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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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neckt. Da sich aber auch seine letzte Hoffnung nicht erfüllt, muß er wieder
umkehren und um neue Lebensmittel bitten. In Orizaba war die Nachricht
eingetroffen, daß die ersten Truppen des foreyschcn Corps am 28. August in
Veracruz gelandet wären. Trotz den Gerüchten von einem beabsichtigten feind¬
lichen Angrisse wird daher die Colonne Mvrands wieder ausgeschickt, und das
Geniecorps schafft alles mögliche Material zur Herstellung eines Uebergangs,
als Stricke, Winden, Bohlen, große leere Fässer u. s. w. schleunigst nach So-
ledad. Am 8. September kommen sie wieder am Jamapa an und gewahren
am andern Ufer die Spitze der Verstärkungen, welche beträchtliche Lebensmittel
mit sich führen, unter dem Commando des Obersten Labrousse. Es handelt
sich darum, die Verbindung zwischen beiden Colonnen herzustellen. Glücklicher¬
weise finden die Truppen Labrousses einen kleinen indianischen Kahn. Rasch
wird aus den Campirleinen der afrikanischen Jäger ein Tau hergestellt, der
Kahn daran befestigt und von einem kühnen Zuavcn glücklich mit einer Stange
ans rechte Ufer gebracht. Nachdem so die beiden Ufer durch ein Tau verbunden
worden sind, stellt das Geniecorps ein Floß und mit diesem eine fliegende
Brücke her. Die von Veracruz kommenden Lebensmittel werden dann glücklich
über den Fluß geschafft, und die leeren Wagen Morands damit gefüllt. Durch
eine etwas weiter stromaufwärts vom Geniecorps errichtete kleine Brücke wurde
dann die Verbindung mit Veracruz und mit den nun gekanteten Verstärkungs¬
truppen wieder genügend hergestellt.

Die nur aus afrikanischen Soldaten bestehende Avantgarde des soreyschen
Corps war am 23. August in Veracruz angelangt. Die Truppen landeten
nur nach und nach in kleinen Abtheilungen und wurden dann so rasch als
möglich mit einer amerikanischen Eisenbahn nach dem in Tejeria errichteten
Lager geschafft; denn die entsetzlichen Verluste durch das gelbe Fieber machten
es nothwendig, die ungesunde Küstengegend von Veracruz, dessen Gottesacker
die französischen Soldaten ihren Acclimatisationsgarten getauft haben, so rasch
als möglich zu Passiren. Die übrigen von Frankreich kommenden Truppen
wurden erst in Martinique ausgeschifft, um daselbst einige Tage zu ruhen und
für den Feldzug organisirt zu werden. Letzteres geschah unter der unmittel¬
baren Aufsicht Foreys selbst, der auch von hier aus am 30. August seinen ersten
Tagesbefehl an das Expeditionscorps erließ. Nachdem er dann noch bis zum
20. September in Martinique geblieben war, landete er am 23. in Veracruz,
wurde daselbst feierlich empfangen und richtete von hier aus eine Proclamation
an die Mexicaner, in welcher er ihnen klar zu machen suchte, daß er nicht ge¬
kommen sei, um gegen das mexicanische Volk Krieg zu führen, sondern gegen
"eine Handvoll rücksichts- und gewissenloser Leute, welche das Völkerrecht mit
Füßen getreten haben, eine Schreckensherrschaft führen und, um sich oben zu
halten, sich nicht schämen, das Gebiet ihres Landes setzenweise an das Aus-


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neckt. Da sich aber auch seine letzte Hoffnung nicht erfüllt, muß er wieder
umkehren und um neue Lebensmittel bitten. In Orizaba war die Nachricht
eingetroffen, daß die ersten Truppen des foreyschcn Corps am 28. August in
Veracruz gelandet wären. Trotz den Gerüchten von einem beabsichtigten feind¬
lichen Angrisse wird daher die Colonne Mvrands wieder ausgeschickt, und das
Geniecorps schafft alles mögliche Material zur Herstellung eines Uebergangs,
als Stricke, Winden, Bohlen, große leere Fässer u. s. w. schleunigst nach So-
ledad. Am 8. September kommen sie wieder am Jamapa an und gewahren
am andern Ufer die Spitze der Verstärkungen, welche beträchtliche Lebensmittel
mit sich führen, unter dem Commando des Obersten Labrousse. Es handelt
sich darum, die Verbindung zwischen beiden Colonnen herzustellen. Glücklicher¬
weise finden die Truppen Labrousses einen kleinen indianischen Kahn. Rasch
wird aus den Campirleinen der afrikanischen Jäger ein Tau hergestellt, der
Kahn daran befestigt und von einem kühnen Zuavcn glücklich mit einer Stange
ans rechte Ufer gebracht. Nachdem so die beiden Ufer durch ein Tau verbunden
worden sind, stellt das Geniecorps ein Floß und mit diesem eine fliegende
Brücke her. Die von Veracruz kommenden Lebensmittel werden dann glücklich
über den Fluß geschafft, und die leeren Wagen Morands damit gefüllt. Durch
eine etwas weiter stromaufwärts vom Geniecorps errichtete kleine Brücke wurde
dann die Verbindung mit Veracruz und mit den nun gekanteten Verstärkungs¬
truppen wieder genügend hergestellt.

Die nur aus afrikanischen Soldaten bestehende Avantgarde des soreyschen
Corps war am 23. August in Veracruz angelangt. Die Truppen landeten
nur nach und nach in kleinen Abtheilungen und wurden dann so rasch als
möglich mit einer amerikanischen Eisenbahn nach dem in Tejeria errichteten
Lager geschafft; denn die entsetzlichen Verluste durch das gelbe Fieber machten
es nothwendig, die ungesunde Küstengegend von Veracruz, dessen Gottesacker
die französischen Soldaten ihren Acclimatisationsgarten getauft haben, so rasch
als möglich zu Passiren. Die übrigen von Frankreich kommenden Truppen
wurden erst in Martinique ausgeschifft, um daselbst einige Tage zu ruhen und
für den Feldzug organisirt zu werden. Letzteres geschah unter der unmittel¬
baren Aufsicht Foreys selbst, der auch von hier aus am 30. August seinen ersten
Tagesbefehl an das Expeditionscorps erließ. Nachdem er dann noch bis zum
20. September in Martinique geblieben war, landete er am 23. in Veracruz,
wurde daselbst feierlich empfangen und richtete von hier aus eine Proclamation
an die Mexicaner, in welcher er ihnen klar zu machen suchte, daß er nicht ge¬
kommen sei, um gegen das mexicanische Volk Krieg zu führen, sondern gegen
»eine Handvoll rücksichts- und gewissenloser Leute, welche das Völkerrecht mit
Füßen getreten haben, eine Schreckensherrschaft führen und, um sich oben zu
halten, sich nicht schämen, das Gebiet ihres Landes setzenweise an das Aus-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/109>, abgerufen am 27.09.2024.