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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Abhänge des Berges zu erklettern und den Feind davon zu verjagen. Nach
unsäglichen Schwierigkeiten gelang ihr dies auch zum Theil, und sie eroberte
drei Gcbirgshaubitzen, welche aus sie feuerten. Als dann um halb vier Uhr
Morgens eine zweite Compagnie vom 09. Regimente zu ihrer Unterstützung
nachrückte, wurden die wiederholten Angriffe der Mexicaner zurückgeschlagen,
und die Franzosen wurden nach bedeutenden Anstrengungen Herrn des Berges.
Sie verjagten das Corps Ortegas, machten viele Gefangene und erbeuteten
drei Geschütze, eine Fahne und drei Bataillonszeichen.

Während dieses auf dem rechten Flügel der Franzosen vor sich ging, hatte
Zaragoza in der Nacht 1600 Schritte vor dem Thore nach Puebla zwischen der
Straße und dem Rio Blanco eine Parallele eröffnet, welche sich in einem
natürlichen Feldgraben bis zu einem Arme des Flusses fortsetzte. Achtzehn Ge¬
schütze waren auf dieser Linie in mehren Batterien vertheilt. Am 14. um fünf
Uhr Morgens eröffneten die Mexicaner ein lebhaftes Artilleriefeuer auf die
französischen Batterien, welche noch nicht beendet waren, so daß die Franzosen
währ-ut des Feuers zugleich auch noch mit Erdsäcken und Baumwollenballen
bauen mußten. Sie benutzten bei ihrem Feuer die den Mexicanern ab¬
genommenen Gebirgshaubitzen, und das Geniecorps verlängerte den linken
Flügel der französischen Stellung durch die Aushebung eines Trancheegrabens
bis zum Rio Blanco. In der Nacht vom 14. auf den Is. aber räumte Zara-
goF.? seine Stellung, da er sich nach dem Mißlingen des Angriffes Ortegas
vom Borrego aus keinen Erfolg mehr versprach, und zog sich nach San An¬
dres zurück.

Orizaba sollte nun für lange Zeit das Standquartier des französischen
Expeditionscorps bleiben. Die Lage desselben war sehr bedenklich. Es hatte
einmal das ihm bei weitem überlegene mexicanische Heer sich gegenüber stehn
und mußte also stündlich erneuter Angriffe und einer Belagerung gewärtig sein,
und hatte serner die achtzehn Meilen lange Straße nach Veracruz zu behaup¬
tn, welche es mit seiner Operationsbasis verband. Um gegen einen feindlichen
Angriff so viel als möglich gedeckt zu sein, wurden alsbald alle Vorkehrungen
getroffen. Barrikaden, die sich gegenseitig flcmkirten, wurden von den Batail¬
lonen erbaut, welche sie bei einem etwaigen Angriffe zu vertheidigen hatten.
Das Geniecorps und die Artillerie legten rings um die Stadt Verschanzungen
und Batterien an, und aus dem Borrego wurden Feldwerke und Blockhäuser
errichtet, und ein ständiges Detachement von 100 Mann in diese gelegt.
Dasselbe mußte täglich von der Stadt aus mit frischem Wasser versorgt wer¬
den, und es wurde ein Saumpfad nach dem über 300 Meter hohem Berge an¬
gelegt, an welchem vierzig Tage lang gearbeitet wurde.

Allein es erfolgte während der Regenzeit kein Angriff von Seiten der
Mexicaner, und diese begnügten sich damit, durch zahlreiche Guerillas den Fran-


Abhänge des Berges zu erklettern und den Feind davon zu verjagen. Nach
unsäglichen Schwierigkeiten gelang ihr dies auch zum Theil, und sie eroberte
drei Gcbirgshaubitzen, welche aus sie feuerten. Als dann um halb vier Uhr
Morgens eine zweite Compagnie vom 09. Regimente zu ihrer Unterstützung
nachrückte, wurden die wiederholten Angriffe der Mexicaner zurückgeschlagen,
und die Franzosen wurden nach bedeutenden Anstrengungen Herrn des Berges.
Sie verjagten das Corps Ortegas, machten viele Gefangene und erbeuteten
drei Geschütze, eine Fahne und drei Bataillonszeichen.

Während dieses auf dem rechten Flügel der Franzosen vor sich ging, hatte
Zaragoza in der Nacht 1600 Schritte vor dem Thore nach Puebla zwischen der
Straße und dem Rio Blanco eine Parallele eröffnet, welche sich in einem
natürlichen Feldgraben bis zu einem Arme des Flusses fortsetzte. Achtzehn Ge¬
schütze waren auf dieser Linie in mehren Batterien vertheilt. Am 14. um fünf
Uhr Morgens eröffneten die Mexicaner ein lebhaftes Artilleriefeuer auf die
französischen Batterien, welche noch nicht beendet waren, so daß die Franzosen
währ-ut des Feuers zugleich auch noch mit Erdsäcken und Baumwollenballen
bauen mußten. Sie benutzten bei ihrem Feuer die den Mexicanern ab¬
genommenen Gebirgshaubitzen, und das Geniecorps verlängerte den linken
Flügel der französischen Stellung durch die Aushebung eines Trancheegrabens
bis zum Rio Blanco. In der Nacht vom 14. auf den Is. aber räumte Zara-
goF.? seine Stellung, da er sich nach dem Mißlingen des Angriffes Ortegas
vom Borrego aus keinen Erfolg mehr versprach, und zog sich nach San An¬
dres zurück.

Orizaba sollte nun für lange Zeit das Standquartier des französischen
Expeditionscorps bleiben. Die Lage desselben war sehr bedenklich. Es hatte
einmal das ihm bei weitem überlegene mexicanische Heer sich gegenüber stehn
und mußte also stündlich erneuter Angriffe und einer Belagerung gewärtig sein,
und hatte serner die achtzehn Meilen lange Straße nach Veracruz zu behaup¬
tn, welche es mit seiner Operationsbasis verband. Um gegen einen feindlichen
Angriff so viel als möglich gedeckt zu sein, wurden alsbald alle Vorkehrungen
getroffen. Barrikaden, die sich gegenseitig flcmkirten, wurden von den Batail¬
lonen erbaut, welche sie bei einem etwaigen Angriffe zu vertheidigen hatten.
Das Geniecorps und die Artillerie legten rings um die Stadt Verschanzungen
und Batterien an, und aus dem Borrego wurden Feldwerke und Blockhäuser
errichtet, und ein ständiges Detachement von 100 Mann in diese gelegt.
Dasselbe mußte täglich von der Stadt aus mit frischem Wasser versorgt wer¬
den, und es wurde ein Saumpfad nach dem über 300 Meter hohem Berge an¬
gelegt, an welchem vierzig Tage lang gearbeitet wurde.

Allein es erfolgte während der Regenzeit kein Angriff von Seiten der
Mexicaner, und diese begnügten sich damit, durch zahlreiche Guerillas den Fran-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/107>, abgerufen am 27.09.2024.