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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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beladnen Fahrzeuge nach City Point am Jamesriver zu beordern. Nachdem
dies geschehen, bemühte sich General Mac Clellan eine allgemeine Action auf
dem Terrain zwischen seiner Armee und Richmond herbeizuführen, welches er
durch fleißiges Recognosciren gründlich kennen gelernt hatte. Seine Beobach¬
tungen hatten ihn gelehrt, daß der Feind nicht müßig war und gerade da,
wo man es am wenigsten wünschen sonnte, Schanzen mit schwerem Geschütz
errichtet hatte.

Trotzdem begann das Bundesheer am 24. Juni den Angriff. General
Hooker erhielt den Befehl, eine Meile weit bis zu einer großen Waldblöße auf
den, geraden Wege nach Richmond vorzurücken. Man dachte so, wenn der
Feind Widerstand leiste, die Schlacht von Fairoaks auf demselben Terrain wieder
aufzunehmen, aber jetzt, wo alle Brücken fertig waren, unter Mitwirkung des
gesammten Heeres. Wurde die Herausforderung nicht angenommen, so hatte
man doch einen Schritt vorwärts gethan, am nächsten Tage sollte dann ein
zweiter folgen und sofort bis vor die Thore Richmonds. In Betreff des Ue-
brigen verließ man sich auf seinen guten Stern. Hooker griff entschlossen an
und führte, von den Brigadegeneralen Grover und sinlich tapfer unterstützt,
die ihm befohlene Bewegung mit einem Verlust von 4--500 Mann aus.
Aber während dieses Kampfes waren wichtige Nachrichten eingetroffen. Die
Deserteure, die flüchtigen Neger, der Telegraph von Washington, sonst so nüch¬
tern, alle vereinigten sich in derselben Mittheilung. Beauregard war von Co.
rinth eingetroffen, Jackson auf dem Wege nach Hannover-Courthouse, um sich
der Uorkriver-Eisenbahn zu bemächtigen. Verstärkt durch die Division Whiting
konnte sein Heer 30.000 Mann zählen. Seine Ueberzahl benutzend, bot der
Feind jetzt eine Schlacke auf beiden Seiten des Chikahominy an, und zwar
hatte er dabei alle Aussichten den Sieg davon zu tragen. An eine Fortsetzung
der Bewegung gegen Richmond war also bei der Potomac-Armee nicht mehr
zu denken.

Mac Clellans Truppen standen noch in derselben Position, wie bei der
Schlacht von Fairoaks, nur jetzt durch Brücken mit einander in Verbindung
gesetzt. Das Gros, acht Divisionen, die indeß sehr geschwächt waren, bildete
den linken Schenkel des V*). d. h. es befand sich auf dem rechten Ufer des
Chikahominy, und zwar in Verschanzungen, welche nach Richmond hinsahen,
und es hatte, ebenfalls in verschanzter Stellung, die Hauptmasse der Feinde vor
sich. Mf dem rechten Schenkel des V, d. h. auf dem linken Ufer des Flusses
stand der General Fitz-John Porter mit zwei Divisionen und der Reserve der
Regularen, und gegen ihn rückten Jackson und das diesem von Richmond ent-



") Vergleiche den zweiten Artikel in voriger Nummer.

beladnen Fahrzeuge nach City Point am Jamesriver zu beordern. Nachdem
dies geschehen, bemühte sich General Mac Clellan eine allgemeine Action auf
dem Terrain zwischen seiner Armee und Richmond herbeizuführen, welches er
durch fleißiges Recognosciren gründlich kennen gelernt hatte. Seine Beobach¬
tungen hatten ihn gelehrt, daß der Feind nicht müßig war und gerade da,
wo man es am wenigsten wünschen sonnte, Schanzen mit schwerem Geschütz
errichtet hatte.

Trotzdem begann das Bundesheer am 24. Juni den Angriff. General
Hooker erhielt den Befehl, eine Meile weit bis zu einer großen Waldblöße auf
den, geraden Wege nach Richmond vorzurücken. Man dachte so, wenn der
Feind Widerstand leiste, die Schlacht von Fairoaks auf demselben Terrain wieder
aufzunehmen, aber jetzt, wo alle Brücken fertig waren, unter Mitwirkung des
gesammten Heeres. Wurde die Herausforderung nicht angenommen, so hatte
man doch einen Schritt vorwärts gethan, am nächsten Tage sollte dann ein
zweiter folgen und sofort bis vor die Thore Richmonds. In Betreff des Ue-
brigen verließ man sich auf seinen guten Stern. Hooker griff entschlossen an
und führte, von den Brigadegeneralen Grover und sinlich tapfer unterstützt,
die ihm befohlene Bewegung mit einem Verlust von 4—500 Mann aus.
Aber während dieses Kampfes waren wichtige Nachrichten eingetroffen. Die
Deserteure, die flüchtigen Neger, der Telegraph von Washington, sonst so nüch¬
tern, alle vereinigten sich in derselben Mittheilung. Beauregard war von Co.
rinth eingetroffen, Jackson auf dem Wege nach Hannover-Courthouse, um sich
der Uorkriver-Eisenbahn zu bemächtigen. Verstärkt durch die Division Whiting
konnte sein Heer 30.000 Mann zählen. Seine Ueberzahl benutzend, bot der
Feind jetzt eine Schlacke auf beiden Seiten des Chikahominy an, und zwar
hatte er dabei alle Aussichten den Sieg davon zu tragen. An eine Fortsetzung
der Bewegung gegen Richmond war also bei der Potomac-Armee nicht mehr
zu denken.

