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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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nach Westen ein Theil von Edisto, nach Nordwesten und Norden Hilton Head,
Ladies Island und einige kleinere Inseln die Grenze bilden. Mehre natür¬
liche Kanäle führen zu den mehr im Innern gelegenen Plätzen und ermöglichen
dem Erfahrenen die Binnennavigation bis nach Charleston und weiter ins Land
hinein.

Die Wichtigkeit dieses Platzes wurde zuerst von einem Franzosen, einem
Prinzen von Beaufort erkannt, welcher in der Mitte des sechzehnten Jahr¬
hunderts eine französische Colonie hier ansiedelte und sowohl der nahe gelegenen
Stadt wie dem Häfen ihre jetzigen Namen gab. -- Diese Colonie blühte empor,
ohne jedoch einen genügenden Aufschwung zu nehmen, um in der kaufmännischen
Welt von hervorragender Bedeutung zu werden und begnügte sich mit einem
allerdings ziemlich ausgedehnten Küstcnhandel. Später nahm die Admiralität
des englischen, westindischen Geschwaders in Port Royal und Beaufort ihren
Sitz, bis der Platz der unumschränkten Autorität Südcarolina's, resp, der
südcarolinischen Aristokratie anheimfiel. Seitdem wurde er zum Bajae der fei¬
nen Welt Südcarolina's, und die nautischen Vorzüge desselben wurden nicht
nur nicht ausgebeutet, sondern absichtlich vernachlässigt und verringert. ,--
Allerdings war dieses Bajae reizend genug und hatte vor dem der Römer noch
die Vorzüge einer fast tropischen Vegetation, einer reichen Fauna, so wie den
nicht minder anerkennenswerther einer äußerst wohlschmeckenden Auster voraus.
Wenn die Spätsommerhitze selbst in dem schönen Beaufort zudrückend wurde;
wenn die Cabannvs und der Heidsieck nicht mehr den nöthigen Reiz aus die
müden Nerven des im äoles Kr uientv vegetirenden Pflanzers ausübten;
wenn Bilder und Eindrücke, welche Miß Mary und Miß Susan aus der
Sommersaison der nördlichen Bäder mit heim gebracht, langweilig wurden und
ihre Phantasie nicht mehr zur Genüge beschäftigten; wenn Master Edward sein
neues Pferd müde wurde, dann dachte man an Bay-Point, wo der Seewind
aus erster Hand die nach Kühlung lechzende Creatur erlabte, wo Lorbeer und
Myrrhe dichte Schatten gewährten und die spielende Woge zum Bade lud. --^
Die Boote wurden fertig gemacht, Provisionen eingelegt, Fischergercithe und
Jagdzeug nachgesehen, und dann ging's unter Scherz und Lachen den Broadriver
hinunter, um die erschlaffte Natur in der ursprünglichen Frische eines von
der Cultur unberührten Fleckchen Erde wieder aufzurütteln. Natürlich durfte
bei diesen Touren die schwarze Bedienung nicht fehlen. Sam zum Rudern,
Jenny zum Fliegenabwchren, Moll zum Kochen u. f. w. u. s. w., kurz die
Repräsentanten sämmtlicher Dienstdcpartements des Hauses mußten mit ins
Idyll, damit sich ja nicht die Hand des Aristokraten einmal mit einer gemeinen
Dienstleistung beflecke.

Die 30 englischen Meilen waren bald zurückgelegt und auf der bis¬
her so verlassenen Insel gestaltete sich für eine Zeit lang ein buntes, lu-


nach Westen ein Theil von Edisto, nach Nordwesten und Norden Hilton Head,
Ladies Island und einige kleinere Inseln die Grenze bilden. Mehre natür¬
liche Kanäle führen zu den mehr im Innern gelegenen Plätzen und ermöglichen
dem Erfahrenen die Binnennavigation bis nach Charleston und weiter ins Land
hinein.

