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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Keyes und Porter am Jamesriver eingetroffen und hatten sich mit den Kanonen¬
booten in Verbindung gehest. Der Convoi war dieser Bewegung auf verschie¬
denen Wegen gefolgt, welche Neger, die man als Wegweiser mitgenommen,
gezeigt hatten. Das Schwerste war vollbracht. Aber man durfte nicht zweifeln,
daß der Feind von Neuem versuchen würde, den Rückzug der Armee zu stören.
Auch der Obergeneral nahm zu rechter Zeit seine Maßregeln. Er ließ Summer
und Franklin zurück, um die Uebergänge über den White Oak Swamp zu ver¬
theidigen und stellte Heintzelmann mit den Divisionen Hooker, Kearney. Sedg-
wick und Mac Call quer über den Punkt, wo die verschiedenen von Richmond
kommenden Straßen zusammentreffen. Unter dem Schutz dieser Truppen erreichte
der Convoi Zelt Jamesriver gerade in dem Augenblick, wo die mit Munition
und Proviant beladenen Transportschiffe sammt den Hospitalschiffen, die zehn
Tage vorher dahin abgeschickt worden, von Fort Monroe eintrafen.

"Während dieser Zeit waren Franklin und Summer am White Oak Swamp
lebhaft angegriffen worden, und etwas später erfolgte auch auf Heintzelmann
bei Croß Roads ein Angriff. Jene zogen sich Schritt für Schritt zurück. Dieser
kämpfte mit seinen verschiedenen Divisionen mit-wechselndem Glück. Die Divi¬
sion Mac Call hatte stark zu leiden und verlor ihren Chef, der in Gefangen¬
schaft geriech. Aber Hooker und Kearney kamen zu Hülfe, warfen den Feind
zurück und brachten ihm schwere Verluste bei. Endlich scheiterte eine letzte gegen
- Porter gerichtete Attacke vollständig an dem combinirten Feuer der Feldartillerie
und der Schiffe.

Die von Porter eingenommene Stellung an einem Punkte, der von den
Einen Malvern Hill, von den Andern Turkey Bent genannt wird, war
vortrefflich. Es war eine offne Hochfläche, welche sich in sanftem Abfall nach
den Straßen senkte, auf welchen der Feind hervorbrechen mußte. Der linke
Flügel lehnte sich an den Fluß, auf dem sich der Monitor, die Helena und die
Kanonenboote befanden. Die Bundestruppen hatten also von dieser Seite
nichts zu fürchten und somit auch nur eine ihrer Flanken zu sichern, die leicht
durch Schanzen und Verhaue zu decken war. Am 30. Abends standen alle
Divisionen in dieser starken Stellung, das ganze Gepäck und der Belagerungs¬
park waren hier in Sicherheit gebracht. Die Armee endlich befand sich in Ver¬
bindung mit den Transportschiffen und den Mitteln der Verproviantirung.
Die große und kühne Bewegung, durch welche sie einer schweren Gefahr entgangen
war und eine unhaltbare Operationsbasis mit einer sicheren vertauscht hatte, war
gelungen. Aber die Truppen waren durch diesen fünftägigen Rückzug, auf dem
sie unablässig marschirt und gekämpft hatten, erschöpft. Dazu kam eine grau¬
same Hitze, von der viele wie vom Blitz getroffen zusammenstürzten, andere die
Reihen verließen, um sich der Masse der Kranken und Verwundeten anzuschließen,
welche dem Heer so gut es gehen wollte folgten. Ohne Zweifel gab es was-


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Keyes und Porter am Jamesriver eingetroffen und hatten sich mit den Kanonen¬
booten in Verbindung gehest. Der Convoi war dieser Bewegung auf verschie¬
denen Wegen gefolgt, welche Neger, die man als Wegweiser mitgenommen,
gezeigt hatten. Das Schwerste war vollbracht. Aber man durfte nicht zweifeln,
daß der Feind von Neuem versuchen würde, den Rückzug der Armee zu stören.
Auch der Obergeneral nahm zu rechter Zeit seine Maßregeln. Er ließ Summer
und Franklin zurück, um die Uebergänge über den White Oak Swamp zu ver¬
theidigen und stellte Heintzelmann mit den Divisionen Hooker, Kearney. Sedg-
wick und Mac Call quer über den Punkt, wo die verschiedenen von Richmond
kommenden Straßen zusammentreffen. Unter dem Schutz dieser Truppen erreichte
der Convoi Zelt Jamesriver gerade in dem Augenblick, wo die mit Munition
und Proviant beladenen Transportschiffe sammt den Hospitalschiffen, die zehn
Tage vorher dahin abgeschickt worden, von Fort Monroe eintrafen.

„Während dieser Zeit waren Franklin und Summer am White Oak Swamp
lebhaft angegriffen worden, und etwas später erfolgte auch auf Heintzelmann
bei Croß Roads ein Angriff. Jene zogen sich Schritt für Schritt zurück. Dieser
kämpfte mit seinen verschiedenen Divisionen mit-wechselndem Glück. Die Divi¬
sion Mac Call hatte stark zu leiden und verlor ihren Chef, der in Gefangen¬
schaft geriech. Aber Hooker und Kearney kamen zu Hülfe, warfen den Feind
zurück und brachten ihm schwere Verluste bei. Endlich scheiterte eine letzte gegen
- Porter gerichtete Attacke vollständig an dem combinirten Feuer der Feldartillerie
und der Schiffe.

