch die uralten hellenischen Sagen von der Einwanderung des Danaos
und Kekrops auf eine Beschiffung des mittelländischen Meeres durch die Aegyp-
hinweisen, zog sich doch den historischen Nachrichten zufolge das Volk so
sehr vom Verkehr mit allen Ausländern zurück, daß es sich nicht nur mit der
allerdings sehr lebendigen Flußschifffahrt ans dem Nil begnügte, sondern auch
bis in das siebente Jahrhundert v. Chr, den ausländischen Schiffen den Zu¬
gang verwehrte oder^mindestens sehr erschwerte. Auch die von Herodot und
Diodor erwähnte Armada des halb mythischen Eroberers Sesostris oder Ramses
fuhr vom arabischen Meere aus nach Osten; doch zeigen noch die Ruinen von
Theben Bilder von Kriegsschiffen jener Zeit, die schon einen lang gestreckten
Kiel, Nuder und Segel.' mit Löwen- oder Widdcrköpfen versehene Vordertheile,
wie Lotuskelche gestaltete Mastkorbe baben. Unter Necho. dem Sohne Psamme-
tichö. sah das Mittelmeer wahrscheinlich die erste ägyptische Kriegsflotte. Aber
zu dieser Zeit hatte schon längst unter anderen Küstenvöltcrn das Principal zur


wieder Von vorn anzufangen. Die Nationalpartei wartet nicht auf eine Gelegen-
heit. auf einen allgemeinen Umsturz. Sie will die Opfer einer Revolution
der Nation ersparen durch Befestigung der öffentlichen Meinung im Sinn der
Reform, Allein würde der Weg der Reform durch die Verblendung der Regie¬
rungen, derjenigen insbesondere, die in diesem Augenblicke die Geduld ihres
Volks auf die äußerste Probe seht, sich zur Befriedigung der nationalen Be¬
dürfnisse als ungenügend erweisen, dann würde erst die Bildung einer liberalen
Union sich in ihrem vollen Werthe, in ihrer Nothwendigkeit erweisen. Denn
nur durch das vereinigte Zusammenwirken der liberalen Parteien würde der
Verwirrung vorgebeugt, die eine hereinbrechende Katastrophe nothwendig wieder
über das gespaltene Vaterland heraufführen würde, sie allein wäre im Stande,
eine chaotische Bewegung, anstatt sie dem Zufall und neuen Versuchen preis¬
/. zugeben, in das Bett einer zielbewußter Entwickelung zu leiten.




Die Kriegsntnrinc der Grieche» und Römer.

Wer auf das Mittelmeer, als den Hauptschauplatz der alten Schifffahrt
seinen Blick richtet, könnte leicht glauben, daß die Entwickelung des Seewesens
dem ältesten Eulturstaat, der einst im Südosten des großen Bassins blühte.
'">t den übrigen Fortschritten desselben in Einklang gestanden habe. Allein,
wenn auch die uralten hellenischen Sagen von der Einwanderung des Danaos
und Kekrops auf eine Beschiffung des mittelländischen Meeres durch die Aegyp-
hinweisen, zog sich doch den historischen Nachrichten zufolge das Volk so
sehr vom Verkehr mit allen Ausländern zurück, daß es sich nicht nur mit der
allerdings sehr lebendigen Flußschifffahrt ans dem Nil begnügte, sondern auch
bis in das siebente Jahrhundert v. Chr, den ausländischen Schiffen den Zu¬
gang verwehrte oder^mindestens sehr erschwerte. Auch die von Herodot und
Diodor erwähnte Armada des halb mythischen Eroberers Sesostris oder Ramses
fuhr vom arabischen Meere aus nach Osten; doch zeigen noch die Ruinen von
Theben Bilder von Kriegsschiffen jener Zeit, die schon einen lang gestreckten
Kiel, Nuder und Segel.' mit Löwen- oder Widdcrköpfen versehene Vordertheile,
wie Lotuskelche gestaltete Mastkorbe baben. Unter Necho. dem Sohne Psamme-
tichö. sah das Mittelmeer wahrscheinlich die erste ägyptische Kriegsflotte. Aber
zu dieser Zeit hatte schon längst unter anderen Küstenvöltcrn das Principal zur


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/17>, abgerufen am 27.09.2024.