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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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und Ulua. Bedeutende Krankheiten und Verluste in den Spitälern von Vera¬
cruz veranlaßten ihn, seinen Aufenthalt an der Küste und die Vorbereitungen
zum Marsche so viel als möglich abzukürzen, und am 8. April trat er mit
10,000 bis 12,000 Mann seinen Marsch auf Mexico an.- Er schlug die alte
spanische Königsstraße ein, welche in einem großen nördlichen Bogen über Ja-
lapa und Perote nach Puebla führt, während die gegenwärtige Operationslinic
der Franzosen die kürzere südlichere Straße von Veracruz über Cordova und
Onzaba nach Puebla ist. Der Marsch der Amerikaner ging nur langsam von
Statten, und die Hitze, das Fieber und die Diarrhöen lichteten gar sehr die
Reihen ihres Heeres, welches zur Hälfte aus Freiwilligen bestand, die an
keine Märsche und Anstrengungen gewöhnt waren.

Nur bei dem Passe von Cerro Gordo setzten die Mexicaner unter Santa
Anna dem Vorrücken des amerikanischen Heeres einen ernsthaften Widerstand
entgegen, doch gelang es Scott, die starke feindliche Stellung zu umgehen und
in dem Gefecht vom 18. April die Mexicaner zu schlagen. Darauf aber wurden
die Amerikaner ohne Schwertstreich Herren von Jalapa und der Festung Perote
und zogen am 1. Mai in Puebla ein. So waren sie noch nicht zwei Monate
nach ihrer Landung im Besitze dieser wichtigen Stadt, welche die Franzosen
am 5. Mai 1862 vergeblich zu nehmen versuchten, und die sie bis jetzt noch
nicht in ihrer Gewalt haben.

In Puebla machte General Scott einen langen Halt. Der Contract
seiner Freiwilligen war zum Theil abgelaufen, und er mußte erst bedeutende
Verstärkungen abwarten. Am 9. August rückte er dann mit etwa 10,000 bis
12.000 Mann und 30 Geschützen auf der mittleren der drei nach Mexico füh¬
renden Straßen vor. Allein die Einnahme der schwer zugänglichen und leicht
zu vertheidigenden Hauptstadt wurde den Nordamerikanern noch sehr erschwert.
Sie umgingen die südlich von Mexico gelegenen Seen von Chalco und Xochi-
milco, um die Stadt auf der von Süden (von Acapulco) kommenden Straße
anzugreifen. Erst nach den Gefechten bei San Antonio, Contreras und San
Mateo de Churubusco am 17., 18. und 19. August, in welchen die acht
amerikanischen Brigaden gegen 30,000 Mexicaner kämpften, nach der Erstür¬
mung der Pulvermühle Casa Mata und der Kanonengicßerei El Molino
del Rep am 8. September und des Forts von Chapultepec am 13. September
konnten die Amerikaner zum Angriff auf die Hauptstadt selbst schreiten.
Diese war von den Mexicanern durch zahlreiche Verschanzungen befestigt wor¬
den, Landhäuser, Gärten, Hecken und Kanäle wurden von ihnen Schritt für
Schritt vertheidigt, und erst nach sünfzehnstündigem Kampfe trat Santa Anna
seinen Rückzug an, woraus sich die Hauptstadt am 14. September ergab.

Das Fort San-Loretto und das feste Kloster Guadalupe bei Puebla er¬
langten auch in diesem Kriege noch eine Berühmtheit. General Scott hatte


und Ulua. Bedeutende Krankheiten und Verluste in den Spitälern von Vera¬
cruz veranlaßten ihn, seinen Aufenthalt an der Küste und die Vorbereitungen
zum Marsche so viel als möglich abzukürzen, und am 8. April trat er mit
10,000 bis 12,000 Mann seinen Marsch auf Mexico an.- Er schlug die alte
spanische Königsstraße ein, welche in einem großen nördlichen Bogen über Ja-
lapa und Perote nach Puebla führt, während die gegenwärtige Operationslinic
der Franzosen die kürzere südlichere Straße von Veracruz über Cordova und
Onzaba nach Puebla ist. Der Marsch der Amerikaner ging nur langsam von
Statten, und die Hitze, das Fieber und die Diarrhöen lichteten gar sehr die
Reihen ihres Heeres, welches zur Hälfte aus Freiwilligen bestand, die an
keine Märsche und Anstrengungen gewöhnt waren.

Nur bei dem Passe von Cerro Gordo setzten die Mexicaner unter Santa
Anna dem Vorrücken des amerikanischen Heeres einen ernsthaften Widerstand
entgegen, doch gelang es Scott, die starke feindliche Stellung zu umgehen und
in dem Gefecht vom 18. April die Mexicaner zu schlagen. Darauf aber wurden
die Amerikaner ohne Schwertstreich Herren von Jalapa und der Festung Perote
und zogen am 1. Mai in Puebla ein. So waren sie noch nicht zwei Monate
nach ihrer Landung im Besitze dieser wichtigen Stadt, welche die Franzosen
am 5. Mai 1862 vergeblich zu nehmen versuchten, und die sie bis jetzt noch
nicht in ihrer Gewalt haben.