Die von Porter eingenommene Stellung an einem Punkte, der von den
Einen Malvern Hill, von den Andern Turkey Bent genannt wird, war
vortrefflich. Es war eine offne Hochfläche, welche sich in sanftem Abfall nach
den Straßen senkte, auf welchen der Feind hervorbrechen mußte. Der linke
Flügel lehnte sich an den Fluß, auf dem sich der Monitor, die Helena und die
Kanonenboote befanden. Die Bundestruppen hatten also von dieser Seite
nichts zu fürchten und somit auch nur eine ihrer Flanken zu sichern, die leicht
durch Schanzen und Verhaue zu decken war. Am 30. Abends standen alle
Divisionen in dieser starken Stellung, das ganze Gepäck und der Belagerungs¬
park waren hier in Sicherheit gebracht. Die Armee endlich befand sich in Ver¬
bindung mit den Transportschiffen und den Mitteln der Verproviantirung.
Die große und kühne Bewegung, durch welche sie einer schweren Gefahr entgangen
war und eine unhaltbare Operationsbasis mit einer sicheren vertauscht hatte, war
gelungen. Aber die Truppen waren durch diesen fünftägigen Rückzug, auf dem
sie unablässig marschirt und gekämpft hatten, erschöpft. Dazu kam eine grau¬
same Hitze, von der viele wie vom Blitz getroffen zusammenstürzten, andere die
Reihen verließen, um sich der Masse der Kranken und Verwundeten anzuschließen,
welche dem Heer so gut es gehen wollte folgten. Ohne Zweifel gab es was-


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[0479] Keyes und Porter am Jamesriver eingetroffen und hatten sich mit den Kanonen¬ booten in Verbindung gehest. Der Convoi war dieser Bewegung auf verschie¬ denen Wegen gefolgt, welche Neger, die man als Wegweiser mitgenommen, gezeigt hatten. Das Schwerste war vollbracht. Aber man durfte nicht zweifeln, daß der Feind von Neuem versuchen würde, den Rückzug der Armee zu stören. Auch der Obergeneral nahm zu rechter Zeit seine Maßregeln. Er ließ Summer und Franklin zurück, um die Uebergänge über den White Oak Swamp zu ver¬ theidigen und stellte Heintzelmann mit den Divisionen Hooker, Kearney. Sedg- wick und Mac Call quer über den Punkt, wo die verschiedenen von Richmond kommenden Straßen zusammentreffen. Unter dem Schutz dieser Truppen erreichte der Convoi Zelt Jamesriver gerade in dem Augenblick, wo die mit Munition und Proviant beladenen Transportschiffe sammt den Hospitalschiffen, die zehn Tage vorher dahin abgeschickt worden, von Fort Monroe eintrafen. „Während dieser Zeit waren Franklin und Summer am White Oak Swamp lebhaft angegriffen worden, und etwas später erfolgte auch auf Heintzelmann bei Croß Roads ein Angriff. Jene zogen sich Schritt für Schritt zurück. Dieser kämpfte mit seinen verschiedenen Divisionen mit-wechselndem Glück. Die Divi¬ sion Mac Call hatte stark zu leiden und verlor ihren Chef, der in Gefangen¬ schaft geriech. Aber Hooker und Kearney kamen zu Hülfe, warfen den Feind zurück und brachten ihm schwere Verluste bei. Endlich scheiterte eine letzte gegen - Porter gerichtete Attacke vollständig an dem combinirten Feuer der Feldartillerie und der Schiffe. Die von Porter eingenommene Stellung an einem Punkte, der von den Einen Malvern Hill, von den Andern Turkey Bent genannt wird, war vortrefflich. Es war eine offne Hochfläche, welche sich in sanftem Abfall nach den Straßen senkte, auf welchen der Feind hervorbrechen mußte. Der linke Flügel lehnte sich an den Fluß, auf dem sich der Monitor, die Helena und die Kanonenboote befanden. Die Bundestruppen hatten also von dieser Seite nichts zu fürchten und somit auch nur eine ihrer Flanken zu sichern, die leicht durch Schanzen und Verhaue zu decken war. Am 30. Abends standen alle Divisionen in dieser starken Stellung, das ganze Gepäck und der Belagerungs¬ park waren hier in Sicherheit gebracht. Die Armee endlich befand sich in Ver¬ bindung mit den Transportschiffen und den Mitteln der Verproviantirung. Die große und kühne Bewegung, durch welche sie einer schweren Gefahr entgangen war und eine unhaltbare Operationsbasis mit einer sicheren vertauscht hatte, war gelungen. Aber die Truppen waren durch diesen fünftägigen Rückzug, auf dem sie unablässig marschirt und gekämpft hatten, erschöpft. Dazu kam eine grau¬ same Hitze, von der viele wie vom Blitz getroffen zusammenstürzten, andere die Reihen verließen, um sich der Masse der Kranken und Verwundeten anzuschließen, welche dem Heer so gut es gehen wollte folgten. Ohne Zweifel gab es was- 59*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/479>, abgerufen am 27.09.2024.