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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Schnurrbart wachsen; dabei sprach er geheimnißvoll von einem Erdrückungs
Plan (erusdilig-plair) welcher der Rebellion sehr bald auf freundliche"!
Wege ein Ende machen und Blutvergießen vermeiden werde. Me Clellan war
"unser Mann!"

Unterdeß waren die Conflicte in Missouri ausgebrochen und nach mehren
schnellen Wechseln Fremont an die Spitze des westlichen Departements gestellt
worden; der tapfere Lyons war bei Springfield gefallen, und Sigel hatte auf
dem bekannten Rückzug seine ersten Lorbeer" gepflückt. In Frcmonts Depar¬
tement war der Zulauf von Sklaven noch weit bedeutender als irgendwo
anders, und er trat, um der, ungewissen Halbheit ein Ende zu machen, am
8. August 1861 mit seiner berühmten Proclamation auf, worin er senden Skla¬
ven innerhalb seiner Linien als Eigenthum des Feindes, welches
er jenemnehmcn müsse, jedoch selbst nicht als solches verwerthen
könne, für frei erklärte. Diese Proclamation erregte in Washington eine furchtbare
Entrüstung. Der schwache Präsident wagte nicht, seinen Prvsklaverei-Rathgebern
zu widersprechen, desavouirte Fremont, zwang ihn zum Rücktritt und machte
somit auch dem erfolgreichen Feldzuge in, Westen ein Ende. Fremonts Nach¬
folger Halleck gab den ganzen Südwesten Missouri's wieder preis, verbot aber
jedem Sklaven, seine Linien zu überschreiten, war also "der -- Die
Ausdehnung des westlichen Departements wurde einstweilen zu bedeutend nul)
die Errichtung eines dritten, des Mississippi-Departements, nothwendig, welches
in Kairo, am Zusammenfluß des Mississippi und Ohio sein Hauptquartier hatte,
und mit Kanonenbooten auf jenen beiden Strömen und deren Nebenflüssen
operirte. Die Erfolge dieses Departements in Kentucky und Tennessee bilden
die einzige erfrischende Oase in dieser strategischen Wüste, sowie später die all-
mälige Eroberung des Mississippi die Zweckmäßigkeit seiner Leistungen und die
Kühnheit seiner Führer aufs deutlichste bekundete.

Während dies im Westen geschah und am Potomac immer noch die etwas
langweilige napoleonide spielte, sing die Flotte, welche ebenfalls fast aus Nichts
geschaffen worden war, ,im Osten an, eine sehr wirksame Thätigkeit zu ent¬
wickeln. Man hatte im Kriegsministerium den nicht unweisen Plan gefaßt



') Frank Blair von Missouri, früher Frcmonts Freund, gab sich durch seinen Vater, den
Gcneralpostineister Blair in Washington, besondere Mühe, eine Anklogcactc gegen jenen anhän¬
gig zu machen. Jessi" Benton Fremont, die bekannte Frau des Generals, befand sich zu jener
Zeit in der Hauptstadt und übernahm mit ihrer charakteristisch-geistreichen Freimüthigkeit die
Vertheidigung ihres Gemahls in diplomatischen Zirkeln. Als sie eines Tages dem alten Blair
ziemlich heftig ihre Meinung über sein und seines Sohnes Benehmen gesagt hatte, schloß
dieser: "Mink, Airs. I'remont, va,u in^Ks iriM, dut "Iso uomirlco tkvin," -- I ng.of
8hör oro ok ^"ur mÄlciriA, M>> Lliur", antwortete Jessen mit einer sarkastischen Verbeugung
"but I roulai riMsr ü-äviss xon, to huit dirs lnisinsss."

Schnurrbart wachsen; dabei sprach er geheimnißvoll von einem Erdrückungs
Plan (erusdilig-plair) welcher der Rebellion sehr bald auf freundliche»!
Wege ein Ende machen und Blutvergießen vermeiden werde. Me Clellan war
„unser Mann!"

Unterdeß waren die Conflicte in Missouri ausgebrochen und nach mehren
schnellen Wechseln Fremont an die Spitze des westlichen Departements gestellt
worden; der tapfere Lyons war bei Springfield gefallen, und Sigel hatte auf
dem bekannten Rückzug seine ersten Lorbeer» gepflückt. In Frcmonts Depar¬
tement war der Zulauf von Sklaven noch weit bedeutender als irgendwo
anders, und er trat, um der, ungewissen Halbheit ein Ende zu machen, am
8. August 1861 mit seiner berühmten Proclamation auf, worin er senden Skla¬
ven innerhalb seiner Linien als Eigenthum des Feindes, welches
er jenemnehmcn müsse, jedoch selbst nicht als solches verwerthen
könne, für frei erklärte. Diese Proclamation erregte in Washington eine furchtbare
Entrüstung. Der schwache Präsident wagte nicht, seinen Prvsklaverei-Rathgebern
zu widersprechen, desavouirte Fremont, zwang ihn zum Rücktritt und machte
somit auch dem erfolgreichen Feldzuge in, Westen ein Ende. Fremonts Nach¬
folger Halleck gab den ganzen Südwesten Missouri's wieder preis, verbot aber
jedem Sklaven, seine Linien zu überschreiten, war also „der — Die
Ausdehnung des westlichen Departements wurde einstweilen zu bedeutend nul)
die Errichtung eines dritten, des Mississippi-Departements, nothwendig, welches
in Kairo, am Zusammenfluß des Mississippi und Ohio sein Hauptquartier hatte,
und mit Kanonenbooten auf jenen beiden Strömen und deren Nebenflüssen
operirte. Die Erfolge dieses Departements in Kentucky und Tennessee bilden
die einzige erfrischende Oase in dieser strategischen Wüste, sowie später die all-
mälige Eroberung des Mississippi die Zweckmäßigkeit seiner Leistungen und die
Kühnheit seiner Führer aufs deutlichste bekundete.

Während dies im Westen geschah und am Potomac immer noch die etwas
langweilige napoleonide spielte, sing die Flotte, welche ebenfalls fast aus Nichts
geschaffen worden war, ,im Osten an, eine sehr wirksame Thätigkeit zu ent¬
wickeln. Man hatte im Kriegsministerium den nicht unweisen Plan gefaßt



') Frank Blair von Missouri, früher Frcmonts Freund, gab sich durch seinen Vater, den
Gcneralpostineister Blair in Washington, besondere Mühe, eine Anklogcactc gegen jenen anhän¬
gig zu machen. Jessi« Benton Fremont, die bekannte Frau des Generals, befand sich zu jener
Zeit in der Hauptstadt und übernahm mit ihrer charakteristisch-geistreichen Freimüthigkeit die
Vertheidigung ihres Gemahls in diplomatischen Zirkeln. Als sie eines Tages dem alten Blair
ziemlich heftig ihre Meinung über sein und seines Sohnes Benehmen gesagt hatte, schloß
dieser: „Mink, Airs. I'remont, va,u in^Ks iriM, dut »Iso uomirlco tkvin," — I ng.of
8hör oro ok ^»ur mÄlciriA, M>> Lliur", antwortete Jessen mit einer sarkastischen Verbeugung
„but I roulai riMsr ü-äviss xon, to huit dirs lnisinsss."
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/94>, abgerufen am 27.09.2024.