In Puebla machte General Scott einen langen Halt. Der Contract
seiner Freiwilligen war zum Theil abgelaufen, und er mußte erst bedeutende
Verstärkungen abwarten. Am 9. August rückte er dann mit etwa 10,000 bis
12.000 Mann und 30 Geschützen auf der mittleren der drei nach Mexico füh¬
renden Straßen vor. Allein die Einnahme der schwer zugänglichen und leicht
zu vertheidigenden Hauptstadt wurde den Nordamerikanern noch sehr erschwert.
Sie umgingen die südlich von Mexico gelegenen Seen von Chalco und Xochi-
milco, um die Stadt auf der von Süden (von Acapulco) kommenden Straße
anzugreifen. Erst nach den Gefechten bei San Antonio, Contreras und San
Mateo de Churubusco am 17., 18. und 19. August, in welchen die acht
amerikanischen Brigaden gegen 30,000 Mexicaner kämpften, nach der Erstür¬
mung der Pulvermühle Casa Mata und der Kanonengicßerei El Molino
del Rep am 8. September und des Forts von Chapultepec am 13. September
konnten die Amerikaner zum Angriff auf die Hauptstadt selbst schreiten.
Diese war von den Mexicanern durch zahlreiche Verschanzungen befestigt wor¬
den, Landhäuser, Gärten, Hecken und Kanäle wurden von ihnen Schritt für
Schritt vertheidigt, und erst nach sünfzehnstündigem Kampfe trat Santa Anna
seinen Rückzug an, woraus sich die Hauptstadt am 14. September ergab.

Das Fort San-Loretto und das feste Kloster Guadalupe bei Puebla er¬
langten auch in diesem Kriege noch eine Berühmtheit. General Scott hatte


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[0113] und Ulua. Bedeutende Krankheiten und Verluste in den Spitälern von Vera¬ cruz veranlaßten ihn, seinen Aufenthalt an der Küste und die Vorbereitungen zum Marsche so viel als möglich abzukürzen, und am 8. April trat er mit 10,000 bis 12,000 Mann seinen Marsch auf Mexico an.- Er schlug die alte spanische Königsstraße ein, welche in einem großen nördlichen Bogen über Ja- lapa und Perote nach Puebla führt, während die gegenwärtige Operationslinic der Franzosen die kürzere südlichere Straße von Veracruz über Cordova und Onzaba nach Puebla ist. Der Marsch der Amerikaner ging nur langsam von Statten, und die Hitze, das Fieber und die Diarrhöen lichteten gar sehr die Reihen ihres Heeres, welches zur Hälfte aus Freiwilligen bestand, die an keine Märsche und Anstrengungen gewöhnt waren. Nur bei dem Passe von Cerro Gordo setzten die Mexicaner unter Santa Anna dem Vorrücken des amerikanischen Heeres einen ernsthaften Widerstand entgegen, doch gelang es Scott, die starke feindliche Stellung zu umgehen und in dem Gefecht vom 18. April die Mexicaner zu schlagen. Darauf aber wurden die Amerikaner ohne Schwertstreich Herren von Jalapa und der Festung Perote und zogen am 1. Mai in Puebla ein. So waren sie noch nicht zwei Monate nach ihrer Landung im Besitze dieser wichtigen Stadt, welche die Franzosen am 5. Mai 1862 vergeblich zu nehmen versuchten, und die sie bis jetzt noch nicht in ihrer Gewalt haben. In Puebla machte General Scott einen langen Halt. Der Contract seiner Freiwilligen war zum Theil abgelaufen, und er mußte erst bedeutende Verstärkungen abwarten. Am 9. August rückte er dann mit etwa 10,000 bis 12.000 Mann und 30 Geschützen auf der mittleren der drei nach Mexico füh¬ renden Straßen vor. Allein die Einnahme der schwer zugänglichen und leicht zu vertheidigenden Hauptstadt wurde den Nordamerikanern noch sehr erschwert. Sie umgingen die südlich von Mexico gelegenen Seen von Chalco und Xochi- milco, um die Stadt auf der von Süden (von Acapulco) kommenden Straße anzugreifen. Erst nach den Gefechten bei San Antonio, Contreras und San Mateo de Churubusco am 17., 18. und 19. August, in welchen die acht amerikanischen Brigaden gegen 30,000 Mexicaner kämpften, nach der Erstür¬ mung der Pulvermühle Casa Mata und der Kanonengicßerei El Molino del Rep am 8. September und des Forts von Chapultepec am 13. September konnten die Amerikaner zum Angriff auf die Hauptstadt selbst schreiten. Diese war von den Mexicanern durch zahlreiche Verschanzungen befestigt wor¬ den, Landhäuser, Gärten, Hecken und Kanäle wurden von ihnen Schritt für Schritt vertheidigt, und erst nach sünfzehnstündigem Kampfe trat Santa Anna seinen Rückzug an, woraus sich die Hauptstadt am 14. September ergab. Das Fort San-Loretto und das feste Kloster Guadalupe bei Puebla er¬ langten auch in diesem Kriege noch eine Berühmtheit. General Scott hatte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/113>, abgerufen am 27.09.2024.