Mac Clellans Truppen standen noch in derselben Position, wie bei der
Schlacht von Fairoaks, nur jetzt durch Brücken mit einander in Verbindung
gesetzt. Das Gros, acht Divisionen, die indeß sehr geschwächt waren, bildete
den linken Schenkel des V*). d. h. es befand sich auf dem rechten Ufer des
Chikahominy, und zwar in Verschanzungen, welche nach Richmond hinsahen,
und es hatte, ebenfalls in verschanzter Stellung, die Hauptmasse der Feinde vor
sich. Mf dem rechten Schenkel des V, d. h. auf dem linken Ufer des Flusses
stand der General Fitz-John Porter mit zwei Divisionen und der Reserve der
Regularen, und gegen ihn rückten Jackson und das diesem von Richmond ent-



") Vergleiche den zweiten Artikel in voriger Nummer.
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[0474] beladnen Fahrzeuge nach City Point am Jamesriver zu beordern. Nachdem dies geschehen, bemühte sich General Mac Clellan eine allgemeine Action auf dem Terrain zwischen seiner Armee und Richmond herbeizuführen, welches er durch fleißiges Recognosciren gründlich kennen gelernt hatte. Seine Beobach¬ tungen hatten ihn gelehrt, daß der Feind nicht müßig war und gerade da, wo man es am wenigsten wünschen sonnte, Schanzen mit schwerem Geschütz errichtet hatte. Trotzdem begann das Bundesheer am 24. Juni den Angriff. General Hooker erhielt den Befehl, eine Meile weit bis zu einer großen Waldblöße auf den, geraden Wege nach Richmond vorzurücken. Man dachte so, wenn der Feind Widerstand leiste, die Schlacht von Fairoaks auf demselben Terrain wieder aufzunehmen, aber jetzt, wo alle Brücken fertig waren, unter Mitwirkung des gesammten Heeres. Wurde die Herausforderung nicht angenommen, so hatte man doch einen Schritt vorwärts gethan, am nächsten Tage sollte dann ein zweiter folgen und sofort bis vor die Thore Richmonds. In Betreff des Ue- brigen verließ man sich auf seinen guten Stern. Hooker griff entschlossen an und führte, von den Brigadegeneralen Grover und sinlich tapfer unterstützt, die ihm befohlene Bewegung mit einem Verlust von 4—500 Mann aus. Aber während dieses Kampfes waren wichtige Nachrichten eingetroffen. Die Deserteure, die flüchtigen Neger, der Telegraph von Washington, sonst so nüch¬ tern, alle vereinigten sich in derselben Mittheilung. Beauregard war von Co. rinth eingetroffen, Jackson auf dem Wege nach Hannover-Courthouse, um sich der Uorkriver-Eisenbahn zu bemächtigen. Verstärkt durch die Division Whiting konnte sein Heer 30.000 Mann zählen. Seine Ueberzahl benutzend, bot der Feind jetzt eine Schlacke auf beiden Seiten des Chikahominy an, und zwar hatte er dabei alle Aussichten den Sieg davon zu tragen. An eine Fortsetzung der Bewegung gegen Richmond war also bei der Potomac-Armee nicht mehr zu denken. Mac Clellans Truppen standen noch in derselben Position, wie bei der Schlacht von Fairoaks, nur jetzt durch Brücken mit einander in Verbindung gesetzt. Das Gros, acht Divisionen, die indeß sehr geschwächt waren, bildete den linken Schenkel des V*). d. h. es befand sich auf dem rechten Ufer des Chikahominy, und zwar in Verschanzungen, welche nach Richmond hinsahen, und es hatte, ebenfalls in verschanzter Stellung, die Hauptmasse der Feinde vor sich. Mf dem rechten Schenkel des V, d. h. auf dem linken Ufer des Flusses stand der General Fitz-John Porter mit zwei Divisionen und der Reserve der Regularen, und gegen ihn rückten Jackson und das diesem von Richmond ent- ") Vergleiche den zweiten Artikel in voriger Nummer.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/474>, abgerufen am 27.09.2024.