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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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sche Bau der Mauern dieses Forts mit festgestampfter Erde ist von großer
Widerstandsfähigkeit, so daß die Kugel nur wenig darauf wirkt. Die äußere
Mauer war von einem Graben umgeben und mit Geschützen von schwerem
Kaliber besehe. Dieselben feuerten durch Schießscharten, welche zum Theil aus
Erdsäckcn gebaut waren und die Vertheidiger vollständig deckten. Rechts, ein
wenig hinter Guadalupe liegt ein zweites Fort, Namens San-Loretto, welches
Guadalupe flankirt und von der Ebene aus nicht zu sehen ist.

General Zaragoza war am 3. Mai in Puebla angekommen, hatte die
Vertheidigungswerke von Loretto und Guadalupe, sowie die der Stadt selbst
noch ausbessern lassen und dem General Negrctc, der für einen der besten
Offiziere des mexicanischen Heeres gilt, mit seiner 1200 Mann starken Division
die Vertheidigung der beiden Werke übertrage". Drei Angriffscolonncn von
je 1000 bis 1200 Mann, eine Cavallericcolvnne von 500 Pferden und eine
Batterie wurden zwischen den beiden Forts aufgestellt; den Nest seiner Truppen
hatte Zaragoza aus die Front seiner Stellung vertheilt und seine zahlreiche
Artillerie in den Zwischcnrciumcn seiner Bataillone ausgestellt. Zwei Brigaden
standen außerdem auf den Straßen von Atlixco und Matamoras, um den "Ne-
accionarios" entgegenzutreten, wenn diese es etwa versuchen sollten, den An¬
griff der Franzosen zu unterstützen, und die Bevölkerung von Puebla wurde
von den Truppen so in Schach gehalten und war dergestalt unter die Kanonen
des Platzes gestellt, daß es ihr unmöglich gewesen wäre, die geringste Diversion
zu Gunsten der Franzosen zu machen, hätte sie auch diese Absicht gehabt, wie
man das vielleicht etwas zu leichtsinnig dem General de Lorcncez versichert
hatte.

Nachdem die Franzosen die feindliche Stellung recognoscirt, und die Trup¬
pen den Kaffee genossen hatten, bildete Lorencez um '/2I2 Uhr aus zwei Ba¬
taillonen Zuaven und zehn Geschützen seine Angriffscolonne. Die Fuhrwerke
wurden zusammengefahren, und das 99. Linicnregiment und vier Compagnien
Marineinfanterie mit ihrem Schutze beauftragt, die Cavallerie aber zwischen
den Fuhrwerken und der Angriffscolonne aufgestellt. Diese wandte sich rechts,
um die Stellung von Guadalupe auf zugänglichen Abhängen angreifen zu kön¬
nen. Die beiden Batterien rückten bis an den Fuß 5n Höhe so nahe als
möglich vor und eröffneten ihr Feuer auf 2200 Meter (2730 Schritte); später
zogen sie sich noch weiter rechts, um die Face, welche die Zucken stürmen
sollten, directer fassen zu können. Die Gestaltung des Terrains mach^ es der
Artillerie jedoch unmöglich, eine gangbare Bresche herzustellen, und da Loren¬
cez keinen Belagerungstrain besaß, entschloß er sich zu einem gewaltsamen An¬
griffe. Die Zuaven standen schon aus der Mitte des Abhangs zum Losstürzen
bereit; vier Compagnien Fußjäger sollten die Abhänge links von ihnen er¬
klettern, um so die Aufmerksamkeit des Feindes zu theilen. Ein Marineinfanterie-


sche Bau der Mauern dieses Forts mit festgestampfter Erde ist von großer
Widerstandsfähigkeit, so daß die Kugel nur wenig darauf wirkt. Die äußere
Mauer war von einem Graben umgeben und mit Geschützen von schwerem
Kaliber besehe. Dieselben feuerten durch Schießscharten, welche zum Theil aus
Erdsäckcn gebaut waren und die Vertheidiger vollständig deckten. Rechts, ein
wenig hinter Guadalupe liegt ein zweites Fort, Namens San-Loretto, welches
Guadalupe flankirt und von der Ebene aus nicht zu sehen ist.

General Zaragoza war am 3. Mai in Puebla angekommen, hatte die
Vertheidigungswerke von Loretto und Guadalupe, sowie die der Stadt selbst
noch ausbessern lassen und dem General Negrctc, der für einen der besten
Offiziere des mexicanischen Heeres gilt, mit seiner 1200 Mann starken Division
die Vertheidigung der beiden Werke übertrage». Drei Angriffscolonncn von
je 1000 bis 1200 Mann, eine Cavallericcolvnne von 500 Pferden und eine
Batterie wurden zwischen den beiden Forts aufgestellt; den Nest seiner Truppen
hatte Zaragoza aus die Front seiner Stellung vertheilt und seine zahlreiche
Artillerie in den Zwischcnrciumcn seiner Bataillone ausgestellt. Zwei Brigaden
standen außerdem auf den Straßen von Atlixco und Matamoras, um den „Ne-
accionarios" entgegenzutreten, wenn diese es etwa versuchen sollten, den An¬
griff der Franzosen zu unterstützen, und die Bevölkerung von Puebla wurde
von den Truppen so in Schach gehalten und war dergestalt unter die Kanonen
des Platzes gestellt, daß es ihr unmöglich gewesen wäre, die geringste Diversion
zu Gunsten der Franzosen zu machen, hätte sie auch diese Absicht gehabt, wie
man das vielleicht etwas zu leichtsinnig dem General de Lorcncez versichert
hatte.

Nachdem die Franzosen die feindliche Stellung recognoscirt, und die Trup¬
pen den Kaffee genossen hatten, bildete Lorencez um '/2I2 Uhr aus zwei Ba¬
taillonen Zuaven und zehn Geschützen seine Angriffscolonne. Die Fuhrwerke
wurden zusammengefahren, und das 99. Linicnregiment und vier Compagnien
Marineinfanterie mit ihrem Schutze beauftragt, die Cavallerie aber zwischen
den Fuhrwerken und der Angriffscolonne aufgestellt. Diese wandte sich rechts,
um die Stellung von Guadalupe auf zugänglichen Abhängen angreifen zu kön¬
nen. Die beiden Batterien rückten bis an den Fuß 5n Höhe so nahe als
möglich vor und eröffneten ihr Feuer auf 2200 Meter (2730 Schritte); später
zogen sie sich noch weiter rechts, um die Face, welche die Zucken stürmen
sollten, directer fassen zu können. Die Gestaltung des Terrains mach^ es der
Artillerie jedoch unmöglich, eine gangbare Bresche herzustellen, und da Loren¬
cez keinen Belagerungstrain besaß, entschloß er sich zu einem gewaltsamen An¬
griffe. Die Zuaven standen schon aus der Mitte des Abhangs zum Losstürzen
bereit; vier Compagnien Fußjäger sollten die Abhänge links von ihnen er¬
klettern, um so die Aufmerksamkeit des Feindes zu theilen. Ein Marineinfanterie-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/104>, abgerufen am 27.09.2024.