Die Wichtigkeit dieses Platzes wurde zuerst von einem Franzosen, einem
Prinzen von Beaufort erkannt, welcher in der Mitte des sechzehnten Jahr¬
hunderts eine französische Colonie hier ansiedelte und sowohl der nahe gelegenen
Stadt wie dem Häfen ihre jetzigen Namen gab. — Diese Colonie blühte empor,
ohne jedoch einen genügenden Aufschwung zu nehmen, um in der kaufmännischen
Welt von hervorragender Bedeutung zu werden und begnügte sich mit einem
allerdings ziemlich ausgedehnten Küstcnhandel. Später nahm die Admiralität
des englischen, westindischen Geschwaders in Port Royal und Beaufort ihren
Sitz, bis der Platz der unumschränkten Autorität Südcarolina's, resp, der
südcarolinischen Aristokratie anheimfiel. Seitdem wurde er zum Bajae der fei¬
nen Welt Südcarolina's, und die nautischen Vorzüge desselben wurden nicht
nur nicht ausgebeutet, sondern absichtlich vernachlässigt und verringert. ,—
Allerdings war dieses Bajae reizend genug und hatte vor dem der Römer noch
die Vorzüge einer fast tropischen Vegetation, einer reichen Fauna, so wie den
nicht minder anerkennenswerther einer äußerst wohlschmeckenden Auster voraus.
Wenn die Spätsommerhitze selbst in dem schönen Beaufort zudrückend wurde;
wenn die Cabannvs und der Heidsieck nicht mehr den nöthigen Reiz aus die
müden Nerven des im äoles Kr uientv vegetirenden Pflanzers ausübten;
wenn Bilder und Eindrücke, welche Miß Mary und Miß Susan aus der
Sommersaison der nördlichen Bäder mit heim gebracht, langweilig wurden und
ihre Phantasie nicht mehr zur Genüge beschäftigten; wenn Master Edward sein
neues Pferd müde wurde, dann dachte man an Bay-Point, wo der Seewind
aus erster Hand die nach Kühlung lechzende Creatur erlabte, wo Lorbeer und
Myrrhe dichte Schatten gewährten und die spielende Woge zum Bade lud. —^
Die Boote wurden fertig gemacht, Provisionen eingelegt, Fischergercithe und
Jagdzeug nachgesehen, und dann ging's unter Scherz und Lachen den Broadriver
hinunter, um die erschlaffte Natur in der ursprünglichen Frische eines von
der Cultur unberührten Fleckchen Erde wieder aufzurütteln. Natürlich durfte
bei diesen Touren die schwarze Bedienung nicht fehlen. Sam zum Rudern,
Jenny zum Fliegenabwchren, Moll zum Kochen u. f. w. u. s. w., kurz die
Repräsentanten sämmtlicher Dienstdcpartements des Hauses mußten mit ins
Idyll, damit sich ja nicht die Hand des Aristokraten einmal mit einer gemeinen
Dienstleistung beflecke.

Die 30 englischen Meilen waren bald zurückgelegt und auf der bis¬
her so verlassenen Insel gestaltete sich für eine Zeit lang ein buntes, lu-


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[0154] nach Westen ein Theil von Edisto, nach Nordwesten und Norden Hilton Head, Ladies Island und einige kleinere Inseln die Grenze bilden. Mehre natür¬ liche Kanäle führen zu den mehr im Innern gelegenen Plätzen und ermöglichen dem Erfahrenen die Binnennavigation bis nach Charleston und weiter ins Land hinein. Die Wichtigkeit dieses Platzes wurde zuerst von einem Franzosen, einem Prinzen von Beaufort erkannt, welcher in der Mitte des sechzehnten Jahr¬ hunderts eine französische Colonie hier ansiedelte und sowohl der nahe gelegenen Stadt wie dem Häfen ihre jetzigen Namen gab. — Diese Colonie blühte empor, ohne jedoch einen genügenden Aufschwung zu nehmen, um in der kaufmännischen Welt von hervorragender Bedeutung zu werden und begnügte sich mit einem allerdings ziemlich ausgedehnten Küstcnhandel. Später nahm die Admiralität des englischen, westindischen Geschwaders in Port Royal und Beaufort ihren Sitz, bis der Platz der unumschränkten Autorität Südcarolina's, resp, der südcarolinischen Aristokratie anheimfiel. Seitdem wurde er zum Bajae der fei¬ nen Welt Südcarolina's, und die nautischen Vorzüge desselben wurden nicht nur nicht ausgebeutet, sondern absichtlich vernachlässigt und verringert. ,— Allerdings war dieses Bajae reizend genug und hatte vor dem der Römer noch die Vorzüge einer fast tropischen Vegetation, einer reichen Fauna, so wie den nicht minder anerkennenswerther einer äußerst wohlschmeckenden Auster voraus. Wenn die Spätsommerhitze selbst in dem schönen Beaufort zudrückend wurde; wenn die Cabannvs und der Heidsieck nicht mehr den nöthigen Reiz aus die müden Nerven des im äoles Kr uientv vegetirenden Pflanzers ausübten; wenn Bilder und Eindrücke, welche Miß Mary und Miß Susan aus der Sommersaison der nördlichen Bäder mit heim gebracht, langweilig wurden und ihre Phantasie nicht mehr zur Genüge beschäftigten; wenn Master Edward sein neues Pferd müde wurde, dann dachte man an Bay-Point, wo der Seewind aus erster Hand die nach Kühlung lechzende Creatur erlabte, wo Lorbeer und Myrrhe dichte Schatten gewährten und die spielende Woge zum Bade lud. —^ Die Boote wurden fertig gemacht, Provisionen eingelegt, Fischergercithe und Jagdzeug nachgesehen, und dann ging's unter Scherz und Lachen den Broadriver hinunter, um die erschlaffte Natur in der ursprünglichen Frische eines von der Cultur unberührten Fleckchen Erde wieder aufzurütteln. Natürlich durfte bei diesen Touren die schwarze Bedienung nicht fehlen. Sam zum Rudern, Jenny zum Fliegenabwchren, Moll zum Kochen u. f. w. u. s. w., kurz die Repräsentanten sämmtlicher Dienstdcpartements des Hauses mußten mit ins Idyll, damit sich ja nicht die Hand des Aristokraten einmal mit einer gemeinen Dienstleistung beflecke. Die 30 englischen Meilen waren bald zurückgelegt und auf der bis¬ her so verlassenen Insel gestaltete sich für eine Zeit lang ein buntes, lu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/154>, abgerufen am 27.09.2024.